Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
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starrten alle mit offenem Mund auf Captain John Dek. Liessen es aber geschehen, denn schliesslich war es ein Befehl des Captains. Einzig Bob, der Neuling, hatte die jugendliche Unverfrorenheit Dek völlig entrüstet und verständnislos anzusprechen „Captain! Sind Sie verrückt? Bitte entschuldigen Sie, aber Sie können doch diesen Verrückten nicht einfach alleine gehen lassen?!! Sie haben uns ihm, und ihn uns, noch nicht einmal vorgestellt!“ frech und energisch deutete er dabei vorwurfsvoll mit offener Hand auf den Ausgang, dass allerdings mehr einem wilden Fuchteln glich.

      „Ruhe!“ befahl Dek „Zylin ist der Einzige hier, der die Umgebung hier kennt, braucht kein Nachtsichtgerät, hat die Möglichkeit zu handeln und wenn es eine Falle ist oder er nicht zurückkommen sollte, können wir ihn mit dem Funksender an seinem Halsband verfolgen. Käme er um, wäre es der kleinst mögliche Verlust. Das ist die einfachste und schnellste Lösung. Ende der Diskussion.“ erklärte Dek dann unerwartet gelassen und ruhig. Kurz sah er seinen jungen Assistenten an „...und Bob.“ Dek machte einen schweren Seufzer „Das war das letzte Mal, dass ich Ihnen eine solche Respektlosigkeit durchgehen lasse. Von jetzt an wird es Konsequenzen haben, wenn Sie nicht endlich lernen Ihr Temperament zu zügeln.“ Bob nickte und nahm Deks Drohung ohne weiteren Kommentar entgegen. Bob musste neidlos zugeben, dass es so gesehen, eine wirklich gute Entscheidung des Captains war. Bewunderung für seinen Captain verdrängte seine vorschnelle Entrüstung. Nur Risos schadenfrohes Grinsen nervte ihn schon wieder.

      Dek drängte sich zum Ausgang und sah in die Nacht, dabei brummelte er noch vor sich hin „Wo, verdammt nochmal, kommen wir denn hin, wenn die Befehle des Captains angezweifelt werden!“ er schüttelte seinen Kopf „Dieser dumme, junge Hitzkopf!“ Er blickte ins schwarze Nichts der Nacht und hoffte, sich nicht falsch entschieden zu haben. Irgendwie war es zu einfach gegangen. Nach ihrem Zusammentreffen auf Sarg hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass Zylin so schnell kooperieren würde, wenn er es denn auch tat.

      Nach wie vor erhellten die Zwillingsmonde idyllisch den Nachthimmel. Hin und wieder ein feines Rauschen im Gras. Ein leichtes Frösteln auf der Haut. Aber sonst weiterhin: Stille und diese fremden Stimmen der Nacht.

      Derweil im Unterholz am Waldrand: „Mistding! Das funktioniert auch nicht. So ein verfluchter Krüppel-Planet!“ Der Soldat klopfte und schüttelte verärgert seine Signallampe so fest er nur konnte. „Beruhig dich doch! Wir konnten doch nicht wissen, dass die Gegend hier so aufgeladen ist...“ sein Kollege zeigte auf die Anzeige seines Messgerätes „...dass die Akkus der Signallampen nicht funktionieren. Vermutlich hätten wir altmodische Batterien mitnehmen sollen.“ „Ach! Wenn interessiert das, lass dir besser was einfallen das uns hier und jetzt hilft! Die warten doch auf das Signal! Sonst schiessen die bestimmt gleich, verflucht, verflucht.“ brummelte der Soldat mit der Lampe zurück. Sein Kollege schaltete sein Messgerät aus, jetzt lag er komplett im Dunkeln, weil das kleine Display nicht mehr leuchtete, und flüsterte „OK, OK. Hast du denn keine Notfall-Signallampe mit Bat...“ er brach mitten im Wort ab.

      „He? Was hast du?“ fragte der Soldat mit der Lampe nach. Dann lauschte er einen kurzen Moment und hörte erst ein Rascheln im Unterholz gefolgt von Schritten. Er fragte sich, was mit seinem Kameraden wohl los war. „Bist du noch da?“ Vorsichtig legte er die nicht funktionierende Lampe auf den Boden und griff sicherheitshalber nach seiner Waffe. Doch zu seiner Überraschung war sie weg, steckte nicht mehr in seinem seitlichen Halfter. Was ging hier vor? „Ist da jemand?“

      Erschrocken blickte er um sich und versuchte etwas im Dunkeln zu erkennen. Die Schritte waren weg, Stille. Er hielt den Atem an und wartete angespannt. Vorsichtig tastete er mit seiner linken Hand den Boden ab, vielleicht war im seine Waffe einfach runter gefallen.

