Ich gab ihm ein paar Informationen über meinen beruflichen Background und erklärte ihm, dass ich zur Zeit die Angebote son dieren würde. Wir vereinbarten in Kontakt zu bleiben.
Drei Wochen später meldete er sich wieder und wollte die Sache konkretisieren. Ich winkte ab und teilte ihm mit, so kurzfristig keine Zusage geben zu können, da ich erst noch andere Dinge zu klären hätte. Er wollte wieder auf mich zukommen.
Mir war klar, dass ich erst die juristische Sache geklärt haben musste, bevor ich mich auf einen neuen Job einlassen konnte. Aber zumindest hatte ich etwas in der Hinterhand. Es schien das einzig
seriöse Angebot zu sein, unter einer Vielzahl von undurchsichti gen Offerten, die ich inzwischen erhalten hatte.
Zunehmend versuchte man auch, mich per Fax zu erreichen, obwohl ich kein Gerät beziehungsweise Anschluss dafür besaß. Die Versuche wurden langsam penetrant, manchmal bis zu 20 Mal am Tag. In meinen Inseraten hatte ich die Telefonnummer angegeben, unter der man mich erreichen konnte, aber keine Fax nummer.
Und es wurde noch dubioser.
Erst probierte man es mehrmals per Fax, dann erfolgte ein An ruf. Jedes Mal, wenn ich mich namentlich meldete, wurde er staunt gefragt, ob dieser Anschluss nicht einer Bank gehöre. Meist legten die Anrufer gleich wieder auf, ohne ihren Namen zu nen nen, wenn ich verneinte.
Einige fragten auch konkret nach einer UNITED OVERSEAS BANK oder nach einer BANCORP DE GARANTIA. Jedes Mal erklärte ich, man müsse sich verwählt haben, ich hätte nichts mit Banken zu tun.
Mir reichte es langsam und ich fragte mich, was das nun wieder für ein Spiel war. Ich nahm mir vor, ab sofort nachzuhaken.
Es folgten noch einige Anrufer, die ihren Namen nicht nennen wollten, aber immer wieder auf ein und dieselbe Darlehensnum mer hinwiesen und die Auszahlung von Geldern verlangten.
Im Juni erhielt ich dann folgenden Anruf:
„Guten Tag, mein Name ist Lefart. Spreche ich mit Herrn Vol ker Bauch, Repräsentant der BANCORP DE GARANTIA?“
„Sie sprechen mit Herrn Bauch. Worum geht es denn?“ tat ich interessiert.
„Mir liegt hier ein Auftrag vor von einer Finanzagentur KAPI TAL INTERNATIONAL aus Utrecht in Holland. Es geht um eine Zwischenfinanzierung eines Kunden namens Rene Seebold aus Zorge. Das muss in den neuen Bundesländern sein.
Ich habe ihre Telefonnummer den Unterlagen entnommen und möchte mich kurz noch mal über die Abwicklung informieren.“ Ich stellte mich dumm: „Der Name sagt mir jetzt nichts und die Finanzagentur, die Sie erwähnten, ist mir auch unbekannt.
Von wem haben Sie denn die Unterlagen bekommen?“
„Die habe ich aus Holland erhalten. Es geht da um ein Darle hen der BANCORP DE GARANTIA für diesen Kunden und um Stellung der Sicherheiten. Da gibt es anscheinend eine Spezial agentur in den USA, die das übernommen hat und für deren Honorar der Kunde Seebold nunmehr eine Zwischenfinanzierung sucht. Dabei hat er sich an KAPITAL INTERNATIONAL in Hol land gewandt und die hat wiederum mich beauftragt.“
„Aha, ich verstehe“, erwiderte ich, obwohl ich eigentlich gar nichts verstand. „Bitte geben Sie mir doch die Telefonnummer dieser Agentur in Holland. Dann kläre ich das mit denen direkt. Alles Weitere hören Sie dann von dort.“
Anscheinend hatte ich den Mann überzeugt, denn er gab mir tatsächlich die Nummer der besagten Agentur.
Hier schien etwas faul zu sein. Das merkte ich schon länger. Nur wusste ich nicht was. Ich probierte einige Male vergeblich unter dieser Nummer durchzukommen, dann hatte ich Glück. Ich meldete mich mit meinem Namen und verwies auf den Anru fer Lefart.
„Ja, dieser Vorgang ist uns bekannt“, bestätigte man mir. „Hier liegt noch eine weitere Anfrage einer Frau Wally Moser aus Schwä bisch Hall, auch wegen eines Darlehens der BANCORP DE GA RANTIA.“
„Woher haben Sie denn meinen Namen und meine Telefonnum mer?“ fragte ich.
