Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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„Habt ihr vielleicht etwas zu Trinken da?“ verlangte sie. „Oh, natürlich.“ reagierte Ilrimi sofort und holte ihr aus der Küche ein Glas Wasser. „Danke.“ sagte sie und trank es in einem Zug aus. „Ahh..., das tut gut.“ Sie gab Ilrimi das Glas zurück und setzte sich auf einen Stuhl. Einen Moment lang beobachtete sie die Monitore bevor sie mit ernster Mine anfing „Es ist soweit. ‚Code 9’ wurde aktiviert.“

      Das schummrige Licht der unterirdischen, fensterlosen Räume unterstrich Simones Mitteilung auf unheimliche Art und Weise. Alle drei verharrten still im Raum. Bis die Lampe anfing zu flackern und Ilrimi nach oben sah „Oh, die muss ich wohl demnächst ersetzen.“ Simone und Aron blickten ihn fragend an. Ilrimi bemerkte die Blicke, wich ihnen aus und lief davon zu einem Metallkasten an der hinteren Wand, wo er anfing etwas zu suchen. Aron blickte ihm nach und schüttelte wortlos den Kopf, dann sah er Simone an und deutete mit dem Zeigefinger am Kopf an, dass er Ilrimi für etwas verwirrt hält. Nachdem Aron seine Hand wieder gesenkt hatte, fing er an „Aber das ist doch immer noch kein Grund, es uns nicht wie immer mitzuteilen.“ „Naja“ meinte Simone „Irgendwer in der Führungszentrale hat gemerkt, dass es eine unsichere Stelle gibt. Jetzt überwachen sie alle Bewegungen und Mitteilungen nach draussen. Ich wollte sicher sein, dass wir nicht auffliegen. Zudem muss ich sowieso einen Auftrag in Rotsand ausführen, hat also gerade prima gepasst.“

      Ilrimi stand mittlerweile auf einem Hocker und wechselte die flackernde Birne aus. Aron dachte nach, verschränkte die Arme und begann hin und her zu laufen. „Was nun? Wir wussten, dass es einmal passieren würde. Aber was jetzt? Weiss er es?“ Simone antwortete „Nein, ich glaube nicht. Woher auch? Aber er müsste schon hier auf Steinwelten sein. Aron, wir müssen ihn finden und in Sicherheit bringen, bevor sie ihn in das Labor stecken können.“ „Ja, ja. Bin deiner Meinung.“ Aron nickte und wandte sich wieder Ilrimi zu „He, Ilrimi!“ Ilrimi fiel beinahe vom Hocker und blickte zu Aron, der ihn weiter anwies „Mach dich an die Arbeit, du hast es gehört, du weißt was zu tun ist, du musst ihn finden und einen Fluchtweg kreieren.“ Ilrimi nickte heftig, stieg vom Hocker, ging zu seinem Arbeitsplatz und fing an wild in die Tastatur zu tippen. Simone und Aron wussten nie wirklich, was der Kerl da trieb, aber es funktionierte immer und sie liessen ihn arbeiten ohne Fragen zu stellen. Und sie mochten und schätzten ihn, diesen liebenswerten, kurrligen Kerl.

      „Ich kann nicht lange bleiben, sonst fällt es womöglich noch auf.“ fuhr Simone fort „Ich verstehe.“ Aron sah sie sorgenvoll an „Können wir dir sonst irgendwie behilflich sein?“ Simone schüttelte den Kopf „Nein danke, das krieg ich schon hin.“ sie dachte nach „Sie wollen ihn über Rotsand ausführen.“ Aron antwortete „Echt dumm gelaufen, in ein paar Monaten hätten wir die Lösung gehabt ihm zur Flucht zu verhelfen.“ er sah sich um „Sie dürfen dieses Serum nicht herstellen. Mit dieser Macht würden sie uns alle mit Sicherheit unterwerfen, das Terra Sonnensystem ist jetzt schon mächtiger als die letzten 5 Planeten, die sich ihnen noch nicht angeschlossen haben.“ Simone nickte zustimmend „Das brauchst du nicht zu wiederholen, ich weiss. Warum denkst du, riskiere ich seit Jahren meinen Kopf um seinen Aufenthalt geheim zu halten und euch mit Informationen zu versorgen?“ sie sah ihn durchdringend an „Aber sag, was ist eigentlich mit dem Stadtmeister von Rupes? Den Legenden nach soll er mächtiger sein als die Wakaner? Zumindest Steinwelten könnte dann gar nicht eingenommen werden. Könnte er uns nicht helfen?“ sagte sie.

      Aron schüttelte erst seinen Kopf, dann fing er an zu nicken, wieder zu schütteln, zog die Schultern hoch „Nein und Ja. Das sind alles unvollständige Legenden. Niemand kennt alle Details und niemand kennt den Stadtmeister oder ob er überhaupt existiert. Und der Stadtmeister muss erst verkündet werden, bevor er sein Amt antreten kann und diese Kräfte erhält, die auch wieder niemand genau kennt.“ er gestikulierte mit den Händen „Ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Es soll auch 11 sogenannte Schlüsselträger geben, die ihn unterstützen und...oder beschützen sollen. Seine Macht soll irgendwie den Kräften der Steintränen entsprechen oder so, ähh...“ Aron suchte nach Worten.

