Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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      „Gut, tun wir’s“, sagte ich und schnappte mir das Buch.

      „Bis gleich“, sprach der Professor, denn er ahnte schon, dass ich das Buch gleich schließen würde.

      „Wo willst du denn hin?“ fragte meine Mutter, als ich auf dem Weg in den Garten war.

      Ihr entging aber auch fast nichts.

      „Ich will ein wenig Ball spielen, mir die Zeit vertreiben“, antwortete ich, zog meine Jacke ganz pflichtbewusst an, sonst würde meine Mom mich daran erinnern und ging raus.

      Ich legte das Buch auf einen Gartentisch ab und öffnete es wieder.

      „Das ist ganz schön beengt da drin“, nörgelte Professor Lux, „gut legen wir los. Ich schlage vor, du wirfst so kraftvoll wie du nur kannst und versuchst den ankommenden Ball abzuwehren.“

      Leichter gesagt als getan, denn ich musste feststellen, dass sich die jahrelange Abwesenheit in einem Sportverein nun rächte. Während andere Kinder, die beispielsweise Handball oder Basketball spielten treffsicher waren, kam ich mir vor wie so ein Baby, das gerade Ballwerfen lernt. Ich zielte und traf beim allerersten Mal nicht einmal die Mauer, sondern ein Fenster! Glück im Unglück war, dass es keiner gesehen hat, besonders nicht meine Eltern und dass ich es nicht zerstört hatte.

      „Da musst du aber noch üben“, merkte der Professor an und sah anhand meines Blickes, dass dieser Kommentar völlig überflüssig gewesen ist.

      Meine Unsportlichkeit, im Besonderen die Erkenntnis darüber, erhöhte den Druck, der eh schon auf mir lastete, enorm. Ich konnte mich schlecht konzentrieren, da sich meine Gedanken immer wieder um die bevorstehende Rückkehr des Poltergeists kreisten.

      „Du musst dich frei machen von deinem Ballast“, sprach Professor Lux.

      „Wie soll das gehen?“ wollte ich wissen.

      „Denke an etwas Schönes oder an das Ziel“, antwortete er.

      Das Ziel war klar: Meine Familie beschützen und Larvaster besiegen! Doch diese Gedanken waren gebunden daran, dass ich noch immer nicht wusste, wie ich das anstellen sollte.

      „Stell‘ dir vor, du schaffst es, ohne an eine Lösung zu denken“, schlug Professor Lux vor.

      Gut, Tjalf, konzentriere dich. Nimm all deine Fantasie zusammen. Ich stellte mir vor, wie eine Welt ohne Larvaster wäre. Auch wenn ich kein Bild von ihm hatte, war er einfach ein schwarzes, rauchiges Monster für mich. Was machte man mit Rauch? Klar, es weg pusten. Also holte ich tief Luft und blies ihn weg. Ich war voller Energie, sodass er einfach weggeweht wurde, als hätte ihn ein Orkan erwischt.

      „Ich habe verstanden“, sagte ich zum Professor.

      „Dann versuch es noch einmal“, sprach er.

      Ich legte meine volle Konzentration und meine ganze Kraft auf diesen Wurf, holte aus und ließ los. Er kam gerade auf die Mauer zu, prallte ab, kam einmal auf den Boden auf und nahm Kurs auf mich. Ich streckte meine Hände nach vorne und versuchte ihn abzuwehren. Der Ball erwischte mich am Kopf! Ich stellte fest, dass ich eine hohe Wurfkraft hatte, da es wehtat.

      „Alles in Ordnung?“ fragte der Professor nach.

      „Ja, geht schon“, antwortete ich, „habe mich gerade selbst überrascht.“

      Ich fasste mir an die Stirn, dort, wo der Ball mich getroffen hatte. Eine Beule wollte es nicht werden. Gott sei Dank!

      „Ich weiß nicht wie ich mir eine Abwehr vorstellen soll“, wandte ich mich an Professor Lux.

      „Stell‘ dir im Inneren Auge eine Art Schild vor, der den Ball abwehren muss“, sprach der Professor, „es ist eine Form der Imagination, möglicherweise hilft es dir.“

      Ich hob den Ball auf, holte aus und warf ihn erneut. Wieder prallte er an der Wand ab, kam auf den Boden auf und flog in meine Richtung. Ich streckte die Hände wie beim letzten Mal nach vorne und erzeugte mithilfe meiner Fantasie eine Art Lichtschild. Der Ball prallte daran ab und ich trug keinen weiteren Treffer davon.

