Wyatt Earp leitet die Löscharbeiten.
Doc Holliday stand mit angesengten Augenbrauen in den Trümmern des Nachbarhauses, aus denen er ein Kind geborgen hatte.
Dodge City brannte!
Aber der entschlossenen Abwehr der Menschen gelang es schließlich, das Feuer einzudämmen.
Der Marshal hatte einen Schuppen niederreißen lassen, der zwar noch unversehrt war, aber die Gefahr barg, das Feuer weiter in eine andere Häuserflucht zu schleppen.
Im Morgengrauen rauchte es noch im Osten der Stadt, aber der Brand war erstickt, erloschen, gebannt.
Wyatt Earp und Doc Holliday standen in der Gasse und starrten aus übernächtigten Augen auf die immer noch rauchenden Trümmer der Häuser.
Mayor Kelly war herangekommen.
»Es war niemand verletzt worden. Ein wahres Glück. Und kein Mensch hat eine Ahnung, wie das passiert sein kann!« Er ging weiter.
Doc Holliday blickte den Missou-rier an.
»Kein Mensch? Ich habe eine Ahnung.«
»Ich auch, kommen Sie.«
Sie wechselten ihre verrußte und angesengte Kleidung, holten ihre Pferde, sattelten sie auf und verließen die Stadt, unbemerkt, noch ehe die Sonne aufging.
In Garden City erkundigten sie sich nach Laura Higgins.
Nein, hier hatte sie den Zug nicht verlassen.
Mit verbissener Entschlossenheit ritten die beiden Männer weiter.
»Vielleicht ist sie in Lakin«, meinte der Marshal.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete der Georgier heiser, »da gibt’s weder ein sauberes Hotel noch einen Spiel-Saloon…«
Es war Nacht, als sie Lakin erreichten.
In der Morgenfrühe ritten sie weiter nach Westen, schnitten das Arkansas-Knie nach Kendall ab und hielten auf Syracuse zu.
Unterwegs fragten sie die Leute nach Meredith; aber niemand hatte einen Reiter gesehen, auf den die Beschreibung paßte, die sie von dem Texaner gaben.
Es war wieder Abend, als sie die Stadt erreichten. Syracuse war kleiner als Dodge, aber auch eine lebhafte Stadt, in der sich vor allem Spieler aus allen Staaten eingefunden hatten, um hier an den grünen Tischen ihr Glück zu versuchen.
Die Brüder Lombardy hatten hier vier große Spielhallen eröffnet, in denen es vor allem an Wochenenden hoch herging.
Wyatt Earp und Doc Holliday mieteten sich in Walkers Boardinghouse ein.
Gegen halb zehn machten sie einen Rundgang durch die Stadt.
»Wer ist jetzt eigentlich hier Sheriff?« fragte Holliday.
»But Duncer.«
»Der kleine Duncer?« fragte Holliday abfällig. »Dann können wir uns den Gang ins Office ersparen, von dem Mann haben wir wenig Hilfe zu erwarten. Als er in Santa Fé bei Morg arbeitete, hat er mir schon nicht gefallen.«
Wyatt Earp suchte ihn dennoch auf.
Sheriff Duncer musterte die beiden Männer unfreundlich.
»Ja, was gibt’s?«
»Mein Name ist Earp«, erklärte der Marshal. »Ich suche…«
»Earp? Sind Sie etwa Wyatt Earp? Ja, jetzt sehe ich es, Sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihrem Bruder Morg, ich habe in Santa Fé unter ihm den Deputy-Stern getragen. Heute bin ich selbst Sheriff und…«
Er brach ab, denn plötzlich hatte er den Schatten hinter dem Marshal gesehen.
»Doc Holliday!« entfuhr es ihm.
»Stimmt«, entgegnete der Georgier.
Der Sheriff fuhr sich über die Stirn.
»Allmächtiger, Sie haben doch nicht die Absicht, die Stadt nach einem Banditen auf den Kopf zu stellen, Marshal? Wir haben morgen unsere Fünfundzwanzig-Jahr-Feier in Syracuse. Es sind viele Fremde in der Stadt. Wir können es uns nicht leisten, hier einen großen Wirbel…«
»Ich suche eine Frau.«
»Eine Frau?« fragte Duncer verblüfft.
»Laura Higgins.«
»Laura Higgins? Damned, sie ist hier. Sie spielt im…« Er unterbrach sich. »Aber, Marshal, was hat sie denn getan? Miß Higgins hat schon öfter hier gespielt. Sie ist einwandfrei, und außerdem liegen ihr die Männer zu Füßen.«
»Das interessiert mich nicht. Wo spielt sie?«
»Im Star Saloon…«
Die beiden gingen grußlos hinaus.
»Honigkuchenmann«, preßte Holliday verächtlich durch die Zähne. »Hoffentlich kommt er uns in der Schenke nicht vor die Füße gelaufen.«
Im Star Saloon herrschte Hochbetrieb.
Holliday ging allein hinein, während der Marshal das Haus von draußen beobachtete.
Der Georgier entdeckte die Spielerin sofort. Es war nicht sehr schwer gewesen. Sie saß an dem Tisch, der so umlagert war wie kein anderer Tisch im Saloon.
Holliday beobachtete ihre Umgebung.
Der Texaner war nirgends zu sehen.
Da wandte sich der Georgier an den schwarzen Mann hinter der Theke.
»Wissen Sie, wo Miß Higgins wohnt?«
»Ja, bei uns im Haus, Zimmer s… Wer sind Sie eigentlich?«
»Ein Verehrer«, feixte der Georgier. »Ich will ihr Blumen schicken.«
»Ah!« grinste der Neger verständnisinnig. »Gut, aber ich kann Ihnen die Zimmernummer trotzdem nicht sagen, das ist nicht erlaubt.«
»Schade.«
Holliday wandte sich ab und schob sich wieder ins Gedränge.
»Sechs oder sieben«, sagte er leise vor sich hin.
Unbemerkt kam er in den Treppengang.
Er fand das Zimmer sechs gleich neben der Treppe oben.
Es war leer.
Laura Higgins wohnte in Nummer sieben.
Das Zimmer war unverschlossen.
Holliday warf nur einen prüfenden Blick hinein, ging dann wieder hinunter in den Hof.
Ein Flaschenschlepper kam ihm entgegen.
»Das Örtchen ist da drüben, Sir!«
Holliday nickte.
»Hör mal, Amigo, weißt du, was das hier ist?«
Der Bursche stellte den Korb mit den Flaschen ab.
»Sehr gut, Sir, ein Goldfuchs. Schöne blanke zwanzig Dollar! Dafür schufte ich ein dreiviertel Monat.«
»Siehst du, und jetzt verdienst du ihn in einer Nacht.«
»Wieso…?«
Holliday beschrieb ihm den Mann, den sie suchten.
Der Flaschenboy Greg Baker versprach, sofort in Walkers Boardinghouse zu kommen, wenn er etwas bemerkte.
Aber er kam nicht.
Und auch am nächsten Abend entdeckten die beiden Dodger nichts.
Dafür suchte der Sheriff Laura Higgins auf.
»Verzeihen Sie, Madame, ich habe nur eine Frage.«
»Ja?« sagte sie ungehalten, denn sie wollte hinunter in den Spielsaal gehen.
»Kommen Sie von Dodge?«
Sie