»Sie waren in der Wahl Ihres letzten Wortes vielleicht etwas zu großzügig«, mäkelte Butler Parker.
»Na, schön«, meinte Rander und mußte lachen. »Wir interviewen also eine junge, leichte Dame und erfuhren bei der Gelegenheit, daß sie einen gewissen Tommy Lutch kennt, der sich auch schon einmal vorgestellt hat, und zwar in der Wohnung des toten Snyder. Damals wollte Lutch angeblich nicht wissen, welche Geschäfte Snyder betrieb. Jetzt dürfte allerdings klar sein, daß Lutch zumindest ein geriebener Gangster ist.«
»Der wahrscheinlich wie Snyder einer Rauschgiftgang angehört«, setzte Butler Parker hinzu. »Und als wir uns bei Lemming nach Miss Torca erkundigten, war das Mädchen verschwunden. Das waren die Tatsachen, Mister Rander.«
»Die sind leider trotz allem noch mager genug«, warf Mike Rander nachdenklich ein. »Parker, wir müssen nun eine Besuchstour machen. Zuerst wollen wir uns mit Helen Tunney unterhalten, die Glubb brieflich zu einer Party eingeladen hat. Dann müßten wir unbedingt Mike Porter im ›Criston‹ sehen und zuletzt noch einmal Maud Elga.«
»Sie vergaßen zwei Punkte«, sagte Butler Parker vorwurfsvoll. »Nämlich Eddy Purcel in der Lemon Street und schließlich die Foto-Agency im Maine House. Sie erinnern sich vielleicht der Platinblonden, die wir als Bild auf Glubbs Schreibtisch gesehen haben.«
»In Ordnung«, sagte Rander. »Gut, daß Sie mich daran erinnern, Parker. Fangen wir also an!«
»Womit soll begonnen werden?« wollte Parker wissen.
»Am besten mit Mike Porter«, schlug Rander vor. »Er wohnt in einem Hotel, und es besteht die Gefahr, daß er Chicago verläßt.«
Mike Rander brauchte sich weiter um nichts zu kümmern. Parker schleppte ihn zum Wagen, verstaute ihn in den Sitzen, fuhr ihn zum ›Criston‹ und hob ihn mit dem Lift in das Stockwerk, in dem Porter wohnte.
»Zimmer 182«, murmelte Butler Parker vor sich hin. »Ich klopfe an, Mister Rander.«
»Man hörte es deutlich«, begutachtete Rander. Dann vernahm man Schritte hinter der Tür, und die Tür wurde geöffnet. Ein rundlicher, strahlend lächelnder Mann mit Glatze stand im Türrahmen. Er trug einen seidenen Morgenmantel und braune Lederslips.
»Womit kann ich dienen, meine Herren?« erkundigte sich Porter erfreut und rieb seine Hände.
»Wir wollen mit etwas dienen«, erwiderte Rander grinsend und betrat das freigegebene Zimmer. »Erwarten Sie nicht um elf Uhr Besuch und ein spezifiziertes Angebot?«
»Sind Sie Mister Glubb?« fragte Porter vorsichtig.
»Mister Glubb kann leider nicht kommen«, wich Rander aus. »Aber ich glaube, daß auch wir uns einigen werden, Mister Porter.«
»Sie werden verstehen, daß ich mich vergewissern muß«, sagte Porter langsam. »In solch einem Fall sprach Mister Glubb von einer Legitimation. Darf ich die sehen?«
»Wir würden Sie Ihnen gern zeigen«, schalte sich Butler Parker in die Unterhaltung ein. »Aber es sind da Ereignisse eingetreten, die es unmöglich machen, eine solche Legitimation vorzuzeigen, von der Sie sprachen, da Mister Glubb, wie man so sagen darf und kann …«
»Kurz und gut«, schnitt Rander seinem Butler den Faden ab. »Mister Glubb ist tot, erschossen worden!«
»Glubb ist erschossen worden?« fragte Porter und richtete sich auf. Seine vollen Backen zitterten vor Erregung, und er ging im Zimmer hin und her.
»Ich sagte es schon einmal«, sagte Rander. »Er wurde von bisher unbekannten Tätern erschossen. Wieviel Rauschgift wollte er Ihnen denn liefern?«
»Rauschgift?« fragte der Dicke entsetzt. »Ich muß doch sehr gegen eine solche Unterstellung protestieren, meine Herren! Es handelt sich um etwas ganz anderes.«
»Erklären Sie sich, wir sind diskret«, meinte Rander lächelnd.
