Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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in der Lemon Street entliehen hatte.

      »No, das ist nicht Purcel«, sagte sie. »Aber so ähnlich sieht der Junge aus. Nur viel jünger, das hier ist ja ein alter Opa.«

      »Kannten Sie ihn sehr gut?« fragte Mike Rander dazwischen.

      »Purcel und gut kennen?« Die Frau lachte auf. »Klar, den kenne ich wie meine Handtasche. No, das hier ist nicht Purcel!«

      »Was ist mit Lutch Jungens?« wollte der Polizeileutnant wissen. »Wo kann man die Leute finden?«

      »Hippodrom«, sagte Helen Tunney. »Sol hat nach Lutchs Tod die Sache übernommen.«

      »Schreiben Sie mir die Namen und Spitznamen der Leute auf«, sagte Leutnant Handy. »Verdammt, das wird ja prächtig hinhauen.«

      »Lassen Sie mich auch aus dem Spiel?« vergewisserte sich Helen Tunney noch einmal, bevor sie sich an den Tisch setzte und mit unbeholfenen Bewegungen einige Namen in das Notizbuch des Leutnants schrieb.

      »Ja, selbstverständlich«, sagte Handy.

      Als die Frau ihre schwierige Arbeit beendet hatte, fragte Mike Rander:

      »Und wo kann man Ann Torca finden?«

      »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Interessiert mich auch nicht. Die hat Glubb schwer ausgenommen, das Biest.«

      »War sie seine …?«

      »Darauf können Sie aber einen trinken«, sagte Helen Tunney, und ihre Stimme klang richtig ordinär. Im gleichen Moment schrillte das Telefon. Leutnant Handy nahm den Hörer ab und meldete sich. Er hörte schweigend zu und legte den Hörer dann wieder zurück. Seine Bewegungen waren ärgerlich.

      »Die Idioten!« sagte er wütend. »Meine Leute haben Sol entwischen lassen. Er hat im Wagen den Todkranken gespielt und ist einfach ausgestiegen …«

      *

      Mike Rander und Butler Parker saßen im Studebaker und fuhren zurück zum Bungalow. Helen Tunney hatte ihre Aussagen nicht wesentlich erweitern können. Es hatte sich herausgestellt, daß sie nicht allzuviel von der Rauschgiftgang wußte. Sie war mehr ein Goldfisch am Rande gewesen.

      Leutnant Handy hatte sie in Erfüllung seines Versprechens zwar nicht festgenommen, ihr aber aus Gründen der persönlichen Sicherheit dringend anempfohlen, für einige Tage zu einem weiblichen Kriminalbeamten zu ziehen.

      Trotzdem sich die Lage der beiden Amateurdetektive durch das Erscheinen der Polizei grundlegend geändert hatte, näherten sie sich vorsichtig dem Bungalow, nachdem der Butler den Studebaker weit von dem Haus entfernt auf der Straße geparkt hatte.

      Garten und Bungalow aber waren feindfrei, wie sich Butler Parker ausdrückte, als er einen kurzen Orientierungsgang gemacht hatte. Rander und er betraten den Bungalow, und Mike Rander hatte nur einen Wunsch, nach dem Aufenthalt in dem Rattenkeller der Villa sich zu duschen, und zwar ausgiebig. Während er ins Badezimmer schritt, ging Butler Parker würdevoll wie ein Zeremonienmeister in die Kombüse des Bungalows. Er wollte sehen, ob das Rauschgiftpäckchen noch in der Kaffeekanne war. Aber sein sonst so beherrschtes Gesicht überzog sich mit flammender Röte, als er in die leere Kanne sah. Das Päckchen war verschwunden.

      »Mister Rander«, sagte der Butler, nachdem er leise und diskret an die Badezimmertür geklopft hatte, »ich hätte Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.« Er klinkte die Tür auf und informierte dann Rander. Als der Anwalt das zerknirschte Gesicht seines Butlers sah, mußte er lachen.

      »Was regen Sie sich denn so auf? Was weg ist, ist eben weg. Da wir ja jetzt mit der Polizei Zusammenarbeiten, ist es sowieso nicht mehr so wichtig für uns.«

      »Mister Handy weiß doch aber, daß wir ein Rauschgiftpäckchen bei Mister Glubb gefunden haben«, sagte Butler Parker. »Gerade dieses Päckchen, Mister Rander, war doch der einzige Beweis über die Verbindung zwischen Glubb und Lemming. Sie wollen mich nur trösten.«

      »Unsinn«, erwiderte Mike Rander. »Natürlich haben Sie recht. Das Päckchen war ein wichtiges Beweisstück gegen Lemming, aber glauben Sie nicht, daß wir mit oder ohne Päckchen den Fall lösen werden? Wahrscheinlich wurde es gestohlen, als wir zum White Corner fuhren. Jetzt bin ich nur gespannt, was uns Lemming morgen von der Kontrolle erzählen wird.«

      »Ich wünsche einen guten Schlaf«, sagte der Butler. »Wann soll ich Sie wecken?«

      »So, daß wir gegen zehn Uhr bei Lemming sein können«, erwiderte Mike Rander.

