Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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von denen einer Azard ist, einer der gefürchtetsten Schwertkämpfer des Landes?“

      Sirian funkelte den Fremden böse an, wehrte sich aber nicht mehr und schaute nun direkt in die durchdringende Schwärze in dessen ´Kapuze.

      „Du könntest es tun! Du könntest sie retten! Ich habe dich gegen Avon kämpfen sehen und …“

      „Nein!“, unterbrach der Fremde ihn und schüttelte den Kopf.

      „Es ist bereits zu spät. Und jetzt schweige, sie reden!“

      „Dieser Paladin … Sirian, er ist nicht im Haus“, knurrte einer der Männer und verschränkte seine muskulösen Arme vor der breiten Brust. Die anderen Männer hatten alle eine ähnliche Statur, glichen gewöhnlichen Dockarbeitern – dies war auch einer der Gründe, warum die Überfälle und Gewalttaten an sich eher seltener vorkamen als in anderen Vierteln. Wer legt sich schon gerne mit einer Familie an, in der die Söhne von klein auf arbeiten müssen und die Väter Muskeln haben, mit denen sie einen Ochsen bezwingen könnten? Die Kriminalität hier beschränkte sich beinahe hauptsächlich auf Einbrüche während der Abwesenheit der Arbeiter und auf die Korruption der Behörden … die allerdings in einem schöneren Teil der Hafenstadt saßen, meistens direkt an den Docks.

      Dort bekam man nichts mit von den Verbrechen der Schläger Savarons und die Behörden schlossen die Augen nur zu gerne, wenn sie dafür das beruhigende Klimpern von Goldmünzen in ihren Geldbeuteln hören konnten.

      Azards blaue Augen verengten sich zu Schlitzen und er fluchte leise.

      „Dieses Mädchen … hat sie etwas gewusst? Hat sie etwas verraten?“

      Die Männer warfen sich verstohlene Blicke zu und grinsten breit.

      „Keine Ahnung, wer sie war und mehr als zu schreien hat sie nicht gemacht. Das war auch nicht unsere Aufgabe, für die du uns bezahlen wolltest, … Herr! Wir sollten in das Haus und schauen, ob der Paladin dort ist und wenn ja, ihn töten. Nicht mehr – und ich will jetzt mein Geld.“

      Die anderen grunzten zustimmend und Azard warf ihnen einen Blick zu, der schärfer war, als jede Klinge.

      „Nun gut …“, antwortete Azard gedehnt und der gefährliche Ausdruck verschwand augenblicklich aus seinen Zügen.

      „Ich will, dass ihr euch um die Leiche des Mädchens kümmert. Geht hoch, beseitigt alle Spuren und die Leiche. Danach gebe ich euch euer Geld, genau hier.“

      Um seine Worte zu bekräftigen, deutete Azard auf genau die Stelle, an der er stand und die Männer seufzten laut hörbar, wandten sich allerdings um und betraten erneut das Haus.

      „Sie werden alle sterben“, zischte der Fremde und Sirian sah überrascht auf.

      Mit einem Nicken deutete der Fremde auf Melanies Haus; Azard trat an die Haustür vor, zog einen kleinen Dolch, öffnete die Tür einen Spalt breit und holte eine 'Kugel' hervor, die er mit einem kalten Lächeln streichelte.

      „Was ist das?“, fragte Sirian hinter der Hand des Fremden und dieser lachte freudlos auf.

      „Eine Art Drachenbombe nur im kleinen Format. Bei Stoßangriffen werden sie meist verwendet, um das Gebiet soweit zu räumen, dass man relativ sicher stürmen kann. Godric hat sie entworfen, während der Zeit der Vampirkriege. Eine kleine magische Kapsel enthält Drachenfeuer und sobald man sie aktiviert, hat man fünf Sekunden, bevor sie explodiert und alles in flüssiges Feuer taucht, das sich mit Wasser nur sehr schwer löschen lässt. Diese Flammen kann man nur ersticken, nicht wirklich löschen“, erklärte der Fremde und Sirians Augen weiteten sich.

      Godric soll das entworfen haben? Der friedliebende, freundliche Priester hat Waffen konstruiert?

      Sirian warf seinem Retter einen verstohlenen Blick zu.

      Und woher weiß er das alles? Er kennt die Inquisition, kennt ihren Anführer, weiß, dass das eine kleine Drachenbombe ist, kennt ihren Erfinder und wann sie benutzt worden sind. Wer bei den drei Säulen ist das?

