SAII-RON. Casy Paix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Casy Paix
Издательство: Bookwire
Серия: SAII-RON
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752929454
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um dann endlich zu uns stoßen zu können. Er fehlte mir unsagbar.

      --OO--

      Vor mir hob Dawn seine Hand und zügelte sein Pferd.

      „Wir rasten hier die Nacht über“, rief er und lenkte seinen Hengst vom Pfad ins Unterholz und auf eine kleine Lichtung.

      Wir stiegen ab und ich klopfte mir den Staub von der Kleidung.

      Viel brachte es sowieso nicht. Es konnte keiner mehr behaupten, das ich wie eine Hohepriesterin aussah. Meine Haut versteckte sich unter einer dicken Schicht aus Dreck. Selbst einfaches waschen brachte nichts. Meine Haare trug ich weiterhin, so gut es ging, zu einem dicken Knoten im Nacken zusammen gebunden. Ich wollte nicht Gefahr laufen Jasahra oder Dawn doch noch einen Grund zu liefern sie abzuschneiden.

      Ich führte mein Pferd an einen kleinen Bachlauf und ließ es in Ruhe grasen.

      „Layra bleib in der Nähe, dieses Gebiet wird oft von Räuberbanden durchstreift“, warnte mich Dawn.

      „Ja ich bleibe am Bachlauf“, rief ich ihm zu und setzte mich erschöpft ins Gras.

      Dawn machte sich daran ein Feuer zu entzünden, während Shinn einen Bannkreis um unser Lager zog. Die zwei goldenen Ringe an seiner rechten Hand blitzten auf, als er seine Magie wirkte. Der Bannkreis sollte uns vor nächtlichen Überraschungen schützen, egal ob tierischer, menschlicher, oder sonstiger Natur. Die leichten Linien der Macht waren kaum wahrzunehmen. Jasahra war mit Pfeil und Bogen im Dickicht verschwunden, um etwas für das Abendessen zu jagen. Jeder hatte seine Aufgabe und ich kam mir etwas nutzlos vor.

      Ich zog die Stiefel aus und tauchte meine Füße in das kalte Wasser des kleinen Bächleins. Sternenblumen blühten am Ufer entlang und unwillkürlich musste ich an meinen letzten Sternenblumenkranz zurückdenken. Mein Blick glitt über das langsam dahin fließende Wasser an die gegenüberliegende Böschung. Das Unterholz dort war sehr dicht und gewährte kaum einen Blick hindurch. Ich rieb mir fröstelnd über meine Arme. Das Gefühl beobachtet zu werden keimte plötzlich in mir auf. Bis jetzt hatte ich auf unserer Reise immer ein gutes Gefühl gehabt und hatte keine undefinierbare Angst gespürt.

      „Komm, komm, komm!“

      Die leise geraunten Worte drangen gerade so an mein Ohr. Das Plätschern des Wassers übertönte sie fast. Aber eben nur fast. Die Stute neben mir graste friedlich und schien nicht die geringste Gefahr zu Wittern. Mein Gefühl sagte mir jedoch, das ich mich nicht geirrt hatte. Ich suchte die dicht bewachsene Uferböschung erneut nach etwas Verräterischen ab, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen.

      „Komm, komm Priesterin, komm zu mir!“

      Ich fuhr erschrocken in die Höhe, zog mein Schwert und starrte mit klopfenden Herzen auf das gegenüberliegende Dickicht.

      Ich hatte es gesehen! Augen! Ein weißes Augenpaar das mich durch die Blätter hindurch beobachtete.

      „Wer bist du, komm hervor das ich dich genau sehen kann“, verlangte ich mit fester Stimme.

      Es raschelte leise, dann folgte Stille. Verdammt! Wer auch immer sich dort versteckt hatte, hatte den Rückzug angetreten.

      Ohne lange zu überlegen, durchquerte ich den flachen Bachlauf und zwängte mich mit erhoben Schwert durch das Blätterdickicht am anderen Ufer. Die leise Stimme in mir warnte mich, dass ich genau das tat, was die fremde Gestalt von mir verlangte.

      Doch ich konnte nicht anders. Meine Neugier überwog meine Vernunft.

      „Komm, komm Priesterin, der Meister wartet auf dich!“

      Diese Worte. Sie drangen in mein Bewusstsein und trieben mich weiter.

      Endlich hatte ich es durch das Dickicht geschafft und hatte zum ersten Mal einen besseren Blick auf die Gestalt vor mir.

