Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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von Rupes letzte Nacht einen Gleiter registriert hatten, der gerade die Stadt in Richtung Steinberge überquerte.

      10 - Zylin & Dek - Wie in alten Zeiten?

      Es war noch immer dunkel die Soldaten das vorbereitete Lager erreichten. Ein einladend heimeliges Flackern eines Feuers im Inneren des Lagerzeltes war durch die Planen hindurch zu erkennen. Deks Leute hatten das Zelt im Wald aber in der Nähe des Waldrandes aufgestellt. Um das Zelt herum standen ein paar Pferde die friedlich Heu frassen, dass jemand vor Ihnen auf den Boden geworfen hatte. Der Vorplatz des Zeltes war von einer einfachen Laterne schwach beleuchtet und eine von drei Wachen stand vor dem Zelteingang. Aus dem Inneren des Zeltes konnte man gedämpftes, aber gut gelauntes Geplauder hören.

      Die beiden Soldaten führten Dek und seine Leute direkt zum Zelt „Ihr seid bestimmt hungrig. Wir haben etwas zu essen vorbereitet. Bitte kommt hier lang.“ lud der eine von ihnen den kleinen Trupp zum Essen ein, lief am Wachmann beim Zelteingang vorbei, dem er kurz zunickte und hielt die Zeltplane zurück, damit die hungrigen Neuankömmlinge ungehindert hineintreten konnten.

      Im Zeltinnern sassen zwei Soldaten und eine Soldatin, die sofort ihre Unterhaltung unterbrachen, aufstanden Dek und seinen Leuten hastig salutierten, ihnen die Taschen abnahmen und an den dafür vorgesehenen Platz am Rande des Zeltes legten. Auch sie trugen zur Tarnung keine Uniform sondern einfache Zivilkleidung.

      In der Mitte des Zeltes brodelte ein Eintopf in einem grossen blechernen Topf über einem Feuer mit grünen Flammen. Sein Duft erfüllte das gesamte Zeltinnere. Die Stimmung glich mehr einem Ferienlagerausflug, denn einem Soldatentrupp bei der Arbeit. Nach der langen Reise im kalten, engen Jagdgleiter freuten sich Dek und seine Leute jetzt auf einen Moment in dieser heimeligen Stimmung und etwas zu Essen, denn sie waren tatsächlich sehr hungrig. Sie liessen sich nicht also nicht zweimal bitten.

      Schnell setzten sie sich auf die Baumstämme, die als Sitzgelegenheiten rund um das Feuer herum platziert worden waren. Einer der Soldaten schöpfte den herrlich riechenden Eintopf in Armeeblechschalen und verteilte sie an alle.

      Augenblicklich stellte sich eine familiäre Stimmung ein. Ausgelassen plauderten alle in gedämpftem Ton miteinander und füllten sich nach und nach noch mehr Eintopf in die Schalen.

      „Warum sind denn die Flammen grün?“ fragte Bob schmatzend in die Runde. „Die Holz-, Boden- und Luftzusammensetzungen hier müssen anders sein als bei uns auf der Erde.“ gab ihm die Soldatin, die bereits im Lager gewesen war, zur Antwort. „Steintränen“ meinte Isara mit vollem Mund dazwischen und erhielt einen fragenden Bilck von Bob und der Soldatin zur Antwort. Isara schluckte runter und erklärte „Soviel ich weiss, enthält hier auf Steinwelten alles Steintränen. Deshalb brennt das Feuer grün, die Felsen sind elektrisch geladen und gelb-grün und und und“ „Aha“ sagte Bob und ass weiter.

      Zylin war alleine vor dem Zelt stehen geblieben. Er hörte in die Nacht hinein und ausser dem Geplauder im Inneren des Zeltes, hörte er die kauenden Pferde und den feinen Wind, der die Blätter der Bäume zum Rauschen brachte. Mit geschlossenen Augen streckte er seine Nase in die Luft und zog die kühle Nachtluft ein. Sie war klar und frisch, er konnte den Wald riechen: Erdig, etwas feucht, modrig und die Blätter. Es war wunderschön, schon so lange hatte er das vermisst in seiner Zelle auf Sarg. Er blickte zum Waldrand und konnte in weiter Ferne die Steinberge sehen und freute sich auf den Sonnenaufgang, wenn die herrlichen Farben der Bäumen, Bergen und der Wiesen zu sehen sein werden. Schwer atmete er aus und öffnete wieder die Augen.

      Einer der drei Wachsoldaten hatte bemerkt, dass Zylin nicht wie die anderen ins Zelt gegangen war und näherte sich ihm von hinten. Zylin hatte denn Mann schon lange gehört und liess diesen nicht einmal seine Schulter berühren. Sofort hatte er sich umgedreht und hielt den armen, völlig überrumpelten Soldaten mit einer Hand an der Kehle in die Höhe. “Nicht anfassen.“ flüsterte Zylin. Wenn dieser Kerl wüsste, wie abstossend es sich anfühlt, wenn er angefasst wurde, würde es ihn wohl selbst davor grausen. Doch niemand konnte wissen, dass sich immer sofort ein Schwall Kopfweh, gepaart mit Übelkeit und einem Gestank nach Verwesung in ihm breit machte, fasste ihn ein Mensch an. Ganz zu schweigen von abertausenden von Gedanken und Erinnerungen, die dabei unkontrolliert auf ihn einprasselten. Das war ohne Berührung schon anstrengend genug. Und offenbar hatte Dek es unterlassen, seine Leute darüber zu informieren. Warum liess es Dek darauf ankommen? Dek kannte doch seine Reaktionen.