      „Heureka“, freute es denn Professor.

      Ich wollte erst „Gesundheit“ sagen, da ich diesen Begriff für Freude nicht kannte. Ich schloss aber schnell darauf, dass er einfach nur feierte, dass es mir gelungen war, den Ball abzuwehren.

      „Und jetzt heißt es üben, üben und nochmals üben“, sagte Professor Lux, nachdem die Freudentanz vorüber war.

      Ich trainierte noch den gesamten Nachmittag, ehe ich abends wieder in das Anwesen ging. Es wurde auch Zeit, denn schließlich gab es Abendbrot und ich hatte mächtigen Hunger. War ja auch kein Wunder, denn ich hatte viel Training.

      Nach dem Abendessen ging ich zunächst ins Bett, denn um auf den Dachboden zu gelangen, musste ich wieder solange warten bis meine Eltern beide schlafen gegangen waren und dies dauerte eine Weile. Obwohl ich keinen Wecker gestellt hatte, wachte ich mitten in der Nacht auf, wie es auch gestern der Fall war.

      Ich schlich mich, mit dem Buch unter meinem Arm, in das Zimmer meiner Eltern, die beide tief und fest schliefen. Die Stange befand sich an der gleichen Stelle, sodass ich sie mir zügig nehmen konnte, um aus dem Schlafzimmer zu verschwinden.

      „Was hast du denn vor?“ fragte plötzlich die Stimme meines Vaters und erschreckte mich total.

      Obwohl ich jederzeit damit hätte rechnen müssen, überrumpelte es mich und ich stand wie angewurzelt an Ort und Stelle. Ich bekam nicht mal ein Pieps raus.

      „Lege die Stange wieder zurück“, sprach er, „was du vor hast, wird nicht funktionieren. Am besten gehst du wieder in dein Bett und schläfst.“

      Ich hielt die Stange fest in meiner Hand. Was meinte er damit, dass es nicht funktionieren würde? Wusste mein Paps etwa Bescheid?

      „Was würde nicht funktionieren?“ wollte ich von ihm wissen.

      Plötzlich richteten sich die Oberkörper meiner Eltern auf und sie schauten wie Roboter in meine Richtung, indem sie ihre Köpfe synchron drehten.

      „Larvaster zu besiegen“, sagten sie.

      Es waren zwar ihre Stimmen, aber nicht sie! Larvaster musste angekommen sein und ich merkte nun, wie unvorbereitet ich war. Bevor etwas passieren konnte, handelte ich instinktiv und floh aus dem Schlafzimmer. Ich schlug während des Laufs das Buch auf.

      „Was ist los?“ wollte der Professor wissen, der mich abhetzen sah.

      „Er ist da! Larvaster ist da!“ brüllte ich.

      „Oh nein!“ entsetzte es Professor Lux.

      Ich konnte seine Panik in seinen Geisteraugen erkennen.

      Ich sah nach hinten und konnte erkennen, dass meine Eltern wie Zombies meine Verfolgung aufgenommen hatten. Ich konnte nicht mehr an ihnen vorbei, also musste ich auf den Dachboden. Ich rannte zu der Stelle und legte das Buch ab, um beide Hände frei zu haben. Ich setzte die Stange an die Treppe an, ehe ich aus dem Augenwinkel sah, dass sich eine Lampe von der Decke löste und auf mich fallen sollte. Ohne darüber nachzudenken erzeugte ich ein Lichtschild und wehrte sie ab. Ich war ein wenig stolz auf mich, hatte aber keine Zeit, mich großartig zu feiern.

      „Gut gemacht“, rief der Professor, „aber beeile dich bitte, deine Eltern haben uns gleich erreicht und ich denke, sie wollen nichts Gutes von uns.“

      „Ich mache ja schon“, machte ich klar.

      Ich hackte die Stange ein und zog an der Treppe. Allerdings erkannte ich, dass wir nicht hochkamen, bevor meine Zombieeltern hier waren. Also musste ich handeln.

      „Ist ein Magica- Angriff tödlich?“ wollte ich von dem Professor wissen.

      „Wieso?“ fragte er und realisierte sofort danach, dass ich diese Frage auf meine Eltern bezogen hatte, „du hast doch noch nie einen Magica- Angriff versucht. Ich rate davon ab.“

      „Und dann? Ich sag‘ es Ihnen“, entgegnete