Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937553
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Erregungszustand konnte er medikamentös dämpfen, aber die Ursache dazu blieb ihm verborgen und bereitete ihm Kopfzerbrechen.

      Er hatte schon am Morgen in der Villa Hollenberg angerufen, um sich nach Herrn Hollenbergs Befinden zu erkun­digen. Natürlich auch, um Trixis Stimme zu hören.

      Dort schien alles in bester Ordnung zu sein. Matthias Hollenberg war schon wieder auf den Beinen und in einer Besprechung. Er wollte danach in die Klinik kommen.

      Trixi hatte sich richtig ausgeschlafen, wie Michael es ihr ans Herz gelegt hatte. Von außen her konnten also keine beunruhigenden Nachrichten an Astrid Hollenbergs Ohren gedrungen sein. Die Angst musste wohl von innen heraus kommen.

      Ganz abwegige Gedanken be­schäf­tigten Michael. Sollte ihr gar in den Sinn gekommen sein, dass er zu alt für Trixi wäre? Es wäre wohl doch besser gewesen, erst den Genesungsprozess ab­zuwarten, bevor sie es erfuhr. Aber ges­tern abend hatte sie einen völlig ge­lösten Eindruck gemacht. Und sie hatte vorhin doch gesagt, er solle Trixi nicht im Stich lassen. So sehr er auch nachgrübelte, er fand die Lösung des Rätsels nicht.

      *

      Die Nachricht in der Zeitung, dass August Brugger sich einer Kur unterziehen müsse, stimmte nicht. Das Gerücht hatte Rolf in die Welt gesetzt, während sein Vater sich in seiner Villa verschanzt hatte, krampfhaft nach einem Ausweg aus dem Dilemma suchend. Mit sich und der Welt uneins und erbost auf seinen Sohn, den er zu beschränkt schimpfte, um eine Idee zu haben, haderte er mit seinem Schicksal.

      Rolf wollte noch immer optimistisch sein. »Du könntest ja eine Fusion eingehen, Vater«, meinte er.

      »Du Idiot, in dieser Misere findet sich doch niemand!«, schrie ihn sein Vater an.

      »Brülle nur richtig, damit man auch auf der Straße hört, dass du hier bist«, sagte Rolf, der seinen Vater nun mal von einer Seite kennenlernte, die ihm keinen Respekt mehr einflößen konnte. »Du hast alle anderen immer für dumm gehalten, und wie stehst du jetzt da?«

      Es bereitete ihm Genugtuung, seinen Vater endlich einmal aller Überheblichkeit entblößt zu sehen, aber noch nahm August Brugger nicht alles ohne Widerspruch hin.

      »Halt du deinen Mund«, fuhr er seinen Sohn an. »Du warst ja nicht mal fähig, Trixi so an dich zu binden, dass es gar kein Zurück mehr für sie geben könnte. Es ist doch sonst nicht deine

      Art, dich mit Händchenhalten zu begnügen.«

      Zuerst war Rolf völlig verblüfft. Dann lachte er heiser auf. »Ideen hast du«, brummte er.

      »Jedenfalls bessere als du. Ja, das hätte uns gerettet, aber die Nächte hast du ja lieber mit anderen verbracht.«

      »Dazu gehören immer zwei«, sagte Rolf zynisch. »Das solltest du doch wohl wissen. Trixi hätte mir gleich den Laufpass gegeben, wenn ich solches Ansinnen an sie gestellt hätte.«

      »Du hast doch wahrhaftig genug Erfahrung, um es richtig anzufangen«, knurrte August Brugger. »Warst du nicht immer der Ansicht, dass keine Frau dir widerstehen könnte? Aber wo es mal darauf angekommen wäre, zeigst du dich als Versager. Du bist ein Versager auf der ganzen Linie.«

      »Und du bist völlig übergeschnappt«, sagte Rolf. Aber in ihm begann es zu gären. Er musste plötzlich daran denken, wie Jörg ihn gestern hatte abfahren lassen. Es ging ihm auch durch den Sinn, wie Cornelia ihn behandelt hatte. So würde ihn jetzt jeder behandeln. Alle, die sich früher um ihn geschart hatten, die stets bemüht gewesen waren, mit dem jungen Brugger gesehen zu werden, die sich gar zu gern von ihm freihalten ließen, würden jetzt über ihn hinwegsehen.

      Er würde keine schnellen und teuren Autos mehr fahren können, nicht mehr die Taschen voller Geld haben, er wollte sich nicht alles noch weiter ausmalen. Kalte Wut stieg in ihm empor.

      »Von Geschäften verstehe ich nichts«, sagte er. »Du hast es mir ja oft genug vorgehalten. Aber du warst doch so supergescheit. Ich frage mich, wie dir so etwas passieren konnte. Statt herumzuzetern, solltest du nach einem Ausweg suchen. Für mich persönlich werde ich schon sehen, dass ich aus dem Dilemma herauskomme.«

      Aber er verriet nicht, dass ihm die zündende Idee von seinem Vater eingegeben worden war.

