Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.

       „Da steht auch die Bankverbindung mit drauf.” Susanne schien gar nicht zuzuhören. Sie war an den kostbar, verzierten Sekretär getreten, welcher neben dem Kamin stand, zog ein Fach auf, entnahm zwei Bündel mit Geldscheinen und warf sie aus dem Handgelenk Richie zu. Lässig fing er sie auf.

       „Brauchen Sie eine Quittung?”

       „Bei einem Gentleman wie Ihnen wird das wohl nicht nötig sein, oder?”

       „Na dann lassen Sie mich mit der Arbeit beginnen.” Frau Darkow war Richie durch die Diele vorausgegangen, öffnete die Haustür und wies nach draußen. Sie selbst blieb aber im Türrahmen stehen. Das war provokant, erkannte Zender auf den ersten Blick und beschloss das Spiel mitzumachen. Er drängelte sich einfach an ihr vorbei. Rücksicht nahm er dabei nicht. Die Jacke des Kostüms war nicht mehr geschlossen, so das Richie deutlich die Konturen der Brustwarzen unter dem Stoff erkennen, und beim Vorbeigehen mit dem rechten Oberarm spüren konnte. So ein Biest, dachte er. Lies sich nichts anmerken, verabschiedete sich, sprang in seinen Skoda und verließ das Gelände. Richie war noch keinen Kilometer unterwegs, als eine rote Ampel seine Fahrt unterbrach. Wie ein Blitz zuckte die Erkenntnis durch seinen Kopf etwas vergessen zu haben. Ich hab sie nach keinem Bild ihres Mannes gefragt, sagte er in Gedanken zu sich. Egal, vergangen, vorbei. Wie kann ich es effektiv ausbügeln? Wenden! Gedacht. Getan. Vollgas, Einhundert achtzig Grad Drehung und schon ging es zurück. Zum Glück spielte die Ampelfarbe mit. Und der anfahrende Trabant auf der Gegenspur kam eh nicht in die Gänge. So bin ich letztens gut durch Bangkok gekommen, warum soll der Fahrstil nicht auch für Deutschland reichen? Da hatte er auch schon Susanne Darkows Nummer gewählt. Als sie abhob sagte er nur: „Zender hier, hab was vergessen.”

       „Ich warte”, hauchte sie durch die Leitung und legte auf. Als er erneut vorfuhr stand die Darkow schon in der Eingangstür und wartete tatsächlich schon auf ihn. Sofort registrierte Richie die Veränderung. Sie trug einen weißen Bademantel.

       „Das wir uns so schnell wiedersehen hätte ich nicht gedacht”, sprach sie während Zender das Auto verließ.

       „Ich habe Sie doch wohl nicht von einer wichtigen Tätigkeit abgehalten?”

       „Doch, ich wollte gerade schwimmen gehen.”

       „Das tut mir aber leid.” Als Richie vor ihr zu stehen kam, reichte sie ihm ein Foto. Er staunte.

       „Woher wussten Sie…?”

       „Lag schon bereit, Sie fragten nicht danach und ich hab dann auch nicht mehr daran gedacht.” Zender steckte das Foto ein ohne es weiter zu betrachten.

       „Was fährt Ihr Mann eigentlich für einen Wagen?”

       „Ja was wohl?”

       „Silbergrau?”

       „Genau.”

       „Na dann viel Spaß beim Schwimmen und immer einen Finger breit Luft unter der Nase.” Er verließ das Grundstück zum zweiten Mal. Hatte die Darkow bei der Abfahrt ihm zu gewunken? Das Handzeichen hätte aber auch alles bedeuten können. Da das Wetter nun immer besser wurde, beschloss Richie Zender seine vorbereitenden Arbeiten von hier aus zu veranlassen und nicht in sein stickiges Büro zurückzufahren. Außerdem konnte er in der Natur besser nachdenken. So steuerte er den Skoda auf einen Waldweg auf dem Heller. Als er sein Handy in die Hand nahm klingelte dieses.

       „Zender”, meldete er sich kurz.

       „Hier auch Zender.”

       „Hallo Benno, alles in Ordnung?”

       „Bei mir schon. Ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass es am Sonnabend reicht wenn du um 15.00 Uhr hier in Copitz bist. Der eigentliche Empfang beginnt 17.00 Uhr.” Richie hielt den Atem an.

       „He, Bruder bist du noch dran?”

       „Scheiße”, brach es aus Richie hervor. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.”

       „Sag bloß du Trottel hast den Einweihungstermin unserer Kommandozentrale vergessen?”

       „Das hättest du aber auch netter sagen können.”

       „Volltrottel!”

