Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Goeschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783748571544
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Dann eine Versicherung für etwas was nicht vorhanden ist. Und jemanden in Deutschland, der sich ein paar Tage von Windmühlenflügeln durchflattern läßt. Zu dummen Fragen Antworten hat und sich für saudumme Auskünfte freundlich lächelnd bedankt.

      Ich frage dennoch nach dem Verfahrensweg und informiere Lutz’ Schwester über unsere ADAC-Bemühungen. Uns brummt der Schädel.

      Mittwoch der 24. Januar. Es ist der 8. Tag

       Wir ludern.

      Heute sind wir zehn vor halb neun aufgestanden und gehen einkaufen. Vorher haben wir noch schnell Wäsche abgegeben und das Zimmer getauscht. Das neue ist viel ruhiger. Die Hotelchefs wollen Geld sehen. So bezahlen wir 1500 Rupis für die ersten fünf Nächte. Schafft ja auch Vertrauen. Von einem Straßenstand kaufen wir dann vier Fladenbrote, sowie Butter, Käse und Marmelade. Jetzt ist es bereits sechs Uhr abends und uns geht es wiederum immer noch gut.

      Prima, unsere Mägen. Scheinen sich gut eingewöhnt zu haben.

      Heute im Motorradviertel haben wir uns einige Tuk-Tuks angesehen und auch gefilmt. Ist schon erstaunlich, was die da so an Fahrzeugtechnik zusammenbasteln. Sie bekommen nur das Chassis mit Motor geliefert und machen den ganzen Aufbau selbst.

      Mukesh gaben wir heute 700 Rupien damit er versucht, uns so ein Carnet zu beschaffen. Vielleicht hilft das, den Beamten zu überreden. Als Option wurde ausgemacht, daß wir bei Nichterfolg nur die Hälfte zurückbekommen. Schließlich macht das Ganze ja auch Mühe, selbst wenn es nicht klappt.

      Nach unserem Besuch bei Mukesh haben wir Kaffee getrunken. Dazu gab es schöne schlabberige Schokopyramiden, so ähnlich wie unsere Granatsplitter. Vorher haben wir noch schnell eine Flasche Whisky, Bier und Brot gekauft.

      Nun steht einem gemütlichen Abend nichts mehr im Wege.

      Der Film „Sieben Jahre Tibet“ wird dann bei Kingfisher-Beer, Whisky-Cola und gelegentlichem Stromausfall genossen. In diesem Fall gibt es dann nur etwas Licht über Notstromaggregat. Ist aber trotzdem schön.

      Und es ist nicht ganz ungeeignet, unsere Englisch-Kenntnisse zu trainieren.

      Danach gehts noch mal zu Internet-Laden, um nachzusehen, ob es was Neues vom ADAC gibt. Ist aber nichts da, außer von Lutz’ Schwester und Fedo.

      Ich tippe kurze Antwort und gehe zurück ins Hotel. Schlafen ... .

      Donnerstag, 25.Januar, 9. Tag

       Beziehungen bauen sich auf.

      Um 9.20 Uhr gibts blauen Himmel und Sonne, wie jeden Tag. Jetzt ist es zwar noch frisch, aber tagsüber sind es dann ganz schnell schon wieder über 25 Grad.

      Den Vormittag verbringen wir lesenderweise auf der Hotelterrasse.

      Ich mit einem Fantasyklassiker (Watership Down), den ich im Bazar für 120 Rupis erstanden habe.

      Mukesh war nur nach mehreren Versuchen zu erreichen und hat auch die E-Mail vom Vortag noch nicht gelesen. Habe ihm dann die Adresse vom indischen Automobilclub telefonisch durchgegeben. Er soll noch mal versuchen, was zu erreichen.

      Kurz nach Mittag spazieren wir dann zu dem Händler, den Lutz am Vorabend im Bazar kennengelernt hat. Kleine Bude, vollgestopft mit Handarbeit aus Kaschmir.

      Schals, Teppiche, Schnitzereien, Silberschmuck und Plunder.

      Das sei noch lange nicht alles, wird uns gesagt und wir begleiten den Ladeninhaber durch enge Gassen zu einem Freund und Geschäftskollegen, der noch größere Mengen und auch bessere Qualität anzubieten hat.

      Dort können wir dann beobachten, wie zwei Schweizer die dicken Geschäfte machen. Da werden die Silberringe im Kilo und die Schals und Teppiche im Dutzend verhandelt. Mit Aussicht auf fetten Profit, man spricht von bis zu 1000 Prozent! Ein Kilo Silberschmuck (jeder Ring ist trotz Mustergleichheiten ein Unikat aus 925-er Silber und mit einem Halbedelstein versehen) geht für 700 Mark über den Tisch. Das sind etwa dreivier Mark pro Ring.

