Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
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sah nun meine Chance, ihm den Gar auszumachen, auch wenn ich ehrlich nicht wusste, wie ich das bewerkstelligen sollte. Ich konzentrierte mich und setzte an, die stärkste Druckwelle zu erzeugen, die ich je gefertigt hatte. Ja, ich weiß, allzu viele waren es bisher auch nicht.

      „Überdenke deine Entscheidung“, flehte der Poltergeist, „ich werde gehen und dich und die deinen in Ruhe lassen.“

      „Das glaube ich dir nicht“, entgegnete ich ihm.

      Ohne lange zu lange hinauszuzögern, feuerte ich die Druckwelle ab, die tatsächlich sehr stark war. Sie kam auf und der Rauch verpuffte. Larvaster war verschwunden. Hatte ich es geschafft?

      „Tjalf, nein, er ist noch da…“, rief Peter und verschwand.

      Ich drehte mich um und konnte sehen, wie der Poltergeist im Spiegel verschwand. Eine Druckwelle würde dabei nicht helfen, denn ich hatte gesehen, was dann geschieht. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte Larvaster nicht folgen, denn mir blieb der Weg in die Geisterwelt verwehrt.

       Das Tor zur Geisterwelt

      Ich stand einige Minuten vor dem Spiegel und merkte, wie erschöpft ich war. Mir fielen meine Eltern ein, die noch immer dort unten lagen. Ich beschloss, nach unten zu gehen um nachzusehen, wie es ihnen ging. Sie lagen noch immer dort. Ich wusste nicht, ob sie verflucht waren oder dieser Zombiezauber an Larvaster hing, denn dann würde alles beim Alten bleiben und ich hatte eher verloren als gewonnen.

      Ich musste in die Geisterwelt, aber wie?

      Das Buch gab es jetzt nicht mehr und ein Kapitel darüber habe ich nicht gefunden. Wahrscheinlich würde es mir auch nicht weiterhelfen, denn es schien, als dauerte alles, was man über Geister und Magie und eigentlich allem erlernen wollte, eine Ewigkeit braucht, um es sehr gut zu können. Diese Zeit hatte ich definitiv nicht.

      Nachdem ich meine Eltern erneut ordentlich zugedeckt hatte, ging ich wieder auf den Dachboden und stellte mich vor den Spiegel. Ich untersuchte ihn. Es standen einige Schriftzeichen drauf, die ich nicht identifizieren konnte. Auch einen Spruch oder dergleichen, wie eine Art Passwort konnte ich nicht finden. Ich spürte wieder, dass mich diese Hilflosigkeit wütend machte.

      „Warum kannst du mich nicht einfach in diese verdammte Geisterwelt lassen!“ brüllte ich und ballte meine Fäuste.

      Ich entschuldige mich für den Fluch, meine Mutter hatte mich anständig erzogen, aber es bewirkte Wunder, denn der Spiegel leuchtete auf. Ich hatte das Gefühl, das Portal hatte sich geöffnet. Mit Stolz und einer Menge Furcht streckte ich meine Hand aus. Der Spiegel war wie kalte Sauce, etwa in dieser Konsistenz. Ich fasste ganz hinein und es war als zöge etwas an mir. Ohne, dass ich hätte reagieren können, war ich auf der anderen Seite des Spiegels. Das Leuchten hörte auf.

      Die andere Seite war voller Dunkelheit gefüllt. Zudem fühlte sich alles dumpfer und kälter an. Ansonsten spiegelte es die wirkliche Welt. Ich ging bis an die Luke heran, denn ich vermutete, dass der Poltergeist Peter folgen würde und einen anderen Ausgang wie den Dachbodeneinstieg kannte ich nicht.

      Ich bemerkte erst jetzt, dass ich verfolgt wurde. Zuerst dachte ich, dass es sich um den Poltergeist handeln müsste, aber es wäre unlogisch, dass er sich versteckt, um von mir nicht entdeckt zu werden. Also war es jemand anderes. Vielleicht Peter? Ich drehte mich demonstrativ um und scheute in die Richtung des Schattens.

      „Zeig‘ dich endlich“, forderte ich meinen Verfolger auf.

      Aus der Dunkelheit kam ein Schattenwesen mit weißen Augen. Es stellte sich direkt vor mich und musterte mich ausgiebig.

      „Du gehörst hier nicht her“, stellte es fest.

      Die Stimme war klar und hallte etwas.

      „Das weiß ich auch“, sagte ich, „ich will auch nur meinen Geisterfreund Peter holen.“

      Ich erwähnte Larvaster nicht, denn ich wusste nicht, wie ich dieses Wesen einschätzen sollte.

      „Warum?“ fragte es.

