Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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vorgeschlagenen, sehr ungewöhnlichen Weg einverstanden war, so ging er ohne Zögern auf die schräge Auffahrt zu, die neben dem Haus in die unterirdischen Garagen führte.

      Die Tür war nicht verschlossen.

      Trotz seiner Jahre huschte der Butler unhörbar und sehr schnell die Stufen nach oben. Im bewußten Stockwerk angekommen, öffnete Parker leise eine Tür, und schon standen sie auf einem mit Teppichen ausgelegten Korridor.

      »Es ist vielleicht ratsam, besonders vorsichtig zu sein«, schlug der Butler vor.

      »Warum denn?« fragte Rander erstaunt. »Hat sich Ihre Zunge belegt?«

      »Noch nicht«, erwiderte der Butler wahrheitsgemäß. »Aber ich glaube, andere Anzeichen bemerkt zu haben.«

      »Die wären?«

      »Ich habe das todsichere Gefühl, daß bereits ein Vorgänger an den beiden Türschlössern gearbeitet hat«, sagte der Butler leise.

      »In Ordnung«, sagte Rander und zog ohne weitere Überlegung seinen Revolver, um in Sekunden schußbereit zu sein. Auf Feststellungen solcher Art konnte man sich blindlings verlassen.

      Sie hatten inzwischen die Wohnungstür von Miss Tunney erreicht. Wieder wurde das Schloß geöffnet und Parker zog sanft die Tür zu einem Spalt auf, daß sie ungehindert in den Korridor der kleinen Wohnung schlüpfen konnten.

      »Meine Zunge ist sehr dick belegt«, flüsterte der Butler. Das war Großalarm für Mike Rander. Und da hörte man auch schon einen unterdrückten Aufschrei. Plötzlich schimmerte Licht durch den Bodenspalt der Wohnzimmertür. Parker, als geübter Butler, bückte sich ohne große Zeremonien und sah durch das Schlüsselloch. Was er sah, ließ ihn sofort handeln.

      Ein Mann mit einer schwarzen Maske vor dem Gesicht stand neben der Bettcouch, auf der Helen Tunney saß. Sie war wohl erst durch das Licht wach geworden, vielleicht hatte sie es auch eingeschaltet, als sie Geräusche in der Wohnung gehört hatte. Der Mann vor ihr hatte ein großes Messer in der Hand und versuchte, Helen Tunney zu erdolchen. Sie hielt mit beiden Händen den Arm des Gangsters, der den Dolch umfaßte, und rang verzweifelt nach Luft, weil der Gangster ihr mit seiner linken Hand den Mund verschloß. Parker stand plötzlich in dem hellerleuchteten Zimmer. Die Frau, die mit dem Gesicht zur Tür saß, sah den Butler sofort, aber auch der Gangster bemerkte plötzlich die veränderte Lage.

      Blitzschnell ließ er die Frau los, die erschöpft und ängstlich auf das Bett zurückfiel. Er machte eine kurze Bewegung mit dem Unterarm, und schon zischte das Dolchmesser durch die Luft auf Parker zu. Der Butler wich der Waffe elegant aus. Seiner Meinung nach war sie mehr als schlecht geschleudert worden. Als der Wurfdolch federnd und zitternd im Holz der Tür stak, zog ihn Butler Parker mit einer schnellen Bewegung aus dem Holz und schickte den Dolch auf die Rückreise. Gerade in dem Augenblick, als der Gangster in seine Tasche greifen wollte. Das Dolchmesser flirrte durch die Luft und fand sein Ziel, bevor der maskierte Gangster die Hand ganz in die Tasche stecken konnte. Die Klinge schlug durch den Unterarm und heftete ihn an die Schranktür. Der Mann wurde plötzlich kreideweiß im Gesicht, und Mike Rander, der nun auch im Zimmer stand, mußte heftig schlucken.

      »Mister Rander, darf ich Sie herzlichst bitten, den Polizeiarzt anzurufen«, sagte Parker. »Der Mann muß in ärztliche Behandlung.« Er machte sich aber trotzdem sofort daran, dem Gangster einen Notverband anzulegen und ihn zugleich endgültig zu entwaffnen.

      »Kennen Sie den Mann?« fragte Mike Rander, nachdem er telefoniert und dem Gangster die Maske vom Gesicht heruntergerissen hatte. Helen Tunney aber schrak zusammen.

      »Sol!« rief sie entsetzt und erstaunt zugleich.

      »Wohl ein alter Bekannter, was?« fragte Rander.

      Helen Tunney nickte mit dem Kopf und wurde sich dann bewußt, daß sie nur ein Nachthemd trug. Sie wollte sich deshalb schnell wieder unter die Decke verkriechen.

