Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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Zender erkannte die Motorradfahrerin trotz Integralhelm, da er bei früheren Einsätzen bereits mit ihr zusammengearbeitet hatte. Und auch privat waren sie sich näher gekommen. Vielleicht mehr als nahe, doch komischerweise kannten sie sich beide dennoch nicht. Ich glaube sie ist 29 Jahre alt, versuchte er sich zu erinnern. Ihre super Figur ließ sich trotz der schweren Motorradkombi erkennen. Mit ihren 1,68 war sie für Zenders Begriffe etwas klein geraten, der sie mit seinen 1,85 deutlich überragte. Sie nahm ihren Helm ab, schwenkte ihren Kopf um die Frisur zu richten. Das wäre aber gar nicht notwendig gewesen, denn sie trug eine dieser modischen Igelfrisuren. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie noch langes schwarzes Haar, was ihr irgendwie einen rassigen Ausdruck verliehen hatte. Als sie gerade zu ihm herüber kommen wollte, hielt mit einem rasanten Bremsmanöver ein schwarzer BMW neben ihrer Maschine. Der Junge der ausstieg, Zender taufte ihn insgeheim Baby Face, schritt zügig auf Daniela zu und begrüßte sie mit Handschlag.

       „Hallo Ric”, sagte sie zu Richie und zeigte auf Baby Face.

       „Das ist Andreas Wollmer… unser neuer Mann.”

       „Hallo”, sagte auch Wollmer und setzte einen Blick auf wie Zender ihn vor zwei Tagen bei der Darkow gesehen hatte, als diese sein Auto abschätzend einer Wertung unterzog. Ein Blick auf die Uhr.

       „Es ist 13.00 Uhr, kommt noch jemand?”, fragte Richie Daniela, als er ausstieg.

       „Ja, Mike. Er wollte eigentlich schon hier sein. Wartest du schon lange?”

       „Nein, ich bin auch erst kurze Zeit hier.” Na das Mike Hartig die Zeit nicht unbedingt einhält brauchte Richie keiner zu sagen. Mike war auch im Jahr 1960 geboren. Sie hatten sich das erste Mal auf der Polizeischule getroffen. Nach der Grundausbildung verloren sie sich aus den Augen. Später sind sie sich bei verschiedenen Anlässen wieder über den Weg gelaufen. In letzter Zeit hatten sie wieder einige Einsätze zusammen. Mike war ein Mann auf den man sich verlassen konnte. Einziger Makel, er kam fast nie pünktlich. Mit 10 Minuten Verspätung fuhr er dann mit seinem weißen Mazda auch schon vor.

       „Hallo Ric, altes Haus. Von mir aus kann es los gehen.”

       „Wird wohl noch eine Weile dauern bis der Coup startet. Ich musste aber so einen zeitigen Termin anberaumen, da ich nicht wusste mit wie viel Verspätung du eintreffen würdest”, frotzelte er, um die kleine Kritik unauffällig anzubringen. Damit war alles gesagt. Und keiner sprach das Thema mehr an. Stattdessen äußerte sich Andreas Wollmer zu dem Auto von Richie. Mit einem Kopfnicken in Richtung Zenders Skoda fragte er: „Du willst doch wohl die Observierung nicht mit dem Auto fahren? Das fällt doch auseinander wenn du 100km/h überschreitest.” Das war ein dicker Hund. So war Zender schon lange nicht mehr angegangen worden. Doch er blieb ganz die Ruhe in Person. Na, ein bisschen Dampf ablassen gönnte er sich schließlich doch.

       „Als ich mit wesentlich schlimmeren Autos Einsätze gefahren habe, hast du noch in den Windeln gelegen. Und wenn du deine Tomaten von den Augen nehmen würdest und dir das Fahrzeug mal etwas genauer anschaust, dann würdest du bestimmt erkennen, was Sache ist. Schon mal etwas von Unauffälligkeit gehört? Ich glaube, ich kann schon froh sein das du deinem BMW nicht noch Rally Streifen verpasst hast. Im Übrigen ist der Skoda eine Sonderspezialanfertigung. Der Rahmen ist verstärkt wie bei einem Tourenrennauto, die Türen kompakter als beim Original. Der Motor ist getunt und schafft 290 km/h. Und den Rest haben wir bei James Bond abgekupfert. Wenn dir das immer noch nicht reicht dann lass uns eine Wettfahrt machen. Verlierst du sowieso.” Das hatte aber gesessen. Wollmer murmelte ganz kleinlaut eine Entschuldigung und zog sich in den Hintergrund zurück.

       „Wie wär’s wenn du uns nun mal sagst was anliegt?”, erkundigte sich Daniela bei Richie.

       „Oder willst du noch einen Fachvortrag halten?” Zender grinste. Er holte eine Mappe aus dem Skoda und reichte jedem ein DinA4 Blatt mit der Scankopie eines Fotos.

       „Das ist Wilfried Darkow, der heut hier die Hauptrolle spielt”, sagte Richie Zender und warf die Mappe zurück in sein Auto. Er legte seinen 3 Mitstreitern die Sachlage klar, und wies sie in ihre Aufgaben ein.

       „Sind bis hierher Fragen, dann stellt sie.” Ein Blick in die Runde zeigte dass alles soweit verstanden wurde.