„Diese Daten wurden uns von einer Agentur namens PRO FI NANZ GMBH, Rennbahn 60 in Eisenach, angegeben. Der Ge schäftsführer heißt ULF PALM. Aus den Darlehensunterlagen der Kunden Moser und Seebold geht hervor, dass Sie Herr Bauch, als der deutsche Repräsentant der kreditgebenden BANCORP DE GARANTIA in Houston/ Texas angegeben sind. Für uns ist das Ganze etwas sonderbar. Wir kennen weder die Bank, noch die Agentur in Eisenach.“
„Für mich ist die Sache noch sonderbarer“, erwiderte ich. „Ich frage mich, wie meine persönlichen Daten auf diese Unterlagen kommen? Ich habe weder etwas mit diesen Firmen noch generell etwas mit diesem Gewerbe zu tun. Können Sie mir denn diese Unterlagen zusenden, damit ich die Sache überprüfen kann?“
„Natürlich, das machen wir. Die Unterlagen gehen heute noch raus.“
Ich bedankte mich und beendete das Gespräch.
Ein paar Tage später trafen die Unterlagen ein. Ich musste mir erst mal einen Durchblick verschaffen:
Da waren Darlehensverträge einer BANCORP DE GARANTIA, ausgestellt auf die Namen Seebold und Moser. Dann gab es Verträ ge einer Firma BORROUGHS & MC DUNN aus San Francisco, die Sicherheiten von 30 % der Kreditsumme für die Darlehens nehmer stellte. Als Honorar verlangte diese wiederum 11 % des Wertes der Sicherheiten. Das Honorar hatten die Kunden vorab an den Sicherungsgeber zu zahlen. Andernfalls gab es keine Si cherheiten und ergo auch keine DarlehensAuszahlung.
Vermittelt hatte das Ganze eine Firma PRO FINANZ GMBH. Doch auf den Unterlagen war mein Name nirgends zu sehen. Dennoch waren da diese permanenten Anrufe und die Informati onen aus Holland.
Ich beschloss, nach Eisenach zu fahren und unangemeldet bei PRO FINANZ der Sache nachzugehen. Ich musste herausfinden, was hier los war.
Ganz Eisenach schien eine einzige Baustelle zu sein. Mehrmals landete ich in irgendwelchen Sackgassen, bis ich endlich die Renn bahn 60 fand. Neben dem zweistöckigen Haus waren Parkplätze. Am Eingang des Gebäudes wies ein Firmenschild mit PRO FI NANZ GMBH daraufhin, dass ich hier richtig war.
Das Büro befand sich im 1. Stock. Dort empfing mich eine Se kretärin. Ohne meinen Namen zu nennen, bat ich, den Geschäfts führer sprechen zu wollen. Sie erwiderte, dass Herr PALM erst in der nächsten Woche wieder im Haus sei. Unverrichteter Dinge musste ich wieder gehen.
In der folgenden Woche erkundigte ich mich mehrmals telefo nisch nach dem Geschäftsführer ULF PALM, bis ich die Bestäti gung bekam, wann er im Büro sein würde.
Den Weg nach Eisenach kannte ich ja nun. Der Sekretärin er zählte ich, ich würde mich für ein Darlehen interessieren. Ein paar Minuten später saß ich einem Mann gegenüber, der sich als ULF PALM vorstellte.
Ich schätzte ihn auf circa 30 Jahre, schlanke Figur, circa 1,80 m groß. Er hatte dunkles bis schwarzes Haar.
„Ich möchte mich gern mal bei Ihnen über die Möglichkeiten von Darlehen und Finanzierungen erkundigen“, begann ich das Gespräch.
Ich hatte mich immer noch nicht vorgestellt oder meinen Na men gesagt. Und das schien meinen Gegenüber auch gar nicht zu interessieren.
„Da bin ich der falsche Ansprechpartner für Sie“, antwortete PALM, „den Bereich Finanzierungen und Darlehen bearbeitet mein Partner. Aber der ist für einige Zeit in der Schweiz, um ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Geben Sie mir doch Ihre Telefonnum mer, dann kann er sich bei Ihnen melden.“
„Wie heißt denn Ihr Partner, der die Finanzierungen macht?“ fragte ich.
„SODERLAND“, antwortete PALM.
„Wie war der Name?“ Ich tat so, als ob ich nicht verstanden hätte.
„SODERLAND“, wiederholte PALM,“DR. JENS SODER LAND.“