Begegnungen mit Bismarck. Robert von Keudell. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert von Keudell
Издательство: Автор
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Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783806242683
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durch die vom 21. Dezember datierte österreichische Entgegnung auf die diesseitige Depesche vom 13. widerlegt.

      27Die von Kohl (Reg. I, S. 247) übernommene Angabe Sybels (IV, S. 51), diese Depesche (vom 21. Dezember 1869) habe darauf hingewiesen, daß, wenn Preußen nicht auf das österreichische Programm eingehe, der Bruch der Allianz bevorstehe, ist unbegründet. Eine Analyse dieses Dokuments enthält die dem Abgeordnetenhause mitgeteilte Denkschrift vom 8. Mai 1865. (Drucksachen No. 179.)

      28Als bei der Militärvorlage von 1892 es sich um die Beseitigung des dritten Dienstjahres bei der Infanterie gegen gewisse Kompensationen handelte, schickte ich dem damaligen Reichskanzler den Entwurf eines Zeitungsartikels, welcher die von Eulenburg erzählten Thatsachen ohne Nennung der Quelle enthielt. General von Caprivi ließ diesen „Ein Rückblick“ überschriebenen Artikel in der „Post“ vom 31. Dezember 1892 abdrucken, hielt den Inhalt desselben also für richtig. Daß 1865 in dieser Angelegenheit ein schriftlicher Immediatbericht erstattet worden sei, glaube ich nicht. Denn in so hochwichtigen Fragen pflegte schriftlich nur berichtet zu werden, nachdem der König dem Antrage bei mündlichem Immediatvortrag zugestimmt hatte. Es wird daher vielleicht nie eine urkundliche Bestätigung der erwähnten Mitteilungen des Grafen Eulenburg aufgefunden werden.

      29Der Abgeordnete Loewe.

      30Kabinettsordres vom 12. Oktober und 27. November 1854, s. Bauer, Neuere ständische Gesetzgebung S. 447.

      31Jetzt Frau von Batocki-Bledau; eine intime Freundin des Hauses.

      VIII.

       Merseburg. Lauenburg. Biarrits.

       Ende des österreichischen, Abschluß des italienischen Bündnisses.

      Antrag auf deutsches Parlament. Mobilmachungen. September 1865 bis Juni 1866.

      Am 6. September ging’s wieder fort über Homburg nach Berlin, wo die Verwaltung von Schleswig manches zu thun gab.

      Im Mai schon war von der Kölnischen Zeitung behauptet worden, daß die Organe der Kieler Landesregierung in Nord-Schleswig die dänisch redende Bevölkerung mit ähnlichen Bedrückungen quälten, wie sie früher die Deutschen von den Dänen erfahren hatten. Eine auf Bismarcks Anregung durch Zedlitz veranlaßte Untersuchung ergab die Richtigkeit dieser Behauptungen; der Einspruch Halbhubers aber verhinderte gründliche Remedur. Die Thatsache der stattgehabten Untersuchung belebte die Hoffnungen der dänisch redenden Schleswiger, und Anfang September folgten sie in Masse einer Einladung nach Kopenhagen, wo man wissen wollte, daß der mächtige Kaiser der Franzosen die Rückgabe Nord-Schleswigs an Dänemark bewirken würde. General Manteuffel, der nunmehrige Gouverneur von Schleswig, trat diesem Irrtum öffentlich entgegen, faßte aber fast gleichzeitig die Anstellung von ehemals dänischen Beamten ins Auge. Er war mit Zedlitz darin einverstanden, daß in Schleswig ein Regierungskollegium wie das Kieler nicht zu bilden, sondern daß die Verwaltung von dem Präsidenten allein mit Hilfe vortragender Räte zu führen sei. Für solche aber fehlte es an geeigneten Personen, wenn man nicht augustenburgisch gesinnte anstellen wollte. Daher wurde beabsichtigt, einige der gut qualificierten, ehemals dänischen Beamten zu wählen.

      Bismarck trat dieser Absicht entschieden entgegen und betonte, es komme darauf an, daß wir uns als „Freunde unserer Freunde“ bewährten; er empfahl demnach, Leute aus der in Flensburg gebildeten Nationalpartei zu bevorzugen, auch wenn ihre Vorbildung nicht ganz genügend scheine.

      Am 16. September wurde dem Ministerpräsidenten die Grafenwürde verliehen. Er hatte so wenig wie seine soeben aus Homburg eingetroffene Gemahlin Freude an diesem Gnadenbeweise. Beide legten einen gewissen Wert darauf, Geschlechtern des altmärkischen und pommerschen „Uradels“ anzugehören; den Zwang aber, dem alten Namen ein neues Prädikat beizufügen, bezeichneten beide vertraulich als eine nicht leicht zu überwindende Unannehmlichkeit. Indes wußte Bismarck, wie lebhafte Genugthuung es seinem königlichen Herrn gewährte, ihn in dieser Weise auszeichnen zu können, und die Möglichkeit einer Ablehnung kam ihm daher nicht in den Sinn.

