Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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sie.

      „Das ist schon eine dreiviertel Stunde zu Fuß“, sprach Peter und blickte zu mir, „ganz schön lang.“

      Ich weiß nicht, ob es ein letzter Versuch war, mich doch noch von diesem Abenteuer abzuhalten, aber er scheiterte kläglich.

      „Ich nehme mein Fahrrad“, sagte ich und sperrte das Fenster auf.

      „Was ist ein Fahrrad?“ wollte Hanna wissen.

      „Ein Fortbewegungsmittel“, antwortete Peter in einer für ihn recht klugscheisserischen Form, aber es passte, denn er konnte Hanna ja nicht ausstehen.

      „Es ist besser, es dir zu zeigen“, schlug ich vor, „als darüber zu reden.

      Dann nahm ich mein Bettlaken, um es am Fensterpfosten zu befestigen.

      „Das müsste reichen“, sagte ich und kletterte vorsichtig an der Wand herunter, um nach unten zu gelangen.

      „Warum nimmst du nicht einfach die Tür?“ wollte Peter von mir wissen.

      „Meine Eltern sind seit der Sache sehr, sehr aufmerksam“, antwortete ich, „die würde es mitkriegen.“

      Kurz bevor ich unten ankam, war mein Laken zu Ende. Ich musste etwa eineinhalb Meter springen. Ich tat es einfach, obwohl ich ein wenig Schiss hatte. Die beiden Geister schauten sich das Spektakel an und schwebten ganz lässig hinunter. Das ist halt der Vorteil, den ein Geist gegenüber eines Menschen hat, dachte ich.

      „Jetzt zum Schuppen“, sagte ich und ging voran.

      „Zum Schuppen?“ fragte sich Hanna.

      „Na, ein Haus zum Abstellen von Dingen“, erklärte Peter.

      „Ich weiß, was ein Schuppen ist“, machte Hanny deutlich, „aber was will er da?“

      „Mein Fahrrad holen“, antwortete ich.

      „Achso“, sagte Hanna.

      Ich ging in den Schuppen, der eigentlich immer offen war. Er hatte nur den Anschein, als sei er geschlossen, aber das merkte niemand, denn er war so weit entfernt von der Straße, sodass man es nicht sehen konnte.

      „Dann lass uns“, sagte ich und stieg auf mein Bike, „du fliegst voraus und ich folge dir.“

      Dann machten wir uns auf den Weg. Anfangs raste ich, denn Hanna gab ein Tempo vor, dass ich zu schnell fand und ich wurde zunehmend langsamer. Das ganze Cavegame- Zocken hatte seine Spuren hinterlassen- ich war nicht in der Form. Auch Peter bemerkte dies.

      „Du musst mehr trainieren“, brachte er zum Besten und ich fand es überhaupt nicht witzig.

      „Das hilft mir gerade gar nicht“, stöhnte ich und blieb auf einmal stehen.

      Ich fühlte mich wie ein alter Mann, der schon sein Leben lang rauchte und nun einmal ein paar Schritte vor die Tür wagte. Hanna hatte es auch mitbekommen und kam zurück, sie war nämlich schon weitergeflogen.

      „Was ist los?“ wollte sie wissen.

      „Er ist nicht fit“, antwortete Peter, bevor ich etwas sagen konnte.

      „Ja, jetzt weiß es bald jeder“, stänkerte ich, denn es war mir ein wenig peinlich.

      Ich, der große Retter, kann keine zehn Minuten Fahrradfahren. Ein absoluter Lacher.

      „Außerdem können wir auch normal weitergehen“, schlug ich vor.

      Zum einen konnte ich dadurch verschnaufen, zum anderen konnten wir uns ein wenig vorbereiten, denn ich hatte ehrlich gesagt noch keinen Plan, wie ich die Geister retten oder geschwiege denn den Hexer etwas entgegenbringen konnte.

      „Wie ist der Plan?“ fragte ich Hanna, während wir nun zu Fuß weitergingen und ich mein Bike neben mir herschob.

      „Wir gehen rein und du besiegst ihn“, antwortete sie voller Überzeugung und dass, obwohl sie meine körperliche Schwäche gesehen hatte.

