Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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Lemming könnte uns überraschen«, gab sie in bittendem Ton zu bedenken.

      »In einer halben Stunde also.«

      Mike Rander legte den Hörer nachdenklich auf die Gabel.

      »Miss Torca möchte sich mit uns in einer halben Stunde am White Corner treffen«, sagte er zu Rander.

      »Wollen wir fahren?«

      »Das ist die Frage«, sagte Rander und knöpfte sich die Pyjamajacke auf.

      »Ich möchte und möchte wiederum nicht. Der White Corner ist nie sehr belebt, schon gar nicht gegen vier oder fünf Uhr morgens.«

      »Daran dachte ich gerade auch«, erklärte Parker. »Vielleicht will man uns in eine Falle locken.«

      »Wir sind mißtrauisch, also wird nicht viel passieren«, äußerte Rander optimistisch. »Parker, wir starten in zehn Minuten! Machen Sie die Ausrüstung klar!«

      In knapp zehn Minuten trafen sie sich in der Halle des Bungalows. Butler Parker hatte sich in einen schwarzen Mantel geworfen und in seinem Kleiderschrank wahrscheinlich wieder eine neue Melone gefunden. Er wirkte wie die personifizierte englische Butlertradition. Weniger traditionsmäßig war allerdings, daß er aus den tiefen Taschen seines Mantels einen Bulldogg-Revolver herausgab und ihn Rander überreichte.

      »Eine zusätzliche Sicherheit«, meinte er. »Zwei Revolver erhöhen die Feuerkraft. Nehmen wir das Rauschgiftpäckchen mit?«

      »Hinterlassen möchte ich es auf keinen Fall«, sagte Rander, »und mitnehmen kann auch gefährlich sein. Verstecken Sie es irgendwo, Parker!«

      Butler Parker nahm das Päckchen und verließ den Raum. Nach einigen Minuten kam er zurück.

      »Wo haben Sie das Ding versteckt?« fragte Rander.

      »In der Kaffeekanne«, meldete Butler Parker. »Ich bin sicher, Mister Rander, daß man darauf nicht so schnell verfallen wird.«

      »Ich allerdings auch«, sagte Rander grinsend. »Nein, Parker, nicht durch die Vordertür, wir gehen durch den Heizungskeller. Das ist sicherer.«

      Mike Rander und Butler Parker stiegen in den Keller, durchquerten einige Räume und öffneten vorsichtig die mit Stahlblech beschlagene Hoftür. Nach allen Regeln der Vorsicht schlichen sie sich anschließend in den Garten und umgingen in großem Bogen den Bungalow. Mike Rander und Butler Parker erreichten ohne Zwischenfälle den niedrigen Gartenzaun, der das Grundstück zur Straße hin abgrenzte, und sprangen über die Mauer. Zusammen gingen sie im Schatten einer anschließenden Hecke auf den Studebaker zu, der etwa fünfzig Meter von dem Bungalow auf der Straße parkte.

      Butler Parker startete den Wagen in Rekordzeit und brachte ihn noch schneller auf Höchsttouren. Als sie den Bungalow passierten, wischten sie wie ein Blitz an dem Haus vorbei.

      »Wenn möglich, jetzt etwas langsamer«, bat Mike Rander mit gepreßter Stimme, als der Butler in einem wahren Höllentempo den schweren Wagen in eine Kurve riß.

      In knapp zehn Minuten hatten sie bereits die Gegend am White Corner erreicht. Parker ließ den Wagen hinter einer Straßenlaterne auslaufen und sah Rander fragend an.

      »Da an der Whisky-Neonreklame ist der White-Corner«, sagte er in verbindlichem Ton. »Ich sehe aber noch keinen wartenden Wagen.«

      »Kunststück«, meinte Rander grinsend. »Das Mädchen wird die dreifache Zeit wie wir brauchen, um dorthin zu kommen. Wenn sie überhaupt kommt!«

      Sie verließen den Wagen und pirschten sich zu dem freien Platz hinüber.

      Nach einigen Minuten hatten sie das Rondell erreicht, und nachdem Parker einen trockengelegten Brunnen unterhalb eines Denkmals entdeckt hatte, stiegen sie in die flache Zementschale. Von hier aus konnten sie die wichtigen An- und Abfahrten gut übersehen. Sollten sie beschossen werden, lagen sie sicherer als in einem Bunker.

