Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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aufladen, um eine zweite Druckwelle zu erzeugen. Diese schoss, zu meinem Pech, leider daneben und ich musste der Laufattacke ausweichen.

      Das war vielleicht knapp!

      Andererseits hatte das Monster wohl alles auf diesen Angriff gesetzt und konnte daher nur schwer stoppen, was mir wiederum Zeit verschaffte, um einen dritten Angriff durchzuführen. Dem Wesen schien es gleich zu sein, denn es bremste ab, machte kehrt und rannte direkt wieder zu mir. Ich stellte mir eine Tsunamiwelle vor, denn es war die größte Wellenform, die mir auf Anhieb einfiel. Dann ließ ich meine Attacke los und sie riss Ungeheuer um.

      Kaum hatte ich dies realisiert, richtete es sich mühsam wieder auf, was mich erstaunte. Ich formte eine weitere Druckwelle, die schwacher als die vorherige, denn auch meine Kräfte waren begrenzt. Allerdings ließ sich das Wesen nicht aufhalten und nahm in Kauf, dass einige Hautfetzen von ihm flogen.

      Ich machte noch zwei Angriffe, mit viel weniger Angriffskraft als zuvor bis es mich erreichte und meinen Hals zupacken bekam. Es hob mich in die Luft und ließ mich zappeln. Ich spürte, wie mir der Atem ausgehen würde. Mir kamen Bilder meiner Eltern in den Sinn. Wie sie mit mir im Legoland waren oder als ich bei einem Geburtstag, es muss der Dritte gewesen sein, die Kerzen einfach nicht auspusten konnte, weil ich es nicht hinbekam, direkt auf die Flamme zu pusten, sondern immer drüber weg blies. Ich dachte an meine Einschulung, an dem Umzug, an Peter und daran, dass ich nicht aufgeben werde.

      Ich sammelte meine letzte Energie und diese Mal stellte ich mir Feuer vor. Es hatte die Eigenschaft, alles niederzubrennen, was es gibt. Vielleicht half es mir und ich konnte, wie bei dem Lichtschild und der Druckwelle auch, ebenso Feuer erzeugen. Es mag an dem Luftmangel liegen, aber ich spürte eine enorme Hitze in mir.

      „Nun stirb doch endlich, damit ich deine Seele fressen kann“, krächzte das Wesen.

      Ob es sich um einen Seelenfresser handelte? Ich konnte es in diesem Augenblick nicht beantworten, denn ich musste überleben. Kurz bevor ich merkte, wie das Leben langsam aus mir herausgequetscht wurde, ließ ich die Feuerattacke los. Das Wesen ließ mich los und ich knallte auf den Boden. Ich konnte mitansehen, wie es durch meinen Feuerstoß zurückgeworfen wurde und begann zu brennen. Es lief panisch herum und schrie, dann fiel es um und zuckte ein paarmal, ehe nur noch das Feuer loderte.

      Ich war mir sicher, dass es nun tot war. Im Nachhinein trafen das Verhalten und die Beschreibung auf einen Seelenfresser. Ich stand auf. Ich merkte wie kaputt ich war, aber ich durfte nicht aufgeben, denn Larvaster musste gefunden und erledigt werden, so wie dieser Seelenfresser.

      Erst jetzt nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, dass Peter an von einem Baum umschlungen war. Er war nicht bei Bewusstsein. Ob er bereits von uns gegangen war, konnte ich nicht erkennen. Ich hoffte aber, dass das Gegenteil der Fall war.

      Ich ging schnell zu ihm hin, um nachzuschauen, ob er noch lebte, wenn man bei einem Geist überhaupt davon sprechen konnte. Kurz bevor ich ihn erreichte, erwischte mich eine Druckwelle von links und schoss mich gegen einen Baum. Ich knallte voll dagegen und prellte mir die Schulter. Dann fiel ich zu Boden. Schon wieder dieser matschige und stinkende Erdboden. Ich raffte mich trotz Schmerzen auf und sah ein Rauchmonster, welches ich eindeutig als Larvaster identifizieren konnte.

      „Sieh mal einer an“, sagte der Poltergeist, „der Retter der kleinen Geister. Konntest tatsächlich einem Seelenfresser entkommen. Jetzt musste ich doch zu dir kommen, um dich zu erledigen.“

      „Das wird dir nicht gelingen“, machte ich mir verzehrter Miene klar.

      „Du kleine Amöbe willst mir etwas anhaben?“ lachte er voller Hohn, „du bist doch zu schwach, um überhaupt einer Fliege etwas zu Leide zu tun.“

      „Das täuscht“, widersprach ich und richtete mich demonstrativ auf.