      Rolf fuhr zur Villa Hollenberg, bereit, alles auf eine Karte zu setzen.

      Tilli maß ihn mit einem vernichtenden Blick. »Es ist niemand zu Hause«, sagte sie und schlug die Tür wieder zu.

      Rolfs Zorn entfachte noch mehr. Jetzt wurde ihm die Tür sogar vor der Nase zugeschlagen. Aber nun war er erst recht nicht zur Aufgabe bereit. Er fuhr zur Klinik. Und dort sah er Trixis Volkswagen stehen. Jenen Wagen, über den er immer gespottet hatte. Er beschloss zu warten. Er hatte ja Zeit.

      Er ging zum Kiosk und kaufte sich eine Packung Zigaretten. Dann parkte er seinen Wagen so, dass er die Ausfahrt beobachten konnte. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ihm nichts einfallen würde, meinte er für sich.

      *

      Dr. Norden hatte indessen seine Sprechstunde fast beendet. Seine blendende Laune schien ansteckend zu wirken. Die Patienten verließen alle mit einem Lächeln die Praxis. Molly amüsierte sich darüber.

      Nun ging auch die letzte. Ohne jeden Zwischenfall war der Vormittag vorbeigegangen, und sie waren ziemlich früh fertig geworden.

      »Da kann ich eigentlich noch in die Klinik fahren und Frau Hollenberg einen Besuch abstatten«, sagte Daniel. »Muss doch mal sehen, wie es ihr geht.«

      Natürlich besuchte er auch andere Patienten, die er in eine Klinik einweisen musste, aber bei einem so dramatischen Fall war es verständlich, dass er schon bald einen Besuch machen wollte. Molly dachte sich jedenfalls gar nichts dabei. Sie konnte ja nicht wissen, dass ihr Dr. Norden so ganz nebenbei zwei Menschen zusammengeführt hatte.

      Daniel beschäftigte es auch, dass Michael Gordon sich so Hals über Kopf verlieben konnte. Seine Einstellung zum weiblichen Geschlecht hatte ihn nämlich schon auf den Gedanken gebracht, dass er eine unglückliche Liebe mit sich herumtrüge. Wie hätte er auch auf den Gedanken kommen sollen, dass es so ähnlich war, dass Michael eben Trixis Bild in seinem Herzen trug.

      Tanken musste Daniel vorher noch, und das tat er immer bei den Glimmers, die auch seine Patienten waren. Durch seine Aufmerksamkeit war Frau Glimmer vor einer schleichenden Krankheit bewahrt worden, und das vergaßen ihm diese braven, arbeitsamen Menschen nie. Selbstverständlich wurde er mit Freuden begrüßt, obgleich er doch wahrhaftig nicht selten kam.

      »Wie geht’s Uschi?«, erkundigte er sich. Die jungverheiratete Tochter der Glimmers erwartete ein Baby, und dass die Ehe so schnell und ohne Schwierigkeiten zustande gekommen war, war ebenfalls ein bisschen Daniels Verdienst.

      Uschi ging es gut, und sie gehe auch brav zur regelmäßigen Kontrolluntersuchung, wurde ihm versichert. Dass Dr. Norden selten Zeit für einen längeren Plausch hatte, wusste man schon. Und bis der Tank gefüllt war, hatte man das Wichtigste berichtet.

      Dann ging es also weiter zur Klinik. Rein zufällig und weil nicht viel Verkehr war, sah er Rolf Brugger vom Kiosk her über die Straße kommen.

      Daniels Augenbrauen schoben sich zusammen. Hoppla, dachte er, was soll denn das bedeuten?Was macht der Bursche hier? Es konnte doch wohl kaum möglich sein, dass Trixi sich jetzt noch mit ihm traf. Oder doch? Daniel fuhr ganz langsam und beobachtete, wie Rolf sich wieder in seinen Wagen setzte. Er wartete also!

      Ihm kam das schon recht merkwürdig vor. Obgleich er sich sagte, dass ihn das gar nichts anginge, wurde er den Gedanken nicht los, auch nicht, als er mit Michael sprach, der gerade ein paar Minuten Zeit hatte.

      »Wollte mal kurz Frau Hollenberg besuchen«, erklärte Daniel sein Kommen. »Wie geht es ihr?«

      »Schwankend. Gestern besser, heute wieder etwas schlechter«, erwiderte Michael.

      »Und wie geht es dir?«, fragte Daniel.

      Michael lächelte verlegen. »Dir kommt es wohl komisch vor, dass ich gestern bei Trixi war?«, fragte er. »Du bekommst später mal ein ganz besonderes Dankeschön