Bettina Fahrenbach Jubiläumsbox 7 – Liebesroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Bettina Fahrenbach Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740934200
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      Der Fahrenbach-Hof, ihr Besitz, ihr Erbteil, das belastete sie doch nicht, sondern machte sie stolz und glücklich. Aber vielleicht lag es daran, dass der Fahrenbach-Hof der Grundstein von allem gewesen war, auf dem Hof hatte alles seinen Anfang genommen, auch die Produktion des Kräutergoldes.

      Chateau Dorleac hatte ihr Vater irgendwann dazugekauft, weil ihre Mutter unbedingt Schlossherrin sein wollte, dabei waren die Chateaux in der Gegend von Bordeaux nicht mehr als mehr oder weniger große Herrenhäuser, die zu den Weingütern gehörten, und dort lebte und arbeitete man, führte aber kein feudales Leben.

      Ihr Vater hatte voller Hingabe den maroden Betrieb in Frankreich wieder aufgebaut, das Haus exzellent renoviert, restauriert, doch vergebens, er hatte einen weiteren Klotz am Bein und seine Ehefrau, ihre Mutter, hatte sich scheiden lassen, um den steinreichen Südamerikaner Manolo Aranchez de Moreira zu heiraten.

      Tat es ihr weh, dass Jörg das Chateau aufgeben wollte?

      Nein!

      Aber vielleicht ein wenig doch. Es gehörte irgendwie zu ihrem Leben, aber vielleicht war es auch eine Lektion für sie, loslassen zu lernen.

      Abschiede gehörten zum Leben, und von Häusern, Weinbergen und Gärten konnte man sich leichter verabschieden als von Menschen.

      Und außerdem …

      Wusste sie denn überhaupt, ob Jörg es wirklich tun würde? Er war im Moment noch viel zu traumatisiert, um eine ernsthafte Entscheidung zu treffen, und bis dahin würde alles so weiterlaufen wie bisher.

      *

      Bettina war richtig glücklich, als sie von Jörg zurückkam. Er hatte sich wirklich sehr verändert, war ernsthafter geworden. Sie hatten sich noch niemals zuvor so gut verstanden wie jetzt.

      Man sagte ja immer, dass es Schicksalsschläge gab, die man nicht verstehen konnte, wo man sich fragte, warum einem das passieren musste.

      Jörg hatte erfahren, wie schnell das Leben vorbei sein konnte, hatte unter erschwerten Umständen bei unzivilisierten Menschen leben müssen, hatte gedarbt, Dinge essen müssen, vor denen er sich sonst geekelt hätte.

      Ihm hatte sich nicht die Frage gestellt, ob er eine Spätlese, Auslese, Trockenbeerenauslese oder einen Eiswein trinken sollte.

      Er war froh gewesen, Wasser trinken zu können, über dessen Reinheitsgehalt man besser nicht nachdachte.

      Nach solchen Geschehnissen konnte man nicht einfach wieder dort anfangen, wo man aufgehört hatte. Und im Grunde genommen war Bettina in Jörgs Fall sogar froh darüber, dass es so war. Er war ihr von ihren Geschwistern immer der Liebste, er war der Netteste, Verbindlichste gewesen, aber seine Oberflächlichkeit, seine Sorglosigkeit hatten sie schon so manches Mal genervt und auf die Palme gebracht.

      Schon jetzt war ersichtlich, dass er sein altes Leben nicht mehr führen würde, und das wollte er ja auch nicht mehr, dass hatte er mehrfach zum Ausdruck gebracht.

      Es würde weitergehen, das ging es ja immer, und wenn ein Weg zu Ende war, tat sich ein neuer auf, auch wenn man den manches Mal nicht sofort erkennen konnte oder einfach nicht erkennen wollte, weil man am Alten, Vertrauten festhalten wollte.

      Bettina kam auf dem Parkplatz des Hofs an, auf dem offensichtlich Dorothea Steinbrecher auch gerade erst angekommen war, denn die kramte in ihrem Kofferraum herum und beförderte einige Päckchen und Tüten zutage.

      »Hallo, Frau Steinbrecher«, rief Bettina, nachdem sie aus ihrem Auto ausgestiegen war, »haben Sie einen Einkaufsbummel gemacht? Offensichtlich mit großem Erfolg.«

      Mit einem Seitenblick stellte sie fest, dass ihr Gast sich offensichtlich ein wenig gefangen hatte. Das Gesicht war nicht mehr verweint, wirkte nicht mehr so traurig, verloren, ja, beinahe erloschen wie bei der Ankunft auf dem Hof.

