Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
Скачать книгу

      »Strengen Sie sich nur nicht zu sehr an«, sagte Mike Rander entgegenkommend. »Aber den Namen Mike haben Sie doch bestimmt schon gehört?«

      »Nein«, gab sie sofort heraus. »Den Namen habe ich noch nie gehört.«

      »Parker, rufen Sie die Polizei an«, sagte Rander gemütlich.

      »Was soll denn das?« fragte die Frau erschreckt. »Ich will mit der Polizei nichts zu tun haben.«

      »Aber das liegt doch bei Ihnen«, erwiderte Rander vorwurfsvoll.

      »Lassen Sie doch den Hörer liegen«, sagte Helen Tunney erregt und sah Butler Parker an.

      »Jetzt aber raus mit der Sprache«, forderte Rander sie auf. »Was wird nun wirklich gespielt?«

      »Ich habe Angst«, gestand Helen Tunney leise.

      »Vor Mike?« fragte Rander in väterlichem Ton.

      Helen Tunney nickte.

      »Mike führt die Rauschgiftgang, der Glubb und Snyder angehört haben, ja?« fragte Rander.

      »So hat mir Tony das mal erzählt«, fuhr die Frau fort. »Er hat mich verführt, daß ich Koks verkaufte.«

      »Zu Glubb und Snyder gehört auch Purcel und Lutch, ja?«

      »Wir gehörten alle dazu«, sagte sie offen. »Lutch sorgte für Ordnung.«

      »Und Glubb besorgte das Gift?«

      »Wenn wir das brauchten, holten wir uns immer was bei ihm. Er hatte gute Beziehungen.«

      »Von wem bekam er den Koks?«

      »Von Mike natürlich«, entgegnete sie entrüstet, als ob man das doch nun wissen müßte.

      »Ann ist die Nichte von Glubb?« fragte Rander.

      »Wer’s glaubt, wird selig«, reagierte Helen Tunney lachend.

      »Wird Mike auf der heutigen Party erscheinen?«

      »Ich weiß ja nicht, wer er ist, ich nicht und die anderen auch nicht«, sagte Helen Tunney. »Vielleicht ist er da, vielleicht auch nicht. Aber ich sage das Fest besser ab, was? Sie werden uns ja doch verpfeifen.«

      »Haben Sie eine Ahnung«, sagte Rander. »Kein Wort sagen wir davon.«

      »Dazu werden Sie auch nicht kommen«, erklärte plötzlich eine harte Stimme hinter ihrem Rücken. Im gleichen Moment sackten Rander und Parker in sich zusammen. Man hatte ihnen harte Gegenstände über den Schädel gezogen …

      Mike Rander hatte das Gefühl, daß sein linkes Ohr einem mittelstarken Luftzug ausgesetzt war. Er versuchte, seine Hand hochzunehmen und war auch plötzlich hellwach. Die Hand gehorchte nicht mehr seinem Willen, und er bemerkte, daß er Stahlarmbänder trug. Er versuchte sich aufzurichten und hörte die Stimme des Butlers.

      »Ich bin sicher, daß Sie mein Blasen nicht als unangenehm empfunden haben«, entschuldigte sich Josuah Parker. »Zur Lage darf ich Ihnen erklären, daß Sie und ich niedergeschlagen worden sind. An den Händen tragen Sie wahrscheinlich wie ich Handschellen, die Füße sind allerdings frei. Wo wir uns befinden, kann ich noch nicht genau sagen. Wahrscheinlich aber in einem Keller.«

      »Das war erschöpfend«, meinte Mike Rander. »Haben wir keine Chance, die Armbänder wieder loszuwerden? Sie haben doch bestimmt einmal eine Stellung gehabt, in der Sie sich auch als Entfesselungskünstler produzieren mußten.«

      »Ich kann mich da sehr gut erinnern«, überlegte der Butler laut. »Ich hatte mehrere solcher Stellungen. Lassen Sie mich überlegen, Mister Rander, welche da in Frage kommen könnte.«

      Mike Rander richtete sich mühsam auf und lehnte sich gegen eine nasse, abgebröckelte Wand. Erst jetzt konnte er einen Blick in den Kellerraum werfen.

      Der Raum war vielleicht achtzehn bis zwanzig Quadratmeter groß und ohne Einrichtungsgegenstände. Durch einen Kohlenschacht fiel etwas Licht in den Keller. Der zementierte Boden war sehr feucht und hatte kleine und größere Wasserlachen. Dicht neben ihm lag Butler Parker, der sich jetzt auch langsam aufrichtete.

