Leben ist kälter als der Tod. Callum M. Conan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Callum M. Conan
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741835629
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sollte aber klar sein, dass er uns schwach und unberechenbar nichts nützt. Wenn wir ihn als Prototyp in das Death Panel einspannen, muss er funktionieren. Reibungslos und jederzeit.“

      -„Das ist mir bewusst. Wissen Sie“, ein Hauch von Verunsicherung flog erneut durch sein Gesicht, „das Programm ist genau so angelegt, dass es anfänglich vonnöten ist, den Zustand einer psychischen Desillusionierung zu erreichen. Der Vorteil bei Colin Fox ist, dass er diesen Zustand bereits vor Eintritt in das Programm erlangt hat. Für einen eigentlich – wie die Tests gezeigt haben - geistig starken Dreiundzwanzigjährigen ist das durchaus bemerkenswert.“

      -„Nach dem, was in Brüssel vorgefallen ist, erscheint mir das auch nicht gerade verwunderlich. Aber das haben Sie natürlich nicht vor Augen.“ Freud kostete diese Bemerkung aus. Fröhlich unter die Nase zu reiben, dass er nicht weiter in Dinge eingeweiht war, die von größter Wichtigkeit für das Gesamtsystem schienen, bereitete ihm offensichtlich eine gewisse Genugtuung.

      -„Wie dem auch sei. Sie brauchen sich über das Fortkommen des DPs keine Sorgen zu machen.“

      -„Wenn das so ist... Eine Frage habe ich allerdings noch, bevor ich die erste größere Sitzung unter meiner Leitung eröffne, an der Sie teilnehmen können, falls Sie das wünschen.“ Abwesend betrachtete Ronald Freud seine Brillengläser durch eine größere Distanz und entschied dann, dass sie sauber waren. „Wann wird er seinen ersten Auftrag ausführen können?“

      -„Das sollte bereits zu Beginn des neuen Jahres möglich sein. Aber wir sollten vorsichtig anfangen, falls es zu Komplikationen kommt...“

      -„... sind Sie natürlich dafür verantwortlich“, beendete Freud den Satz.

      Fröhlich schluckte. Wie sollte es auch anders sein? Er hatte zwar große Freiräume, aber die Verantwortung lag am Ende doch auf seinen Schultern. Sein Boss sicherte sich natürlich großräumig ab. Doch er war sich dessen bewusst und hatte selbst seine Vorkehrungen getroffen. Um fahrlässig zu sein, kannte er Ronald Freud zu gut. Diesen Fehler würde er nicht machen.

      -„So“, Freud erhob sich langsam aus seinem Bürosessel, „es ist gleich neun. Ich will die Sitzung schnell zu Ende bringen, also sollte ich nicht länger warten. Wollen Sie dabei sein?“

      -„Ach, ich weiß nicht...“

      -„Doch, ich denke, es wäre eine gute Gelegenheit, Ihre neuen Kollegen kennen zu lernen und unter die Lupe zu nehmen. Was wir absolut nicht gebrauchen können, ist zu großer Widerstand aus den eigenen Reihen.“

      Im Flur kam ihnen ein Angestellter mit einer Tasse Tee entgegen.

      -„Die ist dann wohl für mich“, bemerkte Freud leicht genervt. „Besser spät als nie.“

      Der Angestellte wollte ihm die Tasse reichen.

      -„Was soll ich jetzt damit? Stellen Sie sie in den Konferenzraum, ich werde dort erwartet.“

      Der Mann wandte sich eingeschüchtert um und folgte den beiden anderen in den Konferenzraum, wo er die Tasse auf den Platz am Kopf des Tisches stellte und dann schnell verschwand. Freud schob den breiten Sessel zur Seite und begrüßte die bereits anwesenden Abteilungsleiter und führenden Angestellten des European Secret Service. Als er bemerkte, dass noch nicht alle Plätze besetzt waren, verzog er kurz die Miene und setzte sich dann in seinen Sessel. Fröhlich ließ sich auf dem Platz zu seiner Rechten nieder. Nach einem skeptischen Blick in die Runde begann Ronald Freud langsam mit einem kleinen Löffel in seinem Tee zu rühren.

      -„Können wir die Anderen noch erwarten?“, fragte er mit leichter Verärgerung. Gerade als er zu einer wütenden Bemerkung ansetzen wollte, weil ihm niemand antwortete, traten weitere Männer ein, unter ihnen auch Orlando Gomez und Filip Ekholm, die Leiter der Abteilungen für operative Einsätze und Informationsbeschaffung.

