Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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etwas langsamer gefahren. Nun musste er sich aber beeilen um zu dem Mercedes aufzuschließen, da er nach Möglichkeit an dem Darkow dran bleiben wollte. Doch dazu kam er nicht mehr. Ein gelber Ford Mustang mit blauen Rally Streifen überholte ihn haarscharf und setzte sich in die Lücke. Als der Mercedes abfuhr rollte der Ford nur langsam bis an die Radeburger Straße und hielt. Idiot blöder, murmelte Zender vor sich hin. Erst drängeln und dann nicht fahren.

       „Vogel Freiflug”, rief Richie über Funk. Der Ford stand immer noch. Verdammt, schon drei Autos hinter Darkow. Richie musste die aufkommende Panik bekämpfen. Der Ford Fahrer duselte immer noch vor sich hin und dröhnte mit lauten Bässen durch die Gegend.

       „Pik 5, übernehme, Vogel in Sichtweite.” Gott sei Dank, dachte Richie. Das hätte schief gehen können. Da zog der Ford mit quietschenden Reifen an, hätte fast einen Motorradfahrer in den Graben gedrängt und zog ab wie eine Rakete. Endlich war Richie auch auf der Radeburger Straße als ihm bewusst wurde das der Motorradfahrer Daniela Straube war. Das war alles verdammt knapp. Dürfte aber das Pech ihrer Aktion nun vollkommen aufgebraucht haben, dachte Zender.

       „Vogel fliegt A4 West”, gab Mike durch den Funk. Na wenn der Darkow weiter so gemächlich fuhr war auf der Autobahn erst mal Durchatmen angesagt. Endlich waren sie auf der A4 als Mike Hartig durchgab: „130 Formation.” Das besagte das der Mercedes konstant 130 fuhr und kein Grund zur Sichtablösung bestand. Wenn Richie alles mitbekommen hatte, fuhren sie in loser Reihe hinter dem Objekt her. Mike Hartig mit Sichtkontakt, dann Daniela Straube, und nun sah Zender auch Andreas Wollmer aufschließen. Sie hatten den tiefsten Punkt der Dresdner Autobahn erreicht und mussten nun wieder aus dem Elbtal heraus. Durch die sich stellenweise überholenden LKW am Berg fiel die Geschwindigkeit auf 100 km/h. Richie rechnete mit einem Anstieg der Geschwindigkeit eigentlich erst nach dem Tanneberger Loch, das seit jeher einen Unfallschwerpunkt darstellte. Da der Herr Darkow alle Abfahrten ungenutzt ließ, war der nächste kritische Punkt das Autobahndreieck Nossen. Hier hielt er sich rechts, also mögliche Fernziele, Leipzig, Halle, Magdeburg oder Hannover, oder gar noch weiter. Sie fuhren weiter in Formation, da die Fahrt des Mercedes exakt bei 130 lag. Kurz vor dem Autobahnrast- und Parkplatz Hansens Holz sagte Mike über Funk:

       „Vogel dreht ab. Ich gehe voraus. Ende.” Das bedeutete das Darkow eine Rast einlegte, Hartig aber weiterfuhr. Mit der Anzahl Fahrzeuge konnte man derartige Spielchen leicht bewältigen. Richie fuhr auf den Parkplatz als Darkow seinen Mercedes neben einen dunkelgrünen Audi abstellte. Er schaltete sofort die Videokamera ein, deren Linse im linken Scheinwerfer eingebaut war. Das aufgenommen Bild kontrollierte Richie auf dem kleinen Bildschirm. Als Darkow sein Fahrzeug verlassen hatte stieg aus dem Audi eine Frau. Richie schätzte sie Anfang dreißig. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung. Schnell zoomte Richie ran. Das ersparte lange Personenbeschreibungen. Die Frau hatte rötlich, glänzendes Haar das auf ihrem Hinterkopf mit einer Spange zusammengehalten wurde. Über einem weißen Pullover trug sie eine braune Lederweste, blaue Jeans. Die Füße waren nicht sichtbar. Na also, dachte Zender. Wie ich vermutet hatte. Der Alte fährt zu einem Schäferstündchen. Alles auf Band. Beweismaterial genug. Er blickte zur Uhr, obwohl die Videoaufzeichnungen Datum und Zeit anzeigten. 19.43 Uhr und die Sonne tauchte am Horizont ein. Ob er noch zur Einweihungsfeier kam? Wer weiß. Richtig geküsst hatten sie sich ja nicht. Aber das konnte ja noch etwas werden. Vielleicht später. Wilfried Darkow holte seinen Aktenkoffer vom Rücksitz, verschloss sein Auto und stieg bei der Rothaarigen ein. Die startete umgehend. Kein Techtelmechtel am Steuer. Zender ordnete an: „Pik 7 schickt Pik 1, Vogel fliegt ab. Neu Audi grün BTF AI 175f.”