      »Moment, hören Sie mal, Parker«, sagte Rander plötzlich zu seinem Butler. »Da kommt jemand.«

      »Das würde das Verfahren vielleicht etwas abkürzen«, erwiderte Butler Parker. »Ich fühle nämlich, daß ich einem Herzanfall sehr nahe bin.«

      »Legen Sie Ihre ganze Seele hinein«, sagte Rander grinsend. Es war unverkennbar, daß sich Schritte näherten.

      »Na, wie ist denn das, ihr Schleicher?« bellte der Mann, der anschließend den Kellerraum betrat. Er war mittelgroß, aber sehr kompakt, und schien ausgebildete und trainierte Muskelstränge zu haben.

      »Was ist denn überhaupt los?« erkundigte sich Mike Rander. »Man wird einfach niedergeschlagen, während man sich mit einer Dame unterhält, und dann einfach in ein Wasserloch geworfen. Ist das Gastfreundschaft?«

      »Nun rede keinen Unsinn«, sagte der Mann etwas verwirrt. »Euch werden sie die Flötentöne schon beibringen.«

      »Wer hat uns denn festgesetzt?« fragte Mike Rander. »Steht Mike dahinter?«

      »Sag ich nicht«, erwiderte der Mann im Slang. »Hei, was ist denn mit dem Opa los?«

      Es sah auf den ersten Blick furchtbar aus, in welch schrecklichen Krämpfen sich der Butler wand. Schaum stand vor seinem verzerrten Mund.

      »Es war zuviel für den alten Mann«, erklärte Mike Rander und zog ein erschrockenes Gesicht.

      »Koller«, sagte der Kompakte ungerührt. »Ob er ’ne halbe Stunde früher oder später abkratzt, spielt keine Geige. Reif ist er sowieso.«

      Mike Rander unterdrückte einen wütenden Fluch. Es wäre so schön gewesen, wenn der Untersetzte Rander die Handfesseln abgenommen hätte. Aber der Mann machte nicht die Anstalten dazu. Im Gegenteil, er genierte sich gar nicht, dem angeblich todkranken und mit Herzkrämpfen ringenden Butler noch kräftig in die Seite zu treten.

      *

      Butler Parker brauchte sich nicht zu genieren wegen des Aufstöhnens. Einmal hatte ihn der Fußtritt empfindlich getroffen und schmerzte, zum anderen gehörte es zu seiner Rolle. Wie hingezaubert stand plötzlich ein zweiter Mann im Kellerraum. Mike Rander konnte trotz des schwachen Lichtes gut erkennen, daß es Tommy Lutch war. – Der Mann, den er zusammen mit Butler Parker in Snyders Wohnung angetroffen hatte und der zusammen mit zwei anderen Gangstern sie am White Corner mit einer Maschinenpistole erwartet hatte.

      »Du bist wohl verrückt, was?« fauchte Lutch den Kompakten wütend an. »Mike will beide noch lebend sprechen. Was ist mit dem Opa?«

      »Herzzittern«, sagte der Vierschrötige und lachte albern.

      »Mach ihm die Handschellen los und pumpe ihm neue Luft in die Lungen«, ordnete Lutch an.

      »Die Handschellen abnehmen?« fragte der Mann erstaunt zurück. »Der Opa ist doch auch ’n Schleicher.«

      »Aber eben ’n alter Mann«, sagte Lutch grinsend. »Der kann doch keiner Fliege was tun! Oder haste Angst?«

      »Vor dem Gerippe?« lachte der Mann auf. Er beugte sich zu dem Butler herunter, zog einen flachen Schlüssel aus der Tasche und schloß die Handschellen auf.

      »Ihr habt uns ja herrlich reingelegt«, sagte Rander zu Lutch.

      »Damit war aber doch zu rechnen«, erwiderte Lutch grinsend. Er hatte seine Tarnung abgelegt und wirkte durchaus schlagfertig und intelligent.

      »Wer sich mit Mikes Gang einläßt, hat bis jetzt immer noch Pech gehabt.«

      »Hinter dem Mann waren wir her«, gab Rander offen zu. Er versuchte jede Möglichkeit, um Lutch zusätzliche Informationen aus der Nase zu ziehen. Rander zweifelte keine Sekunde daran, daß er zusammen mit Parker spätestens in zehn Minuten den Keller wieder verlassen konnte. »Als ich wach geworden bin, dachte ich zuerst, Porter hätte uns