Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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auch noch eine Leiche unterjubeln wollen, vergessen Sie’s.” Nun verstand Richie aber gar nichts mehr.

       „Wenn der Bericht des Arztes über die Blutuntersuchung nicht vorliegen würde, hätte ich doch auf Alkohol oder Drogen getippt, aber so…?”

       „Wollen Sie damit sagen ich habe gelogen?”, ereiferte sich Zender, der die ganze Sache auch nicht verstand.

       „Schließlich war ich dienstlich unterwegs, da träumt man nicht vor sich hin.”

       „Dienstlich…?”, griff Koschinski die Information von Richie auf, welcher in seine Brusttasche griff und seine Detektivlizenz vor dem Kommissar auf den Tisch legte.

       „Ach ein Schnüffler.”

       „Ach ein Bulle”, konterte Zender leicht gereizt über die Reaktion seines Gegenüber. Wie weit gehst du? Überlegte Richie. Was gibst du für Informationen Preis? Er wurde einer Entscheidung enthoben, da sich plötzlich alles ganz anders entwickelte, als er es sich vorstellen konnte. Im Nachbarzimmer wurde es auf einmal laut. Dann wurde die Tür ohne zu klopfen aufgerissen und der Polizeimeister erschien im Rahmen und stotterte: „Herr Koschinski, hier ist….”

       „Ich kann mich selber vorstellen”, donnerte eine laute Stimme von draußen und ein Mann in Richies Größe, der gut einhundert Kilo auf die Waage brachte, schob den Polizeimeister bei Seite und trat an den Schreibtisch heran.

       „Ich bin Doktor Strobel und vertrete den Herrn Zender, den ich jetzt mitnehme. Oder haben Sie etwas dagegen, Herr Kommissar? Ich denke Sie hatten lange genug Zeit sich über alles auszutauschen. Ansonsten nehmen Sie meinen Protest über die Verfahrensweise entgegen, wie hier mit unschuldigen Bürgern umgegangen wird. In den nächsten Tagen setzt sich wegen der Beschwerde die Kanzlei Binger aus Dresden mit Ihnen in Verbindung. Und wenn Sie denken, Sie könnten jetzt noch irgendwas Inszenieren, dann schicke ich gleich noch eine Dienstaufsichtsbeschwerde hinterher. Und die hat sich gewaschen, das verspreche ich Ihnen. So, Herr Zender, was hält Sie hier noch? Dann lassen Sie uns verschwinden. Es reicht schließlich, dass Ihnen das halbe Wochenende versaut wurde.” Richie griff sich noch schnell seine Lizenz vom Schreibtisch und folgte diesem Doktor Strobel, ohne ein Wort der Verabschiedung an Koschinski. Zurück ließen sie einen verdutzt drein blickenden Kommissar.

       „Wo sind meine Sachen?”, herrschte Richie den Polizeimeister hinter dem Tresen an. Er bekam sie umgehend ausgehändigt. Zumindest das, was man ihm abgenommen hatte. Der Ton den Strobel angeschlagen hatte erwies sich hier in Dessau als Tür und Tor öffnend. Als die beiden Männer auf den Hof kamen sahen sie Richies Skoda sofort stehen. Allem Anschein nach unbeschädigt.

       „Ich danke Ihnen für die tatkräftige Befreiung meiner Person”, wandte sich Richie an Strobel. „Kann ich jetzt noch etwas für sie tun?”

       „Natürlich können Sie das. Ich muss zurück nach Dresden. Ich glaube wir haben da den gleichen Weg. Also nehmen Sie mich mit?” Richie staunte nicht schlecht. Wie ist denn der Strobel von Dresden nach Dessau gekommen. Doch bestimmt nicht mit der Bahn.

       „Also steigen Sie schon ein, in einer Minute geht es los.” Strobel nahm auf dem Beifahrersitz Platz, lehnte sich genüsslich zurück und machte keine Anstalten noch etwas zu sagen. Also schwieg auch Richie. Überraschend gut fand er den Weg zurück auf die B 184. Als er die Stelle erreicht hatte wo er am Vorabend den Mord, oder was auch immer, an Darkow gesehen hatte, hielt er das Fahrzeug an.

       „Kurze Pause”, sagte er zu Strobel, der nur nickte. Richie ging auf die andere Straßenseite zu der Stelle wo Darkow letzte Nacht lag. Blut fand er keines. Nur eine große Öllache. Er ging zum Skoda zurück und holte eine Plastiktüte, sowie eine kleine Schaufel, aus dem Kofferraum. Er hob ein größeres Stück mit Öl getränkte Erde aus und füllte es vorsichtig in den wieder verschließbaren Beutel. Dann setzten sie die Fahrt fort. Auf der Autobahn fuhr Richie konstant 130 km/h und hing wie Strobel seinen Gedanken nach. Als sie am Skeuditzer Kreuz die A9 verlassen hatten und die A14 in Richtung Dresden fuhren, unterbrach Richie das gleichmäßige Summen des Motors mit der Frage: „Hat mein Bruder Sie geschickt?”