      „Wie? Kräfte der Steintränen?“ fragte Simone interessiert nach und unerwarteter Weise antwortete Ilrimi von seinem Stuhl aus „Heilende. Sein Herz soll sich mit Steintränen füllen, während die Steine in den Bergen aufhören zu weinen, sodass er heilen kann und unglaublich stark wird. Er spürt dank der Steintränen alles in seiner Umgebung. Wie sich Bäume fühlen, das Gras, die Tiere, damit er immer weiss, was zu tun ist. Ihn überraschend anzugreifen wird unmöglich. Ein Krieg gegen die Rupianer, wenn der Stadtmeister regiert ist aussichtslos.“ stolz und bewundernd strahlte Ilrimi übers ganze Gesicht.

      „Du liesst definitiv zu viele Märchen.“ fuhr ihn Aron grob an „Herz mit Steintränen füllen! Bäume fühlen! So ein Quatsch. Wie soll das gehen?!“ sprach er weiter „Nein, bestimmt. Steintränen sind in allem hier auf Steinwelten. Nicht nur in den weinenden Steinen.“ erklärte Ilrimi überzeugt „Dadurch entsteht eine Verbindung mit allem.“ nachdenklich zur Decke weitersprechend „Hmm...stell dir dieses Gefühl vor. Diese Energie.“ Ilrimi sah wieder zu Simone „im gesamten rupianischen Tal von den Steinbergen bis zum Grünenseezufluss im Seewald soll keinerlei Elektrik mehr funktionieren. Mich schaudert bei dem Gedanken. Es verwundert nicht, dass er nur im Notfall sein Amt antreten muss.“ beendete er bewundernd seine Ausführung. „Ich hab mal gelesen, dass er sein Amt nur antreten kann, wenn es die Leute der Stadt auch wollen, sonst würde er beim Ausrufen ums Leben kommen. Und danach soll es ja so sein...“ Ilrimi flüsterte plötzlich ganz geheimnisvoll „...dass er vor lauter Energie keinen Schlaf mehr finden kann und wirklich immer alles spürt. Aaaalllleeees!“ Ilrimi zog mit dem rechten Arm einen Kreis in der Luft. „Versteht ihr?“ er blickte Simone und Aron an „Alles. Stellt euch vor: Jeden Schmerz. Jeder Baum der gekratzt wird, jeder Stein der geworfen wird, jedes Gras das zertrampelt oder geschnitten wird.“ er suchte nach noch mehr Beispielen „Jeden Riesensteinbock, der von einer Schwarzkralle gerissen wird, jede Gugdakuh, die geschlachtet wird.“ er schüttelte nachdenklich den Kopf „Stellt euch das vor, das muss grausam sein.“

      Während Simone Ilrimis Ausführung mit Staunen zuhörte, schüttelte Aron immer heftiger seinen Kopf und ging nicht weiter darauf ein „Ich sag’s ja: Legenden und Märchen. Was aber keine Legende ist“ wichtig hob er seinen rechten Zeigefinger „ist das Terra Sonnensystem und sein Ehrgeiz um jeden Preis mächtiger zu werden und alles an sich zu reissen unter dem Deckmantel für ein friedliches Zusammenleben.“ er sah Simone an, dann Ilrimi und fuhr jetzt auch flüsternd fort „Wenn ihr mich fragt, ist es ein Glück, dass die Wakaner verschwunden sind. Besser sie sind weg, als dass sie sich mit dem Terra Sonnensystem verbünden, dann könnten wir unsere Freiheit gleich vergessen.“ Simone blickte auf ihre Uhr und brummelte „Na, na, so weit ist es ja noch nicht. Aber dass ich los muss schon. Tut mir Leid Freunde.“ und zu Ilrimi „Danke für Deine Ausführungen.“ „Pah!“ kommentierte Aron abschätzig. Simone sah ihn böse an. Aron begriff „O.K. schon gut. Hab’s nicht so gemeint.“

      Immer um sich schauend eilten Simone und Aron zusammen in die Seitengasse zurück, die zum grossen Marktplatz von Rotsand führte. Auf dem Marktplatz trieben sich bereits allerhand Menschen herum, obwohl die Sonne noch nicht angefangen hatte aufzugehen und es ziemlich dunkel war.

      Immer noch leuchteten die beiden Zwillingsvollmonde vom klaren Sternenhimmel herunter als Aron Simone nochmals innig in die Arme nahm, sich verabschiedete, ihr einen kleinen, zärtlichen Kuss auf die Wange drückte und ihr zuflüsterte „Pass auf dich auf, versprich es mir.“ Simone lächelte, zog sich die Kapuze über den Kopf und lief auf den Marktplatz hinaus, wo sie bald in der Menschenmenge verschwunden war. Sie hatte Aron auf ihrem Weg nach oben noch anvertraut, dass sie Pferde, Kleidung und Proviant für ein zweites Armeeteam des Terra Sonnensystems zu besorgen hatte. Zu gegebener Zeit würde ihr der Treffpunkt und die Zeit mitgeteilt, solange werde sie in Rotsand bleiben.

      Aron blickte ihr besorgt nach. Als er sie nicht mehr sehen konnte, senkte er seinen Kopf,