      „Suchst du die hier?“ hörte er hinter sich eine tiefe männliche Stimme, sofort stand er gerade hin und drehte seinen Kopf in die Richtung der Stimme. Starr vor Schreck hielt er inne, der arme Soldat sah direkt in den Lauf seiner eigenen Waffe, die ihm Zylin unmittelbar vor die Nase hielt. „Wie haben Sie das gemacht?“ stammelte er „Die Signallampe funktioniert wohl nicht?“ fragte ihn die unbekannte Stimme weiter. Alles was der Soldat dann noch stottern konnte war „Äh...woher wissen...?“ der Soldat verstand nicht wie ihm geschah. Erst jetzt trat der unbekannte Angreifer soviel näher, sodass er ihn als schwarzen Schatten im Dunkeln erahnen konnte, er war gross und offenbar ziemlich stark, denn er hielt seinen Kameraden mit dem linken Arm im Schwitzkasten und drückte ihm einen Dolch an den Hals, während mit rechts seine Pistole ins Gesicht hielt. „Dumm gelaufen.“ sagte Zylin sarkastisch „Und jetzt vorwärts, zum Gleiter mit Euch, ich hab’s eilig.“

      Bob drehte sich plötzlich um, lief zu seinem Sitz und kramte ein Gerät heraus. Das Gerät hatte ein kleines blinkendes grünes Lämpchen, einen kleinen Bildschirm und ein paar Knöpfe. Es war der Funkempfänger zu Zylins Halsband. Als Dek Bob mit dem Ding sah murrte er ihn an „Bob, was wollen Sie damit? Stecken Sie das Ding sofort weg, bevor ich es rausschmeisse!“ Bob antwortete tapfer „Aber Captain, sehen Sie doch, hier“ er zeigte auf den kleinen Bildschirm „hier, das ist das Halsband, jetzt wissen wir wo...“ weiter kam er nicht, dann riss ihm Dek den Funkempfänger aus der Hand und fluchte weiter, jetzt noch genervter als vorhin „Bob, Sie sind ein hohlköpfiger Grünschnabel und ungeduldiger, unerfahrener Anfänger! Ich weiss wirklich nicht, was Sie hier sollen!“ Dek nahm Luft „Ahh... ich könnte vor Ärger Bäume ausreissen!“ knirschte er zwischen den Zähnen hervor, um die Beherrschung ringend, denn dieser Bob kostete ihn noch den letzten Nerv. Dek wedelte mit dem Funkempfänger vor Bob herum, der das Teil aufmerksam mit seinen Augen verfolgte, um es im Fall der Fälle vor einem Rausschmiss aufzufangen. Dann beruhigte sich Dek, gab Bob das Gerät zurück und befahl „Jetzt stecken Sie es weg und halten Sie von mir so viel Abstand wie nur möglich, ich komme mir vor wie im Kindergarten.“

      Riso, der Dek und Bob aus dem Seitenwinkel beobachtet hatte, konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen und kassierte auch prompt eine ruppige Antwort von Dek darauf „Riso, lassen Sie das oder ich kommandiere Sie als Bobs Kindermädchen ab, dann werden Sie schon sehen!“ Riso merkte, dass es Dek ernst meinte und drehte sich sofort um, er hatte wirklich keine Lust, den Grünschnabel Bob hüten zu müssen. Trotzdem hatte er alle Mühe, sein Kichern zu verkneifen.

      Als Dek seine Aufmerksamkeit wieder dem Ausgang widmete wollte Riso von Bob wissen „He, Kleiner.“ Bob sah ihn abschätzig an „Was willst du?“ „Warum funktioniert dein Ding da und mein Nachtsichtgerät nicht?“ Bob sah auf den Funkempfänger, studierte einen Moment und antwortete schulterzuckend „Keine Ahnung. Vielleicht, weil dein Gerät mit Akku läuft und das hier“ er hob den Funkempfänger an „mit Bewegungsenergie.“ er schüttelte das Gerät „Siehst du, es lädt sich auf, wenn man es bewegt.“ „Ah, das ist doch eine mögliche Erklärung. Danke Kleiner.“ bedankte sich Riso und Bob fand es erstaunlich, dass Riso auch normal reden konnte und nicht immer nur so sau blöde Sprüche über ihn reissen kann. Ausser das mit dem ‚Kleiner’, das gefiel Bob natürlich überhaupt nicht, aber immerhin, ein Anfang.

      „Dort! Ich höre was.“ flüsterte Tawko aufgeregt und deutete mit dem Zeigefinger geradeaus ins Dunkle. Und tatsächlich erschienen kurz darauf die beiden Soldatenkameraden und Zylin im schwachen Licht der Ausstiegsrampe. Dek erkannte sofort die beiden Soldaten, die zum 6-köpfigen Vorbereitungstrupp gehörten, welchen er vor 3 Tagen auf Steinwelten abgesetzt hatte. Die Aufgabe des Vorbereitungstrupps war das Einrichten eines ersten Lagerplatzes und die erste Bestandsaufnahme der neuen Umgebung gewesen. Jetzt hätten Sie den Landeplatz sichern und ihnen per Lichtsignal das O.K. und die Richtung zum Ausstieg geben sollen, was offensichtlich nicht funktioniert hatte.

      Beide Soldaten erkannten Captain Dek ebenso und waren mehr als nur erleichtert, denn sie hatten schon befürchtet, in die Hände irgendwelcher brutaler Räuber, Banditen oder sonstiges