      „Ich will nicht so sein“, sprach Larvaster, „ich werde dir eine Chance einräumen und dich zu meinem ewigen Sklaven machen, wenn du dich freiwillig ergibst, ansonsten sehe ich mich gezwungen, dich auf brutalste Art und Weise den Bäumen zum Fraß vorzuwerfen.“

      Den Bäumen? Ich machte einen Rundumblick.

      „Genau, die Bäume“, bestätigte Larvaster nochmals, „sie warten nur auf Menschenfleisch. Ich dagegen werde mir deine Seele einverleiben.“

      Ich schluckte kurz, denn die Drohung war durchaus realistisch umzusetzen. Ich war schwach und hatte nur noch wenig Energiereserven, während der Poltergeist wahrscheinlich hundertprozentig fit war. Wie standen da meine Chancen? Nicht gut.

      „Ich werde mich nicht ergeben“, entgegnete ich und machte mich größer, denn ich war nicht so weit gegangen, um nun zu scheitern.

      „Das hatte ich mir fast gedacht“, sprach Larvaster, „aber so sei es. Dann wirst du qualvoll sterben müssen.“

      Innerlich war ich schon dabei, ein Lichtschild zu formen, da ich annahm, dass er jeden Moment begann, mich zu attackieren und ich sollte recht behalten. Er streckte einen Arm nach vorne und schoss einen langen Feuerstrahl, der mit voller Wucht auf mein Schild prallte. Funken sprühten an der Seite vorbei und ich spürte sie Hitze, die mit jeder Sekunde heißer wurde.

      Eines war klar, lange würde ich das nicht durchhalten können. Als ich an Larvaster vorbeiblickte, erkannte ich, dass Peters Augen geöffnet waren. Es freute mich, sodass ich neue Kraft schöpfen konnte. Mir war dennoch bewusst, dass ich nicht stärker sein konnte als der Poltergeist.

      Was konnte man gegen einen mächtigen Gegner tun? Als ich in der ersten Klasse war, gab es einen Jungen, namens Kevin, der bereits in der dritten Klasse war. Kevin war viel größer und stärker als ich und er bestahl mich und verhaute mich fast täglich bis ich es meiner Mutter sagte. Meine Mutter pflegte zu sagen, dass ich ihm aus dem Weg gehen sollte und dafür sorgen sollte, dass ich Freunde hatte, denn ein großer, gemeiner und vermeintlich übermächtiger Gegner legte sich nie mit mehreren an. Ähnlich wie ein Mikadostäbchen, das man einzeln brechen konnte. Legt man aber mehrere zusammen, so lässt es sich nicht mehr brechen und bleibt stabil.

      Jetzt hatte ich einen Plan!

      Ich entfernte mein Schild und wich dem nächsten Angriff aus, sodass der Feuerstrahl komplett ins Leere ging. Ins Leere, nein mitten in die Bäume. Larvaster unterbrach seinen Angriff und entschied anstelle eines Strahls nun Feuerkugeln zu schießen. Ich wich einer nach der anderen aus. Alle landeten schlussendlich bei den umherstehenden Pflanzen. Ich erkannte, dass Peter losgelassen wurde.

      „Hey Larvaster“, rief er so laut wie er konnte und hatte die Aufmerksamkeit des Poltergeistes.

      „Wie konnte du dich befreien?“ fragte Larvaster ärgerlich.

      Er hielt nun uns beiden je eine Hand entgegen, die einen sehr großen Feuerball formte.

      „Stehenbleiben!“ brüllte er, „Nur einen Schritt weiter und ihr seid des Todes. Ich habe die Schnauze voll von euren Spielchen. Jetzt werdet ihr Sterben!“

      Noch bevor er die Feuerkugel loslassen konnte, schnappten Baumwurzeln sich den Poltergeist und stürzten ihn um. Die Feuerkugeln aber schossen in unsere Richtung. Ich wich aus, indem ich zur Seite sprang, aber ich konnte nicht sehen, ob Peter es geschafft hatte.

      Erst nach dem Aufschlag auf den Boden, erkannte ich, dass Peter ebenfalls entkommen war. Was für ein Glück! Ich raffte mich erneut auf und ich spürte jeden Knochen, jeden Muskel und jeden Schmerz in meinem Körper.

      „Tjalf, geht es dir gut?“ fragte Peter, der sich zu mir aufgemacht hatte.

      „Den Umständen entsprechend“, antwortete ich.

      „Du lebst, das zählt“, sagte er freudestrahlend.

      „Stimmt“, pflichtete ich ihm bei.

      Ich war in diesem Augenblick echt total glücklich, noch am Leben zu sein. Ich bin schließlich den Tod mehrfach von der Schippe gesprungen. Das hätte vermutlich nicht jeder geschafft. Wir sahen zu Larvaster rüber, der nun von Baumwurzeln gefesselt war. Er wirkte schwach. Er richtete seinen Kopf auf und schaute mit seinen feuerroten Augen zu uns.

      „Ihr glaubt doch