      Am 17. ging im Gefolge des Königs der Minister, nur von mir begleitet, nach Merseburg, wo eine Feier der 50-jährigen Zugehörigkeit der Provinz Sachsen, verbunden mit einem großen Korpsmanöver, fünftägigen Aufenthalt verursachte. Wir waren sehr angenehm einquartiert bei Herrn Regierungsrat Gaede, einem berühmten Bienenzüchter, welcher außerdem die Pflege feiner Bordeauxweine als Liebhaberei betrieb. Er hielt für nötig, dieselben mittelst einer kleinen Maschine einzuschenken, um jede mögliche Erschütterung der Flasche durch eine menschliche Hand auszuschließen. Der Minister hörte mit demselben Vergnügen sachkundige Mitteilungen über Bienenzucht, mit dem er beim Frühstück die feinen Weine probierte. Er ritt auch gern zum Manöver hinaus und hielt mitunter zu Pferde Immediatvortrag.

      Am 21. kam er erhitzt und bestaubt vom Manöver zurück und fragte in meinem Zimmer nach den neuen Sachen. Ich legte ihm ein durch die Presse bekannt gewordenes englisches Cirkular vor, welches wie das oben erwähnte französische die Gasteiner Abmachungen in unhöflichen Ausdrücken tadelte. Der Minister ging, nachdem er gelesen, im Zimmer auf und ab und diktierte so schnell, daß ich kaum nachschreiben konnte, folgende in der Presse zu verwertende Betrachtungen.

      „Bei Meinungsverschiedenheiten der Deutschen unter sich sucht jeder seiner Sache dadurch ein Relief zu geben, daß er sagt: Hier bei mir ist Deutschland; ich vertrete die Macht, die Ehre, die nationalen Interessen der Gesamtheit. Bei der jetzt vorliegenden Divergenz zwischen den beiden Großmächten und der Würzburger Politik wird die Frage, wo das Interesse Deutschlands liegt, durch eine Probe aufs Exempel in schlagender Weise entschieden.

      „Das Prinzip, für welches Frankreich und England im Namen der deutschen Nationalität leidenschaftlich Partei ergreifen, ist ganz gewiß kein deutsches, ist ganz sicher nicht der Weg, auf welchem Deutschland zur Entwickelung seiner nationalen Kräfte gelangt. Durch die Protektion des Auslandes wird diejenige Partei, der sie zuteilwird, als die antideutsche gebrandmarkt. Wer die Lächerlichkeit nicht fühlt eines Deutschen Bundes unter französisch-englischer Protektion, einer schleswig-holsteinischen Nationalität unter französisch-englischem Protektorat, der deutschen Freiheit geschützt durch Frankreich, der ist sicher entschlossen, mit Hilfe des Auslandes Partikularzwecke zu verfolgen und deutsche Phrasen dazu als Maske zu gebrauchen.

      „England hat uns vom Siebenjährigen Krieg bis zum Wiener Frieden ausgebeutet und beeinträchtigt, und über Frankreichs teutonische Begeisterung und Frankreichs Schutz deutscher Freiheit, deutscher möglichst kleiner Nationalitäten, braucht man kein Wort zu verlieren. Frankreich hat offenbar gerechnet auf einen inneren Krieg Deutschlands. Das Mißvergnügen darüber, daß dieser innere Krieg, wenn nicht ganz beseitigt, so doch ins Unbestimmte vertagt ist, tritt zu plötzlich und zu leidenschaftlich in die Oeffentlichkeit, als daß nicht jeder Deutsche über die wiedergefundene Einigkeit der beiden großen Militärmächte sich beglückwünschen sollte. Die Leidenschaftlichkeit, mit der das französische Cirkular die Gasteiner Konvention verdammt, ins Deutsche übersetzt heißt: Ich hätte die Rheingrenze gewinnen können, ohne einer Koalition gegenüberzustehen, wenn die deutschen Großmächte nicht die Unwürdigkeit begangen hätten, sich einstweilen wieder zu verständigen. Wenn es irgendeine Form ernster und durchsichtiger Mahnung an die Deutschen gab, einig zu sein, so liegt sie in diesen fast identischen Cirkulardepeschen Englands und Frankreichs, deren Sprache zu stark ist, um sie einer Regierung, die sich selbst achtet, mitteilen zu können, und die man deshalb in die Form der Korrespondenz mit den eigenen Behörden einkleidet, denen gegenüber man seine Ausdrücke nicht zu mäßigen braucht, die man aber durch absichtliche Indiskretion in die Oeffentlichkeit wirft.

      „Die französische Regierung hätte den deutschen Regierungen kaum einen größeren Dienst erweisen können als durch diese drohende Sprache; sie braucht sie nur fortzusetzen, um sehr schnell alle Regierungen und alle Parteien in Deutschland zu einigen, die preußische Regierung nach Umständen fortschrittlich, die süddeutschen absolutistisch zu machen, falls es zur Verteidigung des gemeinsamen Vaterlandes gegen die Rheingelüste notwendig ist. Wenn irgendetwas die Deutschen in ihrer Gesamtheit einigen kann, so sind es französisch-englische Drohungen; und wir werden Mühe haben, alle Parteien in Deutschland zu überzeugen, daß diese westmächtliche Arbeit nicht eine von den deutschen Großmächten