       „Wie die Observation im Einzelnen aussieht brauche ich euch ja nicht zu erklären. Wir wissen nicht ob der Vogel, Funksprache, in der Lage ist eine Verfolgung zu erkennen. Dennoch ist äußerste Vorsicht geboten. Fahrt nicht zu weit auf, denkt aber auch daran das Ampelschaltungen kurz sein können. Und… wenn der Vogel weg ist, ist er weg. Es wird kein Kopf und Kragen riskiert, es geht nicht um Leben oder Tod. Wird jemand geblitzt so trage ich die Kosten. Für die Punkte in Flensburg ist jeder selber verantwortlich. Sollte irgendetwas in der Richtung schief gehen, dass wir uns verlieren, der Funk ausfällt und so weiter, schlägt sich jeder Eigenständig nach Hause durch. Wir treffen uns zur Auswertung dann am Montag, 10 Uhr, am Wasaplatz in meinem Büro. Voraussichtlich fährt der Vogel einen silbergrauen Mercedes. Wir machen noch eine kurze Funkprobe und dann begibt sich jeder an seinen Ausgangsort. Und denkt daran, Funkdisziplin. Jetzt Fragen? Dann los.” Sie testeten den Funk. Alles I.O. Zender hatte den weitesten Weg zu seinem Stellplatz. Er stand unweit der Einmündung, wo die Straße von dem Grundstück der Darkows auf die Hauptstraße stieß. Zu seiner Erleichterung hatte Richie am rechten Sandsteintorpfosten eine Miniaturkamera angebracht, die den Vorplatz des Hauses abdeckte. Am gleichen Platz wo er vor 2 Tagen den Skoda geparkt hatte, stand heute der silbergraue Mercedes. Von den Darkows selbst war nichts zu sehen. Richie ging zu seinem Auto zurück, setzte sich ans Steuer, fuhr den kleinen Bildschirm am Armaturenbrett aus und stellte die Funkverbindung zur Mini Cam her. Bild lag an, nur etwas klein. Deshalb, schob er eine Vergrößerungsscheibe vor den Bildschirm. So war es schon besser. Ein Blick auf die Uhr, 14.10 Uhr, und das Warten begann. Als Zender wieder zur Uhr sah waren 2 Stunden vergangen. In Gedanken ging er die Stellplätze seiner Partner nochmals ab. Am einfachsten hatte es Wollmer gehabt. Er konnte nämlich da bleiben wo sie sich getroffen hatten. Da für lange Warterei ein Motorrad etwas ungeeignet war, hat Richie Daniela und Mike in Ränitz postiert. So konnte Daniela die Wartezeit mit Mike im Auto verbringen. Der wird bestimmt schon wieder an der Matratze horchen, so wie Richie ihn kannte. Ein kleines Zeichen zur Aufmunterung konnte da sicher nicht schaden.

       „Pik 7 an alle, der Vogel sitzt noch im Nest.”

       „Pik 1 verstanden”, das war Wollmer.

       „Pik 3 und 5 verstanden”, gab Daniela als 3 ihr Zeichen. Na klar da schläft Mike wieder.

       „Pik 5 Frage: Wie viel Eier sind im Nest?” Na als ob er meine Gedanken erraten hatte.

       „Pik 7, da muss ich zählen gehen.” Und auf dem Vorplatz tat sich noch immer nichts. Er zwang sich nicht ständig auf die Uhr zu sehen. Davon wurde es auch nicht besser. Als dann irgendwann seine Beine eingeschlafen waren schaute er doch wieder zur Uhr. Donner Wetter schon 18.00 Uhr. Und noch immer nichts. Müsste es nicht langsam dunkel werden? Ach Sommerzeit. Hatte die Darkow nicht gesagt ihr Mann wollte Nachmittag abfahren? Ist eben alles relativ. Zender musste sich noch eine ganze Stunde in Geduld üben ehe auf seinem kleinen Bildschirm etwas in Bewegung kam. Der Herr Darkow stellte einen kleinen schwarzen Aktenkoffer auf die Rückbank seines Mercedes und setzte sich selbst ans Steuer. Hatte wohl noch Abendbrot gegessen. Komisches Date, wenn es überhaupt eines war. Susi, so sollte er sie ja nennen, stand in der Tür und winkte kurz zum Abschied. Es ging also endlich los.

       „Pik 7, der Vogel fliegt“, gab Richie über Funk durch. Für seine Kollegen das Zeichen sich bereit zu halten. Es war Punkt 19.00 Uhr, das nur fürs spätere Protokoll. Richie konnte den Mercedes jetzt aus dem Grundstück fahren sehen, startete seinen Skoda und hängte sich mit sicherem Abstand dran. Noch war über die Richtung nichts klar. Sein Handy klingelte.

       „Ja.”

       „Er ist jetzt losgefahren”, hörte er Susanne Darkow mit ihrer unverkennbaren Stimme am anderen Ende der Leitung sagen.

       „Ich weiß, wo will er hin?”, entgegnete Richie mit einem tiefen Atemzug.

       „Arbeiten.”

       „Na dann noch schönes Wochenende.” Zender unterbrach die Leitung. Wilfried Darkow hatte die Radeburger Straße erreicht, setzte den Blinker links und musste warten, da der Verkehr um diese Zeit noch beträchtlich