      -„Da wir nun vollzählig sind, können wir anfangen“, stellte Freud angesäuert fest, während die Neuankömmlinge sich mit betretener Miene auf ihren Plätzen niederließen. „Ich bin also der neue Opal Alpha. Ich denke, wirklich vorstellen müssen wir uns einander nicht. Wir werden in den nächsten Wochen Zeit genug haben, uns kennen zu lernen und im Grunde liegt mir auch mehr daran, Sie für Ihre Arbeit zu beurteilen und nicht für irgendwelche Nebensächlichkeiten, die Sie uns heute hier präsentieren. Mein Name ist Ronald Freud und ich wünsche auch weiterhin so angeredet zu werden, da mir, auch wenn ich nicht umhin komme, diesen Titel weiterzutragen, diese Opal-Bezeichnung etwas albern erscheint.“ Er warf einen Blick in die Runde und trank einen Schluck Tee. „Mir liegt viel an Effizienz und Erfolg und daher hoffe ich, dass wir diese Sitzung hier schnell hinter uns bringen, damit wir uns wieder dem Wesentlichen zuwenden zu können. Ich weiß, dass es einige organisatorische und verwaltungstechnische Angelegenheiten zu regeln gibt, also schlage ich vor, jemand von Ihnen präsentiert mir kurz ihre bisherige Struktur und anschließend teile ich Ihnen mit, was es von ganz Oben Neues gibt. Zwar ist mir ein theoretischer Einblick in die Organisation dieses Dienstes bereits gewährt worden, aber um sich näher damit vertraut zu machen, fehlte mir bislang leider die Zeit. Wenn ich also um eine Einführung bitten dürfte.“

      -„Ich denke, das wäre dann wohl meine Aufgabe“, meldete sich ein Mann in den Dreißigern mit einem Hauch von französischem Akzent zu Wort. Ein aufgeweckter, drahtiger Typ, wie Freud missbilligend feststellte. Nicht gerade die Art von Mitarbeitern, die er schätzte. Stellte für gewöhnlich zu viele Fragen. Aber das blieb abzuwarten.

      -„Bitte sehr.“

      -„Ich bin Opal Sigma, Leiter der Verwaltungs- und Kommunikationsabteilung. Mein Name ist Rene Lecout. Um den allgemeinen Organisationsaufbau kurz zusammenzufassen: Bislang hatten wir eine pyramidale Grundstruktur, die sich in vier Hauptabteilungen aufteilte, denen die Geheimdienstleitung überstand und einige weitere Unterabteilungen unterstanden. Zum Führungsteam der vier Abteilungen gehören Joachim Bergmann für die Ausrüstungs- und Ausbildungsabteilung Gamma“, Bergmann erhob sich kurz und nickte Freud zu, „Filip Ekholm für die Informationsbeschaffungsabteilung Delta“, auch Ekholm erhob sich“, Orlando Gomez für die operative Abteilung Omega“, Gomez deutete ein salutieren an, blieb aber sitzen, „und zuletzt ich selbst. Uns unterstehen jeweils weitere Führungskräfte und eine Vielzahl von Angestellten.“

      -„Wie dem auch sei“, unterbrach ihn Freud, „mich würde nun vordergründig die Aufteilung für die geheimdienstliche Arbeit interessieren. Wie erledigen Sie das tägliche Geschäft und die Vorgehensweise bei speziellen Einsätzen?“

      -„Nun, ich schätze, da können Ihnen die jeweiligen Abteilungsleiter und ihre Führungskräfte detailliertere Informationen bereit stellen, aber ganz allgemein teilen wir die Arbeit bei uns derzeit in HUMINT und SIGINT. Während die Informationsbeschaffungsabteilung laufend Daten sammelt und stets mit den staatlichen Geheimdiensten sowie der Europäischen Union in Kontakt steht, werden operative Einsätze jeweils speziell geplant. Natürlich gibt es einige Einsatzgebiete, die dauerhaft von uns bearbeitet und überwacht werden, aber da wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit den nationalen Institutionen pflegen, liegt die Präferenz auf speziellen Einsätzen, die wir von hier aus koordinieren.“

      -„Und was genau sind das für Fälle?“

      -„Im Grunde genommen geht es letztendlich immer um die Weltsicherheit. Die von den Vereinten Nationen unter einem Deckmantel gegründete World Security Intelligence Organisation, kurz WSIO, zu der wir ebenfalls gehören, soll letztendlich ergänzend zu den nationalen Geheimdiensten fungieren. Da wir aber offiziell eine an die EU angehängte Institution sind...“

      -„...geht es vor Allem um europäische Angelegenheiten“, beendete Freud den Satz. „Ja, danke, das ist mir bereits bekannt. Man wird nicht an die Spitze eines so großen Geheimdienstes befördert, wenn man keine Ahnung hat, was der Dienst überhaupt tut und wie er aufgebaut ist. Sie werden also verzeihen, wenn ich Sie unterbreche, aber mir ging es lediglich um die Herangehensweise bei Einsätzen. Um eine Information von meiner Seite vorweg zu nehmen: Es wird bei den bislang bestehenden zwei Geheimdiensten unter der WSIO-Leitung nicht bleiben. Vielmehr sind einzelne kontinentale Vertretungen geplant. Der ESS wird aber der bedeutendste Dienst bleiben. Was die innerdienstliche Organisation