Pfad des Feuers. Alexander Mosca Spatz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Mosca Spatz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844260304
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Dann hörten sie von der anderen Seite etwas, ein Riegel wurde zurückgeschoben, ein Schlüssel wurde in ein Schloss gesteckt und ein Flügel des großen Holztors schwang lautlos auf, nur einen winzigen Spalt breit.

      Heraus schaute ein etwas älterer Mann mit kurzem grauen Haar. Er war klein, stämmig und seine grünen Augen funkelten gefährlich. Seine Kleidung beschränkte sich auf die traditionelle Kluft der Diener. Eine schwarze Hose, zusammen mit einem schwarzen Frack, worunter man ein weißes, eng anliegendes Wams trug.

      „Was wünschen die Herren zu solch früher Stunde?“, fragte der Mann in formellem Ton und kniff die Augen zusammen, um sie besser zu erkennen.

      „Mein Name ist Aaron, General des Ordens der Silberklinge im Dienste Eurer Göttlichkeit des Letzten Herrschers. Das hier ist eine … Freundin, Luciana. Gestern bat ich um eine Audienz bei seiner Heiligkeit dem Erzbischof. Wir sind angemeldet und uns wurde zugesagt.“

      Der Diener sah sie einen Moment lang zögernd an, dann zuckten seine Mundwinkel kurz und er nickte widerwillig.

      „Nun gut, tretet ein.“

      Mit einem Ächzen stieß der Diener die Tür etwas weiter auf und trat einen Schritt beiseite, um sie einzulassen. Aaron wartete, um Luciana zuerst hinein zu lassen und betrat nach ihr die Residenz. Drinnen war es angenehm warm, doch nicht viel heller, als draußen.

      „Es ist ziemlich dunkel“, raunte Aaron und rieb sich den Rücken. Der Diener machte eine säuerliche Miene und kräuselte die Lippen.

      „Einen Augenblick, ich werde es für die werten Gäste des Erzbischofs etwas heller machen.“ Luciana konnte den Diener nur als Silhouette sehen, doch auf einmal hörte sie ein lautes Klatschen und hoch über ihnen entzündeten sich die Kerzen eines gigantischen Kronleuchters. Als Aaron das Innere der Residenz sah, pfiff er leise und anerkennend; Luciana kannte die Residenz noch in und auswendig, doch auch sie spürte immer wieder Ehrfurcht in sich schwellen, wenn sie die Eingangshalle betrat. Sie standen in einer riesigen, runden Halle, die von vier dicken Säulen gestützt wurde. Sie war so hoch, dass die Galerie, die den Zugang in den Ost-und Westflügel ermöglichte, noch halb im Dunkel lag. Ungefähr in der Mitte der Halle auf halber Höhe des Raums schwebte der Kronleuchter, von Magie dort oben gehalten. Hier unten gab es genug Licht, doch es war nicht hell genug, um die Galerie zu beleuchten. Die Decke war aus einer sehr großen runden Glasscheibe, durch die man den bewölkten Himmel sehen konnte. Die Statuen waren nicht wie diejenigen draußen vor dem Eingang rund und verziert, sondern viereckig und einfach Mittel zum Zweck, wenngleich sie aus schimmerndem roten Stein waren, von dem Luciana wusste, dass er in nur fünf Bergwerken im ganzen Kontinent abgebaut wurde. Der Boden war vertieft und die Vertiefung mit Wasser gefüllt. Der Diener trat auf die Wasseroberfläche, wurde jedoch weder nass, noch versank er in dem Wasser. Er 'stand' auf dem Wasser. Das Wasser war so klar, dass man den Boden und das Bild, das diesen zierte, sehr gut sehen konnte. Es war ein silberner Drachenkopf, das Symbol des Ordens, der eine goldene Flamme ausspie.

      „Es ist immer noch so wunderschön“, hauchte Luciana beeindruckt und trat vorsichtig mit einem Fuß auf das Wasser. Es war irgendwie weich und zugleich hatte man das Gefühl einzusacken, obwohl man sicher stand. Aaron lief skeptisch um das Wasserbecken herum, auf dem dafür geschaffenen Weg.

      „Das ist die Halle unseres Gottes“, erklärte der Diener mit einer sarkastischen Verbeugung.

      „Hier sind alle fünf Elemente unserer Welt in je einem Wunder vertreten, allerdings sind nur die Säulen für Feuer und der Boden für das Wasser wirklich sichtbar für … das ungeschulte Auge“, fuhr er fort und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem widerlichen Lächeln. Genau gegenüber dem Eingang war ein Durchgang zu einer breiten Treppe, die zu einem großen Fenster führte. Von dem Fenster aus gab es zwei Treppen, die eine führte links zurück auf die Höhe der Galerie der Halle, die andere nach rechts zurück auf die Höhe der Galerie.

