Das Geheimnis der Toten von Zerbst. Roberto Schöne. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roberto Schöne
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847682752
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Blick auf sein Auto, rümpfte die Nase und folgte ihm ins Haus.

       „Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?”, fragte die Hausherrin, als sie eine Art Empfangszimmer erreicht hatten.

       „Bier, Wein oder einen Saft, da Sie ja mit dem Fahrzeug hier sind?”

       „Ein Wasser genügt mir.” Die Einrichtung war vom feinsten. Wie eigentlich alles was er bisher gesehen hatte.

       „Setzen Sie sich doch”, meinte die Darkow, als sie Richie das Wasser reichte, und deutete auf ein Sitzmöbel das Zender argwöhnisch musterte. Es sah aus wie ein zu klein geratenes Sofa, oder aber ein überdimensionaler Sessel. Der Detektiv ließ sich hinein plumpsen, wie es so seine Art war, und wurde vollkommen von den Polstern aufgenommen. Er musste sein ganzes Geschick aufbringen um das Wasser nicht zu verschütten. Es gelang ihm. Susanne Darkow grinste, nahm auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz und schlug die Beine übereinander. Mit einem Fingerzeig in Zenders Richtung sagte sie:

       „Ein Geschenk meines Mannes. Stammt aus Sri Lanka.” Richie nickte nur leicht und versuchte ein dauerhaftes Gleichgewicht in diesem Sessel zu finden.

       „Müssen Sie alles hier selbst sauber halten, oder haben Sie Unterstützung?”, fragte Zender, als er fand dass die Pause zu lang wurde.

       „Ich habe meinem Reinigungspersonal frei gegeben damit wir uns in Ruhe unterhalten können.”

       „Na dann lassen Sie mal die Katze aus dem Sack.”

       „Ich stehe nicht auf Haustiere.” Eine seltsame Frau, dachte Zender. Sieht blendend aus, wirkt aber irgendwie einsam. Bestimmt hat sie keine Kinder. Oder Freunde, Freundinnen? Was geht mich das überhaupt an? Susannes Worte rissen ihn aus seinen Gedanken.

       „Ich hatte eigentlich die Absicht ihren Dienst in Anspruch zu nehmen…, bin mir aber gar nicht mehr so sicher ob das was bringt.”

       „Wegen meinem Auto?”

       „Wieso?”

       „Glauben Sie ich habe Ihren verächtlichen Blick nicht bemerkt?”

       „Das haben sie gesehen?” Die Darkow war peinlich berührt.

       „Kommen wir jetzt zur Sache oder soll ich mein Glas austrinken und gehen? Auf das Spielchen Kleider machen Leute habe ich heut keine Lust”, tat Richie gereizt.

       „Ich denke, ich hab Sie falsch eingeschätzt.”

       „Na, dass es auch mal jemand zugibt. Bevor wir erst lange um den heißen Brei herumreden. Sie möchten meine Dienste in Anspruch nehmen? Gut. Das kostet 50 000 DM. 20% Anzahlung, dann nehme ich meine Arbeit auf. Der Rest wird bei Ergebnislieferung fällig. Geht das Unternehmen durch mein Verschulden schief, kriegen sie die Anzahlung zurück und ich werde mich entschuldigen. Nun sagen Sie mir endlich was für ein Problem Sie haben.”

       „Donner Wetter das war direkt. Aber wenn ich ehrlich sein soll - das gefällt mir.” Unglaublich, dachte Zender, der Susanne Darkow während seiner Rede scharf im Auge behalten hatte. Nicht das geringste Zucken in ihrem Gesicht verriet ihre Gefühle beim Nennen der hohen Geldsumme.

       „Ich möchte dass Sie meinen Mann beschatten.”

       „So was habe ich mir schon gedacht. Haben sie einen begründeten Verdacht oder soll es eine Routineüberprüfung werden.” Der Blick der Frau war wie gebannt auf Richie gerichtet, doch gedanklich schien sie abwesend.

       „Wenn ich etwas wüsste, bräuchte ich Ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen.”

       „Und worauf bauen Sie Ihren Verdacht auf?”

       „Ich möchte ganz einfach Klarheit über die ständige Abwesenheit meines Mannes. Er ist in letzter Zeit kaum noch zu Hause. Laufend auf Reisen. Kommt vormittags zurück und geht nachmittags schon wieder auf Tour. Ohne über Nacht hier zu sein. Ich will wissen was er die ganze Zeit treibt.”

       „Was arbeitet Ihr Mann eigentlich?”

       „Er ist Handelsvertreter.”

       „Und bei welcher Firma?”

       „Das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Ich habe mich bisher nicht um seine Angelegenheiten gekümmert.”

