Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Goeschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783748571544
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Art trockenes, trostloses Dschungelgestrüpp mit Schweinen, Affen und Wächtern. Wenige Minuten nachdem wir die Straße verlassen haben, sind zwei Hanseln da, um uns auf die Straße zurückzuscheuchen. Bei genauerem Nachdenken leuchtet das auch ein.

      Es gibt hier in Delhi so viele Obdachlose, daß diese Fläche sicher anderenfalls in kürzester Zeit besiedelt, vermüllt und verschwunden wäre.

      Wir gehen also auf der Straße weiter und gelangen in einen größeren Park, recht ordentlich, ja sogar sehr schön und auch gut besucht, allerdings ohne Gewimmel oder Batzenbildung der üblichen Art. Mehr so wandelnde, spazierende Leute. Fast Geruhsamkeit alter europäischer Art. Der Park ist sehr gepflegt.

      Von ein paar Jugendlichen werden wir dann aufgeklärt, daß es sich dabei um einen speziellen Platz handeln würde. Eigentlich ist der Aufenthalt hier nur für Pärchen üblich. Es scheucht uns aber keiner weg. Am Ausgang essen wir unser erstes Eis in Delhi. Ob das gut geht? Das war uns aus dem Inhalt der Reise-Ratgeberkiste noch als strengstens verboten in Erinnerung.

      Mit einer Rikscha fahren wir zum Hotel zurück.

      Nun kapituliere ich endgültig und helfe mir die ersten vier Berlocombin - Tabletten ein.

      Lutz will die Krankheit ja auf seine Weise wegbekommen.

      Bei ihm ist es auch nicht so schlimm, vermute ich.

      Er schläft dann und ich lese bis kurz vor sieben.

      Erst mal sind die Kopf-und Halsschmerzen noch schlimmer geworden.

      Trotz Penicillin. Aber nach einem Naturfilm über Afrika schlafen wir beide doch ganz gut durch bis zum Morgen. Gut geschwitzt in der Nacht.

      Freitag, 2.Februar, 17. Tag

      Jeder von uns kauft sich nun eine Diesel - Enfield

      Habe kurz geduscht und Hemd und Schlüpfer ausgewaschen. Geht mir nun ganz gut und auch der Hals fühlt sich besser an.

      Wir sollen 13 Uhr bei Mukesh sein, die Enfields sind wohl da.

      Aber erst einmal wieder zur Bäckerei, ich habe nämlich Hunger.

      Danach laufen wir zum Büro von Thomas Cook, um die fehlende Summe für den Kauf in Rupis zu besorgen. Da es sich um eine, für hiesige Verhältnisse doch recht große Summe handelt, feilschen wir um den Kurs bis zum Letzten. Mit Erfolg. Statt 45,35 bekommen wir am Ende 45,80 rupiges Geld pro Dollar.

      Mit 54.960 gebündelten Rupien, in allen meinen Taschen verteilt, sitzen wir dann am frühen Nachmittag in einer Straßenkneipe.

      Ein bißchen fühle ich mich wie beim Altpapier-Sammeln in Kindertagen mit den vollen Taschen.

      Lutz ißt konsequent Indisch. Er will den Infekt mit Schärfe bekämpfen.

      So verleibt er sich auch jedesmal beim Essen sechs sieben Peperoni ein.

      Die kleinen grünen Dinger stehen in stabilen Glasschalen auf den Tischen der Kneipen. Somit können sie sich nicht durch die Tischplatten ätzen.

      Ich traue mich nicht an das richtige Essen ran. Das ist ja auch ohne die Peperoni schon so scharf, daß man damit bestimmt Ungarn töten könnte.

      Ich bestelle für mich nur Fladenbrot, was Chapati heißt, dazu trinke ich Tee.

      Dann gehts erwartungsvoll ab zu Mukeshs Bude. Die beiden Brüder sitzen wie die Ölscheichs hinter ihrem Schreibtisch.

      Wie junge Eulen im Nest sehen sie aus.

      Verschränkte Arme... wat kost die Welt?!

      Wir wollen gemeinsam nach Gurgoan, wo der sogenannte Showroom ist.

      Es kommen noch zwei der Monteurjungs mit. Der eine wird mit gelegentlichen schadenfrohen Kopfnüssen von dem dicklichen Mukesh-Bruder während der Autofahrt am Schlafen gehindert.

      Wie letztes Mal schon, auch heute.., sicherlich immer.., ein Schweineverkehr. Und doch kommen wir hin.

