Ein Jahr mit Dir. Lisa Karen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lisa Karen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847680499
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      Lisa Karen

      Ein Jahr mit Dir

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Wie alles begann

      Für mich sind die Hände eines Menschen, wie der Spiegel seines Lebens. Sie spiegeln nicht nur sein Alter, sondern auch die Taten und die schwere Arbeit, die er im Laufe eines Lebens verrichtet hat wieder. Die Menschen, die man einst mit ihnen berührt hat hinterlassen ihre Spuren auf ihnen und ermöglichen es uns längst vergangene Momente neu zu erleben. Die Erinnerungen an sie bleiben bestehen und begleiten uns bis zum Schluss. Daran glaube ich ganz fest und der Gedanke daran lässt mir die Hoffnung, dass auch ich am Ende meine Spuren auf dieser Welt hinterlassen werde.

      Die Hände der alten Frau mir gegenüber, spiegeln große Taten und schwere Zeiten wieder. Tiefe Furchen und einige Brandmale erzählen eine lange und vor allem tragische Geschichte. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, heute die Schatten ihrer Vergangenheit noch einmal aufleben lassen zu müssen. Vor allem, weil ich ihre Tagebücher gelesen habe und weiß, was sie in der Zeit des zweiten Weltkrieges durchleben musste. Aber jetzt muss ich an meinen Job denken und mein Mitgefühl zur Seite schieben.

      »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen, Frau Rosenberg! Ich bin Jessica Schwarz vom Historischen Museum in Frankfurt. Ich bin hier wegen der Einverständniserklärung!« Ich lege die Papiere vor ihr auf den Couchtisch und warte auf eine Reaktion. Sie beachtet mich nicht und ihr Blick schweift zum Fenster, hinaus auf die alte Eiche vor dem Haus. Ich wusste ja, dass dieser Termin kein einfacher werden würde, aber ein wenig Mitarbeit könnte man schon erwarten.

      »Frau Rosenberg?« Ich spreche lauter, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Ich hatte letzte Woche angerufen, weil wir ihre Tagebücher von damals gefunden haben. Wir würden sie gerne in unserem Museum ausstellen. Im Herbst wird es eine Ausstellung über den zweiten Weltkrieg geben. Ihre Tagebücher wären eine große Bereicherung.« Wieder keine Reaktion. Ungeduldig fange ich an mit meinem Fuß auf dem alten Parkett zu tippeln und suche nach einer Möglichkeit ihr mein Anliegen näher zu bringen. Als ihre Enkelin herein kommt, um uns Tee zu bringen scheint sie aus ihrem Trance ähnlichen Zustand aufzuwachen, jedoch ist ihr Blick weiterhin leer.

      Vor etwa einem Monat wurden ihre Tagebücher unserem Museum zugespielt, nachdem man sie in einer alten Ruine am Stadtrand von Frankfurt gefunden hatte. Nachdem ich alle zwölf Bücher gelesen hatte, wollte ich unbedingt die Frau kennenlernen, die sie geschrieben hatte und somit die ganze Medienwelt in Aufruhr versetzte. Sogar ein Buchverlag hatte uns bereits angeschrieben, da der Fund der Bücher durch die Presse ging und jemand einige Details daraus bekannt gegeben hatte. Der Verlag brennt darauf die Rechte an den Büchern zu erwerben, um von einem sogenannten Ghostwriter eine hollywoodreife Geschichte schreiben zu lassen. Ich würde sie niemals für einen solchen Zweck herausgeben - sie sind viel zu wertvoll.

      Als ich die Adresse und die Telefonnummer der Besitzerin und Verfasserin herausbekommen hatte, wollte ich die Geschichte, die mich so ergriffen hatte von ihr persönlich hören. Vielleicht ist es etwas viel verlangt und in Anbetracht ihres Zustands wohl unmöglich, aber ich komme einfach nicht davon los.

      »Hat sie schon mit ihnen gesprochen«, fragt mich ihre Enkelin Anna, die mich zuvor sehr warmherzig begrüßt hatte. »Nein, leider nicht. Stimmt etwas nicht mit ihr? Ich meine sie scheint vollkommen abwesend zu sein«, erkundige ich mich und fühle mich schlecht dabei so über sie zu reden, wobei sie doch direkt vor mir sitzt.

      »Seitdem mein Großvater vor drei Monaten gestorben ist, hat sie kaum gesprochen. Ich glaube der Verlust hat ihr schwer zugesetzt.« Behutsam schüttet sie uns beiden Tee ein und wirft ihrer Großmutter einen besorgten Blick zu.

      »Das wusste ich nicht. Ihr Verlust tut mir sehr leid.« Oh Gott! Nun habe ich ein noch schlechteres Gewissen. Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht hergekommen.

      »Vielleicht ist es besser, wenn ich gehe.« Langsam richte ich mich auf, um mich auf den Heimweg zu machen. Im Moment stehen die Chancen eher schlecht für ein vernünftiges Gespräch mit ihr.

      »Warten sie!« Ihre Stimmt klingt ganz anders, als ich erwartet habe. Sie ist sanft und zart. Wenn man sie so sieht, würde man glauben ihre Stimme wäre voller Zorn und Verbitterung, und nicht engelsgleich. Ich mache auf dem Absatz kehrt und erkenne nun eine ganz andere Frau vor mir, wie noch vor zehn Sekunden. Ihr Gesicht hat wieder Farbe bekommen und ihre Augen füllen sich mit Leben. »Ja, Frau Rosenberg«, entgegne ich ihr mit zitternder Stimme und setzte mich vorsichtig zurück auf meinen Platz.

      »Ich denke, ich weiß warum sie wirklich hier sind.« Ihre noch immer erschreckend dunklen Augen fixieren mich und ein kalter, fast eisiger Schauer durchdringt meinen Körper. Ihre Enkelin Anna nimmt vollkommen perplex neben ihr Platz und scheint nicht glauben zu können, dass ihre Großmutter gerade zu mir spricht.

      »Wie ich schon sagte, die Einverständniserklärung dort auf dem Tisch.« Ich