Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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denke ich nur das Beste von Ihnen. Der Himmel hat Sie vor diesem Burschen bewahrt «

      »Der Himmel hat Sie geschickt, und Sie haben Michael mitgebracht. Ihnen brauche ich ja gar kein Glück mehr zu wünschen. Sie haben es schon in Gestalt einer Fee.«

      Daniel lächelte. »Und in drei Wochen wird geheiratet, damit ihr uns nicht noch zuvorkommt. Und wir hoffen sehr, dass Sie und Michael dabei sein werden.«

      Es war ihm gelungen, sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen. Sie brauchte Tilli nicht in dem erregten Zustand unter die Augen zu kommen, aber die nichtsahnende Tilli sorgte dann gleich dafür, dass sie doch wieder an Rolf denken musste.

      »Alles was recht ist«, sagte Tilli, »aber der Brugger soll jetzt endlich fern bleiben. Ich traue mich ja schon gar nicht mehr an die Tür vor Angst, dass er wieder davor stehen könnte. Mir läuft’s jedesmal kalt über, wenn ich ihn sehe.«

      »Wir werden die Gartentür absperren, Tilli, und wenn Sie es auch nicht mögen, müssen Sie halt durch die Sprechanlage fragen, wer da ist. Aber ich glaube nicht, dass er sich nochmals hier blicken lässt.«

      Zu einer weiteren Erklärung fand sie sich allerdings nicht bereit. Tilli konnte nur Vermutungen anstellen, aber sie hatte nicht solche Kombinationsgabe, dass sie sich eine Geschichte zusammenreimen konnte.

      Sie maß die Sprechanlage mit einem giftigen Blick. Sie haßte dieses neumodische Zeug, aber mit einem abgrundtiefen Seufzer entschloss sie sich doch, Gebrauch davon zu machen. Und ebenso war Trixi entschlossen, Dr. Nordens Rat zu folgen und das Haus nicht mehr allein zu verlassen.

      Allerdings waren solche Vorsichtsmaßnahmen überflüssig. Rolf Brugger hatte sich nach dem für ihn so prekären Zwischenfall entschlossen, das Feld zu räumen. Er raste bereits der Grenze zu, mit dem Ziel, die Schweiz zu erreichen und dort im Ferienhaus seiner Eltern abzuwarten, wie sich alles entwickeln würde.

      Natürlich war es eine idiotische Idee von seinem Vater gewesen, noch auf Hollenberg zu setzen. Zu dumm auch von Trixi, sich gleich so aufzuführen, hatte er doch gedacht, sie überrumpeln zu können. Und dann musste auch ausgerechnet noch dieser Norden daherkommen. Wenn der nun jetzt die Polizei auf ihn hetzte?

      Erleichtert atmete Rolf Brugger auf, als der Grenzbeamte nur einen kurzen Blick in seinen Pass warf und ihn dann weiterwinkte.

      Nach mir die Sintflut! dachte er. Vater wird sich schon irgendwie heraus­lavieren. Und schließlich gab es hier in der Schweiz auch noch ein paar dicke Konten. Wozu also die Aufregung?

      Er war aus der Gefahrenzone. Er konnte auch jetzt noch alles abschütteln. Diesen letzten Fehlschlag hätte er sich ersparen können. Gut, er hatte es probiert, weil es ihm Genugtuung bereitet hätte, sich an den Hollenbergs zu rächen, aber sollte er sich jetzt darüber noch Gedanken machen? Er war in der Schweiz, und er hatte die Taschen noch voll Geld. Und außerdem wusste er in Ascona jemanden, der ihm die Tür nicht vor der Nase zuschlagen würde.

      Da gab es ein bildschönes Haus mit einer recht reizvollen Frau. Nicht gerade taufrisch war sie, aber sie würde sich freuen, wenn er sie besuchte. Und eventuell könnte sie sogar der Rettungsanker für ihn werden.

      Ja, das war eine glänzende Idee. Rolf Brugger war schon wieder obenauf. Die Sorgen seines Vaters scherten ihn wenig und Trixis Meinung über ihn noch weniger. Echter Gefühle war er nicht fähig, nicht einmal für seine Eltern brachte er solche auf.

      Er war bereit, das Leben zu nehmen, wie es kam und das für sich Beste daraus zu machen.

      *

      Hätte Matthias Hollenberg dies alles gewusst, wäre er gewiss nicht so frohgemut, seelisch und auch körperlich gestärkt, zu seiner Frau gegangen. Stolz auf seinen tüchtigen und umsichtigen Sohn konnte er sein, und für Trixi lag die Zukunft auch in hellem Licht.

      Matthias Hollenberg war zutiefst dankbar und nicht so überheblich, sich über die Fehler, die er gemacht hatte, hinwegzusetzen. Er hatte sich täuschen und blenden lassen. Er hatte es eingesehen und gern ungeschehen gemacht. Aber man konnte das nicht einfach wegwischen. Zeit seines Lebens war er ein korrekter Mann gewesen, und er war auch mutig genug, korrekt einen Schlussstrich zu ziehen.