       „Mensch Benno, da ist jetzt ein Termin dazwischen gekommen, aber halbe Sache. Eh ihr dort alle richtig betrunken seid bin ich auch da. Nur eine kurze Observierung, paar Fotos und Ruck Zuck bin ich beim Fest.”

       „Kannst du nicht verschieben…?”

       „Nein geht leider nicht, ist Termingebunden.”

       „Dann läuft die Feier ohne dich. Nimm dir ruhig Zeit, wir kommen schon ohne dich klar.” Dann war die Leitung tot. So ein dämlicher Mist, das ist jetzt voll schief gegangen. Da wurde in Pirna-Copitz seit drei Jahren an ihrer neuen Zentrale gebaut mit Technik vom feinsten, zur besseren Koordinierung ihrer Einsätze und ich bin nicht in der Lage einen einzigen wichtigen Termin zu halten. Ob er mir das jemals verzeihen wird? Doch alles Jammern und Klagen hilft jetzt auch nicht. Ich habe einen Job zu machen. Und bei Susanne Darkow abzusagen, kam für Richie Zender nicht in Frage. Egal, Blick nach vorn. Er wählte die Nummer von Rufus Maier. Dieser hatte eine eigene Privatdetektei und Mitarbeiter, die Richie sich von Zeit zu Zeit gegen ordentliche Bezahlung ausborgte. Er selbst war ja nur Einzelkämpfer und das Unternehmen nur zur Tarnung. Rufus galt als Dino in der Branche. Er hatte die 60 auch schon überschritten. Doch an Ruhestand oder ähnliches verschwendete er keinen Gedanken.

       „Maier.”

       „Hallo Rufus, alte Kanalratte.”

       „Mensch Richie alte Schnorchellaus, in welchem Pelz sitzt du denn dieses Mal?”

       „Immer da wo es warm ist und gut riecht. Aber mal Spaß beiseite. Ich brauche für Sonnabend 3 Leute für eine Observation. Geht das?”

       „Du weißt doch, dass ich für dich alles möglich mache. Du kannst mit den Leuten rechnen. Wann sollen sie wo sein?”

       „13.00 Uhr Auffahrt Nord in Richtung Berlin. Danke Rufus.”

       „Keine Ursache. Man hört voneinander.” Richie lehnte sich im Fahrersitz zurück und schloss die Augen. Was muss ich noch in die Wege leiten damit am Sonnabend alles seinen Gang läuft? Sie würden die Beschattung mit 4 Fahrzeugen absichern. Technisch waren die Mitarbeiter von Rufus Maier auf dem gleichen Niveau wie Richie. Auch hatten sie bei einigen früheren Fällen schon miteinander gearbeitet. Also dürften keine Probleme im Weg stehen. Richies Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an.

       „Ja.”

       „Hallo Richie, Reinhard hier.” Na prima. Wenn hier die ganzen Geschwister durchtelefonieren dann stehen ja noch 2 Telefonate aus. Jetzt hatte er seinen Bruder Reinhard in der Leitung, der Staatsanwalt beim Amtsgericht Dresden ist.

       „Rufst du jetzt auch wegen Sonnabend an? Keine große Debatte, ich bin der Trottel und gut.”

       „Was willst du jetzt von mir? Oder hast du einen getrunken? Ich wollte dich fragen, ob du im Moment verfügbar bist um einen Fall anzunehmen. Es geht um Mord und Kunst -Diebstahl oder umgekehrt. Ist Brandaktuell und von hoher Brisanz.”

       „Besteht die Gefahr dass der Fall in 2 Tagen gelöst ist?”

       „Wohl kaum.”

       „Dann lass uns am Montag darüber reden wenn ich mein neustes Projekt abgeschlossen habe. Im Moment gehen mir andere Dinge im Kopf herum.”

       „Ja, oder am Sonnabend…”

       „Deswegen der Trottel… lass es dir von Benno erklären. Ich melde mich wenn ich zurück bin.“ Richie unterbrach die Leitung. Er hatte heute das Zeug es sich mit allen zu verderben. Und plötzlich spürte er seinen Magen. Mann hab ich einen Hunger, dachte er. Erst mal ordentlich essen gehen, dann sieht die Welt schon viel freundlicher aus.

      Neuer Tag, strahlender Sonnenschein, eine leichte Brise Westwind. Das Thermometer kratzt an der 20 Grad Grenze. Das hat mit Aprilwetter gar nichts zu tun. Ostern war dieses Jahr zeitig, schon Ende März. Aber das Wetter ist jetzt Klasse. Da habe ich nichts gegen den Klimawandel, dachte Zender und sah, dass es erst 12.00 Uhr war. Sein Team kommt ja erst in einer Stunde. Er stellte