Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Goeschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783748571544
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sich wie Jauche von Mineralwasser.

      Wir sind um sieben Uhr aufgestanden und müssen heute, nach den ersten 500 Kilometern, einiges an den Motorrädern machen. Öle wechseln usw.

      Jetzt wieder ich:

      Vorm Hotel gibts Tee und etwas Süßes.

      Den Enfield „Show Room” mit der dazugehörigen Werkstatt, finden wir ziemlich schnell und die Arbeit ist ab halb elf in vollem Gange.

      Die Leute hier sind recht nett und machen die Arbeiten natürlich so, wie es eben in Indien üblich ist. Allerdings in dieser Werkstatt recht routiniert. Wir sehen ihnen dabei genau auf die Finger. Nicht nur aus Mißtrauen und Vorsicht. Es geht darum, soviel Umsicht wie möglich walten zu lassen, denn wir wollen es ja bis nach Hause schaffen. Da dulden wir Schluderei in der Motor – Wartung natürlich nicht. Es ist auch eine gute Gelegenheit, etwas mehr über die Eigenheiten der Maschine zu erfahren. Alles scheint soweit in Ordnung zu sein.

      Um 13 Uhr können wir dann weiterfahren, bringen schnell die 30 Kilometer bis zum Grenzkontrollpunkt Vagha hinter uns. Es bleibt nun nichts übrig. Die Stunde der Wahrheit naht. So stürzen wir uns in die „Freuden” einer Grenzüberquerung von Indien nach Pakistan.

      Leere Hallen, leere Schalter. Ruhiges, parkartiges Anwesen. Ein paar Zivilisten und müde Soldaten sind hier die Hüter.

      Drei Kontrollen auf indischer Seite. Ich muß noch mal mit einem Beamten zurück fahren um Geld zu tauschen.

      Sie wunderten sich, daß wir kein Carnet haben. Aber das ist nicht ihr Problem. Ob die Pakistaner uns wegen des fehlenden Carnets zurückschicken? Das wäre unterschiedlich, sagte der gelassene Mann in Toga und mit dem lässigen Turban auf dem Schädel, manchmal kämen welche zurück, andere scheinen durchgekommen zu sein. Sie wissen da auch nichts.

      Die Anspannung wächst. Die Hoffnung auch. Wir wollen alles richtig machen! Dazu haben wir uns gegenseitig selber regelrecht vergattert.

      Bloß nichts selber versauen!

      Inzwischen rechnen die Beamten alle Umtausch - Quittungen nach, vergleichen mit den Kaufbelegen und Rechnungen. Hätten wir schwarz getauscht, wäre uns das hier zum Verhängnis geworden. Gut, daß wir alles aufgehoben haben, die Hotelrechnungen, sämtliche Belege und Quittungen.

      Als ich weg bin, geht ein Beamter zu Lutz und will die Motorräder und das Gepäck filzen.

      Lutz fragt ihn rundheraus, ob er Rauschgift suchen würde und stellt gleich klar, daß wir keines haben. Er erzählt dem Mann freundlich, daß wir weder rauchen noch Alkohol trinken und mit Rauschgift absolut nichts zu tun haben.

      Es war zwar nun nicht ganz die Wahrheit, aber ausreichend überzeugend vorgetragen, denn die Prozedur wird gar nicht erst begonnen.

      So bleibt uns hier sicher viel Nerverei erspart.

      Und so ist das dann alles, was die Ausreise betrifft. Auf der indischen Seite des einzigen Grenzüberganges dieser Tausende Kilometer langen Grenze zwischen Indien und Pakistan verläuft somit erst mal alles recht normal.

      Wir befahren dann die Schleuse zwischen den beiden Staaten und treffen noch zwei Polen, die uns, nach Indien einreisend, entgegen gewandert kommen.

      Die ersten zwei Checks auf pakistanischer Seite sind dann auch problemlos.

      Als das Carnet verlangt wird, zeigt Lutz dem Soldaten schnell die indische Zulassung. Dieser nimmt die Papiere gelassen entgegen und trägt nur die Nummernschildnummern in eine Liste ein. Dann gehts durch. Die Stempel der Einreise sind schon im Paß.

      Ich sage, daß wir durch sind. Vor Überraschung bin ich recht aufgeregt. Beim Ordnen und Verstauen all der Formulare finde ich meinen Paß nicht.

      Ich muß ihn hier eben irgendwo verloren oder liegengelassen haben.

