Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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Soldat mit dem Dolch an der Kehle atmete erleichtert auf und seufzte „Captain Dek! Dem Himmel sei Dank!“ er wollte aus Zylins Griff einfach herauslaufen. Zylin hielt ihn grob zurück und drückte dem anderen den Pistolenlauf mit Nachdruck in den Nacken, sodass dieser nicht auch auf die Idee kommen konnte, einfach davon zu laufen. Im Gleiter war ein leises globales Kichern zu vernehmen. Dieses Mal von allen, die hinter Dek im Gleiter standen und dem Schauspiel mit Schadenfreude zusahen.

      „Soll ich die beiden gleich entsorgen oder braucht ihr sie noch?“ fragte Zylin überflüssig höhnisch in Deks Richtung. „Blödsinn verflucht! Lass die Idioten los.“ Dek schüttelte den Kopf und verschwand im Gleiter um seine Sachen zu holen, ohne auch nur noch ein Wort an die beiden verwirrten Soldaten zu verlieren, die von Zylin soeben grob von sich weggestossen wurden, sodass sie beinahe vorne überfielen. Sie standen da, wie bestellt und nicht abgeholt, fragend blickten sie sich gegenseitig an, während Zylin seinen Dolch im Beinschafft, befestigt am rechten Oberschenkel, verschwinden liess. Die Pistole steckte er sich einfach in eine Manteltasche.

      Als Dek als erster aus dem Jagdgleiter ausstieg, salutierten ihm die beiden Soldaten, das hatten sie vorhin komplett vergessen. Doch Dek spielten solche Formalitäten schon lange keine Rolle mehr, was hatten sie auch für einen Zweck und antwortete darauf mit „Ich glaub’s nicht. Ein einziger Mann! Ihr und wir dazu könnten einfach tot sein. Wie unfähig seid ihr eigentlich?“ er schüttelte nochmals nachdenklich den Kopf „Sind wenigstens die Pferde und das Lager bereit? Oder ist es euch abgebrannt?“ fragte er sarkastisch die beiden Soldaten. „Ja Captain, natürlich, alles bereit. Bitte folgen Sie uns.“ gab der eine schnell als Antwort zurück. Irgendwie kamen sich beide wie kleine Schuljungen vor, die soeben zum Nachsitzen bestellt wurden.

      Das allgemeine Kichern in Deks Team war verschwunden. Nur Takwo amüsierte sich weiter. Er kannte Capain Dek schon länger und hatte ihn als sehr fähigen Captain und Befehlshaber kennengelernt, der nicht zimperlich mit seinen Leuten umging und nie ein Blatt vor den Mund nahm, was insbesondere unerfahrene Soldaten immer wieder einmal verunsicherte, jeweils ganz zum Amüsement der nicht Betroffen.

      Noch bei jeder Mission dauerte es einen Moment, bis das Team eingespielt war. Allerdings musste Takwo zugeben, dass die neue, junge Generation Terra Sonnensystem Soldaten nicht mehr aus demselben Holz geschnitzt waren wie die alte Garde, zu der Dek gehörte, die den Krieg auf Aquawald miterlebt hatten. Dek strahlte so eine gewisse kompromisslose, kalte Härte aus, die den meisten fehlte, vielleicht war er deswegen auch zum Captain befördert worden und andere nicht. Während Takwo so vor sich hin dachte, beobachtete er Dek, wie dieser im Dunkeln verschwand.

      ‚Zum Glück ist es so dunkel.’ waren Deks Gedanken, während er sich im Schritttempo in Richtung Waldrand vom Jagdgleiter entfernte. Sein Ärger über die beiden Soldaten hatte sich nämlich ziemlich schnell verzogen und einem selbstlobenden Stolz Platz gemacht. Niemand sollte sein Strahlen im Gesicht sehen, die sollten nur Angst und Respekt vor ihm haben, keine guten Freunde von ihm werden. Das war ein Fehler, den er nicht noch einmal machen würde. Dabei dachte er an Zylin. Und trotzdem platze er nun fast vor Stolz auf ‚seinen’ Commander. ‚Genauso mag ich das: Meine Befehle schnell und kompromisslos ausführen ohne unnötigen Verlust zu produzieren. Ah! Einfach effektiv! Und er hat es ohne weitere Probleme erledigt. Das hatte ich gehofft. Wie in alten Zeiten.’ dachte er sehr zufrieden mit sich selbst. ‚Das waren die Momente, weswegen ihm seine Arbeit so gut gefiel.’

      7 - Jeff & Greg - Verbündete

      Jeff und sein bester Freund Greg gehörten mittlerweile zu den Stammgästen in der Hausbibliothek, denn um keine digitalen Spuren zu hinterlassen, zogen sie es vor, in ganz normalen Büchern und Unterlagen aus echtem Papier Nachforschungen über ‚Code 9’ anzustellen. Allerdings immer noch ohne Erfolg. Sie wussten jetzt zwar genauestens über die Entstehungsgeschichte von Uniformen und den wertvollen Vitamingehalt der Soldatenernährung Bescheid, aber ‚Code 9’...

