Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Er war noch erstaunter und verblüffter, als Rander ihm ungeschminkt mitteilte, daß er sich zwei Gangster abholen könnte. Butler Parker hatte ihm nämlich in der Zwischenzeit mitgeteilt, wo sie sich befanden. Es war eine leerstehende Villa, hart am See.

      »Wir fahren sofort los«, sagte Handy. Mike Rander legte schnell den Hörer auf, bevor der Polizeioffizier weitere Fragen stellten konnte. Dann verließ er das Haus und winkte Parker aus dem Wagen.

      »Warum nehmen wir die beiden Gangster eigentlich nicht mit?« sagte er zu seinem Butler. »Das verkürzt das Verfahren erheblich.«

      »Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Butler Parker. »Aber ich wollte Ihnen auch mitteilen, daß bereits zum zweitenmal der gleiche Wagen am Haus vorbeigefahren ist.«

      »Meinen Sie, die Gangster wären schon da?« fragte Rander und blieb einen Moment unschlüssig stehen. »Was macht denn Ihre Zunge, Parker?« Butler Parker hatte während ihres ersten gemeinsamen Falles einmal behauptet, bei Gefahr, die von irgendeiner Seite drohte, würde sich seine Zunge belegen, noch bevor die Gefahr an sich akut geworden war.

      »Mister Rander, sie ist sehr belegt. Wenn wir uns nicht beeilen, ist die Hölle los.«

      »Sie ist bereits hereingebrochen«, sagte Rander trocken und sprang zusammen mit seinem Butler in das Haus zurück, als zwei Bleiladungen an ihren Ohren vorbeigepfiffen waren.

      »Sie schießen mit Schalldämpfer«, stellte Butler Parker ruhig, voller entrüsteter Würde, aber völlig überflüssigerweise, fest.

      »Wie haben Sie das nur so schnell gemerkt«, sagte Rander grinsend und schlug die Tür hinter sich zu. »Ich möchte nur wissen, wer die Gangster gewarnt hat.«

      »Ich werde Mister Handy zusätzlich informieren.« Der Butler ging zum Telefon hinüber. Er hob den Hörer aus der Gabel und wollte die Nummer drehen. Mike Rander sah seinem erstaunten Gesicht an, daß es nicht so klappte, wie er es sich vorgestellt hatte.

      »Man hat die Telefonleitungen durchgeschnitten«, sagte er erklärend zu Rander. »Es sieht fast so aus, Mister Rander, daß man uns um jeden Preis ausschalten will.«

      »Den Eindruck habe ich auch«, erwiderte Rander nachdenklich. Er wollte noch mehr sagen, kam aber nicht mehr dazu. Die Gangster hatten sich im Schutz der Dunkelheit von der Straße an das Haus herangearbeitet. Durch die großen Fenster schickten sie einen massierten, fast geräuschlosen Geschoßhagel auf Rander und Parker.

      »Raus aus der Halle, rein ins Treppenhaus«, sagte Rander hastig. Er schoß bereits wie Butler Parker zurück, aber bei der Dunkelheit war es sehr schwer, genau ein Ziel auszumachen. »Hätten Sie etwas gegen den Kellergang?« erkundigte sich der Butler, als sie in Deckung waren. »Dann könnten wir sicher sein, daß die beiden Gangster nicht entwischen.«

      »Der Bunker ist passend«, sagte Rander. Im Feuerschutz des Butlers sprang er hinter der Ecke hervor, hinter die sie sich verzogen hatten, und landete mit einem gewagten Hechtsprung auf dem obersten Absatz der Kellertreppe. Dann übernahm Rander den Feuerschutz, und der Butler begann seine Luftreise. Auch er landete wie der Anwalt hart, aber sicher auf dem Zement der Treppe.

      Im gleichen Augenblick zuckte der Colt in Parkers Hand auf.

      »Ich hatte ein lohnendes Ziel vor Augen«, sagte Parker. »Die Gangster sind bereits in der Halle.«

      Sie mußten zeitweise ganz von der Kellertreppe wegtauchen. Um wieviel Ganoven es sich handelte, ließ sich nicht feststellen. Sie hatten den Standort des Paares entdeckt und schossen.

      »Es war ein äußerst guter Gedanke, daß Sie Leutnant Handy eingeladen haben«, sagte Butler Parker, während er seinen Kopf gegen eine Treppenstufe drückte.

      »Wir ziehen uns besser weiter zurück«, schlug Mike Rander seinem Butler vor. Ohne eine Antwort abzuwarten, kroch Rander weitere Treppenstufen nach unten und war nicht sonderlich erstaunt, als Parker neben ihm auftauchte.