      »Sie müßte eigentlich bald kommen«, meinte Rander ungeduldig. »Sehen Sie, Parker, da kommt ein Wagen!«

      Butler Parker hob seinen Kopf und legte sich dann zurecht. Er verfolgte den ankommenden Wagen mit den Augen und zeigte mit keiner Miene sein Erstaunen, als der Wagen wirklich unterhalb einer Bogenlampe anhielt.

      »Schade, daß man nicht in den Wagen sehen kann«, ärgerte sich Mike Rander halblaut. »Ist aber zu weit.«

      »Wenn ich Ihnen mit diesem Feldstecher dienen kann«, sagte Butler Parker höflich und reichte Rander ein kleines Fernglas.

      »Manchmal habe ich den Eindruck, daß Sie ein Genie sind«, anerkannte Rander überrascht und grinste. »Aber nur manchmal!« Er hob das Glas vor seine Augen und pfiff leise durch die Zähne.

      »Parker«, sagte er und reichte das Glas zurück. »Sehen Sie auch mal! Wenn mich nicht alles täuscht, sind im Wagen eine Frau und drei Männer. Stimmt’s?«

      »Stimmt«, erwiderte Parker, nachdem er sich ebenfalls vergewissert hatte. »Sie haben allerdings vergessen, Mister Rander, auch die Maschinenpistole zu benennen, die einer der Männer schußbereit auf dem Schoß liegen hat …«

      *

      »Im Grunde eine ziemlich plumpe Falle«, meinte Mike Rander.

      »Das Mädchen steigt aus«, meldete Butler Parker, der das Fernglas wieder hochgenommen hatte. »Ich kann nicht erkennen, ob es Miss Torca ist. Die Frau trägt einen tiefgehenden Hutschleier.«

      »Sie soll wohl den Lockvogel spielen«, sagte Mike Rander.

      »Die Männer im Wagen bücken sich«, meldete Butler Parker wie ein Kriegsberichter. »Mister Rander, dort hinten kommt ein zweiter Wagen. Hoffentlich …«

      »Hoffentlich hält der Wagen nicht«, sagte Mike Rander.

      Die Frau mit dem Hutschleier hatte sich nämlich mitten auf die Fahrbahn gestellt und wurde von den aufgeblendeten Scheinwerfern des entgegenkommenden Wagens angestrahlt. Der zweite Wagen wurde auch prompt langsamer, vielleicht dachte der Fahrer, daß die Frau mitgenommen werden wollte.

      »Der Mann wird glatt umgebracht«, sagte Mike Rander und entsicherte seinen Revolver. »Die Gangster denken bestimmt, daß es sich um uns handelt.«

      Im gleichen Augenblick handelte Mike Rander auch schon. Er zielte sorgfältig und ging mit der ausgestreckten Hand, in der der Revolver war, dem jetzt noch langsamer gewordenen Wagen nach. Dann drückte Rander ab.

      Die Kugel saß haargenau, wie er es vorgehabt hatte. Sie durchlöcherte das Blech des Kofferraumes, ohne weiteren Schaden anzurichten. Der Fahrer des Wagens, der den Einschuß wohl sehr deutlich gehört hatte, gab ruckartig Gas, und mit einem Riesensatz schoß der Wagen aus der Schußlinie der Gangster.

      »Wenn sie dumm sind, schießen sie zurück«, meinte Butler Parker.

      »So dumm werden sie nicht gerade sein«, erklärte Rander. »Parker, wie kommen wir an die Frau?«

      »Ich sehe kaum eine Möglichkeit«, sagte Josuah Parker. »Es sei denn, Sie wünschten, ich soll in die Feuerlinie gehen.«

      »Machen wir’s anders«, überlegte Rander grinsend. Er schoß noch dreimal. Die Schüsse klangen in der Stille wie Explosionen. Aber er hatte nicht in die Luft geschossen, sondern in die Kühlerhaube des noch stehenden Wagens.

      Die Frau mit dem Hutschleier wurde zurück zum Wagen gerufen, aber sie getraute sich plötzlich nicht mehr. Sie glaubte, daß sie dann von einer der Kugeln erwischt würde. Als Rander seinen vierten Schuß abgefeuert hatte, ruckte der Wagen an und brauste in Höchstfahrt vom White Corner hinunter.

      Bevor Mike Rander aufspringen konnte, flankte Butler Parker trotz seiner Jahre sicher und elegant über die Zementschale und ging auf die Frau zu, die nicht wußte, was in den letzten Minuten eigentlich richtig vorgegangen war. Mike Rander folgte seinem Butler, so schnell er konnte.

      »Wie ungehörig, daß man Sie nicht mitgenommen hat«, sagte Butler Parker gerade zu der Frau.

      »Was