»Es handelt sich um eine Frau«, sagte Porter. »Ich kenne Glubb schon seit Jahren, und er vermittelt mir Einladungen zu Partys, wenn ich mal geschäftlich nach Chicago komme.«
»Und weshalb bestellen Sie Glubb für heute elf Uhr in Ihr Hotel?« fragte Rander grinsend. »Ich stelle Ihnen ein Ultimatum, Porter! Sie sagen in genau drei Minuten, was wirklich gespielt wurde, oder wir rufen nach den abgelaufenen drei Minuten die Polizei an! Klar?«
»Was unterstehen Sie sich?« fauchte Porter wütend. »Verlassen Sie sofort mein Zimmer!«
»Wir brauchen nicht unbedingt Ihr Zimmertelefon für den Anruf zu benutzen«, erklärte Mike Rander und wollte zusammen mit Butler Parker zurück zur Tür gehen. Doch sie hatten sie noch nicht ganz erreicht, als sie plötzlich angerufen wurden.
Dieser Anruf war so klar und unmißverständlich, daß Rander wie auch Parker stehen blieben und ihre Hände zur Zimmerdecke hochstreckten. »Drehen Sie sich um und kommen Sie tiefer ins Zimmer«, befahl die Stimme des Dicken. Rander wunderte sich ehrlich über die Entschlossenheit Porters. Doch als er sich umdrehte, sah er, warum Porter plötzlich so stark geworden war. Neben ihm stand ein breitschultriger Schlägertyp, der einen schweren 38er Colt in der Hand hatte.
»Wenn Sie keine Dummheiten machen, können Sie ihre Hände herunternehmen«, sagte Porter.
»In der Halle wartet ein bestimmter Mann auf uns«, sagte Rander weiter. »Wenn wir nicht in spätestens drei Minuten wieder unten sind, gibt er bei bestimmten Stellen Alarm.«
»Nehmen wir an, daß es so ist«, sagte Porter und nickte seinem Mann zu. Der Schläger mit der Pistole zog sich noch tiefer ins Zimmer zurück und baute sich am Fenster auf. Seinen Colt hielt er allerdings schußbereit. »Nehmen wir an, daß Sie sich gesichert haben, wer sagt Ihnen, daß ich unbedingt Ärger haben will? Ich will nur etwas erfahren, mehr nicht. Wer hat Sie geschickt?«
»Können Sie das nicht erraten?« fragte Rander zurück.
»Mike?« Porter zögerte.
Rander war völlig überrascht, und im letzten Moment gelang es ihm, seine Gesichtsmuskeln zu beherrschen. Jetzt war schon wieder einmal dieser Vorname gefallen.
»Und wenn es so ist?« fragte Rander einfach zurück. Er mußte eben solange bluffen, wie es eben ging.
»Das ändert nichts an den Tatsachen«, erklärte Porter. »Wenn es vielleicht auch gewisse Schwierigkeiten geben wird. Hat er Glubb deshalb umlegen lassen, weil er sich mit mir in Verbindung gesetzt hat?«
»Mike versteht in vielen Dingen keinen Spaß«, sagte Rander. »Auch hier in unserem Fall nicht.«
»Glubb ist selbst an seinem Tod schuld«, erklärte Porter. »Wahrscheinlich hat er wieder in Trance erzählt, und das ist dann Mike zugetragen worden. Ich glaube, daß man sich einigen könnte.«
»Gegen Vorschläge aller Art haben wir noch nie etwas gehabt«, sagte Rander grinsend.
»Sagen Sie Mike, daß ich mich heraushalten werde«, meinte Porter nachdenklich und langsam sprechend. »Ich werde heute abend noch die Stadt verlassen. Aber wenn er Dummheiten machen sollte, er soll immer daran denken, daß ich ja verdammt genau weiß, woher das Zeug stammt. Ein Wort, und sein Hahn ist abgedreht.«
»Wir werden das wörtlich melden«, versprach Rander, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wo er diesen Mike finden sollte.
Ohne sich weiter um den Schläger mit dem Colt zu scheren, verließ er zusammen mit Butler Parker das Zimmer.
»Das war eine erstaunliche und. aufschlußreiche Unterhaltung«, sagte Josuah Parker, als sie die Hotelhalle verlassen hatten und den Studebaker bestiegen. »Hinter der ganzen Rauschgiftaffäre scheint dieser Mike zu stehen, und Porter spielt die Rolle des Konkurrenten.«
»Das