      Oben wurde plötzlich das Feuer abgebrochen. Wahrscheinlich hatten sich die Gangster bereits der Treppe genähert, um nachzudrücken.

      Oder war die Polizei etwa schon eingetroffen?

      »Sieht fast danach aus, als ob …?« sagte Butler Parker und schlich zurück durch den dunklen Gang zur Treppe.

      »Rander? Parker?«

      Mike Rander atmete erleichtert auf, als er die Stimme Leutnant Handys hörte. Also hatte es mit dem Anruf doch geklappt. Er ging ebenfalls zurück zur Treppe und begrüßte in der Halle den Polizeioffizier, der zwar froh war, daß ihnen nichts passiert war, trotzdem den Kopf schüttelte.

      »Ich glaube, daß Sie mir eine Menge zu erzählen haben«, sagte Handy. »Wir haben hier übrigens keinen Gangster mehr erwischt. Die haben sich alle noch rechtzeitig verkrümelt.«

      »Nicht alle«, widersprach Mike Rander und lachte. »Lassen Sie zwei besonders nette Figuren aus dem Keller holen. Wir wollen Ihnen nämlich ein Dankgeschenk überreichen.«

      Der Polizeioffizier gab seine Anweisungen, und einige Cops verschwanden im Keller. Sie kamen sehr schnell wieder zurück, aber ohne Gangster.

      »Haben Sie die Leute nicht gefunden?« fragte Rander erstaunt.

      »Doch, sie waren nicht zu verfehlen«, antwortete einer der Polizeibeamten.

      »Aber beide Gangster sind tot. Ich nehme an, daß man eine Handgranate durch den Kohlenschacht in den Keller geworfen hat …«

      *

      Mike Rander, Butler Parker und Leutnant Handy saßen in der Office des Polizeioffiziers. Bei einem Drink erzählte der Anwalt in großen Zügen, was sich in der leerstehenden Villa am See ereignet hatte. Leutnant Handy hörte zu, ohne Rander auch nur einmal zu unterbrechen. Hin und wieder machte er sich Notizen. Man sah ihm deutlich an, daß er mit der Entwicklung der Lage äußerst zufrieden war.

      »Sie haben großes Glück gehabt«, sagte Handy, als Rander seine Erzählung beendet hatte. »Aber Sie haben mir überhaupt noch nicht erzählt, wie Sie in den Keller gekommen sind. Es muß doch eine Vorgeschichte geben. Ich will mal der Reihe nach gehen. Sie kommen eines Tages zu mir und melden den Diebstahl einer Melone und eines Mantels. Etwa knapp eine halbe Stunde vorher wird die Mordkommission zum Theater gerufen, weil man während der Pause oder kurz danach einen Mann in der Passage ermordet hat. Dieser Tote trug die bewußte Melone und den Mantel, die Sie, Parker, vermißten.«

      »Zufälle gibt es auf der weiten Welt«, wunderte sich Mike Rander laut und schüttelte den Kopf.

      »Das kann man wohl sagen.« Leutnant Handy grinste. »Aber ich will Ihnen sagen, Rander, Ihr Erscheinen bei mir war kein Zufall.«

      »Sie sind sehr sicher«, sagte Rander.

      »Es ist nur eine kurze Überlegung«, erwiderte Handy. »Wegen solcher Lappalien wie Hut und Mantel hätten Sie sich niemals mit mir in Verbindung gesetzt.«

      »Nannten Sie eben meinen Hut und meinen Mantel eine Lappalie?« fragte Butler Parker entrüstet den Polizeioffizier. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, Mister Handy, daß ich beide Bekleidungsstücke bei dem ersten Herrenausstattungsgeschäft in London …«

      »Das sah man den Kleidungsstücken wirklich an«, beruhigte ihn Handy lächelnd. »Fest steht also, daß Sie deshalb zu mir kamen, um herauszufinden, wer der Tote war. Falls Sie es noch nicht wissen sollten, der Mann hießt Willy Snyder und arbeitete nach unseren Ermittlungen als Rauschgiftverteiler.«

      »Wer hätte das gedacht«, wunderte sich Mike Rander.

      »Das große Wundern kommt erst noch.« Handy bot Zigaretten an. »Unsere Mordkommission wurde kurz nach dem Tod von Snyder noch einmal alarmiert. Und zwar von Bewohnern der Gate Street. Im Haus Nr. 1248 wurde ein Mister Glubb tot aufgefunden. Unsere Ärzte fanden heraus, daß dieser Mister Glubb kurz vor seinem Tod Koks geschnupft haben mußte. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses fanden sich noch einige Giftbriefchen.«

      »Was hat das mit uns zu tun?« erkundigte sich Mike Rander harmlos.

      »Habe