Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742797964
Скачать книгу
- Ankunft im Dunkeln

      Ein eckelhafter Piepton und eine von einer anonymen Frauenstimme gesprochene Mitteilung durchdrang die friedliche Stille im Jagdgleiter. Der eckelhafte Piepton und die Mitteilung „Das gewünschte Ziel wird in 20 Minuten erreicht.“ wiederholten sich gefühlte unendliche Male bis der Pilot, Cheks, endlich aufwachte und ihn deaktivierte. Captain Dek, ebenfalls geweckt, streckte sich zur Lockerung in seinem Sitz, nutzte dafür soviel Platz aus wie er nur konnte, es war eng. Dann löste er seine Sicherheitsgurte, stand auf und reckte sich noch einmal so gut es ging in dem kleinen Jagdgleiter.

      Er machte die paar Schritte zu Bob, seinem jungen Assistenten und schüttelte ihn heftig, wäre er nicht angegurtet gewesen, wäre er wohl aus dem Sitz gefallen. Unglaublicherweise schlief der junge Mann immer noch tief und fest. „Bob! Jetzt wachen Sie schon auf.“ raunte er den armen Bob an, der verschlafen, erschrocken sofort aufstehen wollte, aber nicht konnte, da er noch angeschnallt war. Dek verschaffte sich einen Überblick. Die anderen waren alle schon mehr oder weniger wach, rieben sich die Augen und streckten ihre Glieder.

      Alle ausser Zylin, der noch immer, so bequem wie es eben im Sitzen ging, auf seinem Platz schlief. Den Blick zurück zu Bob gewendet, befahl Dek „Sehen Sie zu, dass alle für die Landung bereit sind.“ „Jawohl Captain.“ antwortete Bob mehr im Reflex als bewusst, denn er rang immer noch um seine Orientierung, Dek musste ihn in einem dummen Moment aufgeweckt haben.

      Jedenfalls liess Dek von Bob ab, schüttelte den Kopf und setzte sich wieder auf seinen Copilotensitz. Immer diese unerfahrenen, jungen Soldaten, dachte er bei sich. Er fragte sich, ob er wohl genügend Geduld aufbringen würde um aus diesem Hitzkopf einen brauchbaren Soldaten für den Ausseneinsatz machen zu können. Lehrer zu sein war wirklich nicht sein Ding.

      Einen Moment später schaffte es also auch Bob wieder einen klaren Kopf zu kriegen und er wusste wo er war. Er löste seine Sicherheitsgurte, bewegte seinen Kopf hin und her um seinen steifen Nacken zu lösen und streckte Arme und Beine. Anschliessend blickte er sich im Gleiter um und stellte fest, alle wach und sich am Vorbereiten ausser dieser Zylin Sa, der noch immer schlief. Riso hatte Bob beobachtet und stand auf. Er fasste Bob an der Schulter und meinte schadenfroh grinsend „Na? Willst du unser Dornröschen denn nicht wachküssen? Er verpasst sonst noch unseren Ausflug.“ Bob stiess Risos Hand wütend von seiner Schulter „Lass den Scheiss!“ sagte er, was Riso wiederum zum Antworten animierte „Oh...“ fing er an, kam aber nicht weiter, den Sila unterbrach ihn grob „Riso! Wirklich, hör auf damit, das ist echt unpassend. Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Riso zuckte mit seinen Schultern und wandte sich seinen Sachen zu. „Ist ja nicht meine Sache.“ brummelte er beleidigt.

      Bob kontrollierte wie alle kurz seine Sachen und stellte sie für den Ausstieg bereit. Er blickte hoffnungsvoll zu Zylin hinüber, vielleicht war er jetzt doch noch von alleine aufgewacht. Aber ‚nein’ seine Augen waren immer noch geschlossen. Bob blickte auf die Uhr. ‚So ein Mist!’, dachte er, ‚Was sollte er tun?’ Er kann ihn doch nicht einfach schlafen lassen, der Captain würde ihn vermutlich mit einem heftigen Tritt aus dem Gleiter katapultieren oder Schlimmeres.

      Also nahm Bob tief Luft und ging auf Zylin zu. Er streckte seinen Arm aus und wollte eben an dessen Schulter rütteln, da packte ihn Zylins linke Hand, noch bevor Bobs Hand die Schulter erreichen konnte. Bob blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen, wäre nach hinten gefallen, hätte ihn Zylin nicht festgehalten. Zylin hielt Bobs Arm fest im Griff und sagte, immer noch mit verschlossenen Augen „Danke fürs Wecken.“ Darauf liess er Bobs Arm einfach wieder los. Bob zog seinen Arm schnell zurück, schaute Zylin von unten bis oben genau an und beschloss, diesen Typen Mitleid hin oder her, definitiv nicht zu mögen, der war ihm einfach zu unheimlich, überheblich, unsympathisch und grob.