       „Wie lange sind Sie mit ihm schon zusammen?”

       „Ich glaube das wird dieses Jahr schon zwanzig Jahre sein.” Mann oh Mann, dachte Zender, und da weiß die nicht was ihr Mann arbeitet. Zumindest nicht konkret. Hat immer schön das Geld abgefasst und den Alten ackern lassen.

       „Tja Frau Darkow…”

       „Susi”, fiel sie ihm ins Wort.

       „Ja, Susi, Sie sehen mich jetzt echt etwas verblüfft. Sie leben die ganze Zeit mit einem Mann zusammen, sind vielleicht sogar verheiratet und wissen nicht was dieser Mensch, der Ihnen am nächsten steht, den ganzen Tag treibt. Das finde ich dann schon komisch. Keine Andeutungen über Kollegen oder Freunde, nichts?”

       „Bevor Sie noch eine Reihe dämlicher Fragen stellen so viel in aller Kürze. Geheiratet haben wir 1977, Hochzeitsreise Sotchi Schwarzes Meer. Was anderes ging leider nicht. 1991 haben wir die Reise wiederholt. Ein Monat Hawaii. War ein bisschen kurz, aber schön. Bis zum Anfang unserer zweiten Hochzeitsreise war ich arbeiten, danach hat mein Mann genügend verdient, so dass ich mich dann anderen Dingen widmen konnte. Kinder gibt es keine und ich glaube da haben wir auch nichts verpasst. An den Wochenenden sind wir über Land gefahren, haben mit den Nachbarn gefeiert. Regelmäßige Theaterbesuche, ab und zu Kino. Dreimal die Woche Essen gegangen, wenn mein Mann zu Hause war. Also sie sehen schon, ein normales Leben wie andere Familien auch”, ratterte sie emotionslos, wie auswendig gelernt herunter und blickte Richie aufsässig an.

       „Dann müssen die Familien die ich kenne aber alle unnormal sein. Aber das ist sicher eine Frage des Blickwinkels. Wenn alles so schön war wie Sie schildern, ab wann kamen dann Ihre ersten Zweifel?”

       Susanne Darkows Blick schweifte zur Zimmerdecke während sie angestrengt nachdachte. Sie zuckte mit den Schultern.

       „Vielleicht zwei Jahre. Ja, vor zwei Jahren wurde es dann anders. Mein Mann blieb nicht nur ein zwei Tage weg. Immer öfter wurde eine Woche daraus.” Aus ihrem Blick war bei den letzten Worten das Feuer gewichen, was Zender sich einbildete die ganze Zeit gesehen zu haben.

       „Haben Sie Ihren Mann darauf hin angesprochen?”

       „Natürlich habe ich das. Es ist aber nichts dabei herausgekommen. Er hat nur immer wieder abgewiegelt und standardmäßig gesagt: Ohne Geschäfte lässt sich das alles hier nicht halten und das Leben ist verdammt teuer geworden. Das fordert nun mal seinen Preis.”

       „Damit dürfte er aber Recht haben”, konnte Zender sich nicht verkneifen zu sagen.

       „Wenn diese Zustände, wie Sie sagen Frau Darkow…”

       „Susi…”, säuselte sie und Zender hob leicht verärgert über die Unterbrechung die Augenbrauen sprach leise weiter: „…Susi, schon seit zwei Jahren so daher gehen, wieso wollen Sie gerade jetzt das Ihr Mann unter Beobachtung gestellt wird? Gibt es einen besonderen Grund für den jetzigen Zeitpunkt, oder war die Entscheidung eher spontan?”

       „Weil er trotz allem an den Wochenenden zu Hause war, oder blieb. Jetzt kommt er Sonnabendvormittag nach Hause und will Nachmittag schon wieder los. Das war schon die beiden vergangenen Wochenenden so und nun reicht es mir aber. Ich will wissen woran ich bin, verdammt noch mal.”

       „Hat die vermehrte Abwesenheit Ihres Mannes Auswirkungen auf Ihr Liebesleben?” Susanne Darkow blitzte Richie übertrieben entsetzt an.

       „Sex? Das geht Sie gar nichts an.”

       „Hätte ja einen Aufschluss geben können”, meinte Richie mit einem sparsamen Lächeln.

       „Ich denke wir können es für heute bei dem gesagten belassen. Wenn mir noch Fragen einfallen komme ich noch einmal vorbei, oder rufe einfach an.” Bei den letzten Worten federte er aus dem Sessel hoch, was erstaunlich leicht ging. Es hatte fast den Eindruck, dass selbst das Sitzmöbel froh war, dass die Fragestunde beendet war. Der Darkow konnte man die Erleichterung regelrecht ansehen.

       „Noch