Ein Jahr mit Dir. Lisa Karen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Karen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847680499
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Das „La Coupole“ wird dir gefallen. Du musst unbedingt die Sauce Bernaisse probieren! Danach willst du nichts anderes mehr essen.« Ein Glück! Eleazar kommt mit dem Wagen vorgefahren. Ihr Geplapper kann wirklich unerträglich sein. Aber eigentlich meint sie es ja nur gut. Ich muss endlich aufhören ihr gegenüber so skeptisch zu sein und mich ein bisschen locker machen.

      Nach einer kurzen Autofahrt sind wir am „La Coupole“ angekommen. Ich hatte vorher schon einmal von diesem Restaurant gelesen und weiß, dass es hier nur die edelsten Speisen gibt, die aber auch edle Preise haben. Meine Eltern hatten mir genug Geld mitgegeben, um für vier Monate gut auszukommen, aber wenn ich mit Marguerites Lebensstandard mithalten wolle, wäre ich nach einer Woche blank. Für heute, kann ich jedoch eine Ausnahme machen. Ich hoffe, sie versteht, dass ich mir in Zukunft solche luxuriösen Späße nicht erlauben kann.

      Vor dem Restaurant ist eine Art Terrasse, auf der einige Tische stehen, die durch einen schwarzen Eisenzaun und verschiedene Pflanzen, von der Straße abgegrenzt sind. Es sieht sehr gemütlich aus und wir setzen uns an einen der schönsten Tische. Zwei Vorspeisen und eine Karaffe mit lieblichen Weißwein werden uns serviert. Ich probiere von allem ein wenig, da ich eigentlich vom Frühstück noch pappsatt bin. Marguerite isst noch weniger als ich, insgesamt wahrscheinlich nur drei Bisse. Sie beschränkt sich mehr auf den Wein und auf die jungen Männer einige Tische weiter, die uns unentwegt anstarren. Bei dem Gefühl so beobachtet zu werden, fühle ich mich sichtlich unwohl.

      »Jetzt zapple doch nicht so rum!« Marguerite spielt mal wieder Mutti und tadelt mich jetzt nun schon zum wiederholten Mal. »Sie schauen uns an.« Mit ihrer Hand macht sie eine leichte Bewegung in Richtung der drei Herren.

      »Ist mir gar nicht aufgefallen.« Mein nervöser Blick wandert abwechselnd von meinen Händen zu Marguerite und zu meinem Glas Wein. Nur zu den Männern kann ich nicht schauen. Da ich mit solchen Situationen nicht viel Erfahrung habe, weiß ich auch nicht, wie man sich verhält. Außerdem sind meine Gedanken nur bei Bastian. Bei ihm war ich seltsamer Weise nur zu Beginn nervös und angespannt. Mit einem Mal bemerke ich wie Marguerite einem der Männer zunickt und er sich daraufhin von seinem Stuhl erhebt. Mit schnellen Schritten kommt er auf uns zu und richtet währenddessen sein Jackett.

      »Marguerite, was soll das? Du kennst den Mann doch gar nicht!« Ich blicke sie entsetzt an.

      »Diese Tatsache wird sich gleich ändern.« Sie grinst hämisch und richtet ihren Blick auf den gut aussehenden Mann, der mittlerweile unseren Tisch erreicht hat.

      »Bon jour, Madames!« Oh, seine Stimme klingt verführerisch. Ich hoffe Marguerite weiß, was sie tut. »Bon jour!« Marguerite fixiert ihn mit einem ebenso verführerischen Blick und sie fangen an, sich auf Französisch zu halten. Zuerst versuche ich ihnen zu folgen, aber ihr Akzent und sein Blick, machen mir eine Übersetzung unmöglich. Ich schaue zu den anderen zwei Männern, die sich über ihren Freund und seine neue Eroberung zu amüsieren scheinen. Ich kann mir schon vorstellen was für eine Art Männer sie sind. Vermutlich ziehen sie jeden Abend durch verschiedene Bars, um Frauen dazu zu bringen sich mit ihnen einzulassen. Ich fühle mich ein wenig angewidert und blicke zur Straße, in der Hoffnung dort etwas angenehmeres zu entdecken. Sofort fällt mir ein kleines Mädchen mit ihrer Mutter auf, die die Schaufenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite bestaunen. Das Mädchen hat einen kleinen weißen Malteserhund, der voller Freude auf und ab springt. Ich beobachte sie einige Minuten und erinnere mich an meine Kindheit zurück. Auch ich trug öfters feine Spitzenkleider, wie das Mädchen dort und hatte auch einen Hund. Er war ebenso fröhlich, wie der kleine Malteser dort. Auf einmal erregt etwas anderes meine Aufmerksamkeit oder besser gesagt jemand. Nur wenige Meter von dem Mädchen entfernt, steht ein junger Mann, der sich mit einem anderen unterhält. Ich sehe sein Gesicht nicht, aber seine Kleidung ist dieselbe, wie Bastians. Der Mann hat ebenfalls kurzes braunes Haar. Kann er es sein? Ich versuche sein Gesicht zu sehen, doch er dreht sich einfach nicht um. Ich richte mich immer weiter auf, um eine bessere Sicht zu haben. Ehe ich mich versehe überkommt es mich und ich schnelle mit einem lauten Geräusch in die Höhe. Ich rufe so laut wie ich kann seinen Namen. »Bastian!«

