„Okay, genau so muss es ablaufen! Damit hätte ich mein reizvolles Vorhaben mit dem außergewöhnlichen Sündenbock erfolgreich beendet. Ja, das ist ein überaus trächtiger Plan!“, schätzte der gewiefte Beelzebub seine typischen Überlegungen unter Dach und Fach gebracht zu haben, worauf ein überschäumender Freudentanz folgte, der ihn fast in Ekstase versetzte.
„Ach, da fällt mir doch noch etwas ein“, kam ihm plötzlich in den Sinn.
Inzwischen schon spürbar außer Atem geraten, fügte er seinem bereits gefassten Vorsatz mit vertrautem Selbstgespräch weitere Gedanken hinzu, indem er meinte: „Eigentlich brauchte ich den Jungen während seines ersten Jahrzehnts nicht unbedingt zu behelligen. Es gereichte mir sogar zum Vorteil, wenn er sich einstweilen aufs Beste entwickelt, zumal er fraglos eine vortreffliche Kinderstube haben wird.
Aber infolge des bevorstehenden großen Völkergemetzels (Zweiter Weltkrieg) treibe ich die ganze Sippschaft zu den besiegten Teutonen, und zwar in deren sowjetisch besetzten Ostzone. Von da ab müsste ich allerdings ununterbrochen ein Auge auf meinen künftigen Fang haben, damit mir nichts Wesentliches entgeht. Dessen ungeachtet werde ich Abel sofort auf eine äußerst grauenhafte Probe stellen. Obendrein könnte ich ihm nur wenige Lenze danach ein nahezu unglaubhaft düsteres Geheimnis anvertrauen, das er für lange Zeit strengstens behüten müsste, sofern er sich nicht freiwillig ans Messer liefern will.
Sollte er den erneut kaum zu übertreffenden Härtetest überstehen, gewähre ich ihm allenfalls in bewährter Spendierlaune noch über ein halbes Jahrhundert hinweg die üblichen Freuden der Homo sapiens, womit ich meiner angehenden Siegesbeute das irdische Dasein gebührend versüße, bis ich endgültig zuschlage.
Ergo stelle ich ihm geringstenfalls einen verlässlichen Freund zur Seite, mit dem er gemeinsam durch mancherlei Höhen und Tiefen des Lebens wandelt. Vielleicht wird er auch noch mit einem leiblichen Bruder beschenkt.
Ferner will ich dafür sorgen, dass Abel sich ab und zu in ein menschenähnliches Tier verwandelt, in dessen Gestalt er sich beliebig austoben kann, allerdings nur während seiner bildlichen Vorstellungen im Schlaf, eben als Traumaffe.
Na, das wird gewiss ein höchst merkwürdiges Spektakel, eine Art Rambazamba. Ich freue mich schon riesig darauf, denn es bereitet mir und meinesgleichen bestimmt einen Heidenspaß. Man darf also gespannt bleiben!“, jubelte der hinterlistige Urian und fügte schelmisch hinzu: „Des Weiteren beglücke ich ihn mit einer phänomenalen Eheliebsten, die ihrem Gemahl reichlich Wonnetrunkenheit bescheren wird. Auch Kinder soll er mit ihr zeugen, vorher jedoch einen ordentlichen Beruf erwerben und ihn dann so lange erfolgreich ausüben, bis ich eine ideale Gelegenheit erspähe, ihm ein für alle Mal den Garaus zu machen. Endlich hätte ich mein verlockendes Ziel erreicht. Oh ja, ein wahrhaft meisterliches Unterfangen! Gebongt!“, triumphierte der Satan abermals frenetisch.
Resümee:
Das waren spornstreichs nach Abels Geburt die makabren Überlegungen des überall bekannten und namentlich unter Gläubigen mitunter auch sehr gefürchteten Erzhalunken. Und sein Vorhaben mit unserem literarischen Helden sollte sich fast detailgetreu erfüllen.
Oder sind es im Grunde genommen doch stets konkrete Gestalten jener Denkgeschöpfe, die bisweilen eine geradezu verhängnisvolle Niedertracht im Schilde führen, um ihre teils mehr als fragwürdigen Interessen mit allen Mitteln durchzusetzen, selbst wenn sie dadurch unabwendbar die Boten des Todes wachrütteln?
Schließlich gilt: Ein Paradies für alle wird es auf unserem einzigartigen Blauen Planeten mit Sicherheit niemals geben und im Himmel erst recht nicht. Stattdessen müssen wir mehr denn je aufpassen, dass die Höllenqualen unzähliger Erdenbürger nicht ständig zunehmen, denn „die Linie, die Gut und Böse trennt, verläuft quer durch jedes Menschenherz“ (Alexander Issajewitsch Solschenizyn).
