Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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auf seiner Fernbedienung und die Tür hinter ihm öffnete sich lautlos. „Folgt mir bitte.“ Er wendete den Rollstuhl und fuhr in die entstandene Öffnung. Richie war der erste der ihm folgte. Die nächste Tür hatte gut zwei Meter Abstand zu der ersten. Eine Schleuse, ging es Ric durch den Kopf. Benno der das Zögern seines Bruders bemerkt hatte sprach ohne sich umzuwenden: „Erkläre ich gleich, wenn alle dabei sind.“ Im selben Moment schwang die zweite Tür lautlos auf und gab den Blick auf einen spärlich beleuchteten Raum frei. Durch den Dämmerschein ließen sich die Dimensionen des Raumes nur erahnen. Doch das Gefühl sagte ihnen, dass hier etwas Besonderes auf die kleine Gruppe wartet. Als alle angekommen waren glitt die Tür wieder leise zu. Benno drückte abermals die Fernbedienung, die nun als Steuerung für das Licht fungierte und die Helligkeit der unsichtbaren Lichtquellen regulierte. Richie war an die Lampen im Kino erinnert, die langsam heller oder dunkler wurden. In diesem Fall ließen sie immer mehr Helligkeit in den Raum fluten. Mit jeder Sequenz, die von den Anwesenden wahr genommen wurde steigerte sich ihr Staunen. Als erstes fiel Richie die Größe des Raumes auf. Fünfzehn Meter lang, zwölf Meter breit und eine Höhe von sieben Metern. Wobei die Decke eigentlich nicht glatt war, sondern gewölbt. Es sah aus wie in einer Sternwarte. Das verlieh der Decke die Illusion unendlich zu sein. Rechts befand sich ein Podest, das fast die ganze Wand einnahm und einen Meter fünfzig hoch war. Richie konnte an der Wand ihnen gegenüber eine lange Auffahrt zu dem Podest erkennen, die für Benno angelegt war, da der sonst mit seinem Rollstuhl den Leitstand nicht erklimmen konnte. Der kürzere Weg waren die zwei Treppen rechts und links des Computer-Pultes. Vor dem Podest standen drei PC-Arbeitsplätze die jeweils durch einen Baldachin überdacht waren. Die vier Säulen umrundete eine Sichtbegrenzung von einem Meter Höhe. Auf der dem Podest zugewandten Seite war jeweils eine Tür. Bevor Richie noch andere Details erkennen konnte blieb sein Blick an der Stirnseite des Raumes hängen. Die Wand war mit neun Plasmabildschirmen bestückt, die von der Größe her aussahen wie der im Versammlungsraum. Das ergab eine Gesamtbildfläche von vierundfünfzig Quadratmeter. Etwas Vergleichbares hatte Richie noch nicht gesehen. Vor dem Riesenbildschirm komplettierten drei Sitzreihen das Gesamtbild der Raumaufteilung. Richie war auch von den großzügigen Gängen zwischen den einzelnen Bereichen angetan, was dem Raum eindeutig das Gefühl von Überladung nahm.

       „Das ist das Herz von OfVB. Die Steuerzentrale. Der Leitstand, oder wie man auch immer dazu sagen will. Ich denke das Zentrale der geeignetste und einfachste Name ist. Auf dem Podest befindet sich der eigentliche Leitstand. Zwei Plätze mit allem ausgerüstet was in der Branche gängig ist. Hier liegt die Überwachung des Hauses, genauso wie eine Verbindung zu unserem Zentralrechner. Es besteht Satellitenverbindung, Internet und Telefon mit jeweils zwei Nummern. Vorerst aber nur eine Nummer mit Direktverbindung. Die drei Computer-Kabinen vor dem Podest sind für jeweils drei Zweierbesatzungen ausgestattet. Sie finden als Leitstände bei Einsätzen ihre Anwendung, wo die Lenkung mehrerer Teams koordiniert werden muss. Dabei haben wir vorgesehen, dass jede Kabine die Scheiben aus dem Umgrenzungssegment herauffahren kann, um so ungestört arbeiten zu können. Damit können wir vier verschiedene Einsätze zur gleichen Zeit steuern, wenn ich den Arbeitsplatz auf dem Podest noch dazu rechne. Vorerst fehlt dafür allerdings noch Personal. Aber lieber vorbereitet sein, als für ein neues Projekt in Kürze schon wieder nachrüsten zu müssen. Die dreißig Sessel im anschließenden Bereich dienen zur Unterhaltung oder Schulungszwecken. Sie lassen sich komplett demontieren und durch weitere mobile Computer-Einheiten austauschen.“ Benno fuhr die Rampe hinauf zum Leitstand. Die anderen folgten, noch immer andächtig schweigend. Er fuhr am ersten Arbeitsplatz vorbei, wo ein Stuhl stand, der bereits belegt schien, da eine Jacke über der Lehne hing. Als er den zweiten Platz erreicht hatte erklärte er weiter. „Von hier aus kann ich die gesamte Sicherheitstechnik überwachen. Ich kann meine Bilder auf einen der großen Bildschirme legen oder eines herausgreifen und von allen Bildschirmen gesamt anzeigen lassen.“ Er hämmerte auf seiner Tastatur herum, um das eben Gesagte zu demonstrieren.

