„War wohl etwas im Essen“, vermutete mein Vater, denn er konnte sich zunächst keinen Reim daraus machen. Dann kamen plötzlich aufwachende Geräusche von meiner Mutter, die mindestens genauso kaputt aussah.
„Huch?“ fragte sie, „warum bin ich hier?“
„Wahrscheinlich das Essen von gestern“, antwortete mein Vater, ehe ich etwas dazu beitragen konnte, „und Tjalf hat uns Kissen und Decken gebracht.“
„Danke“, sagte meine Mutter.
„Gerne“, sprach ich und war schon etwas verlegen, denn sie kauften mir die Notlügen ab.
Dann standen sie nach einer Weile auf, trugen ihre Bettwäsche zurück und der normale Alltag hielt wieder Einzug in unser Leben. Ich konnte nach dem zweiten Tag ziemlich sicher sein, dass sie nichts wussten, denn sonst hätten sie schon lange etwas unternommen oder wären vermutlich durchgedreht.
Nachwort
Das Abenteuer kostete mich einiges an Kraft, aber es brachte mir Erfahrung. Peter und ich versuchten, die Aufzeichnungen des Professors zu rekonstruieren, was mir nicht gelang. Außer den Geisterklassen und der Einordnung für die Übersinnlichen, einigen Namen war Vieles verlorengegangen. Daher beschlossen wir, ein neues Buch mit dem Namen „Die Einordnung der Geisterklassen und wie diese zu bekämpfen sind, zweite Fassung“ zu verfassen. Wir würden jedes Mal, wenn wir neue Erkenntnisse gewonnen hatten, die Einträge erweitern oder verbessern.
Peter und ich arbeiteten häufig des Nachts an unserem Werk. Peter konnte nun in mein Zimmer gelangen, ohne dass es auffiel und ich mich ewig zu meinen Eltern schleichen musste, um auf diesen Dachboden zu kommen. Eines Nachts wurde Peter auf einmal still.
„Psst“, flüsterte er und legte seinen Zeigefinger vertikal vor seinen Mund.
„Was ist denn?“ fragte ich, „ist es etwa…?“
„Nein“, antwortete Peter zügig, „jemand anderes.“
„Wer denn?“ bohrte ich weiter, denn ich hasste es, jemandem alles aus der Nase zu ziehen.“
„Ich“, antwortete stattdessen ein junges Mädchen.
Ich erkannte, dass sie ebenfalls ein Geist war.
„Was willst du hier?“ fragte ich.
„Ich habe von dir und deinen Fähigkeiten gehört“, antwortete sie, „wir brauchen deine Hilfe.“
DIE GEISTERBANDE UND DIE SAGENHAFTE RUINE
Band 2
Idee: Dennis Weiß
Text: Dennis Weiß
©Dennis Weiß 2017- 2018
Einige Worte
Meine Familie ermöglicht es mir immer wieder, an Geschichten, wie auch dieser, zu schreiben. Ich danke ihr ausdrücklich dafür und widme meinen Liebsten, wie Meike, Vinzent, Merle und natürlich auch Lotti.
Für diese Reihe habe ich nun Ideen für etwa fünf weitere Teile nach diesem! Es zeigt, dass es mir unheimlich Spaß macht und ich diese Geschichte gerne schreibe.
Zu den Orten in den bisher beiden erschienen Teilen, kann ich sagen, dass Neumonster sich an Neumünster erinnert. Es sollte ein wenig auf das Geisterthema einstimmen, daher die kleine Änderung im Ortsnamen. Das Schloss in Brachenfeld gibt es natürlich nicht, aber den wunderschönen Stadtteil Brachenfeld. Sowie es zwar eine Wittorfer Burg gibt, aber von ihr ist sehr wenig übriggeblieben.
Prolog
Tjalf hatte keine Zeit, um sich wirklich auszubilden oder mehr zu trainieren. Er war einfach damit beschäftigt, die Dinge, die er erfahren hat, zusammen zu tragen.
