Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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Ihr ebenfalls Aaron. Setzt euch“, befahl der Erzbischof und deutete auf die beiden Stühle neben sich. Gehorsam und mit gesenktem Kopf gingen sie zu den ihnen gezeigten Stühlen, setzten sich leise. Der Erzbischof aß unbeirrt weiter und schien gar nicht wahrzunehmen, dass sie nun neben ihm saßen. Aaron blieb ganz ruhig sitzen, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und blickte aus dem Fenster, wohingegen Luciana unruhig ihre Hände knete und immer wieder auf den Teller des Erzbischofs spähte, um sich zu vergewissern, ob er nun fertig war. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, während der Erzbischof, ohne sie eines Blickes zu würdigen, einfach weiter aß, in scheinbar absichtlich langsamer Geschwindigkeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob er endlich den Kopf, wischte sich mit einer Serviette den Mund ab und schnippte. Der Teller verschwand, löste sich in dunklem Nebel auf.

      „Womit kann ich euch dienlich sein?“, fragte der Erzbischof auf einmal und sie zuckten kurz zusammen. Ethgar hatte die verzierten Roben gegen ein schlichtes schwarzes Gewand eingetauscht, die grauen Haare waren zurück gekämmt und dafür, dass der Diener ihn hatte wecken wollen, war er erstaunlich gut rasiert, wobei Magie hier wohl ziemlich hilfreich gewesen war.

      „Wir sind hier, um über den Mord an Pater Godric zu sprechen, Eure Heiligkeit“, flüsterte Aaron und neigte sein Haupt; Luciana lächelte schwach und tat es ihm gleich.

      Erzbischof Ethgar runzelte die Stirn und er schaute sie verdutzt an.

      „Über Godric? Ich dachte alles sei geklärt? Die magischen Spuren wurden gemacht, die Schlüsse zu ziehen ist nicht meine Aufgabe, sondern die Eure.“

      „Gewiss, Eure Heiligkeit, jedoch gibt es ein paar Fakten, die unklar sind. Ich sendete Euch gestern mit dem Boten eine Nachricht, in der ich die magischen Spuren beschrieb, die man machen konnte … nämlich gar keine. Jemand muss schwarze Magie verwendet haben, um seine Spuren verwischt zu haben; oder natürlich könnte Godric auch von einem Untoten getötet worden sein.“

      Ethgar überging den Sarkasmus in Aarons Stimme und der Blick seiner toten, grauen Augen richtete sich auf Luciana.

      „Seit wann paktierst du mit dem Orden, Kleine?“, fragte er sanft und Aarons Miene verfinsterte sich unmerklich.

      Seit ich dazu gezwungen wurde in einem Mord zu ermitteln, mit dem ich nichts zu tun haben will!

      „General Aaron machte mir ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Er bezahlt sozusagen die Ausbildung von Alicia und ich helfe ihm, den Mörder zu finden.“

      Ethgars Augen verengten sich kurz zu funkelnden Schlitzen, dann lächelte er jedoch und schenkte sich noch etwas Wein ein.

      „Schwarze Magie ist nur für gewisse Kreise der Priester zugänglich und an Glyphen und Symbole gebunden, General Aaron. Sie sind alle bekannt und keines davon wurde in der Kirche gefunden, weder an Godric selbst, noch sonst irgendwo. Diese Theorie fällt also weg … allerdings gibt es Magier, die mächtig genug sind, ihre Aura zu unterdrücken. Im Augenblick gibt es soweit ich weiß, nur mich, der dazu in der Lage ist und ich war zu eben jenen Stunden in ein Gespräch mit dem Letzten Herrscher verwickelt, in dem es um die die Ausweitung der Garnison Moréngards auf das umliegende Land ging.“

      Luciana hätte aufgelacht, wenn sie in einer anderen Situation gewesen wäre. Die Gardisten hatten sich lange darüber gestritten, ob es sinnvoll war, auch vor den Toren der Stadt zu patrouillieren und es war nur allzu deutlich geworden, dass sie dafür viel zu wenige waren.

      Wenn der Letzte Herrscher nicht dafür sorgt, dass Lyras bald mehr in die Garnison investiert sind jegliche Diskussionen darüber vollkommen schwachsinnig und ich wette der Letzte Herrscher weiß das ebenso wie wir alle. Anstatt alles zu beschlagnahmen was ihm unter die Finger gerät, sollte Lyras endlich dafür sorgen, dass wir richtige Ausrüstung bekommen!

      Der Statthalter hatte vor einigen Jahren angefangen, alles Mögliche zu beschlagnahmen; ihm reichte der kleinste Grund, um jemanden vollkommen zu enteignen, bis auf das letzte Hemd.

