Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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glaube, Lemming«, sagte Mike Rander und stand auf, »daß wir jetzt unsere Masken eigentlich fallen lassen könnten. Es steht einwandfrei fest, daß Sie …«

      »Ich muß Sie doch sehr bitten, mein Haus zu verlassen!« empörte sich Anthony Lemming. »Paul, bitte bringen Sie die Herren hinaus!«

      »Wir sehen uns dann eben später«, meinte Rander grinsend und verließ mit Butler Parker den Salon. Sie kamen ungehindert aus dem Haus, und Mike Rander zündete sich eine Zigarette an, als sie im Studebaker saßen.

      »Lemming ist uns gegenüber im Vorteil«, sagte Mike Rander endlich, als sie schon seit geraumer Zeit durch die Straßen fuhren. »Für uns beide, Parker, steht natürlich vollkommen fest, daß Lemming lügt. Und er wird das nicht ohne Grund tun. Aber wenn wir mit den Tatsachen vor einem Staatsanwalt oder Verteidiger stehen, dann werden wir ausgelacht. Man kann Lemming ja praktisch nicht das geringste beweisen.«

      »Zwei Dinge müßten meiner Meinung nach noch geklärt werden«, sagte Butler Parker. »Zwei Dinge natürlich nur, wenn ich von Mister Lemming absehe.«

      »Warum sprechen Sie nicht weiter?« fragte Mike Rander. »Sie sind doch sonst nicht allzu schüchtern.«

      »Ich glaube, ich habe mich wohl getäuscht«, murmelte Butler Parker fast unhörbar vor sich hin. Laut sagte er: »Das sogenannte Geheimnis von Mister Eddy Purcel müßte gelöst werden und dann die Frage des Aufenthalts von Miss Torca. Sie wird uns bestimmt viel erzählen können.«

      »Wenn sie noch lebt«, warf Mike Rander skeptisch ein.

      »Sie lebt«, sagte da Josuah Parker laut. Es gelang ihm nur mit Mühe, seine Würde zu wahren. »Sehen Sie doch bitte dort in den Autobus, Mister Rander! Ja, der, der vor uns fährt. Ist das nicht Miss Torca?«

      »Klar«, bestätigte Mike Rander. »Parker, bleiben Sie an der Frau kleben!«

      Der schwere Autobus hielt an drei Stationen, ohne daß Miss Torca ausstieg. Der Butler brauchte sich nicht anzustrengen, um hinter dem großen Wagen zu bleiben.

      »Wenn sie aussteigt, lassen Sie mich aussteigen«, sagte Mike Rander zu seinem Butler.

      »Und wie bleiben wir in Verbindung?« erkundigte sich Butler Parker vorsichtig. Er hatte zwar so eine Vorstellung, denn er wollte Mike Rander auf keinen Fall allein gehen lassen.

      »Ist das so schwer?« fragte Mike Rander zurück.

      »Ich würde dann den Wagen abstellen und Ihnen folgen«, bequemte sich Butler Parker zu einer Aussage. Butler Parker hatte noch eine Reihe weiterer Vorschläge auf Lager, aber der Autobus vor ihnen hatte inzwischen wieder eine Haltestelle erreicht. Miss Torca stieg aus dem Wagen und ging, ohne sich umzusehen, auf den Gehsteig und dann die Straße hinunter.

      Parker, der den Studebaker ebenfalls abgebremst hatte, gab Rander hinreichend Gelegenheit, ebenfalls auf die Straße zu springen. Im Abstand von vielleicht zwanzig Schritt ging Mike Rander hinter Ann Torca her. Sie ging sehr schnell, bog in den Square Corner ein und überquerte einen kleinen Park. Miss Torca schien nicht im Traum damit zu rechnen, daß sie verfolgt wurde. Als sie den kleinen Park hinter sich hatte, wurde sie langsamer. Sie überschritt die Fahrbahn der angrenzenden Tide Street und schlenderte an den Auslagen der Geschäfte vorbei. Dann blieb sie unentschlossen vor einem Café stehen und betrat es schließlich.

      Mike Rander blieb dicht hinter ihr und setzte sich in eine Fensternische. Miss Torca ging weiter in den langen Raum hinein und setzte sich in eine Polsterecke. Kaum hatte sie ihre Bestellung aufgegeben, als sie auch schon wieder aufstand und zu den Telefonzellen hinüberging. Mike Rander stand auf und näherte sich den Glasboxen. Er war sehr scharf darauf, wen sie sprechen wollte und was sie sagen würde. Aber er hatte Pech. Als er an den Zellen war, hatte sie ihr Gespräch bereits beendet. Rander hatte viel zu tun, um unsichtbar zu bleiben. Umständlich nestelte er an seinem Schuh herum, bis Miss Torca die Telefonzelle verlassen hatte. Sie ließ ihren Kaffee unberührt auf dem Tisch stehen und verließ, wieder das Café, nachdem sie bei einer Kellnerin bezahlt hatte. Beim Herauskommen aus der Gaststätte sah sich Rander nach seinem Butler um, aber er konnte Parker nirgends entdecken.

