„Versuchen Sie es über unser Büro. Wir leiten Ihre Anfrage dann weiter.“
„So machen wir es“, verabschiedete ich mich.
Den Namen SODERLAND hatte ich nur zu gut in Erinne rung. War er doch derjenige, der mir 1994/95 als Mitarbeiter der angeblichen WD KÖHLER, HANNOVER, einen privaten Fi nanzier besorgen wollte und mich Idioten dabei gnadenlos abge zockt hatte.
Als PALM mir diesen Namen nannte, fuhren alle Antennen bei mir aus. Eigentlich wollte ich PALM mit den DarlehensUnterla gen und der unlauteren Nutzung meines Namens konfrontieren. Doch nun war ich froh, es nicht getan zu haben. Ich wäre sicher gleich aufgeflogen, denn soviel Zufall konnte es gar nicht geben.
Ich nahm mir die Dokumente noch mal genau vor:
PRO FINANZ vermittelte also Darlehen einer BANCORP DE GARANT IA und gleichzeitig auch die Gestellung von Sicherhei ten, falls die Kreditsuchenden diese nicht hatten. Und das war wohl in den meisten Fällen so. Die Gebühr für die Bereitstellung der Sicherheiten durch die InvestmentFirma aus San Francisco, sollte den Unterlagen nach, vorab auf ein Konto in Lichtenstein mit der Bezeichnung WTB eingezahlt werden. Erst dann würden die Sicherheiten für ein Darlehen freigegeben.
Mir war aber immer noch nicht klar, was ich, beziehungsweise meine Daten, für einen Zweck in dieser Sache erfüllen sollten. Doch das stellte sich bald heraus.
Immer wieder kamen Anrufe, wo man jemanden von der BAN CORP DE GARANTIA sprechen wollte. Einige bestanden vehe ment auf die Auszahlung ihrer Darlehen. Schließlich hätten sie die Gebühren für die Sicherheiten bereits geleistet. Manche droh ten sogar mit einer Anzeige.
So langsam ging mir ein Licht auf. Ich wurde hier für üble Ma chenschaften benutzt und ich ahnte auch schon, wer dahinter steck te.
Und noch ein Verdacht kristallisierte sich mehr und mehr heraus: Es gab nur eine Person, die Kenntnis über private und geschäft
liche Daten von mir hatte: JENS SODERLAND.
Schon damals war ich verwundert, wie primitive, des Deutschen kaum mächtige Erpresser, genaueste Informationen über meine Geschäfte, meine Kunden und wie ich mit ihnen abrechnete, ha ben konnten.
Der Zusammenhang zwischen den Erpressungen damals und den Vorgängen heute war offensichtlich. Ich konnte mir damals nie erklären, warum gerade ich, Zielscheibe von dieser Art von Verbrechen wurde, warum man gerade mich ausgesucht hatte. Jetzt wusste ich es. Hinter allem stand ein Name: JENS SODER LAND.
Doch was hatte ich in der Hand? Lediglich einen Verdacht. Mehr nicht.
Ich recherchierte nun genau und rief die, auf den Verträgen an gegebene Telefonnummer der BANCORP DE GARANTIA in Houston/USA an.
Der Anschluss stellte sich als eine Art Büroservice heraus. Dort war die angebliche Bank nicht bekannt. Eine Dame teilte mir jedoch mit, der Auftraggeber dieses Services sei ein gewisser HOL GER SCHREIER in FORT LAUDERDALE/FLORIDA mit der Anschrift 1007 NORTH FEDERAL HIGHWAY XC3. Eine Te
lefonnummer wollte die Dame mir nicht geben. Es hätten aber schon viele angerufen und nach dieser Bank gefragt.
Einen Anschluss HOLGER SCHREIER mit dieser Adresse hat te die Auslandsauskunft nicht verzeichnet. Ich probierte es nun bei der besagten InvestmentFirma BORROUGHS & MC DUNN in San Francisco. Ich landete beim Hauptanschluss eines Büroge bäudes mit über 50 Unternehmen. Aber eine Firma mit diesem Namen gab es dort nicht.
Alles war ein riesiges Windei und ein Scheingeschäft. Weder die Bank noch die InvestmentFirma existierte. Und ich sollte nun den Kopf dafür hinhalten, nachdem man abgezockt hatte.
Doch welche Beweise hatte ich in der Hand, wenn ich mit mei nen Erkenntnissen jetzt zur Kripo gehen würde? Weder auf den Unterlagen, noch sonst irgendwo, stand mein Name drauf. Das lief auf einem anderen Weg, den ich nicht kannte.
Man würde mir wieder nicht glauben, wie schon bei den Er pressungen.