Er hatte sich noch nicht mit seiner neuen Rolle identifiziert. Es war gar nicht so leicht, eine Art Doppelleben zu führen. Noch waren ja Ferien, aber was würde es werden, wenn die Schule wieder begann?
Am Ende war noch alles neu. Die Kräfte, die er noch immer nicht richtig verstand. Diese neue Welt der Geister und anderen Wesen und deren Welt. Die er ebenfalls nicht kapieren konnte. Es war alles anders.
Veränderungen konnten schlechtes bedeuten, weil nichts mehr so war wie vorher. Aber Veränderungen konnten Gutes bedeuten, weil es eine Chance war zu wachsen.
Die Geschichte beginnt da, wo sie im letzten Teil aufgehört hat. Mit einem unbekannten Geistermädchen…
Das Geistermädchen
Das Geistermädchen stand vor meinem Fenster und starrte regelrecht in mein Zimmer.
„Welche Fähigkeiten?“ fragte ich ein wenig irritiert, denn woher wusste sie es? Andererseits war ich auch ein wenig stolz, denn ich wurde offenbar gebraucht mit meinen neuen Fertigkeiten.
Das Mädchen schaute verlegen. In solchen Situationen wäre es wohl angebracht gewesen, wenn sie rot geworden wäre, aber das konnte ich natürlich nicht erkennen.
„Ähm“, begann sie, „ich habe gehört, dass du den Poltergeist besiegt hast.“
Besiegt?!
Jetzt wurde ich verlegen, denn ich hatte Larvaster gar nicht besiegt! Ich bin aus der Geisterwelt geflohen und konnte froh sein, dass meine Eltern nichts bemerkt hatten. Vermutlich wäre dann die Hölle los! Das Wortspiel war nicht beabsichtigt.
„Wieso soll ich dir helfen können?“ fragte ich, denn aus meiner Sicht konnte ich zwar einiges, aber damals war mir nicht bewusst, was ich konnte.
„Du bist doch ein Lacin, oder?“ stellte sie als Gegenfrage statt meine Frage zu beantworten.
„Tja, ich denke, man nennt es so“, antwortete ich, „aber du bist meiner Frage ausgewichen.“
„Naja, da du so mächtig bist, brauchen wir deine Hilfe“, erzählte das kleine Mädchen.
„Du hast dich ja noch nicht mal vorgestellt“, funkte Peter dazwischen.
Das Mädchen schaute nun Peter an. Es war eine abfällige Art, jemanden anzugucken, aber durchaus angemessen für ein Mädchen.
„Mein Name ist Hanna“, sagte sie und wandte sich mir erneut zu.
„Und wie, Hanna, bist du zu einem Geist geworden?“ wollte Peter nun wissen und Hannas Blick ging wieder in Richtung des Geisterjungen.
„Ich bin getötet worden“, antwortete sie kurz und knapp als wolle sie darauf in Wirklichkeit gar nicht antworten.
„Und wie bist du getötet worden und von wem?“ bohrte Peter weiter, denn er glaubte ihr kein einziges Wort.
Womöglich sind Geister untereinander misstrauischer als wir Menschen. Ist irgendwie verständlich, wenn man Larvaster kennengelernt hat- dann würde ich auch niemandem mehr trauen können.
„Warum lassen wir Hanna nicht erstmal herein?“ fragte ich Peter und schaute ihn an.
Ich wollte ihm sagen „Hey, bleib‘ doch mal locker“, aber Peter guckte düster drein. Ich merkte, dass es ihm nicht passte. Aber warum genau, konnte ich nicht sagen. Ja, es war ein Mädchen, aber musste man sich deshalb wie eine Leberwurst verhalten?
„Danke“, sprach mit sie zierlicher Stimme und trat in durch mein Fenster in das Alte Schloss in Brachenfeld ein.
Für einen kurzen Moment vergaß