      »Hallo, Frau Fahrenbach, ich war in der Tat erfolgreich. Ich habe mir ein paar bequeme Schuhe gekauft und sportliche Kleidung, die ich für meine Spaziergänge hier brauche. So etwas habe ich gar nicht in meinem Kleiderschrank, eigentlich nur Businesskleidung und etwas für gesellschaftliche Anlässe … aber ich bin auch schon seit Jahren nicht so viel gelaufen wie in den paar Tagen hier, eigentlich überhaupt nicht, einmal abgesehen vom Laufen durch das Haus, Büro und zum Auto, dabei macht es so viel Freude, sich an der frischen Luft zu bewegen. Es ist traumhaft hier oben, und diese reizvolle Umgebung, morgen will ich um den See laufen und gleich meine neuen Wanderschuhe ausprobieren.«

      »Oh, ich glaube, da nehmen Sie sich zu viel vor, es ist eine gewaltige Strecke, denn der See ist groß und lässt sich nicht so einfach umrunden. Aber nehmen Sie doch ein Fahrrad, mit dem können Sie es schaffen.«

      Dorothea bekam glänzende Augen.

      »Fahrrad fahren? Du liebe Güte, das habe ich seit meiner Jugendzeit nicht mehr gemacht. Ich glaube nicht, dass ich das überhaupt noch kann.«

      »Fahrradfahren verlernt man nicht. Sie werden viel Spaß dabei haben.«

      Dorothea war auf einmal ganz aufgeregt, und es rührte Bettina, als sie sah, dass ihr Gast wegen einer so simplen Sache wie Fahrradfahren reinweg aus dem Häuschen war. So, wie deren Leben bislang verlaufen war, war es für sie vermutlich selbstverständlich, auf dem Rosenball in Monaco dabei zu sein oder einer Sitzung der Wirtschaftsweisen beizuwohnen als etwas ganz Alltägliches zu tun.

      Dorothea Steinbrecher klappte den Kofferraumdeckel ihres Autos zu.

      »Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass es dieser beiden Anlässe bedurfte, um mich wach werden zu lassen. Ich hätte sonst immer weitergemacht und mich weiter wie ein Hamster in seinem Rädchen verhalten. Dabei kann das Leben so schön sein, und es sind die einfachen Dinge des Lebens, die glücklich machen. Dazu braucht man kein Geld, keinen gesellschaftlichen Status.« Sie strahlte Bettina erwartungsvoll an. »Darf ich es einmal versuchen? Ich mein … das Fahrradfahren?«

      »Klar, kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wo mein Fahrrad steht, und das können Sie sich dann immer herausholen, wann Sie es wollen.«

      »Oh, danke, das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Frau Fahrenbach«, freute sich Dorothea Steinbrecher.

      Bettina winkte ab.

      »Nicht der Rede wert.« Sie gingen nebeneinander her, zuerst an Bettinas Haus vorbei, wo die rasch ihre kleine Reisetasche auf die Treppe stellte, dann liefen sie über den Hof zur Remise, wo die Fahrräder standen.

      Bettina schob ihr Fahrrad heraus, drückte es Dorothea in die Hand.

      »Und nun aufgestiegen«, lachte sie.

      Das ließ Dorothea sich nicht zweimal sagen. Sie stieg auf, fuhr laut juchzend vor Glück zunächst ein wenig im Zickzack herum, ehe sie es wieder heraus hatte, wie es mit dem Fahrradfahren ging, aber dann trat sie kräftig in die Pedalen.

      Sie winkte Bettina zu, ehe sie mit ganz schöner Geschwindigkeit über den Hof radelte und schließlich verschwunden war. Hoffentlich behielt sie das Tempo nicht bei, wenn sie den Hügel hinunterradelte, dachte Bettina ein wenig besorgt, aber nein, Dorothea gehörte nicht zu den Leuten, die leichtfertig waren.

      Lächelnd bückte Bettina sich und hob die Tüten und Päckchen auf, die ihr Gast offensichtlich vergessen hatte.

      Sie brachte sie zum Gesindehaus und stellte sie dort ab.

      Sie wäre jetzt ohnehin zu den Dunkels gegangen, um sich zurückzumelden, aber Leni hatte sie von ihrem Haus aus offensichtlich beobachtet, denn sie kam auf den Hof gelaufen.

      »Wer hätte das gedacht, unsere Frau Steinbrecher auf einem Fahrrad«, rief Leni, nachdem sie Bettina herzlich begrüßt hatte, »es scheint ihr ja so richtig Spaß zu machen.«

      »Ja, das ist nicht zu übersehen«, bestätigte Bettina. »Das freut mich so richtig, denn ich finde, alles ist gut, was sie aufheitert.«

      Leni nickte.

      »Sie fühlt sich bei uns hier oben unbeschreiblich wohl. Ich habe heute früh mit ihr zusammen Kaffee getrunken. Sie hat wohl schon mit ihrem Mann telefoniert und ihm gesagt, dass