      „Wie?!“ fragte ich und stoppte.

      „Du bist doch ein Lacin, oder?“ fragte sie nochmal nach, denn irgendwas an meiner Reaktion machte sie auf einmal unsicher.

      „Ja, aber…“, stammelte ich.

      „Er weiß noch nicht von all seinen Fähigkeiten“, warf Peter ein, um mir zur Seite zu stehen.

      Hannas Blick wurde traurig und nachdenklich, sodass ich nachfragen musste.

      „Was ist denn?“

      „Naja, ich hatte die Hoffnung, du kannst Malit besiegen und meine Brüder und Schwestern befreien“, antwortete sie, „aber nun habe ich das Gefühl dich ins Unglück zu stürzen.“

      „Das weiß ich“, entgegnete ich, „und ich sagte dir, dass ich dir helfen kann. Und das werde ich auch!“

      „Immerhin hast du Larvaster in Schach gehalten“, pflichtete mir Peter bei und blickte zu mir hinüber.

      „Wir benötigen nur einen klugen Plan“, brachte ich ein, „sonst wird das nichts.“

      „Und den habe ich“, sagte Hanna und ihre Stimme erhob sich wieder als wäre die Hoffnung zurückgekehrt.

      „Dann sollten wir weitergehen“, sprach ich, „denn ich habe nur die Nacht und es ist schon ziemlich spät.“

      „Sonst kommst du Morgen wieder?“ schlug Peter vor, „denn es bringt nichts, wenn wir überstürzt handeln, auch wenn deine Geistergeschwister die Hilfe dringend brauchen.“

      „Ich verstehe“, sagte Hanna, „wenngleich ich es kaum erwarten kann, dass sie befreit werden, ist es besser schlau vorzugehen. Malit ist kein dummer Gegner.“

      „Dann wird heute Nacht nur ausgespäht“, zeigte ich den anderen beiden meine Idee, „und Morgen schauen wir weiter.“

      „In Ordnung“, bestätigte Peter.

      Hanna nickte lediglich, was blieb ihr auch anderes übrig? Wir setzten unseren Weg fort. Ich schob mein Fahrrad. Kurz bevor wir die Ruine erreichten, schloss ich es an einem Zaun fest. Ich kannte Neumonster nicht. Zumal ich mich seit der Entdeckung der Geisterwelt und dem Abenteuer mit Peter mehr mit Gespenster und solchen Phänomenen beschäftige als mit meiner Umwelt. Peter dagegen kannte die alte Burg, natürlich nicht im Original, aber er war vor seinem Geisterleben ein kleiner Junge.

      „Man erzählte sich schon früher, dass dort Geister spuken“, berichtet Peter, als wir uns hinter einem größeren Stein versteckten, um auf die Ruine zu blicken. Natürlich sahen wir wenig bis nichts.

      „Wann früher?“ fragte Hanna.

      „Fünfziger, Sechziger“, antwortete Peter.

      „Welches Jahrhundert?“ fragte sie weiter.

      „Zwanzigstes Jahrhundert“, war seine Antwort.

      „Dann stimmt es“, sagte sie, „es ist schon mehrere Jahrhunderte so.“

      „Aber wie konnte ein Hexer so lange überleben und euch die ganze Zeit unterdrücken?“ wollte Peter wissen.

      „Er hat ein Artefakt“, teilte sie mit, „wie es funktioniert, weiß ich nicht, aber es verleiht ihm Kraft… Vorsicht!“

      Wir duckten uns alle plötzlich. Ich wusste nicht, was geschehen war und schaute Hanna fragend an.

      „Ein Geist“, flüsterte sie.

      „Was für ein Geist?“ bohrte Peter, dessen Fassungslosigkeit in seiner Stimme deutlich zu hören war, obwohl auch er sich leide äußerte.

      „Malit hält sich Schutzgeister“, verriet Hanna.

      „Was sind Schutzgeister?“ fragte ich und teilte das Entsetzen meines Geisterfreundes.

      „Sie dienen seinem Schutz“, antwortete sie und merkte, dass wir aufgebracht waren, „entschuldigt, dass ich euch