      Azard ließ die Kugel leicht klicken und rollte sie in das Haus, schlug die Tür zu und hieb einen Dolch quer durch das Schloss, so dass es nicht mehr funktionierte.

      Sirians Augen weiteten sich und er wollte schreiend aus seiner Ecke brechen und Azard angreifen, aber der Fremde hielt ihn eisern fest und zog ihn weiter weg, tiefer in die Schatten hinein.

      Azard trat nur einige Schritte zurück und versteckte sich hinter einer Ecke, während die Männer drinnen das Zuschlagen der Tür mit einem überraschten Grunzen quittierten.

      Plötzlich sah einer von ihnen die kleine Drachenbombe und laute Schreie erhoben sich, jemand warf sich gegen die blockierte Tür und mit einem ohrenbetäubenden Fauchen schossen auf einmal Flammen aus den Fenstern, ließen die Bullaugen explodieren, die Tür barst nach außen und brennende Männer rannten kreischend heraus, warfen sich auf den Boden und wälzten sich im Schlamm, aber sie brannten weiter, egal wie nass sie wurden.

      Die Druckwelle schlug Sirian ins Gesicht und das Feuer breitete sich schlagartig nach oben aus, brannte sich die weiteren Etagen des Hauses hinauf und der schwarze Qualm stieg hinauf in die Luft, deutlich sichtbar am Mittagshimmel Moréngards.

      Azard wandte sich von den Flammen ab und Sirians Versteck zu, rannte los und der Fremde seufzte leicht überrascht.

      „Wir müssen hier weg und das so schnell wie möglich …“, stöhnte er und warf sich Sirian auf die Schultern, als wöge dieser nichts.

      Sirian schlug auf den Rücken des Fremden, trat mit den Beinen aus, aber es fühlte sich an, als schlüge er mit den bloßen Fäusten auf Stahl.

      „Lass mich gegen Azard kämpfen! Ich will meine Schwester rächen! Lass mich los, verdammt …!“

      Weiter kam er nicht, denn der Fremde schoss los, schneller als ein gewöhnlicher Mensch es jemals könnte und ließ das brennende Gebäude weit hinter sich. Je weiter sie davon weg kamen, desto öfter kamen ihnen panische Bürger entgegen, die Eimer voll Sand, Schlamm oder Wasser trugen, um das Feuer zu löschen. Einer schrie laut, man solle eine Kette zu den Docks bilden, aber die Menschen rannten panisch umher, versuchten teils zu fliehen, teils zu helfen.

      Ein Funke an der falschen Stelle und das gesamte Viertel würde in einem gewaltigen Feuersturm untergehen; Sirian konnte nicht fassen, dass jemand so viel Schaden riskierte, nur um ihn zu töten!

      Allerdings würden jegliche Beweise nun vollkommen vernichtet – niemand würde mehr nachvollziehen können, dass es sich um einen Mord gehandelt hatte; es glich einem Unfall … einem Unfall mit gewaltigem Ausmaß.

      Nach einer Weile ließ der Fremde Sirian von seiner Schulter fallen und hielt ihn so fest, dass er sich nicht rühren konnte; der Fremde lauschte kurz.

      „Wir haben Azard abgehängt … sehr gut. Sirian, hast du einen Ort, an den du dich in so einem Fall zurückziehen kannst? Irgendjemand, dem du vertraust?“

      Sirian nickte wie betäubt; er schaffte es immer noch nicht, all das was geschehen war, zu realisieren.

      Mein Zuhause ist vernichtet, die Hafenstadt wird mit etwas Pech abbrennen und meine Schwester wurde wegen des Mordes an Godric ermordet … und das nur weil sie davon wissen könnte.

      Wo soll ich jetzt hin? Wie soll ich weitermachen? Alles, was mir im Leben einmal wichtig war, ist in Flammen aufgegangen.

      Sirian starrte regungslos auf den matschigen Boden und versuchte die gewaltige Last der Schuld auf seinen Schultern abzulegen, doch er schaffte es nicht. Er war schuld am Tod seiner Schwester, daran gab es keinen Zweifel – er ganz allein.

      Ich hatte niemals die Chance, ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Ich habe sie angelogen, ihr ganzes Leben lang und als ich es ihr sagen wollte, hat das Schicksal mir diese Chance genommen. Nun muss ich mit dem Wissen leben, niemals zu Melanie ehrlich gewesen zu sein.

      Halb erwartete er, plötzlich schweißgebadet aufzuwachen, irgendwo in der Festung und gesagt zu bekommen, dass er aufstehen könne, dass Godric