       „Das ist jetzt das große Eingangsportal von der Überwachungskamera 25 aufgezeichnet, das lege ich auf den linken Bildschirm an der Wand.“ Gesagt getan.

       „Und jetzt sollen alle Bildschirme das Eine anzeigen.“ Und da war es auch schon.

       „Weiterhin kann ich mich von hier aus in jede Leitstelle einklinken, mithören oder auch was zu dem Verlauf sagen. Ebenso kann ich mit jedem Mann im Einsatz so in Verbindung treten. Ich verfüge hier über Internet, Drucker, Scanner. Ich kann jeden Speicherchip anschließen und lesen. Weiterhin stehen auch zwei Camcorder zur Verfügung und zwanzig USB-Schnittstellen. Fragen bis hier her?“

       „Ja, der langen Gang vom Besprechungsraum bis hier her ist immerhin zwei Meter lang, warum? Dann glaube ich mich an eine Fensterfront erinnern zu können. Ich denke, dass die Wand mit der Rampe die Südseite ist. Wo sind hier die Fenster?“ Nur Richie stellte diese beiden Fragen, die ihm die ganze Zeit durch den Kopf gingen.

       „Ich glaube so etwas stellst nur du im Vorbeigehen fest“, erwiderte Benno als erstes.

       „Die Wand an der Rampe ist dieselbe wie die vom Eingangsportal. Und das liegt im Süden. Das da auch Fenster angebracht sind, stimmt. Eine Fassade der Illusion. Aber dennoch echt hoch gezogen. Ich kann aber eine Verbindung zu den Fenstern herstellen, dann hätten wir auf der ganzen Längsseite eine Fensterfront. Doch um jegliche Ablenkung zu vermeiden halten wir die zumeist geschlossen. Richtig ist deine Beobachtung des langen Ganges. Dort kann ich noch mehrere Türen zur Sicherheit schließen. Damit wird die Zentrale zur absoluten Festung. Hoffen wir, dass wir so etwas nicht brauchen. Und noch etwas liegt im Dunkeln des Gemäuers verborgen. Die Zentrale ist auf riesigen Federn gelagert und somit absolut Erdbebensicher. Durch drei Eingänge kann man diesen Raum hier betreten oder wieder verlassen. Durch die Tür durch die wir gekommen sind. Durch die Tür links neben der Bildschirmwand, wo es übrigens zu unserem Speisesaal geht, sowie durch die Tür zu dem Fahrstuhl hier links neben dem Portal.“

       „Das ist echt Spitze was ich hier gesehen und gehört habe“, tat Strobel seine Meinung kund. „Ohne zu übertreiben, aber etwas Derartiges habe ich noch nicht gesehen, und darauf können Sie sich etwas einbilden.“

       „Auch ich bin begeistert, Benno“, sagte Richie mit einem Blick in die Runde.

       „Ich glaube die Zentrale ist ein würdiger Schritt in die Zukunft und zeigt uns dem neuen Jahrtausend gewappnet.“ Zustimmendes Gemurmel kam von allen Seiten zu diesen Worten. Dennoch befanden sich die Menschen in einer merkwürdigen Befangenheit angesichts dieses Bauwerkes und sind sich sicher, dass noch so manche Überraschung auf sie zukommen wird. Bevor die Menschengruppe ihre Erstarrung ablegen konnte ertönte eine Glocke. In der Tür neben der Bildschirmwand erschien ein Mann, der große Ähnlichkeit mit einem englischen Butler hatte. Und seine Ausdrucksweise unterstrich den Eindruck, als er sich an alle wandte:

       „Herrschaften es ist angerichtet. Ich bitte hier herüber zu kommen und sich zu stärken.” Er machte zackig kehrt und ging zum Speiseraum voraus.

       „Wo hast du den denn aufgegabelt?”, fragte Richie Benno als dieser an ihm vorüber fuhr.

       „Gehört zu einem interessanten Paket, was dich noch weiter überraschen wird. Doch dazu später mehr. Lass uns erst mal etwas essen.” Es gab fünf Gänge und nahm fast eineinhalb Stunden Zeit in Anspruch. Richie nutzte die Gelegenheit seinen Bruder Reinhard beiseite zu nehmen.

       „Dein Anruf vor zwei Tagen hat mich auf dem falschen Fuß erwischt, tut mir leid. Was wolltest du eigentlich von mir, oder wie kann ich dir helfen.”

       „Ach nicht so tragisch. Wir haben hier einige Fälle von Kunstdiebstahl und Schiebung, ohne klare Konturen greifen zu können. Jetzt sind drei kostbare Gemälde in Berlin gestohlen worden und erstmals hat es zwei Tote gegeben. Irgendwelche Spuren gehen in Richtung Cottbus und von da aus gibt es Seilschaften nach Dresden. Damit sind wir im Spiel. Ich hatte gehofft, dass du mit deiner Erfahrung für uns ein paar Ermittlungen anstellen kannst.”

       „Das würde ich gern tun. Aber gib mir zwei drei Tage, dann dürfte mein aktueller Fall erledigt sein und ich kann die ganze Kraft in das neue Projekt stecken. Übrigens was springt eigentlich dabei heraus?”

       „Nun, dass kann sich durchaus sehen lassen. Die Bilder sind auf mehrere Millionen versichert. Ich glaube die Zahlen für das Wiederfinden pro Bild ca. zwei Millionen.”