      Jeff fragte sich, ob der angekündigte Besuch von Admiral Torns etwas mit Simones ‚Code 9’ zu tun haben könnte, denn der Admiral kam wirklich nur sehr selten auf den Mond, eigentlich noch gar nie seit Jeff hier stationiert war. Das konnte kein Zufall sein.

      Beim Mittagessen in der Kantine sassen Jeff und Greg an einem Fenstertisch. Der Tag war heute besonders sonnig und warm. Ihr Tisch leuchtete beinahe, so hell schien die Sonne darauf.

      „Jeff, ich hab mir überlegt...“ sprach Greg wieder einmal mit vollem Mund „...ich hab mir überlegt, dass wir uns Simones Computerdaten auf dem Backup-System runterladen könnten.“ Greg machte eine Pause und fuhr flüsternd fort „Vielleicht haben sie die Daten dort vergessen zu löschen.“ Greg blickte Jeff fragend an, er wollte wissen, was Jeff von seiner Idee hielt. Er selbst fand sich einfach genial, dass er darauf gekommen war. Jeff legte Messer und Gabel nachdenklich hin, dann meinte er nur „Hmm...“ ungeduldig unterbrach ihn Greg bereits „Was hmmm?!! Jetzt sag schon!“ etwas genervt schnauzte Jeff zurück „Schon gut! Beruhig dich wieder. Ich find die Idee ja auch gut. Ich frag mich nur gerade, wie wir’s anstellen wollen ohne erwischt zu werden.“ Darauf antwortete Greg beinahe platzend vor Stolz „Ha!“ er lehnte sich lässig im Stuhl zurück und verschränkte wichtig die Arme „Ha!“ sagte er nochmals „Du hast doch ein Notebook das sich unabhängig per Wireless auf dem ganzen Gelände einloggen kann. Wir nehmen das! Wenn wir immer wieder den Standort ändern, findet uns keiner.“ Nach einem kurzen Moment meinte Jeff „Gute Idee, es ist einen Versuch wert.“

      Greg fing übers ganze Gesicht an zu grinsen. „Hör auf so blöd zu grinsen.“ ermahnte ihn Jeff sofort. „Jetzt nicht frech werden!“ Greg fuchtelte mit seinem rechten Zeigefinger vor Jeffs Nase herum „Sonst gibt’s kein Dessert.“ er blickte auf das Stück Kuchen, das sich Jeff zum Nachtisch genommen hatte und schnappte es sich kurzerhand. Greg brachte es tatsächlich fertig und liess das ganze Stück auf einmal in seinem Mund verschwinden, noch bevor Jeff reagieren konnte. Dann sagte Greg mit prall gefülltem Mund „Siehst du, so kann’s gehen wenn man mich blöd anmacht. Selber schuld.“ er grinste so gut es mit vollem Mund ging. Jeff staunte nicht schlecht über Gregs Hamsterbacken und fing an zu herzhaft lachen.

      Nach Feierabend setzten sich die beiden Freunde mit Jeffs Notebook auf eine Bank auf dem grossen Platz. Sie fuhren den Computer hoch. Gespannt warteten sie auf die Wireless System Zugangsbestätigung, denn Jeff loggte sich natürlich unter falschem Namen und neuer IP-Adresse ein. Er hatte das Notebook komplett neu konfiguriert um sicher zu gehen, dass sie keiner entdecken konnte.

      Greg und Jeff warteten also gespannt und starrten auf das sich drehende Sandührchen in der Mitte des Notebook-Bildschirms.

      Es dauerte gute 2 Stunden, bis sie sich schlussendlich ins System eingehackt hatten. Dann suchten sie den Zugang zum Backup. Nochmals eine gute Stunde bis sie das richtige Backup überhaupt im System fanden. Die Nacht brach ein und Greg und Jeff fanden es ratsam, wie geplant ihren Standort zu ändern, damit sie nicht auffielen.

      Hinter dem Bürogebäude gab es einen Unterstand, wo sie sich jetzt hinsetzten. Sie suchten weiter nach einer Möglichkeit ins verschlüsselte Backup hineinzukommen. Nach weiteren 2 Stunden meldete das Notebook, die Batteriezeit sei demnächst aufgebraucht. „Mist!“ fluchte Greg. Aber Jeff beschwichtigte „Kein Stress. Wir haben das Backup ja bereits gefunden und sind drin. Jetzt müssen wir nur noch die richtige Entschlüsselung finden. Und dass können wir morgen machen Greg. Der Zugang steht ja.“ Greg atmete tief aus „Also gut, du hast recht. Machen wir morgen weiter. Am Mittag aber! Es könnte sonst zu spät sein.“ Jeff schmunzelte „Ok, Ok. Morgen Mittag also.“

      Am nächsten Mittag sassen die beiden in der Bibliothek und fanden schneller als erwartet die gesuchten Daten, die tatsächlich noch nicht gelöscht