      *

      »Wenn Sie mir folgen wollen«, sagte der Butler, als Rander nach Lemming gefragt hatte. »Ich werde Sie sofort anmelden.«

      »Hatten Sie gestern abend keinen Ausgang?« erkundigte sich Butler Parker bei seinem Berufskollegen. Der nickte und verschwand, ohne sich in eine längere Debatte einzulassen. Nach etwa knapp einer Minute erschien Lemming und begrüßte Rander und Parker.

      »Aber kommen Sie doch in meinen Salon«, schlug Lemming vor. »Sie wollen sich wahrscheinlich nach Miss Torca erkundigen, ja?«

      »Unter anderem auch«, erwiderte Mike Rander. »Ist das Mädchen wieder aufgetaucht?«

      »Zu meinem Bedauern noch nicht«, sagte Lemming, als sie im Salon Platz genommen hatten. Butler Paul erschien mit einem Tablett voller Drinks und reichte Lemming, Rander und Parker die Gläser.

      »Es dreht sich weniger um Miss Torca«, begann Mike Rander, als sie wieder im Salon waren. »Ich bin wirklich neugierig, wie Sie die Kontrolle durch das Rauschgiftdezernat überstanden haben.«

      »Wieso interessiert Sie das?« fragte Lemming mißtrauisch zurück. »Sie spielen auf mein Angebot an? Ja, dazu muß ich Ihnen sagen, daß ich daran kein Interesse mehr habe. Ich hätte übrigens eine Frage, Mister Rander. Wen vertreten Sie und was wollen Sie eigentlich von mir? Ich kann mir schlecht vorstellen, daß Sie als bekannter Anwalt, wie ich mittlerweile festgestellt habe, irgendwelchen Phantomen nachjagen.«

      »Sagen Sie nicht Phantom«, antwortete Mike Rander grinsend. »Das Phantom ist nämlich nichts anderes als eine ausgewachsene Rauschgiftgang. Und Ihr weitläufiger verwandter scheint diesen Stoff in Ihrer Fabrik gestohlen zu haben. Sie sagten allerdings sogar, daß diese Tatsache bereits durch eine interne Kontrolle von Ihnen bereits bestätigt worden ist.«

      »Ich glaube, daß ich da etwas zu weit gegangen bin«, sagte Lemming schnell. »Ich habe Glubb sehr unrecht getan, und leider kann ich mich bei ihm nicht mehr entschuldigen.«

      »Können Sie das näher erklären?« fragte Mike Rander höflich.

      »Selbstverständlich sollen Sie alles erfahren«, antwortete Lemming glatt. »Ich merke ja, daß Sie an der Sache sehr interessiert sind. Bevor die Amtskontrolle erfolgte, habe ich noch einmal die gesamten Unterlagen durchgesehen … ja, Paul, was ist denn?«

      »Ein Anruf für Sie«, sagte der Butler und deutete auf den Eingang zur Halle.

      Die Erklärung Lemmings, er habe Glubb unrecht getan, hatte ihn sehr verblüfft. Das wäre ja eine Wendung um 180 Grad gewesen. Eine Wendung, die aber doch nicht den Tatsachen entsprechen konnte.

      »Ein Anruf aus der Fabrik«, sagte Lemming, als er wieder in den Salon zurückgekommen war. »Aber nehmen Sie doch noch einen Drink, meine Herren.«

      »Weshalb haben Sie Glubb unrecht getan?« fragte Mike Rander lächelnd, um beim Thema zu bleiben. »Demnach hat er also keine Narkotika aus Ihrer Fabrik entwendet?«

      »Nein, natürlich nicht«, sagte Lemming. »Es hat sich alles aufgeklärt.«

      »Dann haben Sie den armen Glubb ja unnötigerweise der Polizei gemeldet, oder besser gesagt, den Diebstahl von Rauschgift.«

      »Habe ich davon gesprochen?« erkundigte sich Lemming. »Da bin ich wohl etwas zu ungenau gewesen. Ich wollte den Diebstahl erst noch melden. Gut, daß ich es unterlassen habe. Die Kontrolle hat keinerlei Fehlmeldungen ergeben.«

      »Dann ist wohl unser Päckchen noch gerade rechtzeitig in Ihre Hände gekommen, was?« meinte Rander.