       „Welcher?”, fragte Doktor Strobel zurück.

       „Benno oder Reinhard.”

       „Keiner von beiden”, grinste Strobel vor sich hin und schien sich über Richie zu amüsieren. Der ließ eine Pause entstehen, während er angestrengt nachdachte. Komischer Kauz dieser Strobel. Und gesprächig ist er auch nicht. Und wieso saß er jetzt hier im Auto? Ja wieso war er überhaupt hier? Woher wusste er eigentlich dass ich im Knast bin?

       „Sagen Sie mal, woher wussten Sie von meinem kleinen Missgeschick? Dann kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Sie so mir nichts dir nichts hier aufkreuzen. Und wie sind Sie eigentlich nach Dessau gekommen? Oder fahren Sie als umweltbewusster Beamter mit der Bahn?”

       „Bisschen viele Fragen auf einmal und wer sagt denn, dass ich Beamter bin?”, hielt Strobel dagegen. „Und im Übrigen bin ich mit dem Hubschrauber nach Dessau geflogen. Der musste leider sofort weiter, so dass ich jetzt mit Ihnen diese hübsche Spritztour machen darf.”

       „Dann sind Sie entweder ein ganz großes Tier oder bei der Mafia.”

       „Und wo muss ich dann die Familie Zender einstufen? Ich glaube mich zu erinnern in Ihrem neuen Domizil einen Landeplatz für Helikopter gesehen zu haben.”

       „Sie waren gestern Abend zur Einweihungsparty?”

       „Ja, zwar nicht eingeladen aber trotzdem war’s nicht schlecht.” Die A14 war eine hundsmiserable Autobahn, was Richie daran hinderte seine bisherige Geschwindigkeit beizubehalten. Zudem ein Bauprojekt der Deutsche Einheit. Es wurde ja überall gebaggert und betoniert. Ja wenn die mal fertig würde. Aber das konnte dauern. Nur gut, dass das Verkehrsaufkommen nicht dem der A4 entsprach und außerdem noch Sonntag war. So ging es ja wenigstens noch voran.

       „Wollen Sie über Ihr Projekt in Dessau reden?”, nahm dieses Mal Strobel den Faden des Gespräches wieder auf und ließ die vorher gestellten Fragen unbeantwortet.

       „Warum sollte ich? Ich kenne Sie gerade mal zwei Stunden. Okay, Sie haben mich da raus geholt. Aber wahrscheinlich wäre ich jetzt auch ohne Ihr zutun wieder auf freiem Fuß.”

       „Das kann man nie wissen. Ohnehin schon seltsam genug. Sie hätten nicht mal festgesetzt werden dürfen. Jeder Randalierer wird zum feststellen seiner Personalien auf das Amt geholt aber im Anschluss daran wieder laufen gelassen. Und Sie hält man wegen ein paar km/h mehr gleich fest. Da steckt mehr dahinter.”

       „Sie sind ja ein richtiger Schlaumeier. Wollen Sie mir jetzt noch weiß machen dass Sie gerade zufällig vorbeigekommen sind und ganz nebenbei den kleinen Richie aus der Klemme befreit haben?”

       „Ich kann ja verstehen Zender, dass Sie frustriert sind so wie die Sache gelaufen ist. Ich kann mich nicht daran erinnern in den letzten Jahren von einem derartigen Missgeschick im Zusammenhang mit Ihrer Person gehört zu haben.”

       „ Ach Sie haben Erkundigungen über meine Person eingezogen?”

       „Wundert Sie das? Bei Ihrem Ruf in den Kreisen der Verbrechensbekämpfung? Dazu noch, dass Ihnen keine Arbeit zu dreckig ist, wie Ihr letzter Fall. Und vor allem die Übernahme Ihrer Aufträge mit Erfolgsgarantiezusage. Das ist schon einmalig.” Sie setzten ihren weiteren Weg nun schweigend fort. Strobel, weil er alles gesagt hatte und Zender über dieses nachdenkend. Er kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Als sie die Abfahrt Wilsdruff passiert hatten, fragte Zender: „Wo möchten Sie aussteigen, Herr Strobel? Als kleine Gegenleistung setze ich Sie zu Hause ab.”

       „Fahren Sie nur wie Sie möchten, ich schließe mich Ihrem Fahrziel an.”

       „Sie laden sich schon wieder selbst ein?”

       „Nun weswegen ich gestern in Copitz aufgeschlagen bin, ist noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Da gilt es heute weiter zu machen. Oder hören Sie Neuerdings auf halbem Weg auf?” Richie antwortete auf diese Frage nicht. Er überlegte, ob es nicht besser wäre Benno über ihre Anfahrt zu unterrichten. Denn sie beabsichtigten ihren Stützpunkt in Pirna-Copitz nicht in die Öffentlichkeit zu stellen. Nicht unbedingt Geheimniskrämerei, doch ein unbekannter Rückzugsort kann nie falsch sein.