      Von Mann zu Mann wollte er sich mit August Brugger auseinandersetzen, aber im Augenblick war ihm seine Frau wichtiger. Er dachte, dass sie nun lange genug auf seinen Besuch gewartet haben sollte.

      Astrid hatte eine Stunde geschlafen, nachdem Trixi und Dr. Norden gegangen waren. Sie dämmerte noch ein bisschen vor sich hin, als ihr Mann kam. In ihrem Kopf arbeitete es. Er schmerzte auch ein wenig, aber Dr. Gordon hatte gesagt, dass dies ganz natürlich sei und auch immer wieder kommen würde, bis die Wunde verheilt war.

      Sie spürte, dass jemand das Zimmer betrat, und obgleich sich ihr Mann bemühte, ganz leise zu sein, erkannte sie seine Schritte.

      Wie rücksichtsvoll er sein kann, dachte sie und musste nun doch unwillkürlich lächeln, denn daheim hörte man sein Kommen schon von weitem.

      Ein wenig tyrannisch war er schon, der gute Matthias. Aber nicht bewusst und auch nicht böse. Er war eben der Herr im Hause, und sie hatte nie den Drang nach Emanzipation verspürt. Ihr hatte es immer genügt, Frau und Mutter zu sein, und sie hatte sich dabei nie unglücklich oder unausgefüllt gefühlt.

      Wieviel einem Menschen doch in so kurzer Zeit durch den Sinn gehen konnte.

      Als Astrid aber spürte, wie Matthias ganz sacht ihre Hand ergriff und seine Lippen sich zärtlich darauf legten, schlug sie die Augen auf. Sie wollte ihn sehen, sie wollte von seinem Gesicht und aus seinen Augen lesen, was er dachte und fühlte.

      »Mein Liebes, du bist ja munter«, sagte er weich, »und deine Augen lächeln schon wieder.«

      »Ihr verwöhnt mich«, sagte Astrid. »Immer ist einer von euch da, wenn ich erwache. Es ist schön.«

      »Nicht mal Blumen habe ich mitgebracht«, sagte Matthias verlegen.

      »Dr. Gordon hat das auch gar nicht gern. Blumen haben wir daheim im Garten. Ich werde sie bald wiedersehen. Für mich ist es viel wichtiger, wenn ich euch sehe. Es ist schön, dass ich es kann, Matthias. Ich bin sehr dankbar dafür.«

      »Und ich erst«, sagte er und küsste sie zärtlich.

      »Hast du dich richtig ausgeschlafen?«, fragte Astrid.

      »Den ganzen Sonntag. Es ist eine Schande, dass ich dich nicht besucht habe, aber …« Nun hätte er sich doch fast verraten. »Niemand hat mich geweckt«, sagte er rasch.

      »Und das war gut so. Ich schlafe ja auch die meiste Zeit. Ich hole alles nach, lasse mich verwöhnen, liege faul herum …«

      »Jetzt bist du aber gleich ganz still, Liebes«, fiel er ihr ins Wort. »Woher nimmst du nur die Kraft, Astrid?«

      »Aus eurer Liebe. Ich spüre es wieder, dass ihr mich liebt. Es macht mich glücklich, Matthias.«

      »Hast du daran gezweifelt, mein Liebes?«, fragte er erschüttert.

      »Es war sicher die Krankheit, diese dauernden Schmerzen. Ich kam mir so überflüssig vor, so lästig.«

      »Bitte, sag das nicht«, flüsterte Matthias. »Du beschämst mich so sehr. Ich muss dich für so viel um Vergebung bitten. Da hat man so viele Jahre miteinander gelebt und nimmt es einfach nicht ernst, wenn der andere sich quält. Ich weiß, dass es ganz anders gewesen wäre, wenn es bei mir so gewesen wäre. Ja, ich weiß es, widersprich nicht, mein Liebstes.«

      »Man weiß gar nichts, Matthias. Vielleicht hätte ich auch gedacht: Warum stellt er sich so an, warum ist er plötzlich so wehleidig. Ist es nicht so, dass man nach so vielen Jahren einen Menschen ganz zu kennen glaubt, und kennt ihn doch nicht? Wir wissen nicht, was über uns hereinbrechen kann. Man muss mit allem erst fertig werden, und es ist gut, wenn man ganz zueinander findet, nach Zweifeln, nachdem man in die Irre gegangen ist.Wir haben die schönen Tage miteinander geteilt und sind nie so recht auf die Probe gestellt worden. Und nun, mein Lieber, wollen wir nicht mehr davon sprechen. Es gibt Wichtigeres. Unsere Trixi wird ihre eigenen Wege gehen. Darüber wollen wir