Und du bist nicht da. Kerstin Teschnigg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Teschnigg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752929393
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fahren.

      „Wie spät ist?“, murmle ich nach einem endlosen, aber unglaublich sinnlichen Kuss etwas benommen. „Ich glaub wir müssen jetzt los…“

      „Du bist fast achtzehn…Es ist doch nicht ok, dass du so früh zu Hause sein musst. Die können dich nicht einsperren. Und dann noch Handyverbot…Crazy…“

      Julian fährt fast quälend langsam und ganz zart mit seiner Nase meine Wange hinunter. Am Hals angekommen spüre ich seine Lippen ganz sanft immer weiter hinuntergleiten. Seine Küsse reihen sich eng aneinander und erreichen ziemlich bald mein Dekolletee. Er wird immer offensiver und mutiger was die körperliche Nähe betrifft und es gefällt mir. Nein – es ist mehr als ein gefallen. Es macht mich wahnsinnig. Ich amte flach und schließe meine Augen. Als seine Lippen immer weiter nach unten gleiten und schon fast an der Stelle zwischen meinen Brüsten, die zwar mein Bikinioberteil bedeckt angekommen sind, atme ich tief ein.

      „Julian…“, hauche ich mit dem Ausatmen. „Bitte…“

      Er sieht auf und lächelt. Seine Augen und dieses Lächeln. Ich bin unfähig etwas zu sagen, oder zu tun. Langsam löst er sich von mir und richtet sich auf. Von mir aus könnte er weiter machen, aber es geht eben nicht. Er streckt mir seine Hand entgegen um mir aufzuhelfen.

      „Komm schon, ich bring dich nach Hause.“

      Ich nicke zaghaft und fange an meine Sachen zusammen zu kramen. Ich bin ganz wackelig und irgendwie planlos. Das macht er. In seiner Nähe fühle ich mich wie besoffen. Besoffen vor Glück. Berauscht von seiner Nähe und den zärtlichen Berührungen die er mir entgegen bringt. Außerdem ist er klug, witzig und auch noch sehr verständnisvoll. Wir haben viel geredet, über alles Mögliche. Er hat mir von seinem Studium in London erzählt, von seiner Familie und was er sonst so treibt, außer den Urlaubstouren quer durch Europa. Man kann toll mit ihm reden. Er ist besonders. Ich glaube schon, dass er mehr wollen würde als herumschmusen, aber keine seiner Berührungen fühlt sich plump, oder gar aufdringlich an. Im Gegenteil, er ist irgendwie vorsichtig, so als würde er bei jeder Annäherung abwarten wie ich reagiere. Das ist anders und eben besonders.

      „Hast du alles?“, fragt er und nimmt mir meine Tasche ab, weil ich schon wieder dastehe und nichts anderes tun kann, als ich anzusehen.

      „Ja…“

      Wie in Trance gehe ich ihm hinterher.

      „Übermorgen ist mein Geburtstag. Da musst du kommen. Kannst du nicht mit deiner Mum sprechen?“

      „Ja…Ich werde es versuchen“, murmle ich.

      Er hält mich sanft zurück. „Das muss einfach gehen Anna…Bitte…Es ist mein Geburtstagswusch.“

      Ich zucke mit den Schultern. Geht das? Keine Ahnung. Es muss. Ich lasse mir etwas einfallen. Er hat Recht, ich bin fast achtzehn.

      „Ja klar. Ich freue mich schon darauf“, lächle ich, obwohl ich in Gedanken daran gar nicht lächeln kann. Es wird nicht so einfach sein.

      Wir fahren zum Platz an dem ich mein Fahrrad abgestellt habe. Jeden Tag fällt es mir schwerer mich von ihm zu lösen. Ich umarme ihn so fest ich kann und reibe dabei meine Nase an seinem Hals. Er riecht so gut, ich könnte ihn auffressen. Es ist kein Parfum oder künstlicher Duft. Es ist einfach er. Ich fühle mich berauscht davon, bevor ich mich unfreiwillig von ihm löse, sauge ich ihn förmlich auf. Fast als wolle ich ein Depot in meinem Gehirn anlegen, um ihn bis morgen früh dann nach und nach abrufen zu können, genau so lange, bis ich ihn wiedersehe.

      „Bis morgen Anna. Wir sehen uns doch morgen wieder?“, fragt er leise nahe an meinen Lippen.

      „Ja…Natürlich…Ich hoffe es ist schnell wieder morgen“, murmle ich und schließe noch einmal meine Augen um ihn zu küssen.

