Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
Скачать книгу
einem Schnauben bog er um die Ecke, die ihn zu der Taverne bringen würde und bereits aus der Ferne kam ihm der Geruch von schlechtem Alkohol und altem Fleisch entgegen.

      Zu dieser Tageszeit dürfte noch niemand in der Taverne sein; die meisten Bewohner arbeiteten von früh morgens bis tief nachts auf den Docks, um wenigstens halbwegs über die Runden zu kommen.

      Die Taverne war leicht zu erkennen; sie war das einzige Gebäude, das sich äußerlich wirklich deutlich von den anderen unterschied. Die anderen Bürgern mussten sich private Markierungen machen, um ihre Häuser und Wohnungen wiederzufinden, die Taverne jedoch würde niemand verfehlen. Ein paar alte Holzstufen führten zu der großen Tür, über der an einer rostigen Eisenstange ein Schild hing, das mit dem Namen der Taverne beschriftet war.

      Die Fenster waren nicht so eintönig wie die anderen im Hafenviertel, sondern aus grünem Glas und das Licht, das durch sie fiel, tauchte die umliegenden Gassen und Hauswände in einen grünen, tanzenden Schein. Mit federnden Schritten schlenderte Sirian darauf zu, öffnete die Tür und trat ein. Eine Mauer aus warmer Luft schlug ihm entgegen und einen Moment war er etwas benommen. Draußen herrschte Schnee und Eis, doch in der Taverne brannten etliche Feuer an Fackeln und in zwei Kaminen und somit war es mehr als nur warm. Entgegen Sirians Erwartungen, oder vielleicht sogar Hoffnungen, war er nicht alleine in der Taverne, im Gegenteil, an vielen Tischen saßen Dockarbeiter, beugten sich über Würfelbretter, oder tranken Bier. Sirian hatte das Bier in der Taverne nur einmal probiert und seitdem den starken Verdacht, dass der Wirt es mit dem dreckigen Wasser aus den Docks panschte, denn genauso schmeckte es.

      Sirian ging direkt zu dem Wirt und klopfte auf den Tisch, den der Wirt gerade putzte. Er war der Inbegriff der Hässlichkeit. Dick, pickelig und glatzköpfig bot er nicht gerade den Anblick, den man beim Trinken eines Biers haben wollte. Wahrscheinlich war es das, was die guten von den schlechten Tavernen unterschied. Der Wirt richtete sich auf, wischte die dreckigen Hände an einer Schürze ab, die vor Jahrtausenden einmal weiss gewesen sein musste, stemmte die Hände in die Hüften und schaute Sirian mit einem schiefen Lächeln an.

      „Die Taverne ist nur was für Männer, Kleiner. Komm wieder, wenn du erwachsen bist!“

      Einige der Männer lachten auf diese Bemerkung hin, aber Sirian ignorierte es.

      „Ich will etwas zu trinken. Jetzt!“, erwiderte er mit beherrschter Stimme und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab.

      „Und nichts von diesem widerlichen Bier, das hier ausgeschenkt wird.“

      Der Wirt warf ihm einen wütenden Blick zu, er wurde etwas blasser und die Pickel traten hässlich hervor.

      „Wie du möchtest, Jungchen“, presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und deutete auf einen freien Stuhl.

      „Setze dich und ich bringe dir was.“

      Gehorsam ließ Sirian sich auf dem wackeligen Stuhl nieder und schaute sich um. Die wenigen Gäste beachteten ihn kaum, waren voll und ganz auf ihre Tätigkeiten konzentriert. Bis auf einen! Einer der Gäste saß in der hintersten Ecke der Taverne, starrte Sirian an und zog an einer Pfeife. Obwohl der Rauch der Pfeife im nächsten Moment ein wenig die Sicht nahm, konnte Sirian klar erkennen, wie sich die Lippen des Mannes zu einem lässigen Lächeln verzogen. Sirian schluckte und wandte den Blick ab, fixierte die dreckige Tischplatte.

      Es ist nichts Ungewöhnliches, dass man hier gehässig angegrinst wird …

      „Hier!“, ertönte auf einmal die Stimme des Wirts und ein Glas wurde heftig auf Sirians Tisch geknallt. Die Flüssigkeit in dem Glas sah mehr nach dem Versuch eines jungen Magiers aus, ein Rattengift zu mischen, als ein Getränk, aber als er den schadenfrohen Blick des Wirts sah, griff er nach dem Glas und nahm einen Schluck von dem Gebräu.

