Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951474
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hochgewachsen wie der Bruder, mit ernstem hübschem Gesicht und dunklem Haar. Hastig band sie sich die Schürze ab und lief zur Station.

      Keuchend kam sie an, als der Zug schon in der Ferne herandonnerte.

      »Jonny!«

      Es war kein Ruf, eher ein Schrei, halberstickt.

      Das Mädchen war unten vor der Rampe stehengeblieben.

      Der Kopf des Burschen flog herum. Unwillig zog er die Brauen zusammen.

      »Was willst du?«

      Lizzy stieg zu ihm hinauf und sagte immer noch Atem ringend:

      »Du willst weg?«

      Tancred blickte den Schienenstrand entlang, dem Zug entgegen.

      Da ergriff das Mädchen seinen Arm.

      »Jonny«, brachte sie mit belegter Stimme hervor, »sag es mir. Du weißt doch, daß ich dich liebe, daß ich nur dich noch habe, seit auch der Vater gestorben ist…« Ihre Stimme brach ab. Sie hatte große Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

      »Laß mich in Ruhe!« knurrte der Mann.

      »Bitte…«

      »Da hinten kommt der Zug.«

      »Jonny«, bat sie.

      »Was willst du eigentlich?«

      »Bleib hier. Es war etwas auf der Ranch, ich weiß nicht, was, aber Elly Faradys Bruder hat erzählt, daß ein neuer Vormann da ist, der dich nicht mag.«

      »Ich mochte ihn nicht«, verbesserte der Horseman.

      »Es ist doch einerlei, Jonny. Deshalb brauchst du doch nicht wegzufahren! Wohin willst du denn?«

      »Nach Westen.«

      »Ich flehe dich an, bleib doch hier. Mr. Bella hat gesagt, daß er dich sofort wieder nähme, wenn du bei ihm arbeiten wolltest. Und Mary…«

      »Sei still!« herrschte er sie an.

      Mary Bella war seine Freundin gewesen. Aber der rauhe, ungebärdige Bursche hatte sich mit ihr nicht vertragen können.

      Der Zug kam näher.

      »Jonny, bitte, bleib hier. Du hast hier dein Zuhause. Es ist doch dein Haus, Vater hat es gesagt, als er die Augen schloß. Wenn du willst, räume ich auch mein Zimmer. Ich kann zu Fleetheads ziehen, zu Ginger Fleethead…« Da arbeitete sie.

      »Du bist verrückt«, fuhr der Mann sie an. »Sei froh, daß du ein eigenes Dach über dem Kopf hast. Wenn es auch nur ein windschiefer, wertloser Schuppen ist, in dem du lebst, es ist ein Haus und ich schenke es dir…«

      »Das kannst du gar nicht. Vater hat es dir vermacht und…«

      Er hatte sich ihr schroff zugewandt.

      »Geh!«

      In seinen Augen funkelte der Zorn.

      Da öffnete sie ihre Linke, die sie bis jetzt zusammengeballt hatte, nahm mehrere Geldscheine heraus und steckte sie ihrem Bruder in die Tasche.

      Dann lief sie weg.

      Der Bursche schickte ihr keinen Blick nach.

      Stampfend, stoßend und rumpelnd rollte der Zug auf die Station.

      Tancred bestieg den vorletzten Wagen, nahm auf der Seite Platz, die der Station abgekehrt war und blickte auf den Fluß hinunter.

      Da unten war das Ufer von Fort Thomas, wo er als Junge gespielt hatte, mit Liz…

      Liz! Sie hatte ihm all ihr erspartes Geld mitgegeben.

      Der Zug fuhr an.

      Langsam erhob sich der Bursche und trat an das gegenüberliegende Fenster.

      Da unten stand sie vor der Rampe und hob die Hand.

      Tränen blickten in ihren Augen.

      Aber der Mann rührte sich nicht; er sah sie unverwandt an und ging dann auf seinen Platz zurück.