      Ann Torca ging einige Häuser auf der Tide Street weiter und bog dann in einen Torweg ab. Mike Rander bog ebenfalls ab und stieß auf eine Haustür, die in den Torweg hineinführte. Leider war die Tür vor seiner Nase verschlossen worden. Mike Rander studierte mühsam die kaum noch zu entziffernde Namenstafel an den Klingeln, aber er fand keinen Namen, der ihm etwas hätte sagen können.

      Rander verließ den Torweg und stellte sich auf die andere Straßenseite. Er wollte solange warten, bis Miss Torca wieder zurückkam. Doch mußte sie unbedingt noch einmal zurückkommen?

      Vielleicht hatte sie in diesem Haus eine vorläufige Unterkunft gefunden?

      Mike Rander entschloß sich, Leutnant Handy zu informieren. Der hatte mehr Leute, die Ann Torca beschatten konnten. Als Rander sich gerade umdrehen wollte, um nach einer öffentlichen Telefonzelle zu suchen, sah er wieder Ann Torca, die das Haus und den Torweg verlassen hatte.

      Ann Torca ging mit sehr schnellen und kleinen Trippelschritten auf eine Kreuzung zu und saß plötzlich in einem Wagen, bevor Mike Rander alles mitbekommen hatte. In seiner Verblüffung vergaß Rander sogar, sich die Wagennummer zu merken. Fluchend sah er den Wagen wegfahren.

      Er sah einen wohlbekannten Studebaker, der sich an die Hinterräder des Wagens hing, in dem Ann Torca saß. Butler Parker hatte wohl mit seinem Wagen auf der Lauer gelegen.

      Mike Rander atmete auf und fand schließlich ein Taxi, das ihn zum Stadthaus brachte.

      Leutnant Handy war froh und erstaunt zugleich, den Anwalt zu sehen.

      »Hat sich etwas Neues getan?« erkundigte er sich. »Damit Sie’s gleich wissen, Rander, unser Schlag gegen das ›Hippodrom‹ und die Lutch-Leute war ein Schlag ins Wasser. Wir fanden aber auch nicht den geringsten Hinweis auf die Bande.«

      »Haben Sie wenigstens Maud Elga gefunden?« fragte Mike Rander.

      »Auch die Frau war nicht aufzutreiben«, erklärte der Polizeioffizier. »Wir haben im Lokal nach ihr gefragt und in ihrer Wohnung nachgesehen. Sie ist wie vom Erdboden verschwunden.«

      »Dafür habe ich Miss Torca gesehen«, sagte Mike Rander. »Butler Parker ist ihr auf den Fersen.«

      Der Leutnant wollte Einzelheiten wissen. Der Anwalt erzählte ihm in Stichworten die Ereignisse der letzten Stunden. Er wies auf das verschwundene Rauschgiftpäckchen hin, gab sein Gespräch mit Lemming wieder und schilderte zuletzt das Auftauchen von Miss Torca.

      »Ich habe mich mit dem Rauschgiftdezernat auch schon über Lemming unterhalten«, sagte Handy, als Rander seine Geschichte beendet hatte. »Die Kontrolle war in Ordnung wie alle anderen Kontrollen auch. Die Kollegen vom Rauschgiftdezernat glauben nicht, daß Lemming in krumme Sachen verwickelt ist. Wie Sie wissen, Rander, so werden gerade die Hersteller von Narkotika streng besucht, gesiebt und kontrolliert. Und Lemming hat einen erstklassigen Leumund.«

      »Sie haben ja meine Geschichte gehört«, sagte Mike Rander trocken. »Ich finde, wir sollten nicht danach gehen, was einer nach außen hin vorstellt, sondern nur danach, was einer in Wirklichkeit treibt, verstehen Sie? Sie müssen doch zugeben, daß Lemmings Aussagen viele Widersprüche in sich bergen. Genauso ist es auch im Falle Purcel.«

      »Vielleicht habe ich mittlerweile die Erklärung für Purcel gefunden«, erwiderte Leutnant Handy. »Ich habe meine Leute auf den Mann gehetzt, das sind die Ergebnisse: Purcel ist der Inhaber des Foto-Studios im Maine House.«

      »Auch ein prominenter Mann«, erwiderte Mike Rander verzweifelt. »Aber wieso kam Helen Tunney auf diesen Namen? Hat sie uns am Ende belogen? Kann ich mir aber auch wiederum nicht vorstellen, denn Glubb war es doch, der zum erstenmal diese Adresse genannt hat.«

      »Beide, die Tunney und auch Glubb, haben mit Recht die Adresse genannt«, sagte Leutnant Handy. »Wir haben uns einmal eingehend mit der Verwandtschaft von Purcel befaßt und Erkundigungen in der Nachbarschaft eingezogen. Eddy Purcel hat einen Neffen, der, wie es heißt, aber weitaus jünger ist. Er arbeitet als