Die Kiste Gottes. Stefan Gämperle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Gämperle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738081503
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der anderen Seite des Atlantiks machten sich zwei Männer auf den Weg, um die gewünschten Informationen zu beschaffen. Beide Männer waren dazu entschlossen, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die Wahrheit herauszufinden und der NSA die gewünschten Informationen und Gegenstände zu beschaffen.

      5.

      Agent Miller liebte seine Arbeit. Sie gestaltete sich meist einfach. Nachdem er erst einmal Verbindungen zu Behörden und Wirtschaft hergestellt hatte, flossen ihm die Informationen fast von alleine zu. So erfuhr er auch das Gerücht von einem sensationellen Fund direkt in seinem Einsatzgebiet. Miller pflegte enge Kontakte zu seinen Informanten und verhielt sich ihnen gegenüber grosszügig. Auf diese Weise konnte er sicher sein, dass er Neuigkeiten immer als einer der Ersten erfuhr. Er ging davon aus, dass die Informationen auch noch an andere Quellen verkauft wurden, doch das störte ihn nicht weiter - er hatte nie versucht, ein Exklusivrecht auf die Neuigkeiten zu erhalten. Wichtig war ihm alleine, dass seine Informanten zuverlässig lieferten.

      Mit seinen zweiunddreissig Jahren hatte er schon viel erreicht. Er lebte und arbeitete an einem Ort, an dem er sich wohl fühlte. Es blieb ihm genug Zeit zum Tennisspielen und zum Tauchen. Damit hielt er sich fit. Mit seinen Vorgesetzten hatte er nicht viel zu tun und konnte sich seine Tage meistens selber einteilen. Miller bewohnte alleine ein grosses Haus und konnte sich eine Hausangestellte leisten, die ihm alles sauber hielt und für ihn kochte, wenn er mal nicht in einem Restaurant essen wollte. Gefühlsmässige Beziehungen waren in seinem Geschäft hinderlich. Was er brauchte, gaben ihm die Touristinnen oft und gerne. Damit war er zufrieden.

      Nach dem Anruf aus Washington hatte er als erstes ein Treffen mit seinem Informanten arrangiert. Der Mann studierte Archäologie und unterstützte bei den Ausgrabungen teilweise direkt von Deutz. Sie trafen sich in einer kleinen Hotelbar und sprachen alles noch einmal Punkt für Punkt durch.

      In der Bar herrschte kaum Betrieb. An der gemauerten Theke standen zwei Männer und unterhielten sich gedämpft. Miller und sein Informant sassen alleine auf unbequemen Stühlen in einer Ecke, im Hintergrund spielte leise Musik.

      Seit der Informant Miller zum ersten Mal von dem möglichen Fund berichtet hatte, und nachdem ihm Miller die Anweisung gegeben hatte an der Sache dran zu bleiben, war es dem Studenten nicht gelungen weitere Details herauszufinden. Von Deutz schottete sich immer mehr ab, berichtete der Student. Ebenfalls sei ihm aufgefallen, dass Deutz nervöser wirke als sonst und scheinbar niemandem mehr traue. Er arbeitete meist alleine und sei kaum mehr auf der Grabungsstätte anzutreffen, meinte der Student. Die Grabungen leite nun hauptsächlich seine Assistentin, die sich allerdings auch verändert habe. Von Deutz bliebe oft in seinem Hotel. Mehr konnte der junge Mann Miller nicht sagen.

      Miller hatte sich bei seinem Informanten bedankt, ihm das übliches Honorar zugesteckt und aufgetragen, weiterhin alles zu melden, was mit dem Fund in Zusammenhang stehen könnte.

      Nach diesem Bericht gelangte Miller zum Schluss, dass er sich auf der Grabungsstätte nicht mehr umzusehen bräuchte. Wenn von Deutz etwas gefunden hatte, dann befand es sich höchstwahrscheinlich nicht mehr im Grabungsgebiet, wenn es sich überhaupt noch im Lande befand.

      Nun stand er vor dem Hotel in dem Deutz wohnte. Es handelte sich um ein kleines, billiges Hotel, mitten in der Stadt. Die Wände weiss gekalkt und dreckig von den Autoabgasen des ewigen Verkehrs. Jedes Zimmer verfügt über einen kleinen Balkon mit einem Eisengeländer. Miller kannte die Zimmernummer von Deutz. Er hätte einfach durch die Lobby ins Zimmer spazieren können, wollte aber nicht gesehen werden. Er rechnete mit Schwierigkeiten. In vereinzelten Fenstern brannte immer noch Licht. Es war zwei Uhr morgens und die Strassen waren fast menschenleer. Das letzte Auto war vor einer halben Stunde durch die kleine Nebenstrasse gefahren, in der das Hotel lag. Von Deutz hatte vor einer Stunde das Licht gelöscht, seitdem hatte sich nichts mehr hinter dem Fenster im ersten Stock gerührt. Miller zog seine Handschuhe an, nahm die Waffe aus dem Halfter, montierte den Schalldämpfer, zog die schwarze Mütze über den Kopf und marschierte zu der Seite des Hotels, die ihm den einfachsten Aufstieg versprach.