      Durch meine ruckartige Bewegung reiße ich beinahe den Tisch um. Marguerite wirft mir einen vernichtenden Blick zu, der mich aber nicht in meinem Vorhaben beirrt. Die Kellner um uns herum sind wie erstarrt und zugleich schockiert über mein Verhalten. Womöglich sind die Gäste sonst nicht so emotional. Mit schnellen Schritten haste ich aus dem Lokal in Richtung Straße. Einige Autos kommen von links, wie ebenso von rechts gefahren. Ich nehme all meinen Mut zusammen und laufe auf die Straße. Die Reifen der Autos fangen an zu quietschen und noch ehe ich die Straße überqueren kann, kommen sie zum stehen. Der Mann aus dem dunklen Wagen ruft mir einige sehr schlimme, französische Wörter zu, von denen ich glücklicherweise nur die Hälfte verstehe. Mein Blick liegt jetzt wie gebannt auf Bastian. Zwei Meter vor ihm, komme ich zum stehen. Noch bevor ich ihn ansprechen kann, dreht er sich um und blickt mich mit seinen großen blauen Augen an »Je les connais?«

      Meine Enttäuschung kann ich nicht verbergen. Er ist es nicht! Ich merke wie mir die Tränen in die Augen steigen. Verzweifelt suche ich nach irgendeiner französischen Floskel in meinem Kopf. »Je suis desole, Monsieur! Ich dachte...äh...Pardon!« Nun kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich muss mich an die Scheibe des Spielwarenladens anlehnen, um nicht den Halt zu verlieren. Marguerite kommt auf mich zugerannt und nimmt mich in den Arm.

      »Was ist los? Wer war der Mann?« Ich versuche mir die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und richte mich wieder auf.

      »Ich dachte es wäre er!« Sie scheint nicht zu verstehen, was ich meine und zieht mich fester an sich. »Wen meinst du?« Ihr Blick ist besorgt und zugleich verwirrt.

      »Ach so! Du dachtest er wäre es gewesen. Deine Bekanntschaft aus dem Zug, richtig?« Der Gedanke an unsere gestrige Begegnung schießt mir erneut Tränen in die Augen. Ihr Arm schnellt in die Luft und sie schnippst zweimal, laut mit dem Finger. Eleazar steigt daraufhin flink aus dem Wagen und hält uns die hintere Tür auf. Wir eilen zur anderen Straßenseite und ich steige in den Wagen. Marguerite geht noch einmal in das Restaurant, um zu bezahlen und sich von dem fremden Mann zu verabschieden. Langsam kann ich mich wieder beruhigen und versuche ein wenig zu lächeln. Ich darf mir nicht selber so meine Ferien verderben. Ich bin doch nicht hergekommen, um die ganze Zeit wegen einem Kerl traurig zu sein. Marguerite steigt zu mir in den Wagen und auch sie lächelt.

      »Und?« Egal was eben passiert ist, jetzt will auch ich wissen, was mit dem verführerischen Fremden ist.

      »Vielleicht treffen wir uns am Freitag auf einen Drink im Le Regine.« Ihr Grinsen wird immer breiter.

      »Das ist doch toll! Er schien sehr nett zu sein.« Irgendwie versuche ich immer neutral zu klingen. Ich sollte wohl etwas offener und ehrlicher zu ihr sein. »Um ehrlich zu sein, hatte ich das Gefühl dass er...« Sollte ich das jetzt wirklich sagen?

      »Was ist er?« Oh, nein! Sie runzelt die Stirn und scheint leicht verärgert.

      »Äh, dass er wirklich...« Sei ehrlich, sei ehrlich! Mein Innerstes drängt mich immer weiter. »...gut zu dir passt. Ihr seht toll zusammen aus!« Ich lächle sie an, um meine Unsicherheit zu verbergen.

      »Genau das denke ich auch! Jedoch...«, sie verstummt. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. »Emilia, darf ich ganz ehrlich zu dir sein?« Na klar! Wenn ich es schon nicht sein kann, dann wenigstens du.

      »Sicher.« Ich nicke ihr selbstsicher zu. Was wohl mit ihr los ist? Vielleicht ist sie sich doch noch über die unehrenhaften Absichten ihres neuen Liebhabers klar geworden.

      »Ich habe eine heimliche Affäre mit einem verheirateten Mann!« Oh, nein! So etwas hatte ich jetzt nicht erwartet.

      »Marguerite! Mit einem verheirateten Mann. Onkel Pierre bringt dich um!« So ein entsetztes Gesicht, habe ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht.

      »Bist du verrückt! Onkel Pierre wird davon niemals etwas erfahren!« Sie boxt mich mit voller Wucht gegen meinen Oberarm.

      »Aua!« Mit einer ebenso zackigen Handbewegung wie vorhin, winkt sie Eleazar zum Auto, der die ganze Zeit wachsam davor gewartet