Würden sie überhaupt die Zusammenhänge erkennen, wenn sie schon den Unterschied zwischen Privatentnahme und Privateinla ge nicht verstanden und zu meinem Nachteil gewertet hatten?
Vermutlich würde es so etwas mal wieder nicht geben, wie schon die KHKin SAGLLÖHN ER zu Erpressungsvorgängen in Korb ach „feststellte“ und man wischte die Sache einfach vom Tisch. Vermutlich würde ich diese Geschichte mal wieder selbst insze niert haben, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Das waren Bürokraten, aber keine Ermittler. Das hatte ich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wenn ich denen etwas auf den Tisch legen wollte, dann musste es wasserdicht sein und keine weitere Arbeit verursachen. Vor allem nicht in meiner Situation. Und die veränderte sich dramatisch, als im August der Beschluss des Bundesgerichtshofs bezüglich meiner Revision kam. Abgelehnt! Das Urteil gegen mich war somit rechtskräftig. Das bedeutete,
ich musste in den Knast. Nur wann, das wusste ich nicht.
Ich brach innerlich zusammen. Die letzte Hoffnung, an die ich mich geklammert hatte, war nun auch dahin. Die Justiz stellte mich an die Wand. Ich konnte weder vor noch zurück. Ich fühlte mich, wie an einem unsichtbaren Galgen hängend, den Strick fest um den Hals und wartend, dass jemand die Falltür namens Knast öffnete.
Ich sollte für etwas büßen, dass ich nicht zu verantworten hatte und saß doch schon wieder in der nächsten Geschichte drin.
Die Wahrheit interessierte die Justiz nicht. Die wollte einen Schuldigen. Und den hatte sie ja jetzt auch. Mir war nichts mehr geblieben.
Was hatte ich also zu verlieren?
Ich spürte, wie sich bei mir der Selbsterhaltungstrieb aktivierte. Wie viel Zeit mir noch verblieb, bis ich hinter dicken Mauern verschwinden sollte, war unklar. Vielleicht noch ein paar Monate. Man hörte oft davon, dass die Gefängnisse überfüllt seien. Meine einzige Chance war, so viel wie möglich noch herauszufinden von dem, was gerade vor sich ging.
In der lokalen Zeitung erschien einige Tage später eine kleine FließtextAnzeige, in der eine KUNERT FINANZ aus Hannover Privatdarlehen anbot. Die angegebene Telefonnummer war die gleiche, wie seinerzeit bei WD KÖHLER. Ich rief dort an und es meldete sich eine Dame, die sich mit MARION KUNERT vor stellte.
Ich fragte nach JENS SODERLAND, doch angeblich sei der dort nicht bekannt. Ich versuchte es ein zweites Mal und hatte diesmal eine männliche Person am Hörer, der sich mit SODER LAND meldete. Auf meine Frage, ob er JENS SODERLAND sei, antwortete er, dies sei sein Bruder. Aber der wäre in der Schweiz. Es wurde immer undurchsichtiger. Wenn ich wirklich etwas Greifbares haben wollte, musste ich an SODERLAND herankom
men.
In den folgenden Wochen gab es wieder verstärkt Faxversuche und Anrufe. Da wirkte jemand im Hintergrund und ich saß mit ten in der nächsten Scheiße drin. Vor allem hatte ich die Befürch tung, wenn von den abgezockten Leuten einige Strafanzeige stel len und den Hinweis auf meine Person geben würden, hinge mir die Justiz diese Sache auch noch an.
SODERLAND und Konsorten waren nicht dumm. Das musste ich zugestehen. Anscheinend hatten sie einschlägige Erfahrungen mit polizeilicher Vorgehensweise und deren SchwarzWeißDen ken. Das nutzten sie gnadenlos aus. Und wo gab es ein besseres Opfer als mich?
Die Ladung zum Strafantritt kam schneller als erwartet. Am
18.11. 97 sollte ich den Vollzug in der JVA Kassel antreten. Nun war es also definitiv. Ich hatte noch zwei Wochen Zeit, eine Ent scheidung zu treffen: Entweder die nächsten Jahre hinter Gittern zu verbringen oder das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Für mich war klar, dass SODERLAND die Ursache allen Übels und der Initiator der Erpressungen war. Nur er hatte durch meine Finanzierungsunterlagen, umfassenden Zugang zu meinen Daten. Die beiden Schläger, die er vorgeschickt hatte, waren lediglich seine Werkzeuge. Nur konnte ich das alles nicht beweisen. Noch nicht. Aus dem Knast heraus etwas zu tun, erachtete ich für äu ßerst schwierig. Ich wäre auf Rechtsanwälte und Polizei angewie sen. Und