      Wieso er dies tat, das wusste niemand, aber seitdem er damit begonnen hatte, hütete sich jeder davor, dem Statthalter ein Dorn im Auge zu sein.

      „Was ist mit dem Ring?“, fragte Luciana auf einmal und das Lächeln des Erzbichofs verblasste augenblicklich.

      „Ring?“, hakte Ethgar gespielt misstrauisch nach und setzte eine ausgezeichnete Unschuldsmiene auf.

      „Ich weiß nichts von einem Ring, bedaure. Die Ermittlungen laufen über General Aaron, ich erfahre davon erst etwas, wenn er mir einen Bericht zukommen lässt.“

      „Luciana meinte den Ring, den Godric bei sich trug, als seine Leiche gefunden wurde, Eure Heiligkeit“, warf Aaron ein und er lächelte kalt.

      „Wenn Ihr ihn nicht habt, so ist er verschwunden und ich fürchte, das wird eine Zeitverzögerung verursachen, die der Mörder nutzen könnte, um zu entkommen, … Eure Heiligkeit.“

      Ethgar schwieg einen Augenblick lang und musterte Aaron und Luciana abschätzend.

      Er lügt!, erkannte Luciana und spürte, wie sich in ihr Enttäuschung regte.

      Sie hatte den Erzbischof immer für einen ehrbaren, ehrlichen Mann gehalten, der der Gerechtigkeit half, wo immer er konnte; dass er sich nun so offensichtlich und plump verstellte, war erbärmlich.

      „Ihr dürft allerdings gerne meine Archive und die Bibliothek der Altstadt zu Rate ziehen“, platzte Ethgar plötzlich heraus und Aaron hob überrascht eine Braue.

      „Das ist zu gütig, Eure Heiligkeit, zu gütig. Ich merke, wir haben schon zu viel von Eurer Zeit in Anspruch genommen und Ihr habt sicher dringendere Dinge zu erledigen. Ich verspreche Euch, den Mörder zeitig zu finden.“

      Aaron erhob sich von seinem Stuhl und deutete eine Verneigung an, Luciana tat es ihm gleich.

      Ich kann es nicht fassen, aber ich muss Aaron zustimmen … Ethgar benimmt sich mehr als verdächtig.

      „Ihr dürft euch zurückziehen, General. Du auch, Luciana“, stimmte Ethgar endlich ein und erhob sich nun ebenfalls von seinem thronartigen Stuhl.

      „Ich wünsche allerdings über jegliche Fortschritte in Kenntnis gesetzt zu werden, General. In diesen Mord sind mehr wichtige Leute involviert, als ihr ahnt.“

      Als ob ich das nicht wüsste!, stieß Aaron in Gedanken aus und verließ von Luciana flankiert den Speisesaal. Draußen wartete der Diener, der sie mit einem hämischen Lächeln hinaus begleitete und mit einem kecken Lachen das Tor hinter ihnen zustieß.

      Luciana sog die frische Mittagsluft in ihre Lungen, trat mit Aaron von dem Eingangstor weg und von dem Gelände der Residenz hinab.

      Ich habe den Test bestimmt nicht bestanden, bangte sie und warf Aaron von der Seite einen misstrauischen Blick zu.

      Der General wirkte immer noch genauso selbstsicher und gelassen wie zuvor, ließ sich nichts anmerken. Schweigend ließen sie die Residenz des Erzbischofs hinter sich und schlenderten durch die nun endlich vollkommen erwachte Altstadt. Studenten und Boten hechteten über die Straßen, wichen Kutschen aus, die Tuchhändler und die wenigen reicheren Schmiede bauten ihre Stände vor ihren Häusern auf und begannen laut, ihre Ware anzupreisen. Die Hauptstraße der Altstadt glich meistens einem Markt, jedoch unterschied er sich in vielerlei Hinsicht von dem in der Unterstadt oder im Klerikerviertel. An den vielen Kreiseln – alle markiert durch eine große, runde Säule – standen Vertreter anderer Länder und feilschten mit den hiesigen Händlern um die besseren Preise, warben für ihre Ware und machten mit Flüchen und wüsten Beleidigungen die Sachen der anderen Händler nieder. Luciana sah einen Mann aus Iridania, der mit lauter Stimme seine Teppiche vorstellte; erkennen konnte sie ihn an seiner fast schwarzen Haut und den fließenden Roben, die hier im Norden niemand trug. Sie waren mit Gold und Silber bestickt, reichhaltig verziert und der Mann trug eine kleine Krone, die ihn als ein Mitglied der größten Teppichgilde in Iridania auszeichnete.

      Nicht weit von ihnen, auf einer kleinen Piazza, stellte sich ein tätowierter Sarrakaner aus dem unendlichen Dschungel im Osten des Kontinents auf eine Kiste und präsentierte voller