      „Unpraktisch. Man muss die Halle durchqueren, eine Treppe nach vorne laufen und dann wieder nach hinten zurück laufen, je nachdem in welchen Flügel man will. Wieso die Treppen nicht gleich hier anbringen?“, fragte Aaron und sah sich misstrauisch um. Der Diener verbeugte sich erneut kurz.

      „Diese Halle ist zur Verteidigung gedacht, werter General. Sollten es Eindringlinge hier hinein schaffen, müssen sie, wie Ihr ja so kess bemerkt habt, die Halle durchqueren, das kostet Zeit. Zu diesem Zeitpunkt können Bogenschützen von der Galerie aus einen Pfeilhagel nach dem anderen abschießen. Reine Taktik, durch logisches Nachdenken leicht zu erschließen, werter Paladin.“ Aaron verengte seine Augen zu Schlitzen und das widerliche Grinsen des Dieners wurde breiter, geradezu unerträglich.

      Es macht ihm immer noch Spaß über in seinen Augen unwürdige Gäste herzuziehen, dachte Luciana und schüttelte mit einem Seufzen den Kopf.

      „Wenn die beiden ehrenwerten Gäste mir nun folgen möchten. Ich bringe euch zu einem Ort, an dem ihr darauf warten könnt, dass ich Eure Heiligkeit wecke und davon unterrichte, dass Ihre Exzellenz Besuch hat.“

      Luciana öffnete den Mund, um etwas zu antworten, doch Aaron kam ihr zuvor.

      „Tut das, die Zeit drängt.“

      Mit einer ausladenden Geste deutete der Diener auf die Treppe, die Aaron gerade eben als unpraktisch bezeichnet hatte und lief voran. War sie vorher beinahe unsichtbar gewesen, erkannten sie nun eine kleine Holztür neben der Treppe. Schnell öffnete der Diener die Tür, stieß sie weit auf und bedeutete den beiden Rittern, einzutreten. Der Raum war ziemlich klein, geradezu mickrig und Luciana sträubte sich einen Moment, dort hineinzugehen, aber Aaron warf dem Diener ein verständnisvolles Lächeln zu und schubste sie leicht in das Zimmer. Der Diener schüttelte den Kopf und schloss hinter ihnen krachend die Tür.

      „Ich mag den Kerl nicht“, fauchte Luciana und rieb sich die Schulter, „er behandelt uns wie Dreck.“

      Aarons lehnte sich gegen die kahle Holzwand.

      „Er ist nicht freundlicher zu uns, als alle Priester zu Paladinen und dem normalen Volk.“

      Er lachte leise.

      „Wenn es nach denen ginge, gäbe es keine Armee und jeder müsste ein Keuschheitsgelübde ablegen. Ich wette mit dir, wenn sie das im Orden durchsetzen, gehen die Zahl der Mitglieder schlagartig zurück.“

      Luciana konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und blickte sich in dem Raum um, auf der Suche nach etwas, das sie ablenken würde, bis der Page wieder kam. Es gab nichts. Der Raum war leer, nur ein Abstellkämmerchen.

      „Ich bin mir sicher, dass andere Gäste nicht in diesem verdreckten Zimmerchen hier empfangen werden“, lachte Aaron und fuhr mit der Hand über die Holzwand. Sie war alt und ein wenig modrig.

      „Aber es trifft sich ganz gut, dass wir in einem Raum sind, der nicht abgehört werden kann. Komm, setz dich.“

      Luciana setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und stützte den Kopf auf die Hände, ihn neugierig anschauend. Sie konnte sich vorstellen, was er sagen würde, dennoch wagte sie es nicht, ihm zuvor zu kommen.

      Was wohl jetzt kommt? Soll ich noch irgendetwas für ihn tun, um diesen seltsamen Test zu bestehen? Ich will es mir gar nicht ausmalen …

      „Also“, begann Aaron und ließ sich ihr gegenüber auf den Boden sinken, „ich fürchte diese Geschichte wird weitreichender, als alles andere, was wir je gemacht haben. Alleine die Tatsache, dass so viele Parteien in diesen Mord verwickelt zu sein scheinen, gibt mir doch sehr zu denken. Es gibt ein paar Dinge, die wir daher besprechen sollten.“

      Aaron holte tief Luft und wrang die Hände.

      „Das vielleicht Wichtigste wäre, dass du niemandem etwas davon erzählst, dass du in diese Sache irgendwie verwickelt bist. Niemandem! Hier in der Stadt gibt es viele Auftragsmörder und Attentäter, das weißt du ja. Und keiner davon hat etwas dagegen, eine der hübschesten Frauen des Landes zu jagen. Vor allem da ich gar nicht wissen will, was sie machen, bevor sie dich endgültig umbringen.“

      Luciana senkte den Blick und errötete ein wenig, wurde aber wieder ernst, als er