      Sie hatte ein paar Schritte von mir entfernt angehalten und schien auf mich zu warten.

      Mir stockte der Atem und ich ließ mein Schwert sinken.

      Vor mir stand ein ungefähr zehn Jahre altes Mädchen in einem kurzen, weißen Kleid. Einen Moment war ich unsicher, ob es wirklich ihre Augen waren, die ich durch das Blätterdickicht gesehen hatte. Ich zweifelte genauso lange, bis sie ihren Blick hob und mich direkt ansah. Weiße Augen mit schwarz geschlitzten Pupillen beobachteten mich und schienen meine Reaktion abzuwarten.

      Ihr Kohle gleiches Haar stellte einen starken Kontrast zu ihrer sonstigen bleichen Erscheinung dar.

      „Wer bist du Kleines?“, fragte ich leise um sie nicht zu verängstigen.

      Sie lachte und zeigte mir eine Reihe von kleinen, spitzen Zähnen.

      Vor mir stand auf gar keinen Fall ein normales Mädchen!

      Ich tat einen Schritt zurück und spürte die starren Zweige der Büsche in meinem Rücken.

      „Komm Priesterin, der Meister, der Meister verlangt nach dir!“

      Worte, die nicht über ihre Lippen kamen, Worte, die einfach in meinem Kopf wieder hallten. Ähnlich derer die Tchai und ich gedanklich tauschten.

      „Wer … bist … du?“, flüsterte ich.

      Die unausgesprochene, dringlichere Frage war jedoch, wer war ihr Meister der nach mir verlangte?

      Zu meinem Schrecken bewegte sich das Mädchen wieder auf mich zu. Ihren weißen Augen entging keine einzige Bewegung von mir. Kurz huschte ihr Blick zu dem kleinen Lederbeutel an meiner Hüfte, doch sie schien sich nicht für Saii-ron, sondern tatsächlich für mich zu interessieren. Eine feine Gänsehaut überzog meine Arme und ich hob mein Schwert wieder leicht an.

      Sie war mittlerweile bis auf zwei Schritte an mich herangekommen.

      Erst jetzt fielen mir die sichelartigen Zeichen auf ihren nackten Armen und Beinen auf. Unwillkürlich musste ich an meine eigenen Runen denken und diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte sie aus, um mich an meinem Schwertarm zu berühren.

      Lodernder Schmerz wallte auf und es fühlte sich an, als würden tausend Messer in meine Haut schneiden.

      Ich ging keuchend in die Knie und das Schwert entglitt meinen tauben Händen. Das Mädchen vor mir musterte mich eingehend. Noch immer hielt sie mich mit ihrer kleinen Hand am Arm fest.

      Die schwarzen Runen auf meiner Haut brannten wie Feuer und ich war mir sicher, das Tchai ihr Aufbegehren bemerkte.

      Meine Atmung beschleunigte sich und ich versuchte verzweifelt wieder mein Schwert zu heben. Es blieb bei einem kläglichen Versuch.

      „Prinzesschen Verdammt was ist los mit dir?“

      Tchai! Oh ihr Götter sei Dank!

      „Tchai ich kann nicht …“

      „Verdammt Layra, wo ist Shinn?“

      Selbst über unsere räumliche Distanz spürte ich Tchais Wut.

      „Der Meister sagte du bis so rein, ich wollte einmal etwas Reines berühren. Einmal … einmal … ein einziges Mal!“

      Die geraunten Worte des Mädchens verursachten mir eine Gänsehaut. Auf meiner Haut konnte ich dutzende von kleinen Schnittwunden erkennen. Feine Bluttropfen benetzten meine Arme.

      „Layra WO … IST … SHINN? Bei allen Gehängten ich bringe ihn um!“

      In diesem Moment hätte ich ihn nicht daran gehindert. Ich dachte, er hatte einen Bannkreis errichtet! Mit großer Mühe schaffte ich es meinen Schwertgriff zu umfassen. Die Schnitte zogen sich bereits über meine Brust nach unten Richtung Bauch. Sie schienen sich von selbst weiter auszubreiten. Die schwarzen Runen brannten in ihrem eigenen Feuer und steigerten meine Qualen.

      Das Mädchen vor mir beobachtete mich weiterhin und mit zusammengekniffenen Augen konnte ich erkennen, wie die sichelartigen Zeichen auf ihrer Haut umhertanzten.

      Plötzlich zuckte sie zurück und ich wurde unsanft an der Taille gepackt und mit einem Ruck in die Höhe gerissen.

      Ich