      „Er ist in Gefahr“, antwortete ich.

      „Welche Gefahr?“ wollte das Schattenwesen nun wissen und brachte mich ins Grübeln.

      Sollte ich es nun verraten oder doch lieber schweigen? Ich konnte das Wesen nicht einschätzen. Bisher hatte es mir nichts angetan, aber das hatte erfahrungsgemäß nichts zu bedeuten.

      „Wir warten auf eine Antwort“, sprach das Schattenwesen.

      Wir? Nun wurde mir mulmig, denn wenn hier noch mehr von ihnen waren, dann musste ich fast schon mit einer Gefahr, die von ihnen ausging, rechnen.

      „Ein anderer Geist will ihm etwas antun“, gab ich an.

      „Wir wollen, dass eine konkrete Angabe auf die Frage gemacht wird“, führte das Wesen weiter aus.

      Ich kam aus dieser Situation wahrscheinlich nur raus, wenn ich die Fragen beantworte. Da ich diese Wesen nicht kannte und nicht sagen konnte, in was für einer Lage ich mich befand, entschied ich, auf die Frage zu antworten:

      „Es geht um einen Poltergeist namens Larvaster. Er will Peter töten, einen Geist und Freund von mir.“

      „Wir haben dich angehört“, sprach das Schattenwesen, „und urteilen, dass du ein Viertel eines Tages erhältst, um deine Aufgabe zu lösen. Danach werden wir dich wieder zurück in deine Welt bringen.“

      Kaum ausgesprochen, löste sich das Schattenwesen auf. Ein Viertel Tag? Das hieße sechs Stunden? Ich wusste nicht, ob das viel war, denn ich hatte keine Ahnung, wo ich mit meiner Suche anfangen sollte. Ich ging auf die Ausziehtreppe, die mich nach unten führen sollte und ich war überrascht, was ich dort sah. Immerhin war es heller und es handelte sich nicht mehr um ein Spiegelbild von der wirklichen Welt, sondern um einen dichten Wald, in dem ich hinabstieg.

      Ich fühlte mich wie in einem Dschungel, nur dass die Bäume alle krank aussahen. Sie waren grau und hatten schwarze Blätter und einige waren mit rot- leuchtenden Früchten ausgestattet. Ich blieb mitten auf der Treppe stehen, denn sie verschaffte mir eine Übersicht. Ich stellte schnell fest, dass ich nirgends hindurchsehen konnte.

      „Peter!“ rief ich und merkte zugleich wie dumm das sein muss, denn wer weiß, was für Wesen das anlockte?

      Peter hatte immer wieder von Problemen gesprochen, die ihn in dieser Welt beschäftigten und weshalb er nicht immer gleich sofort am Spiegel war, sobald ich ihn rief. Er hatte nie genau angegeben, um was es sich dabei handelte, aber es hinterließ bei mir den Eindruck, als wäre es etwas Ernstzunehmendes. Daher sollte ich auf der Hut sein und an dieser Stelle nicht laut in die Gegend rufen.

      Andererseits bedeutete es, dass ich in den Dschungel hinabsteigen musste, um Peter zu finden. Langsam und mit voller Vorsicht bewegte ich mich hinab. Der Boden war matschig und schleimig- wirklich eklig. Es raschelte in den Bäumen und unregelmäßig knarzten die Äste, was mich in voller Konzentration ließ.

      Ich wusste nicht, in welche Richtung Peter gegangen sein könnte oder ob er überhaupt in diesem Wald war, aber irgendetwas in meinem Inneren trieb mich voran. Ich machte einen Schritt nach dem anderen, bis ich merkte, dass mein rechter Schuh sich festgesaugt hatte, wie bei einem nassen Saugnapf an einer Scheibe.

      Ich zog mit aller Kraft, aber ich konnte den Schuh nicht herausbekommen, im Gegenteil, er sank in die Erde! Im Übrigen geschah dies ebenso mit meinem linken Schuh, sodass ich feststeckte. Ich hatte das Gefühl, je mehr ich zappelte und mich dagegen zur Wehr setzte, desto schneller sank ich.

      Zu meinem Übel erkannte ich, dass etwas drei bis vier Meter vor mir ein Wesen stand. Es war ein Skelett mit Hautfetzen. Die Augen waren Blutdurchtränkt und es schaute mich an, als wolle es mich fressen. Zwar wirkte es insgesamt eher mager, aber darauf setzte ich nicht.

      Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und befreite mich von den Fängen des Erdbodens, während das blutrünstige Wesen auf mich zulief. Ich formte einen Magica- Angriff in Form einer Druckwelle, da mir nichts anderes in den Sinn gekommen ist und ich auch nichts anderes kannte.

      Ich