       „Pik 1, Abflug bestätigt.” Wollmer setzte sich hinter den grünen Audi. Als die Honda mit Daniela den Parkplatz verlassen hatte startete auch Richie seinen Skoda und folgte den anderen. Als sie die Ausfahrt Döbeln-Ost passierten hängte sich Mike Hartig, der vorausgefahren war, mit seinem Mazda wieder an. Die Rothaarige fuhr etwas zügiger, 150, aber ohne Kapriolen. Also kein Problem für das Kleeblatt. 20.14 fuhr der Audi am Schkeuditzer Kreuz auf die A9 Berliner Ring in Richtung Norden. Das konnte als Ziel bedeuten das es nach Dessau ging, oder gar Berlin? Man wird sehen. Auf Sichtkontakt fuhr jetzt Daniela mit ihrer Honda. Beim Rasthof Köckern kam die Funknachricht: „Vogel dreht ab. Ich geh voraus. Ende.” Daniela fuhr voraus um bei der nächsten Abfahrt auf ihre Partner zu warten. Ein Randstreifenstopp kam nicht in Frage. Das wäre viel zu auffällig. Als Richie auf den Parkplatz auffuhr sah er trotz beginnender Dämmerung den grünen Audi sofort. Er stand neben einem schwarzen Nissan Pickup. Richie hatte zu der Videokamera im Scheinwerfer noch eine zweite im rechten Außenspiegel aktiviert. Die beiden Personen aus dem Audi waren ausgestiegen und unterhielten sich mit einem Mann, der am Pickup lehnte. Sie hatten sich zuvor mit Handschlag begrüßt. Die Rothaarige schien den Darkow mit dem anderen Mann bekannt zu machen. Da der Skoda einen günstigen Winkel zu der Dreiergruppe hatte hielt er einfach an und schaltete das Licht aus. Normalerweise müsste er Warnleuchte setzen, aber das erschien ihm zu auffällig. Eine Beschreibung des Pickup Fahrers dürfte trotz des günstigen Winkels verdammt schwer werden, da er bislang stets irgendwie im Schatten blieb. Richie konnte nur hoffen das die Kameras in seinem Wagen, oder aber seine beiden Partner zu günstigeren Ergebnissen kommen konnten. Die Pause war nur von kurzer Dauer. Darkow holte seinen Aktenkoffer und stieg zu dem Unbekannten in den Pickup. Die Rothaarige schwang sich hinter das Steuer ihres Audis. Dann fuhren beide gleichzeitig rückwärts und zogen in Richtung A9 davon.

       „Pik7 Order, Pik5 an Audi. Pik 1 Sicht.” Das Nummernschild des Pickup war nicht erkennbar. Also hart dran bleiben. Richie startete durch und folgte. Doch jetzt ging die Post ab. Der Nissan mit den beiden Männern fuhr als erster auf die Autobahn auf, gefolgt von der Rothaarigen mit ihrem Audi. Dann folgten Hartig, Wollmer und als Dritter Zender. Der Unbekannte fuhr gleich weiter auf die zweite Spur und beschleunigte zügig. Andreas Wollmer hatte zu tun mit seinem BMW aufzuschließen, schaffte es aber dann.

       „Pik 1, Vogel fliegt 170.” Die Rothaarige fuhr nur 110 km/h, was für Mike Hartig kein Problem darstellte. Richie musste aber nun zusehen das er dem Pickup folgte. Das bedeutete den Mazda und den Nissan zu überholen. Auf gleicher Höhe mit der Rothaarigen verhielt Zender kurz bei 110 km/h. Mehr ließ auch der Verkehr vor ihm nicht zu. Vom BMW und Pickup war nichts mehr zu sehen. Plötzlich wurde vor Zender die Straße frei, da gleich drei PKW auf die rechte Fahrspur wechselten. Er wurde langsam immer schneller um nicht mit einem Raketenstart unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem war nicht klar ob die Rothaarige nach eventuellen Beschattern Ausschau halten sollte. Nun hatte er schon auf 180 km/h beschleunigt. Zwischen den LKWs auf der rechten Fahrspur erkannte Richie die Ankündigung der Abfahrt Dessau Süd. Plötzlich musste Richie an Daniela denken. Als sie die Abfahrt nach Bitterfeld passiert hatten war von ihr nichts zu sehen gewesen.

       „Pik 7, an Pik 3. Wo bist Du?” Nach kurzer Pause hörte Richie Danielas Stimme.

       „Pik 3 steht Dessau Süd, hatte Abfahrt Bitterfeld verpasst.” Als Wollmer aufgeregt dazwischen sprach: „Pik 1, Vogel dreht ab, ich weg.” Dann überschlugen sich die Ereignisse. Wer ist dran, fragte sich Zender. Noch einen Kilometer bis zum Abzweig. Ein LKW nach dem anderen. Und Zender fuhr immer noch mit 180 km/h. Da die Lücke und durch, auf dem Randstreifen weiter. Rechts Begrenzung, links LKWs, dann die Überführung, dahinter die Ausfahrt. Vollbremsung. Fünfzehn Meter Rutschen, dann Beschleunigung und ordentlich in die Rechtskurve getragen. Das war knapp. Aus den Augenwinkeln sah er Daniela. Sie stand an der Autobahnauffahrt, bereit in die weitere Verfolgung einzugreifen. Sie musste nun aber wenden, da sie mit der Abfahrt nicht gerechnet hatte. Hier erwies sich das Zweirad als beweglichere Variante. Als sie die B 184 erreichten war von dem Pickup keine mehr Spur zu sehen. Rechts ging es nach Dessau und links nach Bitterfeld. Richie entschloss sich kurzer Hand für Dessau, was für Daniela bedeutete dass sie links abdecken sollte. Er zog zügig an, als sein Handy klingelte. Ein Blick auf das Display sagte das sein Bruder Benno anrief, dann schaltete sich das Handy selbstständig aus. Richie hatte die Autobahn überquert. Sah die Auffahrt aus Richtung Dessau und registrierte rechts ein Schild, das auf eine Abfahrt Richtung Zörbig hinwies. Die sollte links sein. Dann sah er in der Ferne rote Bremslichter. Im Unterbewusstsein stellte er die Scheinwerfer ab, startete die Videokameras im Nachtsichtmodus und setzte sich selbst ein Nachtsichtgerät auf, um trotz der Dunkelheit sehen zu können. Zum Glück hatte er es schon nach der Abfahrt vom Parkplatz Köckern bereitgelegt. Den Wagen ließ er nur noch ausrollen. Um seinen Mitstreitern Bescheid zu geben das er den Vogel wieder eingefangen