Ja, ich stimme dem Nobelpreisträger für Literatur hierauf vorbehaltlos zu: Im Grunde genommen schlummert sogar in jedem von uns ein potenzieller Mörder, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen. Ob das launenhafte Monster erwacht und in welchem Maße es aktiv wird, hängt ganz von den jeweiligen Umständen ab.
Freunde, wir sind unterrichtet und nicht minder gewarnt!
Wer trotzdem seinen entsprechenden Wissensdurst stillen möchte, ist natürlich ausgesprochen willkommen!
Deshalb gleich ein vertraulicher Hinweis an meine verehrten Leser:
Zum glaubhaften Erzählen dieser vielschichtigen Story fühle ich mich aus mehreren Gründen in der Lage.
Ausschlaggebend hierfür ist der Sachverhalt, dass Abel nach einer unsäglichen Heimsuchung, die er mit elfeinhalb Jahren im Mai 1948 in Pirna/Sachsen erlitt, bei meinen Eltern neue Geborgenheit erfuhr und seither zu unserer Familie gehörte.
Auch war ich gottlob zugegen, als ihm bereits während seiner frühen Sturm-und-Drang-Zeit ein auserlesen knuspriges Mädchen in die Arme lief, mit dem er sich bald darauf vermählte. Das kündete offenbar von einem verheißungsvollen Spiel Fortunas, denn ich durfte häufig ein freudvoller Zeuge dessen sein, wie ihm seine schönere Hälfte allein schon mit ihrem ausnehmend bezauberndem Lächeln ständig neue Pforten zum Glück öffnete, wobei sein Wohlbefinden durch ihre augenscheinliche Warmherzigkeit und überaus faszinierende Intelligenz erst recht nachhaltig beflügelt wurde.
Und er blieb über Jahrzehnte hinweg mein bester Freund, bis ihn abermals eine unerhörte Tragödie überraschte und er daraufhin beinahe notgedrungen oder wie vom Teufel besessen selbst das Zepter des Grauens ergriff, um es auf seine Art zu handhaben.
Ja, die Wirklichkeit ist manchmal noch viel entsetzlicher als die verwerflichsten Produkte unserer regen Fantasie, mag sie gelegentlich noch so abartige Blüten treiben.
Wie viel Leid muss ein Mensch erfahren, welches Quantum an Schmach ihm zugefügt werden, bis das Maß des Erträglichen voll ist und plötzlich ein Umschwung seines Charakters vom allenthalben Barmherzigen zum unerbittlichen Rächer erfolgt?
Damit wir hinreichend verstehen, warum Erwachsene dies tun und jenes lassen, besonders wenn es sich um eine abrupte Änderung ihres Verhaltens im soeben erwähnten Sinne handelt, sind wir meist hilfreich beraten, uns ihre Kindheit und Jugend zu veranschaulichen. Sonach bedrängt mich die schier bodenlose Lebensgeschichte meines brüderlichen Weggefährten geradezu ungestüm, nachfolgend sehr weit auszuholen, einen großen Bogen zu spannen, mich nicht mit Halbheiten abzufinden, sondern aus der prallen Widersprüchlichkeit unserer individuellen sowie gemeinsamen Laufbahn vieles einzufangen, das auf irgendeine Weise mit seiner absonderlichen Schicksalsfügung verwoben sein könnte.
Außerdem werde ich gerne mit reichhaltigen Angeboten zur Diskussion über verschiedene Themenbereiche sowohl auf privater Ebene als auch in sozialer Hinsicht aufwarten. Derlei Einschübe geschehen im Vertrauen darauf, dass sie nicht nur bei mir noch manch graue Zellen im Oberstübchen wecken und aktivieren, um mein Urteilsvermögen weiter zu schärfen, sondern hoffentlich auch den empfänglichen Leser zum Nachdenken anregen und ihm darüber hinaus wohltuende Abwechslung bieten. Möge es so kommen!
Es ist nämlich nicht meine Absicht, bloß die Befindlichkeit zweier Menschen in der Partnerschaft oder anderweitig nach eigener Betrachtungsweise zu durchleuchten. Dazu reichen Groschenhefte und einschlägige Trivialliteratur schlechthin sowie dazugehörige Fernsehserien, wovon es gewiss mehr als genug gibt, denn der Markt ist regelrecht übersättigt. Solcherart Geplauder ist nicht mein Begehren. Es brächte allenfalls ein laues Behagen in mein Gemüt, aber noch lange keine echte Zufriedenheit. Dies gilt auch für jegliche Wort- und Textspielereien mit nur lausigen oder keinen Inhalten.
Das Leben ist doch viel zu reichhaltig, als dass wir uns allein mit dem gezielten Durchforsten der gelegentlichen oder teils auch ständig wiederkehrenden