Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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beim Friseur gewesen sein und seine Hände waren fein und sauber. Vielleicht war Phil etwas blass. Jeff sah sich Phils Schuhe an, es waren englische Massschuhe aus Leder. Ziemlich... „In meiner Rolltasche muss er sein!“ Jeffs Gedanken wurden jäh unterbrochen und er konnte den schönen Schuhen nur noch beim Verlassen des Raums zusehen.

      Jeff folgte Phil vor die Tür, wo dessen Gepäck einfach mitten im Gang stand: eine Rolltasche und ein kleiner Koffer. Phil langte mit seiner Hand in ein Seitenfach der Rolltasche und zog einen Besucherausweis hervor. Sichtlich erleichtert zeigte er Jeff den Ausweis. Jeff nahm den Ausweis in die Hand und begutachtete diesen, er schien echt zu sein und wies Phil als Dr. Phil Lorenz aus, Mitarbeiter von Dr. Kitel und Mitglied von Admiral Torns medizinischem Team. Der Ausweis war beschränkt auf 2 Tage, heute und morgen, Bewilligung zur Benützung eines Gästezimmers und Sicherheitsstufe Projekt Code 9!

      Seinen Augen nicht trauend lass Jeff den Ausweis nochmals durch und musste erneut feststellen, da stand Projekt Code 9. Er gab Phil den Ausweis zurück und ermahnte ihn, diesen hier auf dem Gelände immer bei sich zu tragen. Dann stellte er sich selbst auch noch vor, erklärte Phil, dass das hier der gesuchte Konferenzraum war und zeigte ihm die Gästezimmer. Phil bedankte sich und zog sich in sein Zimmer zurück. Jeff indessen war einerseits wütend, dass ihm die Damen vom Empfang die Ankunft des ersten Besprechungsteilnehmers nicht gemeldet hatten, was er dort auch gleich monierte und sofort eine Entschuldigung erhielt mit dem Versprechen, dass es nicht mehr vorkommen würde, andererseits stieg Jeff Neugier ins Unendliche seitdem er Phils Ausweis gesehen hatte „Code 9“! Was hatte das alles zu bedeuten? Erst diese Akte B-149.8W und jetzt dieser Ausweis eines medizinischen Mitarbeiters. Es wurde wirklich immer Unheimlicher.

      „Nein, keine Ahnung, wieso, hat das was zu bedeuten?“ meinte die Frauenstimme aus dem Funkgerät „Ich weiss nicht, Greg meint die Sache sei zu heiss und ich solle die Finger davon lassen. Merkwürdig ist das aber schon, warum existieren denn keine offiziellen Unterlagen? Und was soll das mit dieser Akte B-149.8W? Und was haben so merkwürdige medizinische Wissenschaftler mit eurem Auftrag zu tun? Und...“ „Stopp, Stopp! Mach mal langsam.“ unterbrach die Frauenstimme Jeffs Fragenkette „Jeff, ich weiss es auch nicht. Die da oben haben andauernd irgendwelche geheimen Projekte laufen. Mach dir da keine Gedanken.“ „Naja, aber pass auf dich auf, hörst du?“ drängte Jeff, beinahe beleidigt ob dieser Gleichgültigkeit. „Du auch. Bis dann.“ und weg war die Frauenstimme. Jeff sass wieder alleine in seinem Zimmer, was er eigentlich immer tat, aber jetzt fühlte er sich richtig einsam und machte sich Sorgen.

      12 - Zylin & Bob - ein Wakaner?!

      Die Sonne stand voll am Himmel und wärmte die Gesichter. Ein erster feiner Herbstwind liess das hellgrüne Gras und die blau schimmernden Blätter der Bäume mit ihren violetten Baumstämmen rauschen. Deks Truppe ritt in zügigem Schritttempo auf dem geplanten Feldweg, der sie direkt zum Pass der Steinberge führte.

      Zylin genoss es, wieder unter freiem Himmel zu atmen, das Pferd unter dem Sattel zu spüren und das Licht der Sonne zu sehen. Nach der jahrelangen Gefangenschaft auf Sarg in abgeschlossenen Räumen, nur mit Kunstlicht erhellt, schmerzten seine Augen zwar noch bei soviel Sonnenlicht, aber es tat gut all die Farben der Natur zu geniessen zu dürfen.

      Zusammen mit Takwo auf zwei braunen Pferden bildeten Dek und Takwo die Spitze des Trupps. Hinter ihnen ein paar Soldaten, dazwischen Lastpferde, Riso, Isara und die anderen, immer zu zweien. Zuhinterst Bob, wie es Dek befohlen hatte. Cheks hatte Mitleid mit Bob und leistete ihm Gesellschaft. Manche redeten leise miteinander, andere ritten schweigend vor sich her. Als allerletzter, hinter Bob, ritt Zylin alleine, was ihm nur recht war, denn er hatte keinerlei Interesse daran, sich mit irgendwem näher bekannt zu machen, noch irgendwelchen Smalltalk zu betreiben.