      Der Horseman John Tancred sollte seine Heimat nie wiedersehen…

      *

      Es war eine lange Fahrt, von Ohio durch Indiana und Süd-Illionois nach Missouri.

      In St. Louis verließ er den Zug und hatte einen Tag Zeit, bis er weiterfahren konnte, hinein ins Land.

      St. Louis war das Tor zum Goldenen Westen, wie es sich nannte, die letzte Stadt des Ostens – und zugleich die erste des Westens.

      Tancred dachte nicht daran, eines der großen Boardinghäuser aufzusuchen, um da zu übernachten; er schlief im Warteraum der großen Station.

      Es war kalt hier im Westen. Das Klima war für den Dezember schon sehr winterlich.

      Reglos hockte der Ohioman in einer Ecke der Wartehalle und blickte unter dem tief ins Gesicht gezogenen Hutrand hervor auf die Menschen, die die Halle durchquerten, miteinander sprachen, Fahrkarten lösten und sich wieder durch eine der beiden Türen davonmachten.

      Gegen neun Uhr am nächsten Vormittag sollte der Zug abfahren.

      Um sieben verließ Tancred die Stationshalle und kaufte sich bei einem Bäcker ein Stück Brot. In einer Teestube trank er eine Schale dünnen Tees und ging dann zum Mississippi hinunter.

      Große Radschaufeldampfer, die mit drei Decks bestückt waren, lagen an den Landungsstegen. Drüben zogen rauchende Steamer vor-über.

      Der Mann aus Ohio blickte auf den großen Fluß hinaus.

      Um halb neun ging er wieder zur Station zurück.

      Der Zug nach dem Westen kam kurz vor neun. Der Horseman stieg mit den anderen Reisenden ein.

      Kurz vor Abfahrt des Zuges sah er noch einen Mann aus der Halle kommen, der ohne Hast auf die Waggons zuging und in den Wagen einstieg, in dem der Ohioman saß.

      Gleich drauf erschien er in der Bankreihe bei Tancred und ließ sich ihm gegenüber nieder.

      Er war ein Mann in den Fünfzigern, gut gekleidet, mit grauem Haar und sauber gestutztem Bart. Er hatte ein rötliches Gesicht, das von scharfen Falten gezeichnet war.

      Der Mann wirkte wohl älter, als er war, und die Lider, die schlaff an den Außenwinkeln über die Augen hingen, machte ihn nicht eben jünger.

      Auf den Horseman machte er einen sauberen, guten Eindruck.

      Er nickte ihm zu und schob sich in die gegenüberliegende Fensterecke.

      Der Zug hatte die Station verlassen und wollte über Clayton dem Missouri entgegen.

      Tancred starrte mit ausdruckslosen Augen auf die vorüberziehende Landschaft.

      Sein Gegenüber zündete sich eine Zigarre an.

      »Auch eine?« Jonny blickte auf die dunkelbraune Zigarrentasche des Fremden und schüttelte den Kopf.

      »Thanks, Mister, ich rauche nicht.«

      »Das lobe ich mir. Ich habe auch erst im Krieg damit angefangen, unten in Marleville…«

      Und dann berichtete er vom Krieg.

      Er sprach nicht langweilig, und der Ohioman hörte zu.

      Der Mann nannte sich Jonas Alvernon, er war Lehrer und erklärte, daß er nach Fort Scott müsse, weit im Westen, schon hinter der Grenze von Kansas, um einen Bruder zu besuchen, der im Sterben läge.

      »Ich habe nicht sehr viel Hoffnung, daß ich ihn noch lebend vorfinden werde. Seine Frau hat mir die Nachricht zu spät geschickt…«

      Er sprach mit einer warmen, väterlichen Stimme, die dem Ohioman angenehm in den Ohren klang.

      Gegen Mittag erreichte der Zug Blufton.

      Alvernon ging hinaus und kam mit Brot und Käse zurück.

      In der Campflasche, die an seiner