      »Es ist besser, wenn Sie sich anziehen, Miss Tunney. Hier in der Wohnung können Sie nicht mehr bleiben.«

      »Dann drehen Sie sich um«, sagte Helen Tunney.

      Als die drei Männer ihrem Wunsche nachkamen, sprang sie von der Couch und verschwand im Badezimmer. Nach wenigen Minuten kam sie angezogen zurück.

      »Arbeitet Sol auch für Mike?« fragte Rander sie und sah dabei den Gangster an.

      »Klar«, erwiderte sie, »und ausgerechnet mit Sol war ich vorgestern noch aus.«

      »Mike hatte mich angerufen«, versuchte sich der Gangster zu verteidigen. »Er sagte, daß du uns verraten hast.«

      »Kein Wort habe ich gesagt«, erwiderte sie erregt.

      Helen Tunney und Sol warfen sich noch einige Bosheiten gegenseitig an den Kopf und schwiegen erst, als Leutnant Handy mit einem Einsatzkommando angerückt kam. Der sie begleitende Polizeiarzt untersuchte die Wunde des Gangsters.

      »Der Mann muß sofort auf den Operationstisch«, sagte er nach der kurzen Untersuchung. »Die Arterie ist durchschnitten worden.«

      »Gut, bringen Sie ihn mit den beiden Leuten ins Polizeilazarett.« Leutnant Handy deutete auf seine beiden Begleiter. Als der Gangster, der Polizeiarzt und die beiden Beamten das Zimmer verlassen hatten, setzte sich Handy in einen Sessel und bot Helen Tunney eine Zigarette an. Sie nahm sie mit zitternden Händen.

      »Sie haben großes Glück gehabt, Miss Tunney«, sagte Leutnant Handy ruhig. »Eine Sekunde später und man hätte Sie morgen früh mit dem Leichenwagen abfahren können. Warum ist man denn so scharf hinter Ihnen her?«

      »Ich bin völlig unschuldig«, behauptete Helen Tunney. »Ich weiß gar nicht, warum Sol mich …«

      »Miss Tunney«, schaltete sich da Mike Rander in die Unterhaltung ein, »wir wollen doch nicht wie die Katzen um den heißen Brei herumschleichen. Es steht fest, und das haben Sie doch bereits bei anderer Gelegenheit offen zugegeben, daß Sie mit einer Rauschgiftgang Zusammenarbeiten. Sie sollten sich darüber im klaren sein, daß Sie nur noch eine Chance haben, nämlich die, mit uns zu gehen.«

      »Ich will nicht ins Gefängnis!« rief die Frau erregt und sprang aus ihrem Sessel. »Ich weiß nichts, gar nichts.«

      »Nun nehmen Sie mal Vernunft an«, mischte sich wieder Leutnant Handy in das Gespräch. »Sie sehen ja, daß ich Polizeioffizier bin. Sie sollten wissen, daß ich es bin, der in dem Fall der Staatsanwaltschaft den Bericht gibt, nachdem die Anklagen verfaßt werden. Was halten Sie davon, wenn Ihr Name in diesem Bericht überhaupt nicht erscheint? Oder aber nur so, daß man Sie als kleinen Fisch laufen läßt?«

      Helen Tunney ging unruhig im Zimmer auf und ab. Man sah ihrem Puppengesicht deutlich an, daß sie sich ehrlich bemühte, ihre Lage zu überdenken.

      »In Ordnung«, sagte sie, als sie ihre Wanderung durch das Zimmer unterbrochen und sich wieder gesetzt hatte. »Aber ich stelle eine Bedingung. Wenn ich alles erzählt habe, will ich raus aus der Stadt, irgendwohin, wo mich Mike nicht erreichen kann!«

      »Wir regeln das schon«, beruhigte sie Leutnant Handy. »Und damit wären wir auch schon mitten im Thema. Die Rauschgiftgang wird also von Mike geführt? Wer steckt hinter diesem Namen?«

      »Keine Ahnung«, erwiderte die Superblonde. »Der einzige, der vielleicht eine Ahnung hatte, war Lutch, vielleicht auch Glubb.«

      »Wie groß ist die Gang?« fragte Handy weiter.

      »Ich kenne ja nicht alle«, antwortete Helen Tunney. »Vielleicht zwanzig oder dreißig Leute.«

      »So groß?«

      »Na, die verkaufen eben alle Koks und holen sich das Zeug bei Glubb ab«, erklärte die Frau. »Wie die Leute im einzelnen heißen, weiß ich nicht.«

      »Welche Rolle spielte denn Lutch?«

      »Der paßte mit seinen Jungens auf, daß keiner versuchte, Mike ins Handwerk zu pfuschen.«

      »Gehörten zu ihm Snyder und Purcel?«

      »Klar«, sagte sie zu Mike Randers