Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja. Andreas Goeschel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Goeschel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783748571544
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Lutz hatte seine Schwester gebeten sechstausend Mark hierher zu überweisen. Sie wußte zwar nicht, wie sie diese Summe besorgen sollte, doch es gab keinen Zweifel, sie würde es machen.

      Das tat erst mal gut. Etwas Boden unter den Füßen. Und die Vermutung, daß man es auf die unmöglichste, auf die legale Art machen könnte.

      Was natürlich auf Grund der Laufzeiten der Post und der Prozeduren der Fahrzeugzulassung indischer Motorräder in Indien auf deutsche Papiere vollkommen unmöglich schien.

      Und natürlich rein theoretisch auch war. Praktisch überhaupt nicht funktionieren konnte. Das hatte auch noch niemand so gemacht. Aber es war ein Strohhalm, den man erst mal hatte. Auch wenn er aus Plaste war und gar nicht schwamm. Den Strohhalm, meine ich.

      Natürlich würden wir uns was Anderes einfallen lassen müssen.

      Doch kommt Zeit kommt Rat. Und Zeit hatten wir, aber wiederum auch nicht, denn in Delhi wurde uns die Luft knapp.

      Doch drei Kingfisher-Bier zu 270 Rupis machten den Rest des Abends etwas angenehmer.

      Dienstag, 23.Januar, der siebente Tag.

      Die Botschaft in der Botschaft.

      Nachdem wir früh aus dem Haus sind, fahren wir mit einem der Trillionen Tuk-Tuks zur deutschen Botschaft. Wir erfahren nichts Neues, es war aber trotzdem interessant.

      Das Personal ist recht freundlich, jedoch unserem Ersuchen nach einem Papierchen, vielleicht als Ersatz für das fehlende Carnet, wird nicht entsprochen. Lutz hatte so eine Vorstellung, daß es möglich wäre menschliche, mit Freude am Pioniergeist gepaarte Unterstützung in Form eines unverbindlichen, bittenden Schreibens zu erhalten.

      So etwa ein Botschaftskopfbogen-Schreiben, wo diese Behörde die Zollbehörden der Durchreiseländer bittet, uns mit den Maschinen passieren zu lassen. Darunter der Pleitegeier der Bundesrepublik und eine schwungvolle Unterschrift, die wir auch noch selber zustande gebracht hätten.

      Das wäre doch sicherlich allemal besser als nix.

      Wir wollten nur nichts unversucht lassen, ein paar weitere Strohhalme sammeln. Aber natürlich sind deutsche Beamte überall gleichartig verholzt. Hier dann so eine Art Tropenholz eben.

      Ich persönlich habe auch absolut nichts Anderes erwartet.

      Ein Botschafts-Angehöriger unterhält sich allerdings eine Weile mit uns.

      Bei ihm hier in Delhi wohnt zur Zeit ein Bekannter aus Deutschland mit einem ähnlichen Ziel. Auch er will mit dem Motorrad zurück nach Deutschland fahren. Nur, daß er mit einer 350-er Benziner fahren will.

      Wir sollen uns um ein indisches Carnet bemühen, wird uns gesagt.

      Der indische Automobilclub, ähnlich wie der ADAC in Deutschland, würde die Dinger ausgeben.

      Schließlich kommt noch sein Kollege zu dem Gespräch hinzu.

      Ein Bayer.

      Nachdem er den Sachverhalt gehört hat, kann er sich nicht bremsen. In großsprecherischer Art hält er uns ein unmißverständliches Plädoyer:

      „Warum kaufts euch nich a vernünftige Maschin? Oa BMW, oder oa vernünftige Japaniesche..? Woas wuallts denn ihr mit dem ihndhischen Schrott, Burschn.., a Diesl oach noch..? Ha, dös sag i euch gleich, wissn müßts ihr dös: Da kommts ihr nie und nimmer miet oan, nieamoals fährt so ahn Schrott bis Deutschland, nit mit, oder ohn oan Karrnett. Dös hat doch nur sechs PS. Dös fährt doch nur a fuffzg!

      Da fliagt euch der Kolben umd Uohrn. Die Kurbelwell geht gerantiert nach tausend Kilometer an Uarsch...“

      Und er lachte laut und bayrisch. Und er sah mitleidig auf die beiden Vollidioten, denen hier nicht zu helfen war. Er dozierte noch ein wenig weiter, was uns zwar nicht entmutigte, aber besonders aufbauend war es nun auch nicht gerade. Es kratzte an der Meinung.

      Es würde dann eben so weit gehen, mit den Maschinen, wie es eben geht.