      Nun sehen wir sie zum ersten Mal. In voller indischer Schönheit.

      Sie sind ausgepackt. In staubigen Kisten daneben stehen andere neue Enfields. Doch was heißt schon neu?

      Mängel, die in Deutschland wohl kein Käufer toleriert hätte, gehören hier scheinbar zur Ware, wie Blätter zum Baum.

      Es wird gar nicht verstanden, was wir wollen, als wir auf verschiedene Dinge weisen, die uns nicht passen. Das Geschäft ist für die hier gelaufen.

      Die sind doch nicht doof, unbeteiligt und dickfellig hören sie kaum auf unsere Einwände. Der Verkauf ist in der Tasche, laß die dummen Deutschen doch nörgeln. Recht haben sie!

      Was macht schon ein bißchen Rost an den Speichen?

      Blöde pingelige Ausländer sind wir!

      Beanstandete Lackkratzer, Beulen und leicht korrodierte Stellen werden zwar dann doch mit gemäßigt geschäftigem Treiben bedacht, aber geändert wird natürlich nichts. Mit lappenahnlichen Fetzen rubbeln sie hier und da ein wenig an den Maschinen herum.

      Wir fahren dann eine kurze Proberunde. Erst nach mehreren vergeblichen Versuchen ist es mir gelungen ist, die Kiste per Kickstarter überhaupt anzuwerfen.

      Lutz meinte sogar, er würde das nie hinkriegen, so eine ausgefeilte Technik scheint dabei erforderlich zu sein. Doch die Jungs, die etwa drei Gewichtsklassen unter uns rangieren und eine Körperlichkeit haben, wie wir sie vielleicht als Fünfzehnjärige hatten, machen es uns ein paar Mal vor. Lutz könnte sich schon ganz schön doof vorkommen, wenn er es denn könnte.

      Es ist doch alles nur eine Sache der Übung.

      Das stellt sich auch für ihn bald heraus.

      Wir haben also jeder eine Royal Enfield Diesel, Modename Taurus, für je 3122 Mark gekauft. Inklusive Roadtax, also die Straßensteuer, Jahresversicherung für Indien und indischer Registrierung.

      Der Kassensturz nach nunmehr 17 Reisetagen und Motorradkauf zeigt, daß wir gut gewirtschaftet haben: Ich habe noch knapp 4000 Mark. Also verbleibt mir doch ein winziger Notgroschen. Lutz ist auch noch lange nicht pleite. Von den Schecks mal abgesehen hat er ja auch noch den Tausender, den er in die Hose eingenäht ist, so daß ihn niemand hätte finden können. So unter normalen Umständen…

      Bankrotteure sind wir jedenfalls nicht gerade.

      Mukeshs Jungs fahren für uns die Maschinen durch den irrsinnigen Verkehr zurück in die Stadt. Wir sitzen im Auto und sind ganz froh, heute noch nicht selber fahren zu müssen. Nicht zuletzt auch wegen der angeschlagenen Gesundheit.

      Tee, Apfel, Banane, Weißbrot und Gurken nachher im Hotel tragen nicht gerade zu überschäumender Laune bei.

      Denn eigentlich hätte man einen Saufen müssen.

      Wir sind schließlich unserem Ziel nun ein gutes Stück näher. Wir haben zumindest erst einmal die Maschinen gekauft, die uns nach Hause bringen könnten.

      Samstag, 3.Februar, der 18. Tag

       Die Welt bleibt wie sie ist, nur neue Probleme gesellen

       sich hinzu.

      Das war die schlechteste Nacht für mich seit wir aus Deutschland weg sind.

      Erst konnte ich lange nicht einschlafen und dann hatte ich die ganze Nacht viel trockenen Husten. Lutz meint, er hätte gut durchgeschlafen.

      Vielleicht waren auch die beiden Filme vom Vorabend schuld, daß es so eine beschissene Nacht war. Erst so ein Fliegerfilm vom zweiten Weltkrieg und dann noch mal son richtiger Ami-Mist als Nachtisch. Man sollte so was bleiben lassen. Aber Fernsehen ist auch ein gutes Schlupfloch, um nicht ständig die Gedanken um die Lösung der Probleme kreisen zu lassen.

      Außerdem bin ich nicht ausgelastet. Hätte abends lesen sollen.

      Trotzdem haben wir dann nach dem Frühstück noch bis halb zwölf gelegen.

      Dann kam nämlich die Müdigkeit.

      Aber