Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740943073
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kennen. Es wird wohl besser sein, wenn sie das Mordhaus vorerst nicht wieder betritt. Das Päckchen können Sie dort auf die Ablage legen.«

      »Tut mir leid«, erwiderte Rander grinsend und versenkte das Päckchen wieder in seiner Rocktasche. »Wir werden es der Polizei übergeben. Sie werden ja dadurch nicht geschädigt, Mister Lemming. Der Diebstahl ist ja bekannt.«

      »Ich bin in einer peinlichen Lage«, meinte Lemming. Er war stehengeblieben. »Aus verständlichen Gründen möchte ich das Rauschgift zurück haben, bevor die Polizei morgen bei mir kontrolliert.«

      »Nein«, sagte Mike Rander. »Sehen Sie darin keine Unhöflichkeit, Mister Lemming. Aber ich bin zufällig Anwalt und weiß, was man in solchen Fällen zu tun hat.«

      »So, Sie sind Anwalt?« fragte Lemming interessiert und kam näher. »Das trifft sich aber ausgezeichnet. Ich suche schon seit Wochen nach einem erstklassigen Anwalt, der die Interessen meiner Firma betreut.«

      »Woran denken Sie?« fragte Rander lächelnd.

      »An Sie und eine Chance«, erwiderte Lemming. »Ich glaube, daß wir uns schnell einig werden würden. Wegen des Päckchens darf ich meine Bitte wohl noch einmal erneuern, ja?«

      »Sie haben Pech.« Rander grinste breit. »Ich bin Strafverteidiger. Sollten Sie aber mal in naher Zukunft meinen Rat brauchen, bin ich sofort für Sie da.«

      Bevor Lemming weitere Angebote machen konnte, verließ Mike Rander den Salon. Butler Parker folgte ihm sofort in seinem Kielwasser.

      Da der Butler vor Lemming nicht in der Halle war, öffnete Parker, und sie bestiegen ihren Studebaker. Butler Parker fuhr überraschend langsam, daß Rander erstaunt pfiff.

      »Was ist mit Ihnen los, Parker?« erkundigte er sich grinsend.

      »Seine Geschichte klang sehr interessant und wahrscheinlich«, sagte Parker. »Falls Sie auf meine Meinung Wert legen, Sir. Ich habe den Eindruck und kann mich dieses Gefühls nicht erwehren, daß Mister Lemming den angeblichen Diebstahl Glubbs noch nicht der Polizei gemeldet hat.«

      »Das dürfte wirklich auf der Hand liegen«, bestätigte Mike Rander. »Sein letztes Angebot war ja deutlich genug. Wir wollen morgen früh sofort nachfragen, ob Lemming den Diebstahl gemeldet hat und vor allen Dingen, zu welchem Zeitpunkt.«

      »Wahrscheinlich werden wir eine unruhige Nacht erleben«, orakelte Butler Parker.

      »Rechnen Sie mit Alpdrücken?« fragte Mike Rander grinsend.

      »Weniger damit, als mit einem Überfall«, behauptete Parker. »Wenn Lemming so großen Wert auf das Päckchen legt, dann wird er auch alle Hebel in Bewegung setzen, um an das Päckchen heranzukommen.«

      »Dagegen läßt sich aber allerhand unternehmen«, sagte Mike Rander und klopfte auf seine Brusttasche.

      *

      Obwohl Butler Parker diesmal keinen allzugroßen Ehrgeiz entwickelte, um schnell nach Hause zu kommen, erreichten sie den Bungalow am See in Rekordzeit. Wenn Parker eben am Steuer saß, dann war er nicht mehr zu halten.

      Mike Rander setzte sich in den Wohnraum des elegant eingerichteten Bungalows, und Butler Parker rumorte in der kleinen Kombüse, um ein provisorisches Dinner zu bereiten. Mike Rander mixte sich einen Cocktail, zündete sich eine Zigarette an und erinnerte sich plötzlich der beiden Briefe, die er im Briefkasten in Glubbs Wohnung gefunden hatte. Er griff in seine Tasche und legte beide Briefe auf den Tisch.

      Der erste Brief trug den Absender Helen Tunney, Chicago, Muria Street 1821.

      Mike Rander schnüffelte an dem stark und aufdringlich parfümierten Kuvert, bevor er es öffnete.

      »Parker«, rief er dann laut zur Kombüse hinüber. »Hier ist etwas für Ihre Nase.«

      Der Butler tauchte im Wohnzimmer auf und war dabei, sich eine Schürze abzubinden. Als Rander ihm das Kuvert entgegenhielt, verstand er sofort. Auch er schnüffelte sorgfältig und verzog nach kurzer Prüfung sein Gesicht.