      Angenehm war es nicht, in unserer Situation so ein Franz -Joseph-Aufbau - Seminar mitzumachen.

      Obwohl es eigentlich nicht kalt ist, friert Lutz.

      Wir waren auch noch nie so früh unterwegs. Sicher hängt es immer noch mit der Zeitverschiebung zusammen.

      Auf dem Weg zurück zum Connaught Place haben wir dann das zweifelhafte Vergnügen, gigantisches Säbelrasseln zu filmen.

      Aus Anlaß des Unabhängigkeitstages marschieren jede Menge bunt herausgeputzte Möchtegernsoldaten durch die Stadt. Dafür ist genug Geld da und paar Meter weiter haben die Ghetto-Kinder nichts zu essen.

      Aber das ist wohl in vielen Ländern so.

      Als wir nach etlichem Suchen endlich die ASS (Automobil Association Of Upper India) finden, erhalten wir dort wieder eine Absage.

      Für Ausländer ist da gar nichts zu machen, sagt man uns.

      Auch mit Geld nicht.

      Mukesh meint, wie auch wir, man sollte es persönlich versuchen, mit Bakschisch und guten Worten. Er verspricht uns, es für uns zu tun.

      Gleich morgen. Na klar, er merkt, daß wir nur dann kaufen wollen, wenn diese Seite geklärt ist. So freundlich er auch ist, er ist eben doch Geschäftsmann.

      Und seine ewigen „TUMORROS“ sollen wir auch noch ausgiebig kennenlernen.

      Nachmittags fahren wir dann mit ihm und seinem Bruder rund 40 Kilometer Richtung Südwesten zum Haupthändler. Dort ist ein Schoruhm, eine Bude zur visuellen Begutachtung der Motorräder.

      Als es dann um Vorvertrag und Preis geht, sind plötzlich andere Zahlen aktuell. Natürlich keine niedrigeren Sümmchen.

      Mukesh habe angeblich die Government-Tax, eine Art Mehrwertsteuer, vergessen. Wir sind frustriert und enttäuscht. Eine heftige Diskussion zwischen ihm und dem Haupthändler entbrennt, in deren Ergebnis es zwar noch mal einen Nachlaß gibt, aber ein großer Teil des Preisvorteils gegenüber Radjeev ist dahin.

      Hatte der überhebliche Inder vielleicht doch recht? Niemand kann schneller und billiger als er unserem Anliegen gerecht werden. Und wenn, dann „will er es sehen“.

      Wir können uns nicht entschließen, den Vorvertrag zu den neuen Bedingungen zu machen. Unverrichteter Dinge fahren wir mit den beiden Brüdern wieder zum Hotel zurück. Mukesh hält noch mal an und verzichtet nun auf einen Teil seiner Provision. Insgesamt 2000 Rupis will er ablassen.

      Dafür sind wir jedoch noch nicht reif. Noch nicht wach genug.

      Alle sind recht gedrückter Stimmung und wir sind nahezu bereit, Mukesh das „Versehen“ zu glauben. Übrigens wissen wir bis heute nicht, ob es nun Absicht war, um uns als potentielle Kunden erst einmal an die Angel zu kriegen, oder, gab es wirklich ein Mißverständnis zwischen den beiden Händlern am Telefon?

      Summa summarum soll eine Maschine jetzt 68.800 Rupien, das sind ungefähr 3140 Mark mit Roadtax, Registrierung und Versicherung kosten. Angesagt waren aber nur 56.500 Rupis. Eine Differenz von etwa 600 Mark für jeden!

      Wir sind nun schwer beim Überlegen. Dennoch ist es immer noch ein ganz Teil billiger, als bei Radjeev. So etwa dreivierhundert Mark!

      Abends dann noch ins Internet.

      ADAC hat reagiert, natürlich auf deutsch, versteht sich, womit aber nicht nur die Sprache gemeint ist:

      Keine Sonderbedingungen.

      Wir baten auf Grund des geringen Wertes der Maschinen um die Möglichkeit weniger Deposit hinterlegen zu können. Worauf gar nicht reagiert wurde. Ein Carnet stellen sie „gerne“ aus. Das heißt: Motorräder kaufen, indische Papiere nach Deutschland schicken, Motorräder, die in Indien stehen, in Deutschland zulassen (Zoll, TÜV, Versicherung), Deposit und Carnetkosten bezahlen, dann die Papiere und die Nummernschilder nach Delhi schicken. Und dann brauchen die nur noch angebaut zu werden.

      Also gänzlich unkompliziert.

      Wenn man einen