      Das gehässige Grinsen des Wirts gefror und mit einem wütenden Schnauben warf der Wirt sich einen Lappen auf die Schulter, bevor er sich wieder seinen Gläsern zuwandte. Gerade rechtzeitig, denn länger hätte Sirian ein Keuchen nicht zurückhalten können. Das Gebräu floss wie flüssiges Feuer seine Kehle hinab und er hielt sich ächzend den Hals.

      Letzter Herrscher, was ist das für ein Zeug? Wasser aus den Docks?

      Zu Sirians Glück hatte es niemand bemerkt; niemand außer dem Mann in der hintersten Ecke, der genüsslich einen weiteren Zug seiner Pfeife nahm.

      Sirian warf dem Mann einen verstohlenen Blick zu, nahm dabei einen erneuten Schluck seines Getränks. Diesmal brannte es nicht so heftig, sondern war viel mehr beruhigend, betörte die Sinne. Der Mann mit der Pfeife rieb sich das Kinn und musterte Sirian mit einem neugierigen Blick, als würde er ihn irgendwie einschätzen wollen. Sirian wandte demonstrativ den Blick ab, schaute aus dem grünen Fenster. Die ganze Taverne spiegelte sich in der grünen Glasscheibe und Sirian meinte zu sehen, wie das Lächeln des Mannes breiter wurde.

      Das habe ich mir eingebildet …, Sirian rieb sich die Stirn und bettete das Gesicht in Händen, ich hatte nur zu viel Stress die letzten Tage. Es wird alles wieder gut, wenn wir den Mörder erst mal gefunden haben.

      Sirian trank in einigen hastigen Zügen das Glas leer, stellte es auf den Tisch und winkte dem Wirt zu. Mürrisch stapfte der Wirt zu ihm herüber, nahm das Glas entgegen und machte Anstalten, sofort wieder zu gehen, aber Sirian packte in an der Schürze und zog ihn zu sich heran. Die Augen des Wirts weiteten sich und er wollte laut los brüllen, aber Sirian langte in eine Tasche seines Wamses und holte ein Goldstück heraus.

      „Reden wir“, flüsterte er leise und musste sich ein Lächeln verkneifen, als sich der Blick des Wirts aufhellte und er sich setzte.

      „Gut, reden wir.“

      Sirian nickte und legte das Goldstück auf den Tisch. Der Wirt streckte seine Finger danach aus und ließ das Goldstück schneller verschwinden, als Sirian es ihm zugetraut hätte.

      „Wer ist der Kerl da hinten mit der Pfeife?“, raunte Sirian leise.

      Der Wirt sah zu der Ecke hinter und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht auf.

      „Hey, hey, ganz ruhig. Ich verrate hier Geheimnisse über einen Kunden. Das kostet etwas mehr, Jungchen.“

      Die Hand des Wirts wanderte in Richtung von Sirians Wamstasche, aber Sirian hielt die Hand des Wirts mit eisernem Griff fest, setzte ein gespielt freundliches Lächeln auf.

      „So läuft das nicht. Pro Information ein Goldstück. Das erste Goldstück wartet auf seinen Wert, Herr Wirt.“

      Der Wirt kräuselte die Lippen, setzte eine beleidigte Miene auf, doch die Gier war größer als der Groll auf Sirian.

      „Der Mann gehört zu einer mächtigen Gruppe mit Geld, die sich im Hafenviertel normalerweise nie blicken lässt. Sein Name ist Avon. Ein mieses Arschloch, aber er zahlt gut.“

      Der Wirt lachte laut und streckte wartend die Hand aus. Sirian wartete einen Moment, dann ließ er ein weiteres Goldstück in der Hand des Wirts auftauchen.

      Mit solchen 'Kräften' kommt man hier im Hafenviertel fast überall hin …

      „Wer ist er und was will er hier, wenn seine Gruppe normalerweise nie hier ist?“

      Der Wirt runzelte die Stirn in lehnte sich auf dem Stuhl zurück, der Mitleid erregend knirschte, verschränkte die Arme vor der Brust und zog ein wenig seinen voluminösen Bauch ein, damit er nicht gegen den Tisch stieß.

      „Soweit ich es verstanden habe, ist er hinter irgendjemandem her, der … sagen wir, Ärger macht.“ Sirian zuckte leicht zusammen, doch er beruhigte sich sofort wieder und wandte den Blick von dem Mann mit der Pfeife ab.

      „Und was macht der? Wozu ist er gut?“, fragte Sirian und überreichte ein weiteres Goldstück. Der Wirt beugte sich über den Tisch zu Sirian herüber und grinste so breit, dass Sirian die gelben Zähne sehen konnte.

      „Er ist gut im Töten. Vor allem so töten, dass es aussieht wie ein Unfall. Wenn ich du wäre“, der Wirt leckte sich über die Lippen und lachte leise, „würde ich aufpassen und versuchen,