      Auf dem Heimweg bin ich in Gedanken. Immer nur Julian. Alles dreht sich in meinem Kopf um ihn. Es ist ein seltsam gutes und vereinnahmendes Gefühl. Ich war schon einmal verliebt, aber anders. Alles ist mit Julian anders. Mein Blut kribbelt in den Adern, wenn er in meiner Nähe ist. Ich biege auf unsere Einfahrtsstraße ein. Die Stunden ohne ihn kommen mir endlos vor. Ich rufe schnell seinen Blick in meinen Gedanken ab. Kurz fasse ich einen klaren Gedanken: Er wird nicht ewig hier sein. Im Gegenteil – Er wird bald wieder weg sein. Was dann? Ein paar Stunden ohne ihn kommen mir schon ewig lange vor. Ich sollte mich womöglich nicht so hineinsteigern. Kurz schließe ich meine Augen. Seine Hände auf meiner Haut, seine Lippen, sein Atem. Shit. Ich kann meine Gefühle nicht einfach abstellen. Mama schließt gerade den Hühnerstall ab, als ich vom Fahrrad steige.

      „Hallo Mama“, begrüße ich sie.

      „Servus. Stimmt etwas nicht?“, fragt sie mich und sieht mich musternd an.

      Es lässt sich nicht scheinbar nicht verbergen wie ich mich fühle. Ich fühle mich fürchterlich. Einerseits fürchterlich gut, andererseits fürchterlich nachdenklich. Ich schiebe diesen Zustand kurz beiseite. Da mein Vater noch nicht da zu sein scheint, nutze ich die Gelegenheit um mit Mama zu sprechen.

      „Nein…Alles ok. Mama…Ich muss dich etwas fragen…“, stammle ich.

      „Ja, was denn Anna. Ist etwas passiert?“

      Ich zucke mit den Schultern und schiebe mein Fahrrad in den Schuppen.

      „Anna, los raus damit. Was ist denn?“ Sie greift nach meiner Hand und lächelt mich mild an. Sie weiß, dass ich nichts Unüberlegtes tue. Sie kennt mich. Da ist so viel Wärme und liebe in ihrem Blick.

      „Da ist ein Junge…“, sage ich leise und senke meinen Blick. „Also ein Junge ist er nicht mehr wirklich…Er hat am Samstag Geburtstag und ich würde gerne hingehen…“, stammle ich nervös.

      „Aha. Komm. Setzen wir uns auf die Bank“, meint sie neugierig.

      Ich folge ihr und lehne mich an die kühle Hauswand.

      „Wie alt wird er denn?“, fragt sie vorsichtig.

      „Einundzwanzig. Er macht Urlaub. Am Herzoghof.“ Ich sehe sie an und lächle kurz, was sie erwidert. „Ich habe mich in ihn verliebt“, sage ich so leise, dass man es kaum hört.

      Sie nickt und lächelt immer noch. Sie lässt mir kurz Zeit, dann fragt sie genauer nach. Ich erzähle ihr alles, was wirklich guttut.

      „Papa wird das nicht erlauben“, seufze ich und senke meinen Blick.

      Mama seufzt auch. „Bestimmt nicht. Würdest du weiter gehen, als das was du mir gerade erzählt hast? Ich meine, er ist vermutlich bald weg. Auch wenn ich ihn nicht kenne, Männer vergessen danach gerne alles schnell.“

      Würde ich weiter gehen? Keine Ahnung. Ich könnte es mir vorstellen, auch wenn ich nicht genau darüber nachgedacht habe bis jetzt.

      „Ich möchte einfach gerne auf die Geburtstagsfeier“, murmle ich. „Ich habe nicht vor irgendetwas in der Richtung zu tun Mama.“

      Sie nickt. „Aber er vielleicht.“

      „So ist er nicht.“

      Wieder nickt sie. „Ich lasse mir etwas einfallen Anna.“ Jetzt lächelt sie wieder.

      Wir sitzen noch ein bisschen so da. Ohne über Julian zu sprechen. Ich bin froh es ihr erzählt zu haben. Vorsichtig lege ich meinen Kopf auf ihre Schulter.

      „Danke Mama…“, murmle ich mich an sie schmiegend.

      Kapitel 6

       Anna

      Heute ist Julians Geburtstag. Der Tag hat schon so toll begonnen. Er hat mich zum Frühstück eingeladen. Wir sind in den Nachbarort gefahren und lange im kleinen Café im Ort gesessen. Er hat immerzu meine Hand gehalten. Ich bin verliebt und ich glaube er ist es auch. Sein Blick. Ich schließe kurz meine Augen. Ich freue mich total ihn gleich wieder zu sehen. Jetzt bin ich