Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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Raubtier des Kontinents. Die Bestie knurrte Luciana wütend an, fauchte laut und unter dem Grollen erbebten die Passanten. Das dunkelgrüne Fell des Sarrakanischen Tigers schien leicht zu flimmern und seine gewaltigen Pranken zitterten aufgeregt, wenn ein Passant zu nahe am Käfig vorbei lief.

      „Ein sarrakanischer Tiger ist doppelt so groß, wenn er sich aufrichtet“, sagte Aaron blinzelnd und Luciana zuckte instinktiv zurück, als der Tiger sie fauchend anfunkelte.

      Ein wunderschönes Tier … und doch so gefährlich. Ich will mir gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn der Käfig bräche.

      „Es ist falsch ein solches Tier seiner Freiheit zu berauben“, flüsterte sie und wandte den Blick von dem sarrakanischen Tiger ab, sah Aaron herausfordernd an.

      Der General erwiderte gelassen ihren Blick und deutete ein flüchtiges Lächeln an.

      „Ich würde es anders ausdrücken. Wir sollten diese Tiere so festhalten, dass sie es nicht merken. Schließlich macht es die Regierung genauso mit uns und das funktioniert doch auch“, Aaron zwinkerte ihr zu und deutete mit einem Nicken auf eine kleine Bank, die noch nicht besetzt war.

      „Komm, setzen wir uns.“

      Mit einem Stöhnen ließ Luciana sich auf das Holz sinken, lehnte sich an die kühle Steinwand hinter ihr und verfolgte das Treiben auf der Hauptstraße.

      Hier gibt es kaum Bettler, schoss es ihr durch den Kopf.

      Nur wohl gekleidete Männer und Frauen bugsierten lachend ihre Kinder durch die Hauptstraße, applaudierten lachend den Akrobaten und Feuerspuckern oder lauschten versonnen den Werken der Studenten.

      „Unser Besuch beim Erzbischof ist besser gelaufen, als ich erwartet hatte“, verkündete Aaron und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust.

      Verwundert starrte Luciana ihn an und versuchte aus seiner Miene heraus zu lesen, was er genau damit meinte.

      Besser als erwartet? Was hat er denn erwartet? Dass Ethgar uns mit Feuerbällen und Blitzen aus seiner Residenz wirft?

      „Es lief besser als erwartet?“, lachte Luciana freudlos und schüttelte den Kopf.

      „Ihr müsst ein unglaublicher Pessimist sein, General …“, fügte sie noch hinzu und Aaron grinste selbstgefällig.

      „Was ich wollte, habe ich erreicht. Ich bin kein Student und darf die Archive der Universität und der Bibliothek verwenden. Außerdem war es nur wichtig, dass du nach dem Ring fragst und das hast du doch getan. Den Test dürftest du als bestanden ansehen.“

      Luciana spürte kaum, wie sie erleichtert ausatmete.

      „Allerdings …“´, fügte Aaron leise hinzu, „will ich nun zu dem eigentlichen Auftrag kommen, wegen dem du dabei bist.“

      Zögerlich rückte Luciana etwas näher an General Aaron heran und lehnte ihren Kopf möglichst unauffällig in seine Richtung, so dass er leiser sprechen konnte.

      „Ich habe den Bericht über deinen Einsatz gelesen … deinen gesamten Einsatz, einschließlich aller Dinge, die du tun musstest, um das Vertrauen der Banditen zu gewinnen. Du hast dort bestimmte Kontakte aufgebaut?“

      Luciana nickte unmerklich; sie wusste noch nicht genau, worauf Aaron hinaus wollte, doch sie konnte es sich ungefähr vorstellen.

      „Das ist sehr gut“, fuhr Aaron fort, holte einen kleinen Zettel heraus und schob ihn Luciana in eine Manteltasche.

      „Ich will, dass du in die Unterstadt gehst und dort nach Anzeichen suchst, die beweisen, dass der Erzbischof einen Auftragsmörder engagiert hat. Versuch die Schmuggler mit ins Boot zu holen und finde alles heraus, was in deiner Macht steht.“

      Wenngleich sie sich beherrschte, möglichst gefasst zu bleiben, weiteten sich ihre Augen und sie zischte leise; ein kleines Kind warf ihr einen zweifelnden Blick zu, dann wurde es von seiner Mutter fester am Handgelenk gepackt und wieder von ihnen weggezogen.