      ‚Er, Bob Miller, war schliesslich noch nie als verurteilter Verbrecher im Gefängnis gewesen, was dachte der eigentlich, wer er war, dieser ehemalige Commander.’ dachte Bob beleidigt und zu Takwo flüsterte er „Der da...“ er deutete versteckt auf Zylin „Der da... ist ein Verrückter. Ich weiss verdammt nochmal nicht, was der Captain mit dem will.“ Takwo schmunzelte nur und meinte kurz „Du wirst dich dran gewöhnen.“ Auch von dieser Antwort genervt brummelte Bob jetzt alleine vor sich hin „Ach, ihr habt doch alle irgendeinen Knall im Kopf.“

      Im Augenwinkel erkannte Bob Risos schadenfrohes Grinsen. Bob drehte sich nicht zu ihm hin und versuchte sich ganz cool von seinem Schreck nichts anmerken zu lassen. ‚Und dieser Riso kann mir ebenso gestohlen bleiben!’ diskutierte er weiter mit sich selbst, während er sich auf die Landung vorbereitete.

      Gekonnt sanft landete Cheks den Jagdgleiter auf einer Waldlichtung. Es war eine sternenklare Nacht und die Mondzwillinge leuchteten wie kleine Sonnen am Nachthimmel. Ein kühler Lufthauch kündete den kommenden Herbst an.

      Kaum war der Jagdgleiter gelandet, verstummte auch sein Antrieb und es wurde still. Ganz still. Cheks schaltete alle Lichter aus und öffnete die seitliche Ausstiegstür. Einzig ein kleines Lichtlein ging nun an, das die Ausstiegstreppe und den Boden darunter gerade so etwas zu erhellen vermochte. Im Schein des schwachen Ausstieglichts kam kniehohes Gras zum Vorschein.

      Die Anspannung der Anwesenden im Gleiter stieg an. Alle drückten sich um den Ausgang herum und blickten ins Dunkel der Nacht. Vielleicht 100 Meter entfernt konnte man irgendwie mit fest zusammengekniffenen Augen den Waldrand ausmachen. Mehr aber auch nicht, denn trotz wolkenfreiem Himmel und 2 Monden blieb es am Boden einfach nur dunkel und schwarz. Es war gerade für einen Moment windstill, nur ein paar Feldgrillen und fremdartige Vogelrufe ‚Huuuu huii’ ‚Hoa Hoa’ ‚Brrria Brrroooo’ waren in der friedlichen Nachtstille zu hören. Alle warteten. ‚Huuuu hui’

      „Verdammt! Wo bleibt denn das abgemachte Leuchtsignal?“ fluchte Dek leise. „Vielleicht auf der anderen Seite des Gleiters?“ brachte sich Bob ein. „Vielleicht, sieh nach!“ befahl Dek. Cheks hingegen sagte ziemlich beleidigt „Captain Dek, ich habe den Gleiter wie geplant korrekt ausgerichtet gelandet. Hier funktioniert zwar kein Kompass, aber die Monde stehen richtig. Es ist also nicht möglich, dass sie auf der anderen Seite sind.“ „Ich seh auch nichts.“ bestätigte Bob und kam vom Fenster zurück zur Ausstiegstür. „Vielleicht die falsche Lichtung?“ flüsterte Bob, Cheks blickte ihn nur gehässig an. „Ok, dann eben nicht. Ich mein ja nur.“ beendete Bob kleinlaut das kurze Gespräch.

      Wieder Stille. Alle horchten und sahen gespannt in die Nacht hinaus.

      Plötzlich hörten sie ein leises und weit entferntes Rascheln und Knacken. „Da! Das kommt bestimmt vom Waldrand her.“ flüsterte Takwo aufgeregt. „Was ist, wenn das eine Falle ist? Es soll gefährliche Räuber und Banditen hier geben.“ warf Sila leise in die Runde. „Man kann nichts erkennen! Und die Nachtsichtgeräte funktionieren hier irgendwie nicht. Was ist das bloss für ein Planet?!“ hörte man Riso von seinem Sitz aus fluchen. Er klopfte und schüttelte an seinem Nachtsichtgerät herum.

      Ein feiner Windhauch liess jetzt das kniehohe Gras hin und her schaukeln. Schweigend starrten alle von Deks Team ins Dunkel, immer noch in der Hoffnung, vielleicht doch noch das abgemachte Lichtsignal zu sehen.

      Nichts.

      Schliesslich wandte sich Dek an Zylin „Sa! Wärt Ihr so nett, wir wollen hier nicht ewig versauern.“ Zylin, der bis anhin immer noch scheinbar schlafend auf seinem Sitz sass, meinte darauf in spöttischem Unterton mit weiterhin geschlossenen Augen „Was denn? 6 ausgewachsene Soldaten und ihr kriegt das nicht auf die Reihe?“ „Bitte.“ bat Dek nochmals mit Nachdruck und deutete dabei ungeduldig mit einer Kopfbewegung zum Ausgang hin. Zylin öffnete endlich die Augen, löste gefühlt unendlich langsam seine Sicherheitsgurte, stand ebenso langsam auf,