      So wuseln wir eine Zeit lang rum und es riecht schon nach unterdrücktem Streit, weil wir ja, so wie wir hier stehen und packen und fummeln, nun nicht gerade unauffällig sind.

      Das gesamte Gelände wirkt wie innerhalb einer Kaserne. Oberflächlich recht ordentlich alles, Fahnenmaste mit den Flaggen daran, weiß getünchte Bordsteine und gefegte Plattenwege. Ein recht ruhiges Areal.

      Ich gehe zurück, frage verschiedene Posten und muß zurück bis zu den Indern. Der letzte indische Posten hat dann tatsächlich den Reisepaß von mir. In der Aufregung hatte ich ihn an dieser Stelle glatt vergessen.

      Lutz wartet inzwischen wie auf Kohlen.

      Ich denke dann, daß die Grenzkontrolle nun gelaufen ist.

      Lutz ist, wegen meiner Schußlichkeit wütend auf mich. So verkennen wir die Situation.

      Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob wir mit mehr Pfiffigkeit einfach durchgekommen wären. Wir hätten vielleicht nur die Straße zügig gerade aus fahren brauchen. Oder leise an der Abbiegung zum Zoll vorbeischieben müssen. An dem letzten Wachposten, der den Ausgang der Grenzstation markierte einfach vorbei.

      Möglicherweise wäre dieser Posten in Selbstverständnis der Annahme gewesen, daß alles in Ordnung sei. Alle nötigen Bescheinigungen hatten wir jedenfalls.

      Doch unbeherzt melden wir uns beim Zoll, begeben wir uns somit zur Endstation.

      Dort plötzlich einige geweckte Hunde. Noch interessiert sich niemand für die Motorräder. Männer, die gar nicht identifizierbar sind, aber durch ihr forsches, selbstverständliches Auftreten einen offiziellen Eindruck machen, wollen wissen, wieviel Dollar wir haben, wieviel indische Rupis wir haben...

      Wenns nur darum geht, kein Problem.

      Im Handumdrehen tauscht einer mit unglaublicher Geschwindigkeit und zu selbstbestimmtem Kurs unsere restlichen indischen Rupis gegen pakistanische Rupis. Das war nicht der Rede wert. Dann gings um Dollar und überhaupt um Geld. Lutz hat, schon etwas paralysiert, einen Tausendmarkschein am Wickel, den er aber dann doch noch schnell und unerkannt wieder in seiner Geldhülle verschwinden läßt.

      Oh, waren da unter den Umhängen, in denen das getauschte Geld verschwand, flinke Finger am Werke! Sie waren etwas zu sehr beschäftigt, somit hatten wir uns dann doch schnell gefangen und reagierten nun besonnen.

      Wir haben nur Reisechecks.

      Dann gehts los: Wo sind die Carnets?? Carnet de Passage!? Für die Motorräder!

      Wir erzählen und erklären. Es hilft nichts.

      Innerlich steigt uns das Blut zu Kopfe. Äußerlich tun wir so, als würden sie etwas von uns wollen, was vollkommen absurd ist.

      Doch das ist für die Männer genauso absurd.

      Kein Carnet bedeutet, die Maschinen bleiben hier. Sie zeigen uns, was sie meinen, wedeln demonstrativ mit einem Stapel Carets vor unseren Nasen.

      No problem, wir dürfen einreisen. Selbstverständlich. Dagegen gibt es nicht das geringste einzuwenden. Doch die Motorräder nicht.

      Dabei geht es doch nur um die Motorräder. Und so absurd es für die Zolltypen ist, daß wir ohne Carnets einreisen wollen, so absurd ist für uns der Gedanke die Motorräder hier zu lassen.

      Unser freundschaftlicher Bekannter aus Berlin, ein Deutscher, der nicht umsonst Paki genannt wird, denn er hat wohl dreizehn Jahre in diesem Land hier gelebt, hatte uns doch diese einfache Weisheiten mit auf den Weg gegeben.

      Recht banale Sprüche waren es, an welche wir uns nun klammerten.

      Ihr müßt einfach mehr Zeit haben als die.

      So simpel das auch klingt, es ist eine der besten Regeln überhaupt.

      Nicht nur für Asien, nicht nur für die Reise oder für Probleme beim Reisen, nein, überhaupt und generell.

      Das ist fast eine Ideologie des Erfolges.

      Wir befolgten sie ja auch schon eine Weile immer mal.

      Doch hier sollten wir diese Prämisse das erste Mal zur Blüte auflaufen lassen.

      Wir hatten