      »Dieser Brief kann nie von einer wirklichen Dame stammen«, stellte er anschließend fest. »Das Parfüm ist eine billige Dutzendware, und es wurde auch viel zu ausgiebig gebraucht. Wenn mich nicht alles täuscht, handelt es sich bei der Verfasserin dieses Schreibens um eine, mit Verlaub zu sagen, Halbweltdame.«

      »Das wollen wir mal sofort näher feststellen«, meinte Rander grinsend. Er war zu einem ähnlichen Schluß gekommen, wollte aber nun sichergehen. Laut las er vor:

      »Lieber To!

      Wird eigentlich mächtig Zeit, daß Du Dich mal wieder bei mir sehen läßt. Ich hab’s mittlerweile vergessen, wie Du Dich beim letzten Mal aufgeführt hast. Wenn du kommst, vergesse doch bitte nicht die Briefe. Wenn Du Donnerstag abend kommst, ist Maud hier. Du bist doch scharf auf sie. Vergiß aber nicht das Zeug! Bring doch A einfach mit. Bis dahin!«

      »Mit A hat die Frau wohl Ann gemeint«, sagte Mike Rander nachdenklich, »und mit den Briefen wahrscheinlich Kokain.«

      »Und Maud scheint eine Frau zu sein, für die sich Glubb sehr interessiert«, vollendete Parker die Ausführungen Randers. »Läge es in Ihren Absichten, Mister Rander, wenn wir uns einfach zu der Party einladen?«

      »Den Vorschlag wollte ich gerade machen«, meinte Mike Rander auflachend. »Aha, Parker, sehen Sie sich mal den Absender des zweiten Briefes an.«

      »Mike Porter, Criston-Hotel«, las der Butler laut vor. »Mir fällt allerdings auf, Mister Rander, daß hier zum ersten Male nach dem Mord an Glubb der Vorname Mike auftaucht. Ob es sich wohl dabei um …?«

      »Auch das müssen wir feststellen«, sagte Mike Rander zufrieden. Er fetzte den Briefumschlag auf und entfaltete den halben Bogen. Auch jetzt las er laut vor:

      »Sehr geehrter Mister Glubb!

      Ich bin an Ihrem Angebot sehr interessiert. Suchen Sie mich doch bitte Donnerstag früh, 11 Uhr, in meinem Hotel auf.

      Mit besten Empfehlungen!«

      Das sieht allerdings verdammt eindeutig aus«, sagte Mike Rander grinsend. »Glubb scheint da einen neuen Interessenten für Rauschgift gefunden zu haben.«

      »Wenn es sich nicht um den Mike handelt, den Glubb vor seinem Tod nannte, bestimmt«, schränkte Butler Parker ein. »Aber in einem anderen Fall sehe ich keinen Sinn in diesem Brief.«

      »Läßt sich alles klären«, meinte Rander grinsend. »Bevor wir morgen zu dieser Helen gehen, schauen wir einfach bei Mike Porter vorbei. Wie steht’s mit dem Dinner?«

      »Kann sofort serviert werden«, meldete Josuah Parker diensteifrig. »Aus Zeitmangel habe ich ein Steak à la Mignon, etwas Erbsen …«

      »Zählen Sie nicht auf, sondern fahren Sie an«, sagte Mike Rander. Erst jetzt merkte er, daß er einen großen Hunger hatte.

      Butler Parker servierte, nahm dann zögernd Platz, und gemeinsam aßen sie. Nach dem Essen mixte Parker einige Drinks und machte anschließend die Betten fertig. Rander duschte noch einmal und legte sich ins Bett.

      Er wurde aber wieder wach, als das Telefon läutete. Der Anwalt richtete sich in seinem Bett auf und hörte das Schlurfen von Parkers Pantoffeln. Kurz darauf klopfte der Butler an und stellte anschließend einen Telefonapparat auf den Rauchtisch.

      »Miss Torca hat angerufen«, sagte er zu Rander. »Sie will Sie unbedingt sprechen.«

      »Mitten in der Nacht?« fragte Rander vorwurfsvoll. Er kletterte aus dem Bett und nahm den Hörer ab. Nachdem er sich gemeldet hatte, hörte er die aufgeregte Stimme von Miss Torca.

      »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte sie erregt. »Mister Lemming ist nach Ihrem Besuch weggefahren, und ich möchte Ihnen unbedingt etwas sagen. Kann ich Sie in der Stadt treffen?«

      »Jetzt, gegen vier Uhr?« fragte Rander. »Welchen Treffpunkt schlagen Sie denn vor?«

      »Kann es der White Corner sein?« erkundigte sie sich. »Es ist wirklich sehr wichtig, sonst hätte ich