      Vielleicht werden wir auch etwas kaufen, probieren, wie es geht in Deutschland. Doch erst muß klar sein, wie es weitergeht. Noch haben wir nicht einmal ein Motorrad, ganz abgesehen von dem blöden Carnee.

      Der Händler sagt auf meine Frage hin, es sei hundertprozentig möglich, so ein Carnet zu bekommen. In Delhi sei alles möglich.

      Obwohl wir den Eindruck auch schon selbst haben, glaube ich ihm nicht so ganz.

      Hier sagen alle erst einmal ja, egal, was du von ihnen willst. „No Problem“ ist wohl die am meisten verbreitete Floskel, außer „How are You?“.

      Ich bin sicher, daß jeder, den ich um die Organisation einer Audienz beim Papst in Rom gebeten hätte, mit „no problem“ geantwortet hätte.

      Es können auch alle englisch sprechen, wenn man danach fragt. Spätestens nach drei oder vier Sätzen merkt man dann, daß sie nur Dolmetscher für recht wenige Worte sein könnten.

      Und wer weiß auch, ob sie wissen, was diese wenigen Worte dann schließlich übersetzt bedeuten? Na egal.

      Jetzt ist es siebzehn Uhr zehn und ich sitze auf der Terrasse und schreibe.

      Dabei trinke ich einen „Lutz“. Es ist das so bekannte und nach meinem Freund benannte Getränk, von dem die Meisten sicher gar nicht wissen wollen, was drin ist. Ein wenig Alkohol ist aber unabdingbar dabei.

      Es sitzt sich recht gemütlich hier auf der Terrasse und wir genießen mit dem Buch in der Hand die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages.

      Morgen ist nun der tatsächliche Independence-Day und da wird sich nicht viel tun. Eine Woche ist vorbei und im Prinzip ist nichts dabei herausgekommen, aber wir sind viel schlauer als vorher!

      Und das ist ja nicht nichts!

      Freitag, 26.Januar. 10. Tag

       Auf leeren Straßen zum Lotustempel.

      Es ist fünf nach zehn. Wir haben recht lange geschlafen. Nach einem blöden Film gestern Abend und dem Lesen bis Buch runter fällt...

      Nach Tee, oder Kaffee (mal sehen, was wir heute nehmen) lese ich einfach weiter. Das Rumsitzen ist uns dann doch zu doof und wir fahren mit einem der Trilliarden Tuktuks zum südwestlich gelegenen Lotustempel.

      Erstaunlicherweise sind die Straßen fast völlig frei, was in Delhi schon ein Ereignis ist. Es ist recht kühl. Gut, daß ich meine Windjacke mit habe.

      Der Tempel ist beeindruckend und das nicht nur wegen seiner futuristischen Bauart. Das Beste ist das saubere und grüne Umfeld.

      Alles endlich etwas erholsam für das Auge und auch die Luft ist hier viel besser, als im Zentrum, um unser Hotel herum.

      Danach ein Spaziergang durch das Viertel, über den Bazar. Die Sonne drückt und Unmengen von Menschen machen das Ganze dann doch mehr zum Unvergnügen.

      Innerhalb von wenigen Sekunden haben wir beide einen leuchtendroten Punkt auf der Stirn und werden prompt abkassiert (für den Service, natürlich).

      Das ist auch eine Art, Geld zu verdienen. Ich habe das Gefühl, daß mich die Passanten danach irgendwie anders ansehen, fühle mich nicht wohl und entpunkte mich mit Klopapier und viel Spucke.

      Lutz ist da toleranter und läuft noch einige Zeit mit dem Klecks auf der Stirn herum.

      Zwei sehr militante, fiese Bettelkinder können wir nur mit Gewalt loswerden. Nachdem sie uns entdeckten und von einem potentiellen anderen Opfer, einem betrunkenen Inder, abließen, stürzten sie sich dermaßen vehement auf uns, daß nichts Gutes zu ahnen war.

      Die garstigen Mädels waren in dem Gewimmel dann auch nur mit Gewalt abzuschütteln.

      Wie Kletten hingen sie an uns.

      So nicht!

      Lutz sagt immer, wenn wir an Bettler Geld verteilen, ich solle auf mein Herz hören. Diesmal hörte ich auf meinen Bauch. Es war schließlich eine echte Wut gegen diese kleinen Drahtbeine darin. Das