      Problemlos und ohne gesehen worden zu sein, erreichte er den Balkon. Er wartete einen Moment, um zu verschnaufen und um zu horchen. Im Zimmer herrschte völlige Stille. Die Vorhänge waren zugezogen, die Tür geschlossen. Miller holte ein kleines, schwarzes Etui aus der Jackentasche und entnahm ihm einen Glasschneider und einen Saugnapf. Er platzierte diesen und zog mit dem Glasschneider vorsichtig einen Kreis darum, gerade gross genug, damit seine Hand hindurchpasste. Nachdem er den Kreis ins Glas geritzt hatte, hielt er erneut inne, um zu lauschen.

      Nichts, alles blieb ruhig.

      Vorsichtig brach er den Glaskreis aus dem Fenster. Es kam ihm vor, als ob es einen Heidenlärm verursachte. Doch im Zimmer regte sich weiterhin nichts. Er legte das Stück Glas auf den Boden und packte die Werkzeuge ein. Dann griff er durch das Loch und schloss die Tür auf. Nach jeder Aktion hielt Miller kurz inne und lauschte. Er schob die Tür auf und glitt lautlos ins Zimmer.

      Trotz den zugezogenen Vorhängen drang ein wenig Licht von der Strassenbeleuchtung ins Zimmer.

      Seine Augen brauchten einen kurzen Moment, bevor sie im Zimmer die einzelnen Gegenstände wahrnehmen konnten. Das Bett stand an der gegenüberliegenden Wand. Von Deutz lag darin mit dem Gesicht gegen die Wand gedreht und schien tief und fest zu schlafen. Miller schlich am Schreibtisch vorbei zum Bett und zog dabei eine Rolle Klebeband aus der Tasche. Als er nahe genug an von Deutz herangekommen war, beugte er sich vorsichtig über ihn und klebte ihm mit einer schnellen Bewegung ein Stück des Bandes über Mund.

      Von Deutz erwachte abrupt, fuhr entsetzt in seinem Bett hoch und tastete in der Dunkelheit nach dem Schalter der Nachtischlampe. Mit der anderen Hand versuchte er sich das Band vom Mund zu reissen. Ein harter Schlag beförderte rücklings ins Bett zurück und liess ihn erstarren.

      Miller knipste die Nachtischlampe an. Gedämpftes Licht kroch durchs Zimmer. Er hatte bereits die Waffe gezogen und hielt sie von Deutz an den Kopf.

      Verwirrung, Angst und Panik blickten aus Deutz Augen.

      „Guten Tag Herr von Deutz“, begann Miller mit ruhiger Stimme und in Deutsch. „Können Sie sich denken, was ich von Ihnen will?“

      Von Deutz starrte ihn entsetzt an und machte keine Anzeichen, auf die Frage zu reagieren.

      „Nun Herr von Deutz?“, die Stimme blieb ruhig.

      Das erste Entsetzen wich Verwunderung. Von Deutz blickte sein Gegenüber mit einem abschätzigen Blick an. Er machte weiterhin nicht den Eindruck auf die Frage antworten zu wollen.

      Der zweite Schlag traf Deutz überraschend. Die Waffe, eben noch auf seine Stirn gerichtet, traf mit voller Wucht die rechte Wange und schleuderte seinen Kopf zur Seite.

      „Herr von Deutz“, fuhr Miller noch immer im selben, ruhigen Ton fort. „Machen Sie es uns doch nicht so schwer. Ich werde bekommen, was ich will, glauben Sie mir. Es läuft allerdings einfacher, wenn Sie mithelfen. Glauben Sie mir, für Sie wird es erheblich angenehmer werden, wenn Sie mit mir kooperieren. Haben Sie das verstanden?“

      Von Deutz nickte zögernd, ohne Miller anzusehen und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Wange. Sein Kopf schmerzte entsetzlich. Er blickte sich verzweifelt um und die Aussichtslosigkeit seiner Lage traf ihn wie ein weiterer Schlag. Der Mann war ein Profi - das Vorgehen und sein Auftreten liessen keinen Zweifel daran aufkommen.

      „Na also“, hörte Deutz die Stimme seines Gegners in seine Gedanken bohren. Von Deutz lehnte sich gegen die Wand und sah, wie sich der Mann den Stuhl vor dem Schreibtisch heranzog. Miller setzte sich in etwa einem Meter Abstand vor das Bett. Die Waffe blieb die ganze Zeit auf Deutz gerichtet.

      „Nun gut, Herr von Deutz“, begann Miller erneut. „Ich möchte Ihnen einige Fragen stellen. Sie wissen sicher, um was es sich handelt.“ Als von Deutz nach kurzem Zögern nickte, fuhr Miller ruhig fort: „Sehr gut. Nun Professor: Stimmen die Gerüchte, dass Sie einen aussergewöhnlichen Fund gemacht haben?“

      Von Deutz drehte seinen Kopf auf die Seite, um Millers fragendem Blick auszuweichen. Er wollte nichts von