Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Parker antwortete nicht mehr. Er hatte alle Hände voll zu tun, um den Wagen durch den starken Verkehr zu lenken, der auf den fast mitternächtlichen Straßen herrschte. Diesmal war das Haus Lemmings in der Trent-Street nicht erleuchtet. Auch auf wiederholtes Klingeln wurde nicht geöffnet.

      »Alles ausgeflogen«, sagte Mike Rander und hob ergeben seine Schultern.

      »Wir drehen wieder ab, Parker. Ich schlage vor, wir fahren zum ›Hippodrom‹ und sehen uns Maud Elga an. Vielleicht treffen wir auch Miss Tunney.«

      »Aber die werden doch auf der Party sein«, reagierte Butler Parker verblüfft.

      »Nicht mehr, wenn die Party überhaupt durchgeführt ist«, erwiderte Mike Rander. »Vergessen wir nicht, Parker, daß uns die Polizei aus der Villa herausgeschlagen hat. Unter diesen Umständen wird man wahrscheinlich von der Party Abstand genommen haben.«

      »Ich habe mir das alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. An Stelle der Gangster würde ich das auch getan haben«, antwortete Josuah Parker.

      Eine Viertelstunde später betraten sie das Lokal. Das »Hippodrom« mußte früher wirklich mal eine Reitbahn gewesen sein. Der jetzige Inhaber des Lokals hatte sich an den Grundriß gehalten, nur daß die Reitbahn jetzt mit Parkett ausgelegt worden war, auf dem sich dichtgedrängt etwa fünfzig Paare zu den Klängen einer Band herumschoben.

      »Dort hinten dürfte noch ein freier Tisch sein«, sagte Butler Parker. Ohne Randers Zustimmung abzuwarten, ging er durch ein Labyrinth von Tischen. Als Mike Rander dann ebenfalls den Tisch erreicht hatte, schlug der Butler sofort ein kleines Frühstück vor.

      »Sie müssen unbedingt etwas zu sich nehmen«, forderte der Butler. »Bei Ihrer Jugend braucht man etwas Ordentliches.«

      »Bestellen Sie Whisky«, tat Rander uninteressiert. Er hatte inzwischen Platz genommen und sah sich in dem großen Lokal um. An der Stirnseite des Saales war eine Bar untergebracht. Vor der Theke drängelten sich die Gäste, und die sechs Barmädchen hatten alle Hände voll zu tun, um die Gäste abzufertigen. Ein bekanntes Gesicht sah Rander weder vor der Theke noch im Saal.

      Er sah aber auch, daß sich einige handfeste Männer von der Theke wegschoben. Die Leute schlenderten oder drängelten sich möglichst unauffällig durch die Tanzpaare und an den Tischen vorbei. Es war unverkennbar, welche Richtung sie einschlugen. Wahrscheinlich wollte man ihn und Parker einkesseln und nach einem mehr oder weniger triftigen Grund kleinkriegen.

      »Etwa zehn Schritte hinter unserem Tisch steht eine spanische Wand«, sagte in dem Augenblick Butler Parker. »Ich war so frei, mich näher umzusehen, bevor ich Platz nahm. Hinter der spanischen Wand sind Sicherungskästen für die Beleuchtung und weiterhin ist dort eine Tür. Wohin sie allerdings führt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.«

      »Schade, daß wir uns so schnell schon wieder empfehlen müssen«, sagte Mike Rander. »Aber ich glaube, in der Umgebung hier lassen wir uns besser nicht mit den Männern ein. Wir hätten das Lokal gegen uns.«

      Der Butler wollte etwas erwidern, aber in dem Augenblick erschien der Kellner. Er servierte sehr zuvorkommend zwei Drinks, und beim Kassieren fühlte Rander plötzlich einen Schein oder ein Stück Papier in der sich schließenden Hand.

      Der Anwalt holte sein Zigarettenetui aus der Tasche, und während er sich eine Zigarette aus dem Gummiband zog, entfaltete er geschickt den Zettel.

      »Verschwindet durch die Hintertür. Man will euch fertigmachen.«

      »Auch eine kleine Zigarette?« fragte Mike Rander seinen Butler. Er hielt ihm das Etui unter die Nase, und Butler Parker hatte hinreichend Gelegenheit, den Zettel zu lesen.

      »Wer mag das Ding geschickt haben?« fragte Mike Rander verblüfft. »Die große Frage ist, ob die Warnung auch wirklich ehrlich gemeint ist.«

      »Die Tür hinter der spanischen Wand, die ja wohl unzweifelhaft gemeint ist, könnte sich aber auch als eine Falle herausstellen«, meinte Butler Parker.