      Mit dem Erzbischof zu reden ist eine Sache … aber die Schmuggler mit ins Boot zu holen, um sie betrügen zu wollen, ist Selbstmord! Bisher hat noch niemand überlebt, wenn es darum ging, sie zu hintergehen und ich werde sicher nicht damit anfangen! Das haben schon ganz andere Männer und Frauen versucht, die weit klüger waren als ich!

      „Das kann ich nicht!“, platzte sie heraus und sprang von der Holzbank auf.

      „Die Schmuggler sind die mächtigsten Händler nach dem Händlerkönig Savaron selbst und sie stehen nicht auf unserer Seite des Gesetzes! Jeder steckt in ihrem Handel aus Informationen irgendwie mit drin, unwissentlich oder aus freien Stücken! Ich habe eine meterdicke Akte, in denen die Versuche einiger Bürger aufgelistet sind, die Schmuggler zu überlisten und rate mal, was mit den Leuten passiert ist!“

      Als Aaron nichts sagte, schnitt sie sich symbolisch die Kehle durch und ignorierte die misstrauischen Blicke der Händler.

      „Die sind alle tot, General. Alle! Ich will nicht eines Morgens aufwachen und feststellen, dass ich auf dem Grund des Meeres liege!“

      Aaron schaute sie lange, sehr lange an und einer der Händler trat entschlossen auf sie zu, ein Berg von einem Mann, der wohl zwei Mal so groß sein musste wie Luciana.

      „Belästigt Sie dieser Herr, werte Dame?“, fragte er Luciana und funkelte Aaron wütend an.

      Luciana schluckte schwer und wollte gerade etwas sagen, als der General sich mit einem leisen Seufzen erhob und dem Mann ein beschwichtigendes Lächeln schenkte.

      „Ich wollte gerade gehen. Die Dame und ich hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, kein Grund, gleich handgreiflich werden zu wollen.“

      Wegen seiner Zivilkleidung erkennt der Mann ihn nicht als General! Er hält ihn wirklich für einen gewöhnlichen Bürger Moréngards!

      Unter anderen Umständen hätte Luciana gelacht, doch so stellte sie sich nur in die Nähe des großen Mannes und wich Aarons dunklem Blick aus.

      Der große Mann knurrte noch einmal bedrohlich und Aaron wandte sich mit einem leisen Schnalzen seiner Zunge ab, als hätte er gerade einen Entschluss gefasst. Dann war er plötzlich in der Menge verschwunden.

      „D … danke“, stammelte Luciana und legte den Kopf in den Nacken, um dem Mann ins Gesicht sehen zu können; der zuckte nur mit seinen gewaltigen Schultern und kehrte zu seiner Schmiede zurück, wo kurz darauf wieder das Geräusch von aufeinander treffendem Stahl erklang.

      Luciana blieb verdattert in der Menge stehen, ignorierte die Stöße und Schubser, die ihr gegeben wurden und starrte in die Richtung, in der Aaron verschwunden war.

      Er könnte überall sein und sie würde ihn nicht einmal mehr sehen!

      Damit dürfte die Frage beantwortet sein, wieso er sich heute so gewöhnlich angezogen hat …

      Zögerlich griff sie in ihre Manteltasche; ihre Finger trafen auf das Pergament und sie holte es mit zitternden Fingern heraus, faltete es auf und ihre Kiefermuskeln verhärteten sich, als sie las:

      So Leid es mir auch tut, einmal angenommen, kannst du nicht mehr zurück. Ich weiß, dass du einem Mann namens Damien Keldan einmal das Leben gerettet hast. Suche ihn und finde heraus, was er weiß. Ein Freund von mir sagte, er habe gute Kontakte in der Unterstadt (bitte wenden).

      Mit angehaltenem Atem drehte Luciana den Zettel um.

      Ich habe niemals behauptet, es würde leicht werden.

      II

      Erzbischof Ethgar starrte aus dem Fenster seines Arbeitszimmers hinaus.

      Luciana hat sich verändert … zu ihrem Nachteil. Ich hätte niemals gedacht, dass sie einem General des Ordens helfen würde, noch dazu diesem Aaron!

      Mit einem leisen Schnauben wandte er sich von dem Fenster ab. Seine Privatgemächer waren spärlich eingerichtet und ließen jeglichen Glanz vermissen. Massen von Büchern standen in einem Regal, Staub lag in der Luft und