      Da zügelte Cheks, der Pilot, auf einmal sein Pferd um sich neben Zylin zurück fallen zu lassen. Er blickte Zylin an, dann sagte er freundlich „Hallo. Wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Cheks, der Pilot.“ Cheks lächelte, er hatte ein lang gezogenes, feines Gesicht. Seine Haut war braun gebrannt, beinahe schon ledrig. Man konnte erkennen, dass er wohl viel draussen unterwegs gewesen sein muss. Seine Statur war mittelgross, schmächtig und wirkte insgesamt zäh. Er wirkte gebildet und anständig, im Gegensatz zum aufbrausenden, jederzeit zu einer Rauferei bereiten Riso.

      Nachdem Zylin keine Antwort gegeben hatte, fuhr Cheks neugierig weiter „Ich habe gehört, Sie waren schon einmal hier. Weswegen denn? Waren Sie in Rupes? Kennen Sie jemanden von dort?“

      Zylin senkte nachdenklich den Blick, dann streichelte er über den Kamm seines Pferdes. Cheks beobachtete ihn und erwartete jeden Augenblick eine Antwort. Dieser Kerl faszinierte ihn, es umgab ihn eine geheimnisvolle Aura. Niemand wusste so recht Bescheid über ihn. Dek hatte ihnen so gut wie gar nichts erzählt über ihn. Cheks gab nicht auf, dafür war seine Neugier einfach zu gross, so schnell gab er nie auf. „Es heisst, Sie waren einmal Commander? Unter wem den? Und warum sind Sie es nicht mehr? Was ist passiert?“

      Erst jetzt bemerkte Cheks, dass sich der vor ihnen reitende Riso köstlich darüber amüsierte, wie Cheks mit allen Mitteln versuchte diesem Zylin Sa ein Gespräch abzuringen. Riso blickte kurz zurück, erhielt einen strafenden Blick von Cheks, drehte sich wieder nach vorne um und kicherte kopfschüttelnd weiter. Sila neben ihm stupste Riso arg in die Seite zur Ermahnung „Du ewiger Kindskopf!“ sagte sie knapp und zügelte ebenso ihr Pferd um sich neben Cheks und Zylin einzureihen. „Na?“ meinte sie „Wie geht’s?“ dann schaute sie zum Himmel hinauf „Es wird bald Mittag sein, habt ihr auch Hunger?“ Cheks freute sich über Silas Unterstützung, schliesslich war sie die Kommunikationsverantwortliche und ihre lockere, direkte und offene Art gefiel ihm.

      Nur Zylin wollte die beiden loswerden und sagte deshalb „Nein, aber vielleicht hat unser Begleiter da hinten Hunger. An eurer Stelle würde ich ihn fragen.“ Sofort drehten sich Sila und Cheks nach hinten um, dann blickten sie sich verdutzt gegenseitig an und anschliessend Zylin. „Wenn meint ihr?“ fragte Cheks „Da ist doch keiner.“ stellte Sila fest. „Er ist hinter uns, seit wir heute Morgen los geritten sind.“ antwortete Zylin. Da verstand Sila und trieb ihr Pferd an um zu Dek nach vorne aufzuschliessen, während ihr Cheks immer noch fragend hinterher blickte. Jetzt hatte dieser Kerl den Verstand verloren, halluziniert oder erlaubte sich einen Spass mit ihnen und Sila glaubte ihm offensichtlich.

      Unterdessen schickte Dek Riso und einen der Soldaten zurück um ihren Verfolger ausfindig zu machen. Sie galoppierten am Trupp vorbei und verschwanden in der Ferne. „Na dann.“ sagte Cheks, zog verständnislos seine Schultern hoch und liess Zylin wieder in Ruhe. Er würde es später wieder versuchen.

      Es verging mehr als eine Stunde bis Riso und der Soldat zum Trupp zurückkehrten, zusammen mit einem Jungen ebenfalls zu Pferd. Dek hatte mittlerweile eine Rast angeordnet. Sie rasteten im Schatten eines der letzten Bäume vor den Bergen. Vor sich sahen sie die hohen Steinberge, die, je näher man ihnen kam, immer grösser und bedrohlicher wirkten.

      „Captain“ fing Riso an „Wir haben ihn gerade noch geschnappt, bevor er sich verstecken konnte.“ Riso und der Soldat stiegen von den Pferden und holten den Jungen runter von seinem struppeligen, kleinen weissen Pony. Sie hielten ihn an beiden Armen fest. Dek blickte den Jungen an. Der Junge musste um die 14 Jahre alt sein, er war kräftig und gross für sein Alter. Seine Haare kurz und schwarz. „Wer bist du? Wieso verfolgst du uns?“ fragte ihn Dek etwas ruppig. Der Junge schaute sich um bevor er ohne Umschweife und zu zögern Deks Blick erwiderte „Ich verfolge euch überhaupt nicht.“ „So, so.“ studierte Dek „Und wieso wolltest du dich verstecken?“ „Woher sollte ich denn wissen, dass ihr keine Mörder und Banditen seid? Hein?! Ihr seid nicht von hier und ich bin ein kleiner Junge.“ antwortete der Junge keck „Also, wer seit IHR eigentlich?“ er riss dabei seine