      „Äh... ich wollte...“ der Mann konnte kaum mehr sprechen „...ich...“ jetzt versuchte er Zylins Griff zu lockern indem er Zylins Arm, der ihn hochhielt, anpackte, es nützte nichts, Zylins Griff war eisern, ebenso wie sein Blick unter der Kapuze mit dem er ihn weiter ansah. Zylin dachte nach, bis eine weitere Stimme sagte „Bitte, lassen Sie den Mann runter, er wollte Ihnen bestimmt nichts antun.“ Zylin war auch jetzt nicht überrascht, denn er hatte schon lange bemerkt, dass Dek das Zelt verlassen hatte und sich in seine Richtung bewegte. Jetzt stand der Captain neben den beiden und blickte Zylin ganz ruhig an, während er sprach. „Zylin, bitte. Es ist alles in Ordnung.“ Langsam drehte Zylin den Kopf, erwiderte Deks Blick, kniff die Augen zusammen und liess den Mann ganz sachte zu Boden. Kaum hatte er seine Hand von dessen Kehle genommen, brach dieser keuchend auf dem Boden zusammen „Danke, ich meine: Entschuldigung.“ hustete er „Ich wollte eigentlich nur fragen ob alles in Ordnung ist.“ Er rieb sich den Hals, dort wo ihn Zylin gehalten hatte.

      Wortlos liess Zylin die beiden stehen und ging ins Zelt hinein um etwas zu essen, denn auch er war hungrig, mehr als hungrig. Allerdings hatte er keine Lust auf Gesellschaft dabei. Er konnte dieses „Geselligsein“ nicht ausstehen. Alle waren sie immer so nett miteinander, aber wenn man nicht aufpasst, dann stechen einen genau dieselben, eben noch so netten Leute, drehte man sich um, skrupellos in den Rücken, bildlich gesprochen. Hauptsache es ist zu deren Vorteil. Es ekelte ihn an. Nur selten traf er auf eine Gruppe von Menschen, wo man einfach ehrlich miteinander war, es sorgenlos geniessen konnte und sich nicht ständig fragen musste ‚Meint er es jetzt ehrlich oder nicht? Sagt er das nur um nett zu sein?’. Die lügen einem ohne rot zu werden ins Gesicht. ‚Alles Geheuchel!’ Also Augen zu und durch, beschloss Zylin, es soll sich ihm einfach niemand in den Weg stellen.

      Immer noch mit hochgeschlagener Kapuze ging Zylin direkt zum Topf über dem Feuer zu, nahm sich eine Portion von diesem wirklich herrlich duftenden Eintopf, das musste er eingestehen, und setzte sich auf einen freien Platz neben Bob, den Trottel kannte er wenigstens schon. Bob sah seinen neuen Nachbarn dabei misstrauisch an, enthielt sich aber vorerst eines Kommentars.

      Draussen vor dem Zelt half Dek dem beinahe erwürgten Soldaten, ein freundlicher, korrekter, junger schwarzhäutiger Mann namens Mike, wieder auf die Beine. „Danke Captain. Wer ist denn dieser Rüppel? Der hat sich ja überhaupt nicht unter Kontrolle. Das ist doch gefährlich!“ keuchte er. Dek sah ihn lächelnd an „Naja, eigentlich finde ich, dass er sich bemerkenswert gut im Griff hat. Für seinen Zustand.“ er begutachtete den Soldaten von oben bis unten „Sie sind nirgends verletzt. Normalerweise blutet es mindestens irgendwo.“ Dek sah den verwirrten Soldaten an „Aber ich sehe nichts. Wenn ich mich täusche, korrigieren Sie mich bitte.“ er lächelte schadenfroh. Mike antwortete nicht. Also ging Dek ebenfalls zurück zum Zelt und liess Mike alleine im Wald stehen. Und da war er wieder, dieser Stolz. Er mochte dieses Machtgefühl als einziger die Kontrolle über diese ‚Waffe’, womit er Zylin meinte, zu besitzen. Dek war zufrieden mit sich selbst und schmunzelte. Er hätte die Leute auch informieren können, dass sich Zylin nicht gerne anfassen lässt, aber so konnte er auch gleich kontrollieren, wie Zylins Form ist: Offenbar wie gewohnt, trotz der jahrelangen Gefangenschaft. Hatte nichts von seinem 'Biss' verloren. 'Sehr gut.'

      Mike beobachtete noch eine Weile den Zelteingang ‚Diese Spezialeinheiten sind alle komplett durchgeknallt’