      »Sie entschuldigen mich bitte, Mister Rander. Es ist an der Zeit, daß ich Stellung beziehe. Sollte das Licht in den nächsten Minuten wider Erwarten ausgehen, so wundern Sie sich bitte nicht, sondern Sie treffen mich dann hinter der spanischen Wand.«

      »Ihre Wahrung der Formen ist unübertrefflich«, sagte Mike Rander grinsend.

      Die Leute, die von der Theke verschwunden waren, um sich ihrem Tisch zu nähern, waren jetzt nicht mehr auszumachen. Sie waren im Gedränge untergetaucht, aber plötzlich erinnerte sich Rander wieder einer sehr bunt karierten Jacke. Der Mann, der diese Jacke trug, gehörte zu den Leuten. Er tanzte gerade in der Nähe von Randers Tisch vorbei.

      Um ein Haar hätte sich Mike Rander verraten. Die weibliche Tanzpartnerin war Maud Elga. Sie sah ihn mit offenem Blick an, zeigte aber mit keiner Miene, daß sie Rander näher kannte.

      Mike Rander spielte den Gleichgültigen. Er zündete sich mit vollkommen ruhiger Hand eine neue Zigarette an und … tauchte blitzschnell auf den Boden, als plötzlich das Licht im Saal erlosch. Sofort wurden Schreie laut, die Frauen kreischten ängstlich auf und die Männer brüllten wütend nach Licht.

      Kaum hatte Mike Rander den Boden berührt, so ringelte er sich bereits wie eine Schlange zur spanischen Wand hinüber. Da die meisten Leute an ihren Tischen aufgesprungen waren, hatte Mike Rander keine Schwierigkeiten sich ungehindert unter den Tischen fortzubewegen.

      Bruchteile von Sekunden nach dem Verlöschen des Lichtes hatten sich fünf stämmige Männer auf seinen gerade freigewordenen Platz geworfen. Daß sie sich in der Dunkelheit gegenseitig ziemlich rupften, konnte Rander nicht stören, sondern nur lieb sein. Als sich die Gangster orientiert hatten, stand Rander bereits neben Parker hinter der spanischen Wand. Während der Butler die verschlossene Tür bearbeitete, warf Mike Rander wie ein griechischer Diskuswerfer die losgeschraubten Sicherungen in den Saal.

      »Die Tür ist von innen zugeriegelt«, sagte Butler Parker wütend zu Mike Rander.

      Er hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, als die Tür von der anderen Seite plötzlich entriegelt wurde. Als Butler Parker sie entschlossen aufdrückte, sah er in den dunklen Gang. Aber er sah nicht die geringste Spur von einem Menschen …

      *

      »Keine Kreuzworträtsel lösen«, sagte Mike Rander zu seinem erstaunt stehenbleibenden Butler. »Riegeln Sie die Tür zu, und dann ab durch die Mitte!«

      Butler Parker verwandelte sich wieder in Energie. Er riegelte die Tür zu und schloß noch zusätzlich mit seinem Besteck. Dann gingen er und Mike Rander vorsichtig den unbeleuchteten und schmalen Korridor hinunter, bis sie plötzlich vor einer Eisentür standen.

      »Versuchen Sie, das Ding aufzubekommen«, sagte Mike Rander.

      Er zwang sich und seine Stimme zur Ruhe, obwohl er innerlich sehr nervös war. Er hatte zwar damit gerechnet, daß man ihnen in der Nachtbar zusetzen würde, aber daß das so unmittelbar und konzentriert geschehen sollte, hatte ihn mehr als verblüfft.

      »Parker, die Tür wird gleich eingeschlagen sein«, sagte Mike Rander zu seinem Butler. »Sie sind schon feste dran.«

      »Ich dagegen habe die Tür bereits auf«, erwiderte Butler Parker. Er zog die schwere Eisentür zurück, und Butler Parker und Mike Rander konnten ungehindert in einen Hof steigen, der nur auf der einen Seite von einer Mauer begrenzt war.

      Sie huschten im Schatten der Häuser auf ein Tor zu. Da sie annahmen, daß das Tor noch nicht besetzt war, überquerten sie der Einfachheit halber einfach im Laufschritt den Hof.

      Ohne Hindernisse kamen Rander und Parker zu ihrem Wagen und fuhren aus der Kette der parkenden Autos. Das heißt, sie wollten fahren, wurden aber von einem abgerissenen Mann um Feuer gebeten.

      Butler Parker reichte dem Mann eine Streichholzschachtel, und Mike Rander hatte aus Vorsicht bereits seinen Colt in der Tasche in die Hand genommen.

      »Wollte man Ihnen ans Leder?« fragte der Mann, der scheinbar nicht richtig mit der Streichholzschachtel fertig werden konnte. »Leutnant Handy ist mein Mann.«

      »Ach